Traumbilanz des TSB Gmünd: Der Aufstiegsanwärter, der keiner sein möchte

Der TSB Gmünd wirbelt die gewohnte Hierarchie der Handball-Regionalliga kräftig durcheinander. Im Vorjahr noch akut abstiegsbedroht, klopfen die „Jets“ unter ihrem neuen Trainer Aaron Fröhlich inzwischen laut an der Tür zur 3.Liga.

Noch nie stand der TSB Gmünd zur Saisonhalbzeit in der vierthöchsten Spielklasse so gut da wie aktuell. Erst zwei Niederlagen stehen zu Buche, dafür aber schon 13 Siege – genauso viele wie in der gesamten Vorsaison. Nachdem sich die Jets in der Abstiegsrunde spät retteten, galten sie als graue Maus der Liga. „Viele hatten uns eher unter den hinteren fünf Teams eingestuft“, sagt Trainer Aaron Fröhlich. Umso mehr reizt es ihn, als Tabellendritter (26:4 Punkte) der „größte Stein im Schuh“ der beiden Aufstiegsfavoriten SG Köndringen/Teningen (30:0) und TV Bittenfeld II (28:2) zu sein.
 
Diese Wandlung, die man sich in Gmünd schon früher erhofft hatte, vollzieht sich nun im Eiltempo. „Vor einem Jahr habe ich mich über die ausbleibende Entwicklung gewundert“, blickt der Sportliche Leiter Jürgen Rilli zurück: „Momentan schaffen wir es, aus guten Einzelspielern ein noch besseres Team zu formen.“ Dieses vergleichsweise extrem junge Team ist sogar der hoch gehandelten Konkurrenz aus Waiblingen (18:12 Punkte), Willstätt und Ostfildern (beide 16:14) schon weit enteilt.
Der TSB zeigt ein so variables Offensivspiel wie schon seit vielen Jahren nicht mehr, als Fröhlich noch selbst auf dem Feld voran ging. Das Hauptaugenmerk des einstigen Top-Torjägers galt allerdings der eigenen Abwehr. Sein Credo: „Wenn man keine Tore kassiert, ist man vorne auch nicht unter Druck, selbst treffen zu müssen.“ Die Gmünder kassierten bislang nur 419 und damit die wenigsten Gegentore ligaweit. Die Grundlage wurde in der Vorbereitung gelegt, was der Trainer immer wieder aufs Neue betont. In der Schlussviertelstunde besaßen seine Mannen stets die größeren Kraftreserven, im großen Kader fehlten einzig die Langzeitverletzten Arian Pleißner (Knie) und Tobias Klemm (Reha nach Kreuzbandriss).
 
Raketenhaft entwickelten sich Tom Abt, als Spielmacher der unumstrittene Kopf der Mannschaft, sowie Neuzugang Niklas Burtsche, der den Sprung um zwei Ligen nach oben bestens meisterte. Dennoch wäre es zu kurz gegriffen, alleine die beiden besten Torschützen hervorzuheben. Da sind der unermüdliche Kai Schäffner, die furiosen Linkshänder Patrick Watzl und Stefan Scholz oder Abwehrchef Christian Waibel, dem seine 36 Jahre nicht anzumerken sind: Diese „stillen Helden“ haben das Gmünder Kollektiv erst so stark gemacht. Viel stärker, als es ihnen zugetraut wurde.
Was rückblickend ziemlich lässig wirkt, war allerdings hart erkämpft. Selbst die vielen hohen Siege waren keinesfalls Selbstläufer, trotz der klaren Tabellensituation bleibt die Regionalliga extrem ausgeglichen. Noch ein Grund, warum der zweite Platz aus Trainersicht eine extrem schöne Momentaufnahme darstellt: „Wir haben es über ein halbes Jahr die Leistung eines Spitzenteams gebracht, deshalb stehen wir da wo wir stehen und das möchte ich überhaupt nicht kleinreden.“
 
