Das Feuer ist wieder entfacht: Vergangenen Samstag ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen, der Punktgewinn in Weilstetten dient dem TSB Gmünd als Mutmacher für die Mission Klassenerhalt.
So richtig begreifen wollten sie es nicht. Auch ein paar Minuten nach Spielende hatte Michael Hieber noch die Hände entsetzt über den Kopf zusammengeschlagen und stand gedankenverloren auf dem Spielfeld, als ihm Jürgen Rilli entgegen kam. Der Sportliche Leiter des TSB rief seinem Interimscoach nur zu: „Das wirft uns nicht um, wir sind auf dem richtigen Weg!“
Was war geschehen? Mit der letzten Aktion im Spiel hatte Wolfgang Bächle einen Konter verwandelt und seine Teamkollegen für einen Augenblick auf Wolke sieben gehoben. Das Glücksgefühl verflog aber umgehend: Denn die beiden Unparteiischen aus Freiburg verweigerten dem vermeintlichen Gmünder Siegtreffer zum 33:32 die Anerkennung. Alle wütenden Proteste wurden abgewiesen. Klarheit brachte erst das Videostudium zu Wochenbeginn. Spätestens bei Betrachten der Zeitlupe wurde klar, dass sich die Jets eigentlich im Recht befanden: Denn als die Schlusssirene ertönte, zappelte der Ball längst im Netz. Es wäre ein reguläres Tor gewesen. Es wäre das „I-Tüpfelchen“ auf eine couragierte Leistung gewesen, wie Bächle befand: „Das kann man nicht mehr ändern. Wir müssen weiterkämpfen, dann werden wir bald auch belohnt.“
Während sich Rilli nicht nur in dieser strittigen Szene um den Sieg betrogen fühlte, wollte sich Trainer Hieber gar nicht erst auf die Unparteiischen einschieben: „Vielleicht hätten wir das Glück jetzt gebraucht oder auch verdient gehabt. Doch ich will vorleben, dass die Schiedsrichter nicht das Thema für uns sein dürfen, sondern wir uns auf uns selbst konzentrieren müssen.“ Denn natürlich kann man sich über den aberkannten Siegtreffer extrem ärgern – oder einfach das Gegenteil hervorheben. „Ein Punkt in Weilstetten zu holen, ist eine ordentliche Leistung“, befand Hieber, „wir hatten wie in den Spielen zuvor auch schlechte Phase. Der Unterschied war aber, dass wir gekämpft und an die taktischen Vorgaben geglaubt haben.“
„Wir stehen noch, wir leben noch!“ - Unter diese Überschrift könnte man den denkwürdigen Abend stellen, den die Jets auf der Zollernalb erlebten. Denn tatsächlich wirkte es so, als sei ein Ruck durch die Mannschaft gegangen und der Abstiegskampf wirklich angenommen worden. „Dass wir Qualität haben, wissen wir und haben wir auch gezeigt“, meinte Rilli und sah es als Mutmacher, dass das Team eine hohe taktische Disziplin auch endlich mit einer richtig guten Körpersprache gepaart habe. „Der Rückstand hat uns nie umgehauen“, so der Sportliche Leiter, „die Mannschaft hat gekämpft, sich nie aufgegeben und ist immer wieder aufgestanden. Das hat mir imponiert.“ Hieber schlug in die gleiche Kerbe: „Dieser Punktgewinn kann für uns der Anfang sein. Wir haben jetzt einen Weg und müssen kontinuierlich weiterarbeiten.“
Einer, der sich immer besser zu seiner Form findet ist Max Dangelmaier. Mit sieben Treffern aus dem Spiel heraus absolvierte der Linksaußen sein bislang bestes Spiel im TSB-Dress und nahm später auch im Pressegespräch kein Blatt vor den Mund: „Nach der Heimniederlage gegen Herrenberg hatten wir bereits einen Moralschaden, unsere Trainingswoche war alles andere als gut. Wenn wir in Weilstetten wieder ohne Punkt aus der Halle gegangen wäre, hätte die ganze Scheiße in der neuen Trainingswoche wieder von vorne angefangen.“ Obwohl der „Riesen-Motivationsschub“, das Spiel noch vollständig zu den eigenen Gunsten zu drehen ausgeblieben war, betonte der 26-Jährige: „Mit diesem Punktgewinn haben wir wenigstens etwas, an das wir uns klammern können.“
Eine „Jetzt erst Recht“ - Stimmung herrschte deshalb nach dem Drama auf der Zollernalb und in der abgelaufenen Trainingswoche beim TSB. Das erste Zwischenziel – sechs Punkte aus den vier Partien im Jahr 2020 zu holen – ist zwar verfehlt. „Aber dann müssen wir eben schauen, dass wir jetzt zumindest fünf holen“, gibt sich Dangelmaier kämpferisch und richtete den Blick nach vorne auf die kommenden beiden Heimspiele. Gegen den Zwölften TV Bittenfeld 2 (01.Februar) und den Achten TSV Weinsberg (09.Februar) sind die Gmünder quasi zum Siegen verdammt. Den nötigen Willen dazu kann man der Mannschaft derzeit jedenfalls nicht absprechen.
Nach dem siebten sieglosen Spiel in Folge bleibt der TSB Tabellenvorletzter und liegt fünf Punkte vom (nach derzeitigem Stand) rettenden Ufer entfernt. „In der Tabelle bringt uns das Unentschieden aus Weilstetten nicht weiter“, weiß Hieber, „jetzt kommen zwei Heimspiele auf uns zu, in denen es nur ein Ziel geben kann.“ Nur noch Siege zählen für den TSB – gegen Bittenfeld soll der Anfang gemacht werden. Zugleich wäre es ein perfektes, nachträgliches Geburtstagsgeschenk für Jürgen Rilli, der am Donnerstag seinen 54.Ehrentag feierte.
(Nico Schoch)
(Nico Schoch)