Der TSB Gmünd nimmt die Pflichtaufgabe gegen Saase3Leutershausen II total ernst und brennt ein beeindruckendes 48:30 (25:17) – Feuerwerk ab. Der herausragende Niklas Burtsche führt das Team an, das für drei neue TSB-Rekorde sorgt.

Volle Ränge und Standing Ovations sind in dieser Saison zum gewohnten Bild in der Gmünder Großsporthalle geworden. Der Endstand, der am Samstagabend von der Anzeigetafel strahlte, war einfach nur außergewöhnlich. „Herausragend“, befand TSB-Trainer Aaron Fröhlich, der selbst ein wenig verblüfft war: „48 Tore in einem Spiel sind eigentlich jenseits meiner Gedankenwelt. Zu meiner aktiven Zeit sind wir nie über die 40 gekommen.“

Gegen den überforderten Abstiegskandidaten Saase3Leutershausen II stellten die „Jets“ einen Torrekord auf und feierten ihren höchsten Sieg in der vierten Liga. Zudem erreichte Linksaußen Niklas Burtsche mit 15 Treffern jene persönliche Bestmarke, die bislang seinem Trainer vorbehalten war. „Deshalb habe ich ihn rechtzeitig ausgewechselt“, sagte Ex-Torjäger Fröhlich scherzhaft, fügte dann aber hinzu: „Diesen Rekord hatten wir tatsächlich nicht auf dem Schirm. Meine Spieler sollen gerne alles, was ich damals erreicht habe, übertreffen.“

Ohnehin spielen die Gmünder ihre bislang beste Regionalliga-Saison und haben so früh wie noch nie die 30 Punkte-Marke erreicht. Wie schon beim 40:27-Hinspielerfolg zeigte der TSB klar auf, warum er die beste Abwehr (502 Gegentore) und Leutershausen die schwächste Abwehr (611) stellt. „Am Ende sieht es wie ein einfacher Sieg aus“, sagt Fröhlich, „doch der Gegner war im Aufwind und wir haben ihn total ernst genommen.“ Diese Souveränität zahlte sich gleich in den ersten Minuten aus, denn aus seiner stabilen Defensive heraus setzte der TSB immer wieder schnelle Gegenstöße und legte ein 4:1 (5.) vor. „Es waren extrem wenige Fehler dabei und wir haben bestimmt 25 Tore über die erste und zweite Welle erzielt“, rechnete Fröhlich vor. Allen voran seine beiden Flügelflitzer, Wolfgang Bächle und Burtsche, bestraften das mangelhafte Rückzugsverhalten der Gäste eiskalt.

Die Nordbadener wussten einzig mit ihrer Wurfgewalt aus dem Rückraum dagegenzuhalten. Doch nachdem TSB-Rückhalt Daniel Mühleisen zwei verdeckte Würfe von Bastian Seitz hervorragend parierte, bauten dessen Vorderleute ihr Polster rasch von 9:6 (12.) auf 17:10 (20.) aus. Bis dahin hatte Burtsche schon die Hälfte aller Gmünder Tore erzielt, ein Lattentreffer sollte sein einziger Fehlversuch im gesamten Spiel bleiben. Umso überraschter waren die 550 Zuschauer, als der Linksaußen frühzeitig durch Jonas Schwenk ersetzt wurde. Ein geplanter Wechsel, wie der Trainer später verriet: „Wir wollten die Spielzeiten verteilen und die Jungs belohnen. Nur so können sie sich weiterentwickeln und uns in zukünftigen Situationen helfen.“

Fröhlichs Plan ging voll auf und die Toreflut ebbte nicht ab. Schwenk stabilisierte den Mittelblock neben Andreas Maier und holte vorne gleich einen Siebenmeter heraus, den Burtsche abermals cool verwandelte. Mit Louis Waldraff durfte ein weiterer Youngster nun Regie führen, traf dreimal selbst und legte Kreisläufer Jonas Waldenmaier gedankenschnell das 25:17 (30.) vor. Der TSB spielte offensiv wie aus einem Guss. Einzig die Zahl der Gegentore, allen voran durch S3L-Linkshänder Niklas Thierauf, störte den Coach ein wenig: „Schlecht gedeckt haben wir sicher nicht, doch wir haben vorne eben extrem schnell abgeschlossen und so hatte der Gegner auch mehr Angriffe.“