Keiner der Verantwortlichen brauchte die wachsende Euphorie zu dämpfen, denn das tat die Mannschaft selbst. „Obwohl wir über dem Soll stehen, fühlt sich niemand in der Komfortzone“, hat Rilli beobachtet. Vielmehr bleibt die Mannschaft genauso ambitioniert wie es der Trainer vorlebt: „Es geht immer um alles, weil wir jedes Spiel als ein Finale ansehen und gewinnen wollen.“ Das ist auch das, was die durchschnittlich knapp 700 Zuschauer reizt. Alle seine sieben Heimspiele gewann der TSB bislang.
Einzig in der Fremde waren die Gmünder bislang zu schlagen, ausgerechnet in den beiden Spitzenspielen. Beim immer noch makellosen Klassenprimus Köndringen/Teningen (33:39) hat laut Fröhlich die „individuelle Klasse, aber auch die Erfahrung gefehlt“, um den Rückstand umzubiegen. Im letzten Spiel vor dem Jahreswechsel beim TV Bittenfeld II (29:33) war eine umstrittene Rote Karte gegen Schäffner ausschlaggebend. „Bei uns muss jedes Rädchen greifen“, verweist der TSB-Coach darauf, dass die direkten Konkurrenten breiter aufgestellt sind. Dieselbe Tiefe sieht er auf Dauer aber auch in seinem eigenen Kader: „Das Alter und das Talent haben wir auf jeden Fall, um uns längerfristig und unabhängig von Ergebnissen zu verbessern.“ Der Wille dazu ist da, wie die Welle an frühzeitigen Vertragsverlängerungen zeigt. Einzig die Kreisläufer Jonas Waldenmaier, Stephan Mühleisen und Christian Waibel sowie die Eigengewächse Jonas Schwenk und Jonathan Leichs haben noch nicht für die kommende Runde zugesagt. Bei allen fünf Akteuren spricht die Tendenz aber dafür, dass sie den eingeschlagenen Weg in Gmünd weitergehen werden.
Für die am 12.Januar beginnende Rückrunde wünscht sich Jürgen Rilli, „dass wir aus den gemachten Erfahrungen noch besser werden.“ Womit der Sportliche Leiter allerdings nicht den Sprung auf den zweiten Aufstiegsrang meint. Trotz der Rekord-Hinserie „sind wir nicht so übermütig, um uns übertriebene Ziele zu setzen“, ergänzt Fröhlich. Das Ziel bleibe gleich: Jedes einzelne Spiel zu gewinnen. Und das gelingt den Jets deutlich häufiger, als es ihnen vor der Runde zuzutrauen war. Daraus einen Aufstiegswunsch abzuleiten, wäre aus Sicht von Fröhlich hingegen nicht richtig: „Wir wollen auf unserem Level weiterarbeiten und alles investieren. Wir können auch damit leben, wenn ein Gegner an seinem guten Tag einmal besser sein sollte als wir. Aber das müssen die Gegner erst einmal beweisen.“
 
Der Blick auf die Tabellenspitze lässt die TSBler zwar vorerst kalt, nicht aber eine mögliche Revanche gegen die direkten Konkurrenten. Sowohl Köndringen (16.März) als auch Bittenfeld (13.April) müssen noch in der bislang uneinnehmbaren Gmünder Großsporthalle antreten. Ein Programm, wie es sich jeder Aufstiegsanwärter eigentlich wünschen würde – doch als solcher sehen sich die Gmünder selbst gar nicht. Jeden Gegner einmal zu bezwingen, so lautet der innere Antrieb. „Wir machen uns da nicht so viele Gedanken und denken nur von Spiel zu Spiel“, bleibt Fröhlich seiner ruhigen Linie treu. Den Druck haben die anderen. Erst recht dann, wenn sie die einstige graue Maus vom TSB Gmünd als schmerzenden Stein in ihrem Schuh spüren.
Der TSB Gmünd wirbelt die gewohnte Hierarchie der Handball-Regionalliga kräftig durcheinander. Im Vorjahr noch akut abstiegsbedroht, klopfen die „Jets“ unter ihrem neuen Trainer Aaron Fröhlich inzwischen laut an der Tür zur 3.Liga.

