Zum Saisonende trennen sich der TSB Gmünd und Michael Stettner einvernehmlich. Ausschlaggebend sind die weite Fahrtstrecke des Trainers und die anhaltenden Leistungsschwankungen des jungen Teams. Auch „Co“ Volker Haiser und Torwarttrainer Steffen Sotzny gehen von Bord.
Es ist eine Entscheidung, die den Verantwortlichen der „Jets“ alles andere als einfach gefallen ist. Der Sportliche Leiter Jürgen Rilli hebt die „hervorragende Arbeit“ des im zweiten Jahr tätigen Trainerteams und die weiterhin gute Stimmung hervor. Doch letztlich ist Handball ein Ergebnissport. Vor genau einem Jahr rangierte der TSB noch unter den Top Fünf, rutschte bis zum Saisonende aber auf den neunten Tabellenplatz ab und muss demnächst in der Abstiegsrunde um den Klassenverbleib kämpfen. „Die Mannschaft hat immer wieder ihr Potenzial gezeigt, aber nicht auf Dauer“, erklärt Rilli. Die anhaltenden Leistungsschwankungen seien zwar keineswegs dem Coach anzulasten: „Wir trennen uns absolut im Guten. Doch die Entwicklung der Mannschaft ist nicht so, wie wir es uns erhoffen. Deshalb brauchen wir einen Haupttrainer, der alle drei Trainingseinheiten in der Woche leiten kann.“
Genau das allerdings kann Michael Stettner angesichts von 150 Kilometern Fahrtweg nach Gmünd hin und zurück nicht leisten. Zumal der B-Lizenzinhaber aus Beilstein auch noch einen 40 Stunden-Job zu bewältigen hat. Daher hatte er es sich ohnehin offen gelassen, ob er den extrem hohen Aufwand inklusive Vor- und Nachbereitung der Spiele weiterhin betreiben kann und will. „Im Schnitt bin ich circa 2,5-mal pro Woche im Training“, sagt Stettner über die räumliche Entfernung: „Dass ich nicht immer da sein kann, war dem Verein von Tag eins an bekannt.“ Genau aus diesem Grund wurde ihm mit Volker Haiser ein Co-Trainer zur Seite gestellt, der öfters das Montagstraining leitet. „Menschlich und sportlich passt es zwischen uns einfach“, unterstreicht Stettner.
Es ist eine Zusammenarbeit, die der 17 Jahre ältere Trainerpartner ebenso schätzt und vermissen wird. „Wir tun uns richtig schwer, diese Mannschaft zu verlassen“, sagt Haiser: „Da kann ich für uns alle drei sprechen.“ Torwarttrainer Steffen Sotzny wird sein Amt aus zeitlichen Gründen bereits im Februar abgeben. Haiser wiederum hat für sich den Anspruch künftig wieder hauptverantwortlicher Coach zu sein wie bereits zuvor beim Verbandsligisten TV Reichenbach. Sein Blick auf die Zeit beim TSB fällt durchaus positiv aus: „Wir haben eine gute erste Saison gespielt und stehen nun aufgrund der neuen Konstellation mehr unter Druck. Doch es war klar, dass wir als jüngste Mannschaft der Liga immer wieder Schwankungen haben werden. Zumal sich manche Leistungsträger derzeit nicht auf dem Niveau von vor einem Jahr befinden.“
Die Beurteilung einer ausbleibenden sportlichen Weiterentwicklung kann Stettner ebenfalls nicht so ganz nachvollziehen. Die Etablierung eines zweiten Abwehrsystem und das verbesserte Spiel mit einem siebten Feldspieler seien „echte Fortschritte“. Die eigenen Talente Arian Pleißner und Jonas Schwenk – immerhin erst 20 und 19 Jahre jung – sind inzwischen nicht mehr wegzudenken. Allerdings wurde der dünne Kader in diesem Jahr durch die langwierigen Verletzungen der Leistungsträger Wolfgang Bächle und Stephan Mühleisen geschwächt. „Man darf nicht vergessen, dass die Liga durch die vielen Drittliga-Absteiger jedes Jahr besser geworden ist und wir vor der ersten Saison einen Riesen-Umbruch zu bewältigen hatten“, hätte sich Stettner etwas mehr Geduld der sportlichen Leitung gewünscht. Im ersten halben Jahr habe man sicherlich „über dem Limit“ gespielt und die interne Erwartungshaltung verschob sich nach oben, nachdem der anvisierte Klassenerhalt keiner Zeit ernsthaft in Gefahr war.
Das gleiche Ziel steht nun für das verbleibende halbe Jahr über allem. „Bis zum letzten Spiel werden wir alles dafür geben“, blickt der scheidende Headcoach voller Mut der entscheidenden Saisonphase entgegen: „Denn die Mannschaft besitzt einen unfassbaren Charakter. Egal wie es lief, es gab nie schlechte Stimmung. Das spricht für sich.“ Stettner selbst will sich für die neue Runde alle Optionen offen lassen: „Ich höre mir alles gerne an, schaue dann ob es mich reizt und ob es passt. Falls nicht, habe ich auch kein Schmerz damit für eine Zeit herunterzufahren, weil die letzten zwei Jahre in Gmünd doch sehr anstrengend waren.“
Und wie geht es beim TSB weiter? Bei der Nachfolgersuche lässt sich Jürgen Rilli nicht in die Karten blicken. Das Profil sei klar festgelegt, betont der Sportliche Leiter: „Wir brauchen einen Trainer, der dreimal wöchentlich vor Ort ist und junge Spieler entwickeln kann. Aktuell befinden wir uns in Gesprächen und sind zuversichtlich, bald den passenden Kandidaten für unsere Philosophie zu finden.“
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)