Der Traum vom WM-Titel: Daumen drücken für Kai Häfner

Sie zittern, drücken die Daumen und flippen nach dem Spiel völlig aus. Zu Hause oder auch vor Ort in der Halle fiebern die TSB-Handballer mit der deutschen Nationalmannschaft und allen voran dem Gmünder Eigengewächs Kai Häfner bei der Heim-WM mit. Die Hoffnungen auf ein neues Wintermärchen lebt. Wolfgang Häfner lobt seinen Sohn Kai nach dessen starkem Auftritt beim 22:21-Sieg gegen Kroatien. Aber: „Er ist mir noch ein bisschen zu ängstlich.“


Er hatte sich auf einen entspannteren Fernsehabend eingestellt. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Kroaten so gut sind und dachte, dass es weniger nevenaufreibend wird“, sagt Wolfgang Häfner. So aber fieberte der Vater von Nationalspieler Kai Häfner gemeinsam mit seinem anderen Sohn Max bis zur Schlusssirene mit der deutschen Mannschaft mit. Und war glücklich über das Happy End mit dem Einzug ins Halbfinale.

Klar, dass Wolfgang und Max Häfner – selbst Bundesligaspieler beim TVB 1898 Stuttgart – ganz besonders auf Kai achteten. „Ich denke, er hat es gut rüber gebracht und eine sehr solide Leistung abgerufen“, sagt der 63-Jährige über seinen Sohn. Er habe gute Anspiele gehabt beim 22:21-Sieg und zwei „saubere Tore“ erzielt. „Vor allem der Treffer mit dem beidbeinigen Absprung – das macht so schnell kein anderer ...“ Wobei Wolfgang Häfner durchaus auch kritisch auf seinen Sohn blickt. „Er ist mir bei dieser WM noch ein bisschen zu ängstlich“, sagt der Pädagoge, der Kai einst viele Jahre selbst beim TSB Gmünd unter seinen Fittichen hatte. Er traue sich noch nicht so oft zu werfen, obwohl er in der Position dazu wäre. „Kai hält sich sehr an die taktischen Vorgaben von Bundestrainer Christian Prokop. Vielleicht will er durch seine Fehlschüsse nichts ins Wanken bringen. Er hat auf jeden Fall noch Luft nach oben.“

Das ist es auch, was der Vater seinem Sohn für die entscheidenden Spiele mit auf den Weg geben will. „Den Ball nur abspielen bringt nichts. Er muss Verantwortung übernehmen und Tore machen.“ Dass der 29-Jährige dazu in der Lage ist, habe er oft genug bewiesen. „Kai schießt in der Bundesliga durchschnittlich sechs Treffer. Er ist dieser nervlichen Belastung mit all seiner Erfahrung auf jeden Fall gewachsen.“ Wolfgang Häfner ist sich sicher, dass „Kai noch das eine oder andere zeigen wird“. Zumal er sich das Vertrauen von Prokop wieder erarbeitet habe.

Das war zunächst anders: Der Gmünder war anfangs bekanntlich nicht für die WM nominiert. „Das war für ihn natürlich ein Schlag ins Gesicht. Er war furchtbar enttäuscht und geschockt, und er wusste nicht warum“, erzählt der Vater, der nicht daran glaubte, dass sich die Geschichte von vor drei Jahren wiederholt und Kai Häfner nachnominiert wird. Doch es war auch diesmal so. Der Bundestrainer hat den 29-Jährigen nachträglich dazugeholt. „Kai hat mir eine SMS geschrieben und gesagt, dass er total happy ist.“

Und was kann jetzt noch kommen? „Wenn man im Halbfinale steht, will man natürlich nicht Vierter werden und mit leeren Händen dastehen“, sagt Wolfgang Häfner. Wobei er auch sagt, dass „Norwegen und Dänemark schon sehr stark sind“. Dennoch: Der 63-Jährige glaubt fest daran, dass Deutschland eine Medaille holen kann. Und sogar den WM-Titel? „Es gibt diesmal keinen klaren Favoriten. Allerdings muss dazu alles passen. Jeder muss dann seine Leistung abrufen, und man benötigt Glück und auch die Schiedsrichter.“ Was erschwerend hinzukommt: „Das Endspiel ist in Herning, da hat Dänemark ein Heimspiel.“

Und wie geht die Weltmeisterschaft für Wolfgang Häfner weiter? „Wenn’s geht, möchte ich am Freitag beim Halbfinale live in Hamburg dabei sein“, sagt der 63-Jährige. Das hänge davon ab, ob der Lehrer der Gemeinschaftsschule Waldstetten an diesem Tag freigestellt wird. Falls es tatsächlich klappen sollte, wird Häfner auf jeden Fall mit dem Auto in den Norden fahren. „Da bin ich flexibler als mit dem Flugzeug“, sagt Wolfgang Häfner und denkt gleich einen Schritt weiter.

Denn sollten die Deutschen mit Kai Häfner gar das Finale erreichen, „würde ich von Hamburg direkt nach Herning durchstarten ...“


Stimmen zur WM: „Kai hat gegen Kroatien deutliche Akzente setzen können“

Aaron Fröhlich, Rückraumspieler des TSB Gmünd: „Ich denke, dass alle Gmünder und vor allem wir TSBler glücklich sind, dass Kai es noch ins Team geschafft hat. Und er konnte gegen Kroatien deutliche Akzente setzen und der Mannschaft helfen. Im Angriff gibt es zwar noch Momente, in denen sich die Deutschen schwer tun. Die Abwehr dagegen ist absolute Weltklasse. Deshalb bin ich mir sicher, dass wir ins Finale einziehen werden. Und wir können Weltmeister werden. Denn wir haben realistische Chancen, jeden zu schlagen.“
Anni Keilwerth, Linksaußen der SG Bettringen: „Dank einer überragenden Torhüterleistung und einer sehr guten Mittelblockarbeit sind die Deutschen zu diesen tollen Ergebnissen gekommen. Kai Häfner hat sich nach seiner Nachnominierung im Rückraum sehr gut eingefunden. Mit seiner Dynamik zieht er die nötigen Lücken. Ich denke, dass Deutschland ins Finale einzieht, dort auf Dänemark trifft – und am Ende den Titel holt.“
Wolfgang Bächle, Rechtsaußen des TSB Gmünd: „Ich finde es super, dass Kai nachnominiert wurde. Und er ist auch sehr gut ins Turnier gestartet, hat super Torvorlagen gegeben. Ich würde mir wünschen, dass es bis zum Finale so weitergeht. Ich bin mir auch sicher, dass Deutschland ins Endspiel kommt. Dort erwarte ich ein Duell gegen Frankreich, das die Deutschen am Ende für sich entscheiden.

© Gmünder Tagespost 22.01.2019 18:43 / Alexander Haag

Dürfen wir uns dieses Jahr wieder auf solche Jubelbilder wie bereits beim EM-Titel vor drei Jahren freuen? Die gesamte TSB-Familie drückt dir die Daumen, lieber Kai ! (Bilder: Mario Klaiber / Gmünder Tagespost)