Noch nie stand der TSB Gmünd zur Saisonhalbzeit in der vierthöchsten Spielklasse so gut da wie aktuell. Erst zwei Niederlagen stehen zu Buche, dafür aber schon 13 Siege – genauso viele wie in der gesamten Vorsaison. Nachdem sich die Jets in der Abstiegsrunde spät retteten, galten sie als graue Maus der Liga. „Viele hatten uns eher unter den hinteren fünf Teams eingestuft“, sagt Trainer Aaron Fröhlich. Umso mehr reizt es ihn, als Tabellendritter (26:4 Punkte) der „größte Stein im Schuh“ der beiden Aufstiegsfavoriten SG Köndringen/Teningen (30:0) und TV Bittenfeld II (28:2) zu sein.
 
Diese Wandlung, die man sich in Gmünd schon früher erhofft hatte, vollzieht sich nun im Eiltempo. „Vor einem Jahr habe ich mich über die ausbleibende Entwicklung gewundert“, blickt der Sportliche Leiter Jürgen Rilli zurück: „Momentan schaffen wir es, aus guten Einzelspielern ein noch besseres Team zu formen.“ Dieses vergleichsweise extrem junge Team ist sogar der hoch gehandelten Konkurrenz aus Waiblingen (18:12 Punkte), Willstätt und Ostfildern (beide 16:14) schon weit enteilt.
Der TSB zeigt ein so variables Offensivspiel wie schon seit vielen Jahren nicht mehr, als Fröhlich noch selbst auf dem Feld voran ging. Das Hauptaugenmerk des einstigen Top-Torjägers galt allerdings der eigenen Abwehr. Sein Credo: „Wenn man keine Tore kassiert, ist man vorne auch nicht unter Druck, selbst treffen zu müssen.“ Die Gmünder kassierten bislang nur 419 und damit die wenigsten Gegentore ligaweit. Die Grundlage wurde in der Vorbereitung gelegt, was der Trainer immer wieder aufs Neue betont. In der Schlussviertelstunde besaßen seine Mannen stets die größeren Kraftreserven, im großen Kader fehlten einzig die Langzeitverletzten Arian Pleißner (Knie) und Tobias Klemm (Reha nach Kreuzbandriss).
 
Raketenhaft entwickelten sich Tom Abt, als Spielmacher der unumstrittene Kopf der Mannschaft, sowie Neuzugang Niklas Burtsche, der den Sprung um zwei Ligen nach oben bestens meisterte. Dennoch wäre es zu kurz gegriffen, alleine die beiden besten Torschützen hervorzuheben. Da sind der unermüdliche Kai Schäffner, die furiosen Linkshänder Patrick Watzl und Stefan Scholz oder Abwehrchef Christian Waibel, dem seine 36 Jahre nicht anzumerken sind: Diese „stillen Helden“ haben das Gmünder Kollektiv erst so stark gemacht. Viel stärker, als es ihnen zugetraut wurde.
Was rückblickend ziemlich lässig wirkt, war allerdings hart erkämpft. Selbst die vielen hohen Siege waren keinesfalls Selbstläufer, trotz der klaren Tabellensituation bleibt die Regionalliga extrem ausgeglichen. Noch ein Grund, warum der zweite Platz aus Trainersicht eine extrem schöne Momentaufnahme darstellt: „Wir haben es über ein halbes Jahr die Leistung eines Spitzenteams gebracht, deshalb stehen wir da wo wir stehen und das möchte ich überhaupt nicht kleinreden.“
 
