Keiner sitzt draußen und zählt Minuten

"Das sind Rennpferde, die wollen dass die Klappe wieder aufgeht." Das sagt Jürgen Rilli über die Oberliga-Spieler seines TSB Gmünd. Der Sportliche Leiter der Jets ist zufrieden mit den bisherigen vier Saisonspielen – und sehnt die Fortsetzung herbei. Dass noch in diesem Jahr Spiele stattfinden, erscheint aber zunehmend unwahrscheinlich.


Zwei Siege, zwei Niederlagen. „Das ist vollkommen in Ordnung“, sagt Jürgen Rilli. Die Oberliga-Handballer des TSB Schwäbisch Gmünd stehen damit derzeit auf Rang 9 in der Tabelle. Also weitaus besser als beim Saisonstart im vergangenen Jahr. Alles andere als zufrieden ist der Sportliche Leiter des TSB natürlich mit der Situation, mit der die Corona-Pandemie auch den Sport getroffen hat. Zunächst hatte die Handballsaison erst im Oktober begonnen. Im November ist das Mannschaftstraining und der Ligabetrieb bereits wieder unterbrochen worden.

Herr Rilli, wie groß ist der Frust über diese Situation? Wie halten Sie als Sportlicher Leiter derzeit Kontakt zum Trainerstab und der Mannschaft?

Klar, das Training läuft jetzt wieder individuell zuhause in den eigenen vier Wänden oder auf dem Trimm-Dich-Pfad. Aber wir sind in ständigem Kontakt untereinander. Natürlich derzeit klassisch digital. Ich habe erst jetzt wieder ein paar Videokonferenzen terminiert. Mit Dodo (Cheftrainer Dragoș Oprea, d. Red.) telefoniere ich regelmäßig.

Wie gehen die Spieler mit dieser Situation um?

Die sind unzufrieden. Die wollen spielen. Das sind Rennpferde. Die wollen, dass die Klappe wieder aufgeht.

Die Mannschaft ist hoffnungsvoll in die Saison gestartet, wenn man die bisherigen vier Spiele betrachtet. Zwei Siege, zwei Niederlagen. Wie ist das einzuordnen?

Das ist vollkommen in Ordnung. Wir haben einen neuen Trainer und einige Neuzugänge. Wir konnten die positive Stimmung aus der Vorbereitung in die Spiele mitnehmen. Wir haben gleich das erste Spiel gegen Weinsberg (34:27-Sieg, d. Red.) gewonnen. Die haben seither kein Spiel mehr verloren. In Bittenfeld (26:29-Niederlage, d. Red.) mussten wir auf fünf Spieler verzichten. Dann haben wir gegen Neckarsulm mit unseren Zuschauern im Rücken, die da sein durften, die richtige Reaktion gezeigt und richtig gut gespielt (29:27-Erfolg, d. Red.). In Weilstetten (32:34-Niederlage, d. Red.) werden auch noch andere Mannschaften verlieren. Ich bin zufrieden.

Welche Stärken und welche Schwächen haben Sie ausgemacht in diesen Spielen?

Zu den Stärken zählt insbesondere, dass die Mannschaft das neue Spielsystem eines schnellen Umschaltspiels unseres neuen Trainers Dragos Oprea bereits verinnerlicht hat und damit umzugehen weiß. Das erfolgreich umzusetzen, erfordert aber derzeit noch, dass alle Mann unseres ohnehin kleinen Kaders an Bord sind. Wenn wir die Grundbausteine personell verrücken müssen, dann sind wir noch nicht so weit. Da brauchen wir noch Zeit.

Wie haben sich die Neuen ins Team eingefunden?

Ich war von Anfang an überzeugt von ihnen. Jeder bringt sich auf seine Art ins Team ein. Jeder mit seiner Erfahrung. Marian Rascher, der verletzungsbedingt erst im dritten Spiel einsteigen konnte, hat in den 45 Minuten, in denen er auf den Feld war, sofort gezeigt, dass er ein Halt in der Abwehr ist und er hat sieben Tore geworfen. Nicola Rascher ist bereits ein Schlüsselspieler für uns. Und Moritz Knück versteht sich mit Aleksa Djokic in der Spitze super. Die wechseln sich ab, wie es sein muss. Das ist ein echtes Tandem, das sich versteht. Das gilt im Übrigen für alle. Da geht jeder rein, wenn er gebrauchtwird. Und der, der draußen sitzt, beginnt nicht, die Minuten zu zählen. Auch das ist eine echte Stärke von uns. Und lassen Sie mich noch ein Wort zu unseren Jugendspielern sagen, die eine tolle Entwicklung nehmen. Wenn Tom Abt – wie zuletzt nach seinem Bänderriss – ausfällt, das wirkt bei uns nach. Und von der Entwicklung vonValentin Pick bin ich absolut überrascht. Das freut mich.

Bringt diese Corona-Zwangspause die Mannschaft aus dem Tritt?

Nein. Die Mannschaft ist gefestigt. Die kommunizieren alle miteinander. Da kommt jeder noch gestärkter zurück. Da bin ich mir sicher. Natürlich wird es nicht gleich von null auf hundert gehen.

Wann, glauben Sie, wird wieder gespielt werden können?

Ich hoffe, bald. Im besten Fall können wir im Dezember wieder mit dem Trainingsbetrieb beginnen. Dann wäre das ja schon die Vorbereitung auf den Januar. Mich würde es aber nicht überraschen, wenn wir im Dezember noch nicht trainieren dürfen. Dann ist aber auch klar, dass die Runde nicht gleich im Januar fortgesetzt werden kann. Auch zu diesem Thema ist im Verband demnächst eine Videokonferenz mit der Liga geplant. Der Termin steht allerdings noch nicht fest.

© Gmünder Tagespost 13.11.2020 17:58 / Werner Röhrich