Rilli: "In Konstanz können wir nur gewinnen“

Es ist das Duell der beiden jüngsten Mannschaften ligaweit, doch die Voraussetzungen könnten kaum unterschiedlicher sein. Nach der herben Auftaktschlappe reist der TSB Gmünd am Samstag (17 Uhr, Schänzle-Sporthalle) als Außenseiter zum Drittliga-Absteiger HSG Konstanz II.

Die erste Enttäuschung ist verdaut. Noch in der Nacht auf Montag stand für Dragoș Oprea eine ausführliche Videoanalyse der 28:37-Niederlage gegen den TSV Heiningen auf dem Programm. Selbstkritisch wurden in der Trainingswoche die eigenen Fehler – und davon gab es genügend. Das vom TSB-Trainer forcierte Umschaltspiel funktionierte im Derby gar nicht so wie erhofft und wie es in den Vorbereitungsspielen bereits erfolgreich umgesetzt wurde. Die Vielzahl an technischen Fehler inklusive zahlreicher „Fahrkarten“ im Torabschluss sorgten schließlich für den Genickbruch, der TSB lief gegen starke Heininger ins offene Messer hinein.
 
Insgeheim hatten die Gmünder fest eingeplant, vor eigenem Publikum die ersten beiden Punkte einzufahren. „ Wir wollen die Liga in der Art und Weise bestehen, dass wir gar nicht erst zu stark unter Zugzwang geraten“, erklärt der Sportliche Leiter Jürgen Rilli angesichts der zu erwartenden sieben Abstiegsplätze. Wohlwissend, dass im ersten Auswärtsspiel eine extrem hohe Hürde wartet. Am Samstag treten die „Jets“ ihre weiteste Saisonfahrt an und zwar zur wohl interessantesten Mannschaft der Liga.
Nur vier Spiele hatte die HSG Konstanz II in der vergangenen Drittliga-Saison absolvieren können, ehe die Spielzeit aufgrund der Pandemie abgebrochen wurde. Immerhin schon 3:5 Punkte standen damals auf dem Konto der HSG-Talente, was einen guten zwölften Platz bedeutete. Die Rückversetzung in die Oberliga erfolgte als Zwangsabstieg, da die erste Mannschaft in einem dramatischen Saisonfinale äußerst knapp den Verbleib in der 2.Bundesliga verpasste. Nach einem großen Umbruch stammen satte 16 Spieler des neuen Kaders aus der eigenen Jugend. Neu sind dabei nicht nur zehn Neuzugänge, davon acht aus dem eigenen Nachwuchs, sondern auch die Trainer Vitor de Faria Baricelli und Benjamin Schweda.
 
Der TSB-Kader hat ein Durchschnittsalter von 22,3 Jahren, ähnlich blutjung ist in der Oberliga nur die U23 der HSG aufgestellt. Direkt im ersten Spiel nach der monatelangen Zwangspause war zu sehen, über welch großes Potenzial das Team aus fast ausschließlich Eigengewächsen verfügt. Mit 30:22 (14:11) wurde der Vorjahres-Aufsteiger TSV Schmiden in dessen Halle nahezu überrannt. Die zweite Welle war dabei die gefährlichste Waffe der Konstanzer. Neu-Coach Schweda, der den Gmündern noch als Spielmacher aus den bisherigen Begegnungen bekannt ist, verwies anschließend zufrieden darauf, dass es „einfach für mich als Trainer war. Ich konnte jeden Spieler wechseln ohne einen Bruch im Spiel zu haben.“ Aufstiegsambitionen, die der HSG II von allen Seiten zugeschrieben werden, hegt der 27-Jährige nach eigener Aussage allerdings nicht. Ein Platz unter den ersten acht Mannschaften sei das Ziel. „Die Oberliga ist eine Top-Plattform für die jungen Talente“, so Schweda. „Hier kann sich jeder auf sehr hohem Niveau zeigen.“
Für Rilli hingegen ist die neuformierte U23 der „absolute Top-Favorit“, nicht erst seit dem souveränen Auftaktsieg. Die Erkenntnisse kommen auch aus den bisherigen Duellen mit der HSG II. Zuhause konnte der TSB zweimal knapp gewinnen. In der Schänzle-Halle zogen die Gmünder bislang stets den Kürzeren, zuletzt im Februar 2020 mit 21:33. „In Konstanz haben wir nichts zu verlieren“, erklärt der Sportliche Leiter: „Wir können nur gewinnen, ob wir denn gut spielen und leer ausgehen oder vielleicht sogar Punkte mitnehmen. Doch das ist nicht meine Erwartungshaltung. Uns erwartet deshalb ein relativ einfaches Spiel.“ Sein Blick richtet sich bereits weiter nach vorne auf das zweite Heimspiel eine Woche darauf. Gegen den TV Weilstetten, einen direkten Konkurrenten im Rennen um den Klassenverbleib, muss das Oprea-Team liefern.
 
Was aber keinesfalls bedeuten soll, dass der TSB das Gastspiel am Bodensee abschenken wird. Denn in gewisser Hinsicht geht es ja auch um Wiedergutmachung für den verpatzten Heimspiel-Auftakt. „Die schlechten Phasen aus dem Heiningen-Spiel müssen wir dringend abstellen, unsere Fehler haben wir aufgearbeitet“, so Rilli. Sein Trainer kann personell nahezu aus den Vollen schöpfen. Lediglich Linksaußen Hannes Kauderer ist angeschlagen und Gentian Krasniqi befindet sich noch im Aufbautraining. Abwehrchef Christian Waibel hingegen arbeitet nach seiner Fingerverletzung am Comeback.
Alle weiteren Akteure sind bereit für die scheinbar unlösbare Aufgabe. Das gilt auch für Neuzugang Eric Zimmermann, der in seinem ersten Auftritt einen guten Eindruck hinterlassen hat. „In der Abwehr und im Torabschluss haben wir Arbeit vor uns, doch Vieles spielt sich eben im Kopf ab“, räumt der 19-Jährige ein: „Wir müssen in der kommenden Wochen wieder zu dem Spiel finden, das wir können und das wir schon gezeigt haben.“ Ob das in Konstanz klappt? Getreu dem Motto: Du hast keine Chance, also nutze sie.
 
TSB: Fabian, D.Mühleisen – Petersen, Watzl, Fröhlich, Abt, M.Rascher, N.Rascher, Pick, Pleißner, Bächle, Zimmermann, Kauderer (?), S.Mühleisen, Waldenmaier, Kiesel, Waibel (?)
Bisherige Duelle (aus TSB-Sicht): 2 Siege, 4 Niederlagen
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer (4), HSG Konstanz)