Keiner der Verantwortlichen brauchte die wachsende Euphorie zu dämpfen, denn das tat die Mannschaft selbst. „Obwohl wir über dem Soll stehen, fühlt sich niemand in der Komfortzone“, hat Rilli beobachtet. Vielmehr bleibt die Mannschaft genauso ambitioniert wie es der Trainer vorlebt: „Es geht immer um alles, weil wir jedes Spiel als ein Finale ansehen und gewinnen wollen.“ Das ist auch das, was die durchschnittlich knapp 700 Zuschauer reizt. Alle seine sieben Heimspiele gewann der TSB bislang.
Einzig in der Fremde waren die Gmünder bislang zu schlagen, ausgerechnet in den beiden Spitzenspielen. Beim immer noch makellosen Klassenprimus Köndringen/Teningen (33:39) hat laut Fröhlich die „individuelle Klasse, aber auch die Erfahrung gefehlt“, um den Rückstand umzubiegen. Im letzten Spiel vor dem Jahreswechsel beim TV Bittenfeld II (29:33) war eine umstrittene Rote Karte gegen Schäffner ausschlaggebend. „Bei uns muss jedes Rädchen greifen“, verweist der TSB-Coach darauf, dass die direkten Konkurrenten breiter aufgestellt sind. Dieselbe Tiefe sieht er auf Dauer aber auch in seinem eigenen Kader: „Das Alter und das Talent haben wir auf jeden Fall, um uns längerfristig und unabhängig von Ergebnissen zu verbessern.“ Der Wille dazu ist da, wie die Welle an frühzeitigen Vertragsverlängerungen zeigt. Einzig die Kreisläufer Jonas Waldenmaier, Stephan Mühleisen und Christian Waibel sowie die Eigengewächse Jonas Schwenk und Jonathan Leichs haben noch nicht für die kommende Runde zugesagt. Bei allen fünf Akteuren spricht die Tendenz aber dafür, dass sie den eingeschlagenen Weg in Gmünd weitergehen werden.
Für die am 12.Januar beginnende Rückrunde wünscht sich Jürgen Rilli, „dass wir aus den gemachten Erfahrungen noch besser werden.“ Womit der Sportliche Leiter allerdings nicht den Sprung auf den zweiten Aufstiegsrang meint. Trotz der Rekord-Hinserie „sind wir nicht so übermütig, um uns übertriebene Ziele zu setzen“, ergänzt Fröhlich. Das Ziel bleibe gleich: Jedes einzelne Spiel zu gewinnen. Und das gelingt den Jets deutlich häufiger, als es ihnen vor der Runde zuzutrauen war. Daraus einen Aufstiegswunsch abzuleiten, wäre aus Sicht von Fröhlich hingegen nicht richtig: „Wir wollen auf unserem Level weiterarbeiten und alles investieren. Wir können auch damit leben, wenn ein Gegner an seinem guten Tag einmal besser sein sollte als wir. Aber das müssen die Gegner erst einmal beweisen.“
 
Der Blick auf die Tabellenspitze lässt die TSBler zwar vorerst kalt, nicht aber eine mögliche Revanche gegen die direkten Konkurrenten. Sowohl Köndringen (16.März) als auch Bittenfeld (13.April) müssen noch in der bislang uneinnehmbaren Gmünder Großsporthalle antreten. Ein Programm, wie es sich jeder Aufstiegsanwärter eigentlich wünschen würde – doch als solcher sehen sich die Gmünder selbst gar nicht. Jeden Gegner einmal zu bezwingen, so lautet der innere Antrieb. „Wir machen uns da nicht so viele Gedanken und denken nur von Spiel zu Spiel“, bleibt Fröhlich seiner ruhigen Linie treu. Den Druck haben die anderen. Erst recht dann, wenn sie die einstige graue Maus vom TSB Gmünd als schmerzenden Stein in ihrem Schuh spüren.

TSB-Spielerstatistik

Daniel Mühleisen (TW): 15 Spiele, 10 Tore
Devin Immer (TW): 14 Spiele
Niklas Burtsche (LA): 15 Spiele, 113 Tore, 42/55 Siebenmeter, 2 Zeitstrafen
Tom Abt (RM): 15 Spiele, 98 Tore, 10/12 Siebenmeter
Stefan Scholz (RR): 14 Spiele, 58 Tore, 1 Zeitstrafe
Kai Schäffner (RL/RM): 15 Spiele, 55 Tore, 6 Zeitstrafen, 1 Rote Karte
Patrick Watzl (RR/RA): 15 Spiele, 44 Tore, 5 Zeitstrafen
Wolfgang Bächle (RA): 13 Spiele, 34 Tore, 1 Zeitstrafe
Andreas Maier (RL/KR): 15 Spiele, 30 Tore, 12 Zeitstrafen, 3 Rote Karten
Jonas Waldenmaier (KR): 15 Spiele, 21 Tore
Stephan Mühleisen (KR): 14 Spiele, 13 Tore, 8 Zeitstrafen
Louis Waldraff (RL/RM): 15 Spiele, 9 Tore
Jonas Schwenk (LA): 14 Spiele, 5 Tore
Arian Pleißner (RL): 2 Spiele, 2 Tore
Christian Waibel (KR): 14 Spiele, 10 Zeitstrafen
Jonathan Leichs (RL): 12 Spiele
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer, Frank Bieg)