Einen Punkt gerettet und einen verloren: Bächles Comeback verhindert TSB-Schlappe beim Vorletzten

Handball, Oberliga: Zum dritten Mal in Folge bleibt der TSB Gmünd sieglos und kommt den Abstiegsplätzen immer näher. Zwar drehen die „Jets“ das Auswärtsspiel beim TSV Deizisau in der Schlussphase, doch ein Strafwurf-Gegentor in letzter Sekunde besiegelt das enttäuschende 32:32 (14:14) – Remis.

 

Dreieinhalb Monate nach seiner Hand-Operation wäre Wolfgang Bächle beinahe auf Anhieb zum Gmünder Matchwinner geworden. Früher als geplant hatte sich der Rechtsaußen wieder einsatzbereit gemeldet und erzielte bei seinem Comeback in Deizisau zwei ganz wichtige Tore in Folge zum 31:31-Ausgleich kurz vor Schluss. „Tatsächlich war ich ein bisschen nervöser als sonst“, gestand Bächle anschließend: „Dass ich dann meine Chancen genutzt habe, tat richtig gut.“ Das Fazit allerdings fiel zwiegespalten aus, eben weil der TSB beim beinahe schon abgestiegenen Gruppenvorletzten den erwarteten Sieg verpasste. Da die Gmünder während der gesamten zweiten Hälfte einem Rückstand hinterher laufen mussten, konnten sie sich über das 32:32-Unentschieden eigentlich glücklich schätzen. „Insgesamt fühlt es sich aber wie ein verlorener Punkt an“, findet Bächle.

 

Sein Trainer Michael Stettner war ebenfalls nicht zufrieden mit dem Ergebnis, vor allem aber mit der Art und Weise. „Wir haben es nicht geschafft, unsere Qualität und die Leistung abzurufen, die wir selber von erwarten“, bilanziert Stettner. Das dritte Spiel ohne Sieg lässt den fünftplatzierten TSB nun wieder kräftig zittern, da der auf dem ersten Abstiegsplatz liegende TuS Schutterwald mit 38:31 in Heidelsheim/Helmsheim gewann und so auf einen Punkt heranrückte. „Wir sind selbstverschuldet mittendrin im Abstiegskampf“, bereitet dem Trainer die anhaltende Durststrecke allmählich Kopfzerbrechen: „Ich bin weiter felsenfest davon überzeugt, dass es die Mannschaft aus eigener Kraft schaffen wird. Wir müssen uns aber die Frage stellen, warum wir nicht die Leistung bringen, zu der wir fähig sind und immer wieder von unseren Regeln abweichen.“

 

Stettner meint damit besonders die eigene Abwehr, die kaum den richtigen Zugriff fand. Nicola Rascher und Kai Schäffner hatten die Jets zunächst zwar mit 5:3 (5.) und 7:5 (10.) in Front geworfen. Mit vier Toren in Folge allerdings meldete sich Deizisau eindrucksvoll zurück und zwang den TSB-Coach zur ersten Auszeit. Die folgende Umstellung auf eine 5-1 Abwehrformation, doch ohne den starken Rückhalt Daniel Mühleisen hätte der TSB wohl schon deutlicher zurückgelegen als mit 10:12 (21.). „Unser Rückzugsverhalten war nicht gut genug“, ärgerte sich Stettner über bis dahin bereits sieben Kontergegentore. Linksaußen Ivo Dragicevic sorgte mit einem Doppelschlag zum 14:14 (30.) immerhin dafür, dass zur Halbzeitpause wieder alles auf Null gestellt war.

