Abschied nach zehn Jahren: Jonas Schwenk wechselt zur HSG Bargau/Bettringen

Der TSB Gmünd verliert ein vielseitiges Eigengewächs: Wenn Jonas Schwenk am Samstagabend zum vorerst letzten Mal in Großen Sporthalle aufläuft, wird es emotional. Nicht nur für ihn selbst – sondern für alle, die seinen steinigen Weg vom D-Jugendlichen bis zum gestandenen Viertligaspieler begleitet haben.

Zwei Herzen schlagen in seiner Brust: Bei der SG Bettringen begann der kleine Jonas Schwenk einst mit dem Handball und wuchs im größten Gmünder Stadtteil auf, doch knapp die Hälfte seines bisherigen (Sportler-)Lebens verbrachte er beim TSB Gmünd. Und doch ist nun der Moment gekommen, an dem sich die Wege – zumindest vorerst – trennen. „Der Verein, die Jungs und das Umfeld haben mich brutal geprägt“, sagt der 21-Jährige mit einem weinenden Auge, das nicht nur sprichwörtlich gemeint ist. Noch zwei Regionalliga-Partien mit den „Jets“ hat er vor sich, bevor er zu seinen Wurzeln zurückkehrt.
 
Bei der HSG Bargau/Bettringen wartet ein neues Kapitel mit vertrauten Gesichtern und sportlicher Perspektive. Denn so erfolgreich die Saison des TSB auch ist, für Schwenk blieb zuletzt meist nur der Platz auf der Bank. Das Eigengewächs murrte nie, sondern erfüllte seinen Job stets zuverlässig, wenn er gebraucht wurde – und zwar auf jeder nur denkbaren Position. Weshalb Trainer Aaron Fröhlich den bevorstehenden Abgang sehr bedauert, aber auch Verständnis zeigt: „Es liegt nicht an seiner persönlichen Entwicklung, dass er nicht die gewünschten Spielanteile bekommt, sondern daran, dass es die anderen eben extrem gut machen. Im Trainerteam sehen wir seine gute Entwicklung mehr als alle anderen.“
 

Ein Allrounder, den jeder schätzt

Schon als Jugendtrainer hatte Fröhlich den gelernten Rückraumspieler gefördert, räumt aber selbst ein, dass es für den Youngster zuletzt eine undankbare Situation ist. „Aber in jeder Mannschaft brauchst du diese Jungs, die selbst zurückstecken und trotzdem 100 Prozent einbringen. Doch natürlich haben wir Verständnis, wenn diese Rolle nicht dauerhaft seinen Erwartungen entspricht.“ Unter Vorgänger Michael Stettner wurde Schwenk meist am Kreis eingesetzt, in dieser Saison vermehrt auf Linksaußen – und zwar als Back-Up zu Niklas Burtsche, dem drittbesten Werfer der ganzen Liga.
„Niklas macht es überragend und deshalb bin ich da überhaupt nicht böse“, betont Schwank. Der auf 1,93 Meter hochgeschossene Teamplayer hat sogar seinen Spaß daran gefunden, die Allzweckwaffe im Team zu sein. Beim lockeren Trainingskick stellt er sich sogar gerne ins Tor, wie er lachend verrät: „Immer wieder etwas Neues zu sehen, bringt einen als Spieler insgesamt weiter.“ Im Ligaalltag sind es besonders die defensiven Qualitäten, die ihn auszeichnen. Als Stephan Mühleisen vor zwei Jahren lange ausfiel oder wenn eine Rote Karte den TSB schwächte, dann war Schwenk die beste Wahl. „Früher hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass ich einmal hauptsächlich in der Abwehr die Akzente setzen würde“, sagt er selbst. Das Vertrauen zahlte er in 105 Spielen mit 99 Toren und vier Roten Karten stets tadellos zurück.
 

Der Höhepunkt: Württembergischer Meister mit der A-Jugend

Aus dem schmächtigen D-Jugendspieler wurde „Schorle“, wie er nach einem Getränkewunsch nur noch genannt wurde. Längst ist er ein gestandener Viertliga-Spieler, dessen Führungsqualitäten vor drei Jahren auf dem Weg zum württembergischen Meistertitel so richtig hervorstachen. Aus der damaligen Gmünder A-Jugend haben auch Jonathan Leichs und Louis Waldraff den Sprung nach oben geschafft, geformt wurden sie allesamt von Trainer Philipp Schwenk. Mit dem großen Bruder dann auch gemeinsam für die Herren zu spielen, damit ging für Jonas Schwenk der größte Traum in Erfüllung. „Ich werde nie vergessen, wie wir bei der Meisterfeier damals komplett ausgerastet sind. Doch die Bilder, wie ich zusammen mit Philipp im Innenblock stehe, haben noch immer einen ganz besonderen Platz auf meinem Handy.“
Beim neuen und alten Verein, der HSG Bargau/Bettringen, soll die Familiengeschichte fortgeschrieben werden. Noch einmal könnten Philipp und Jonas Schwenk gemeinsam in einem Team spielen. Der jüngere Bruder will auch nichts unversucht lassen, um den Cousin Bastian Weber zum Weitermachen zu überreden. „Ich bin Bettringer und kenne dort jeden Einzelnen, seit ich selber denken kann“, hebt er seine emotionalen Beweggründe hervor. Natürlich drückt er alle Daumen, dass die HSG noch in dieser Saison aus der Bezirksoberliga in die Landesliga aufsteigen wird. Selbst dann wäre es für den jungen Allrounder noch ein Abstieg um drei Spielklassen. Doch er geht diesen Schritt zurück ganz bewusst, um persönlich wieder nach vorne zu kommen. „Egal in welcher Liga, wir werden mit Bargau/Bettringen voll angreifen“, sagt Schwenk voller Zuversicht: „Perspektivisch sollen es dann keine drei Ligen Unterschied zum TSB mehr sein.“
 

Der ganz große Wurf zum Abschied?

Doch auch mit dem TSB winkt noch ein ganz großes Ziel, bis zum letzten Spieltag soll dem TV Bittenfeld II der Drittliga-Aufstieg streitig gemacht werden. Die Aufgabe ist klar, findet Schwenk: „Wir haben zwei Spiele, müssen vier Punkte holen und sind total entschlossen, das auch zu tun. Alles andere haben wir nicht in der eigenen Hand.“ Gegen den TSV Blaustein wird er am Samstag (19:30 Uhr) zum letzten Mal in der Großen Sporthalle auflaufen. Oder etwa doch nicht? „Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt“, sagt der Lehramtsstudent ganz gelassen.
 
Der TSB Gmünd jedenfalls wird seinem Eigengewächs die Türen jederzeit offen halten. „Die HSG Bargau/Bettringen bekommt jetzt einen Jonas Schwenk, der viel besser ist als noch vor einem Jahr“, ist Trainer Aaron Fröhlich überzeugt. Mit einem Augenzwinkern ergänzt Fröhlich: „Er will jetzt seine zweite Heimat erleben – aber vielleicht merkt er in naher Zukunft, wo es noch ein bisschen süßer schmeckt...“

(Text: Nico Schoch - Bilder: Frank Bieg, Enrico Immer, Nico Schoch)