Schon kurz nach der Pause war ein Zehn Tore-Polster erzielt, dennoch ließen die Jets kein bisschen nach. Mit der richtigen Balance aus Tempo und Geduld lenkten Kai Schäffner und Tom Abt den Rückraum, statt Burtsche traf Schwenk nun ebenso zuverlässig von der linken Außenbahn. Szenenapplaus gab es, als sich Linkshänder Stefan Scholz energisch durchwühlte und artistisch zum 36:24 (43.) vollendete. Beim internen Konkurrenzkampf konnte sich jeder Gmünder zeigen, ganz zu Fröhlichs Freude: „Wir sind eine sehr fitte Mannschaft und nicht unbedingt dazu gezwungen, ständig zu wechseln. Da will jeder beweisen, dass ich mich auf ihn verlassen kann.“ Anstelle des starken Mühleisen, der mit elf Paraden glänzte, durfte in der letzten Viertelstunde auch Keeper Devin Immer noch wertvolle Spielzeit sammeln.

Währenddessen näherte sich der TSB seinen drei Rekorden immer weiter an. Waldenmaier wurde der 40.Treffer zunächst aberkannt, weil er mit einem Fuß im Kreis stand. Stattdessen wurde in der Auszeit ein genialer Kempa-Trick ausgetüftelt: Abt spielte einen raffinierten No-Look-Pass auf Burtsche, der sicher zum 40:26 (49.) abschloss. Dessen 15 Tore-Gala gipfelte dann mit einem feinen Lupfer, der vom Innenpfosten zum 43:28 (54.) ins Netz hüpfte. „Niklas ist ein Künstler und das sehen wir alle gerne“, lobte Fröhlich seinen nun gemeinsamen Rekordhalter: „Doch er ist auch ein Arbeiter, der sich immer voll einsetzt und keine Sekunde nachlässt.“

Abwehrchef Andreas Maier war der einzige Feldspieler, der noch bis kurz vor Schluss auf sein persönliches Erfolgserlebnis warten musste. Dreimal brachten ihn seine Kollegen in Position, erst in der Schlussminute versenkte Maier die Kugel dann aus dem Rückraum. Der 48:30-Kantersieg war ein echter Teamerfolg und das nächste deutliche Zeichen an die Konkurrenz. Die furiosen Jets festigten ihren dritten Tabellenplatz, kommenden Samstag (20 Uhr) sind sie beim neuntplatzierten TV Plochingen erneut in der Favoritenrolle. „Jedes Spiel geht bei Null-Null los“, mahnt Fröhlich. Doch der Gmünder Erfolgscoach weiß, dass er sich auf jeden Einzelnen verlassen kann. Nicht nur in der besten Abwehr der Liga, sondern auch in einem extrem torhungrigen Angriff.
TSB: Daniel Mühleisen (1.-46.Minute), Devin Immer (46.-60.) – Niklas Burtsche (15/5), Kai Schäffner (7), Tom Abt (5), Stefan Scholz (4), Jonas Waldenmaier (4), Stephan Mühleisen (3), Louis Waldraff (3), Wolfgang Bächle (2), Patrick Watzl (2), Jonas Schwenk (2), Andreas Maier (1), Christian Waibel (n.e.)
S3L II: Moritz Mangold, Adis Lacic – Bastian Seitz (9), Niklas Thierauf (7), Lukas Gutsche (6/1), Tim Anschütz (3), Jonathan Scholz (2), Moritz Ullrich (1), Laurenz Keil (1), Maximilian Kneier (1), Moritz Keller, Jannes Koch, Benedict Grössl
Siebenmeter: TSB 5/5 – S3L 1/1
Zeitstrafen: TSB 4 Minuten – S3L 6 Minuten
Schiedsrichter: Rebana-Cosima Hettich (TSV Neuhengstett), Sabrina Müller (TSV Dettingen/Erms)
Zuschauer: 550
(Text: Nico Schoch - Bilder: Frank Bieg) 