 

Nach dem Seitenwechsel allerdings bot sich immer noch dasselbe Bild. Der TSB geriet immer wieder ins Hintertreffen, auch wenn Rascher und Watzl bis zum 19:19 (37.) jeweils postwendend ausglichen. Eine kurze Schwächephase der Gmünder Angreifer hatte dann einen Drei Tore-Rückstand zur Folge. Angeführt vom elffachen Torschützen Rascher bäumten sich die Jets vehement auf. Ein feines Anspiel nutzte Kreisläufer Jonas Waldenmaier, um auf 23:24 (46.) zu verkürzen. Kapitän Rascher sorgte sogar für den 27:27-Gleichstand (52.), die folgenden zwei Tore von Lars-Hendrik Crone wiederum ließ den ersten Deizisauer Saisonsieg schon in greifbare Nähe rücken.

 

Für die dramatische Schlussphase kehrte dann auch Routinier Bächle wieder aufs Feld zurück – mit Erfolg. In Überzahl spielten die Gmünder ihren treffsicheren Rechtsaußen zweimal frei und der vollendete eiskalt. Als Rascher 24 Sekunden vor Schluss hochstieg und die Kugel zum 32:31 ins Netz wuchtete, schien die Aufholjagd gelungen zu sein. Der letzte Angriff der Hausherren war jedoch nur durch ein Foul zu stoppen. Im Siebenmeterduell mit Daniel Mühleisen behielt Yannik Taxis die Nerven und besiegelte so die Punkteteilung, mit der keine von beiden Mannschaften so richtig glücklich war.

 

„Zwei Punkte waren unser klarer Anspruch“, verbarg Stettner seinen Frust gar nicht erst: „Selbst wenn es am Ende zu einem Sieg gereicht hätte, hätten wir analysieren müssen, warum wir immer wieder von unseren Vorgaben abweichen. Dieses Thema beschäftigt uns nicht zum ersten Mal.“ Das Comeback von Bächle war aus Trainersicht daher der einzig positive Aspekt des Abends: „Auch wenn Wolle noch nicht bei 100 Prozent ist, sind wir einfach nur froh, dass er schmerzfrei ist und wir ihn wieder zurückhaben.“

 

Auch Bächle selbst mahnt noch zur Geduld: „Es braucht noch ein bisschen Zeit, bis ich mein volles Niveau erreichen werde. Aber die Mannschaft unterstützt mich dabei bestmöglich und das versuche ich zurückzugeben.“ Das spielfreie Osterwochenende kommt nun vielleicht gerade recht, um sich neu zu sammeln für den bevorstehenden Saisonendspurt. Für das kommende Heimspiel am Samstag, 06.April (19:30 Uhr / Große Sporthalle) gegen den Drittletzten SG Heidelsheim/Helmsheim erwartet Trainer Michael Stettner nun eine klare Reaktion seines Teams: „In diesem wichtigen Spiel erwarte ich von jedem 100 Prozent Einsatz und Fokussierung. Wir haben uns diese Lage selber eingebrockt, also können wir uns auch nur selbst da wieder rausziehen.“

 

TSV: Nicolas Gross, Benjamin Hauptvogel – Moritz Friedel (10), Yannik Taxis (6/4), Alexander Seibold (5), Nils Kühl (3), Lars-Hendrik Crone (3), Lukas Lohmann (2), Jaric Baumann (2), Marco Kugler (1), Paul Lampart, Timo Heinemann, Peter Scheffold, Jan Schultheiß, Manuel Bürk

TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Nicola Rascher (11/2), Tom Abt (4/1), Andreas Maier (3), Ivo Dragicevic (3), Patrick Watzl (3), Jonas Waldenmaier (3), Wolfgang Bächle (2), Stephan Mühleisen (1), Philipp Schwenk, Jonas Schwenk, Stefan Scholz, Arian Pleißner

Siebenmeter: TSV 5/4 – TSB 4/3

Zeitstrafen: TSV 8 Minuten – TSB 6 Minuten

Schiedsrichter: Maurice Föhner (TSV Germania Malsch), Sergiu Silinc (TV Mannheim-Friedrichsfeld)

Zuschauer: 300

 

(Nico Schoch)