Handball, Baden-Württemberg-Oberliga: Im Doppel-Interview resümiert das Torhüter-Duo Philipp Neukamm und Giovanni Gentile die Abstiegssaison des TSB Gmünd
In sportlicher Hinsicht war das Derby nahezu unbedeutend, dennoch wurde das letzte Oberligaspiel bei der SG Lauterstein (24:30) beim TSB Gmünd noch zu einem Abend der besonderen Gesten. Routinier Philipp Neukamm (38) und Nachwuchshoffnung Giovanni Gentile (18) wurden für ihre unschätzbare Loyalität mit dem Einsatz zum Saisonfinale belohnt. Ànschließend äußerten sich die beiden Torhüter, die sich auf und neben dem Feld gut miteinander verstehen, im Gespräch mit Nico Schoch zum den enttäuschenden Saisonverlauf sowie zu den eigenen
Zukunftsaussichten. Denn während Gentile dem TSB erhalten bleibt, wird Neukamm die Laufbahn bei seinem Heimatverein SG Hofen/Hüttlingen ausklingen lassen.
Wie sehr hat euch die Niederlage trotz des bereits feststehenden Abstiegs geschmerzt?
Neukamm: Natürlich war das Spiel nicht mehr allzu bedeutend, aber natürlich will man als Sportler nie verlieren. Wir waren es den vielen Zuschauern, die uns nach Lauterstein begleitet haben, und vor allem uns selber schuldig, noch einmal alles zu geben.
Habt ihr euch trotz allem über einen eurer wenigen Einsätze freuen können?
Neukamm: Auf jeden Fall. Sebastian Fabian war krank und deshalb etwas angeschlagen, weshalb ich zum Abschied noch einmal spielen durfte. Das hat mir noch einmal großen Spaß gemacht und es für mich auch klar, dass "Gigi" (Giovanni Gentile, d.Red.) die letzten Minuten hineinkommen wird. Da habe ich gerne freiwillig für ihn Platz gemacht.
Gentile: Zunächst einmal muss man sagen, dass es Philipp überragend gemacht hat. Ich hätte ihm zum Abschluss die vollen 60 Minuten gegönnt. Aber es war dann auch sehr loyal, dass er gesagt hat, ich solle hereinkommen. Das war eine klasse Geste, auch von unserem Trainer. Das Ergebnis ist letzten Endes natürlich nicht so berauschend, der Abstieg schmerzt auch noch. Jetzt müssen wir in der neuen Saison einen Neuanfang starten, um wieder zu unserer eigentlichen Form zurückzufinden.
Warum hat der Mannschaft am Samstag die letzte Entschlossenheit gefehlt, um sich doch noch mit einem Sieg aus der Oberliga zu verabschieden?
Gentile: Für Lauterstein ging es eben um Alles oder Nichts und es ist umso bitterer, dass es auch für sie nicht zum Klassenerhalt gereicht hat. Als junger Spieler ist es schwer, diese Situation zu beschreiben. Aber ich denke, bei Lauterstein war das Feuer da und bei uns war die Luft raus. Wir hätten uns alle für Michael Hieber gewünscht, dass wir noch einmal gewinnen und ihm damit ein kleines Abschiedsgeschenk machen können. Das haben wir leider nicht geschafft, aber ich hoffe, er ist uns in dieser Hinsicht nicht böse.
Philipp, du hast die Mannschaft durch deine Paraden in der ersten Halbzeit zurück ins Spiel gebracht. Warum ist das Spiel dann doch nicht zu euren Gunsten gekippt?
Neukamm: Es war ein ganz ordentlicher Auftritt von mir. Doch wir haben es leider nicht geschafft, die gute Leistung in der Defensive auch im Angriff zu liefern. Deshalb konnten wir trotz der kurzzeitigen Führung nicht davonziehen. Letztendlich war es problematisch, dass Aaron Fröhlich zur Unzeit die Rote Karte bekommt. Als wir dann mit zwei Mann in Unterzahl spielen mussten, war das Spiel entschieden.
Wie habt ihr persönlich diese enttäuschende Saison erlebt?
Gentile: Es ist einfach immer noch bitter. Wenn wir die komplette Saison genauso engagiert aufgetreten wären wie in der vergangenen Woche daheim gegen Willstätt und wenn dieser Wille von Anfang an da gewesen wäre, hätten wir den Abstieg verhindenr können. Dass das nicht funktioniert hat, ist unsere eigene Schuld. Nun müssen wir gemeinsam wieder aus diesem Tal herausfinden.
Neukamm: Der Abstieg tut immer noch weh, aber das müssen wir jetzt abhaken. Nach meinem letzten Spiel für den TSB haben wir den Samstagabend dennoch gut ausklingen lassen.
Philipp, für dich war es das letzte Spiel auf Oberliga-Niveau. Wie sieht deine Zukunft bei der SG Hofen/Hüttlingen aus, die ja noch über die Relegation in die Landesliga aufsteigen könnte?
Neukamm: Ich sehe meine künftige Arbeit hauptsächlich darin, junge Torhüter heranzuführen, und natürlich auch selber noch ein wenig zu spielen. Ich freue mich sehr darauf, unabhängig davon, in welcher Liga wir letztendlich antreten werden.
Liegt es nur am weiten Fahrtweg, dass du Hofen/Hüttlingen dem TSB künftig vorziehst?
Neukamm: Nicht nur. Zum einen spielen meine Kinder bei der SG. Und ich glaube auch, dass man es dem Heimatverein irgendwann auch einmal schuldig ist. Ich bin damals in der A-Jugend nach Königsbronn gewechselt, war dort zehn Jahre, dann in Gmünd und habe anschließend kurzzeitig in Hofen/Hüttlingen ausgeholfen. Aber aktiv habe ich eigentlich nie bei der SG gespielt. Wenn sich dann die Situation ergibt, dass auf der Torhüterposition Not am Mann ist, bringe ich mich gerne ein.
Vielen Dank für das Interview - Viel Erfolg und Gesundheit für eure Zukunft!