Kampf gegen den Abstieg beginnt - Kann Aaron Fröhlich spielen?

„Jugend forscht“ beim TSB Gmünd: Sollte Aaron Fröhlich zum Auftakt in die zweite Saisonhälfte ausfallen, ist der 17-jährige Tom Abt (Mitte) als Spielmacher gefordert. Am Sonntag (18 Uhr / Große Sporthalle) gegen die SG Herrenberg wollen die Gmünder dominant auftreten. Warum Trainer Michael Hieber positiv gestimmt ist – und was ihn bedrückt.


Was haben die deutsche Handball-Nationalmannschaft bei der laufenden Europameisterschaft und die Oberliga-Handballer des TSB Gmünd gemeinsam? Beide suchen ersatzgeschwächt nach ihrer Form und brauchen Siege, um ihre gesteckten Ziele zu erreichen. Beim TSB heißt das Klassenerhalt. „Wenn wir aus den nächsten vier Spielen von möglichen acht sechs Punkte holen, dann wäre das cool; vier Punkte wären in Ordnung, zwei Zähler wären zu wenig“, kennzeichnet realistisch Jürgen Rilli die Ausgangslage der Gmünder, die mit 477:518 Toren und 8:24 Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz das Jahr 2019 beendeten. Der Sportliche Leiter hat aber zunächst nur das erste „Endspiel“ im Blick - am Sonntag um 18 Uhr erwarten die Schützlinge von Trainer Michael Hieber den Tabellenzehnten SG H2Ku Herrenberg (438:468 Tore, 12:20 Punkte): „Da müssen wir gewinnen“. So sieht es auch Michael Hieber. Der Chefcoach will aber keinen psychologischen Druck auf sein Team ausüben, sondern setzt auf Fakten: „Wir sind nach der Vorbereitung in den vergangenen 14 Tagen positiv gestimmt“.

Übers vergangene Wochenende absolvierten die TSB-Handballer intensive Trainingseinheiten: Am Samstag harte Konditionsarbeit „im Wald“ auf dem Trimm-dich-Pfad in Lorch mit Athletik-Coach Christoph Elser und am Sonntag baten Michael Hieber und sein Co Andreas Rascher, der in der kommende Runde Trainer der Gmünder 1b-Mannschaft sein wird, zu intensiven spieltechnischen und taktischen Übungen. „Ich habe einen deutlichen Qualitätsfortschritt erkennen dürfen, endlich gelangen uns Spielzüge, wie ich sie mir vorstelle“, freut sich Hieber. Positiv auch: Bis auf Thomas Grau, der noch mindestens vier Wochen ausfällt, waren alle Mann gesund an Bord.

Einen Dämpfer erhielt Hieber aber am Dienstag: Spielmacher und Torjäger Aaron Fröhlich, der problemlos die komplette Vorbereitung durchgezogen hatte, meldete sich mit erneuten Schmerzen an der Achillessehne vom Training ab. „Ich hoffe, dass er am Sonntag spielen kann, aber wir müssen auch in der Lage sein, seinen Ausfall zu kompensieren“, sagt Hieber. Die Spiellenkung müssten dann eben andere übernehmen – die Youngster Yannik Leichs, Sven Petersen und Dominik Sos, der in den nächsten vier Wochen dabei ist.

Bis dahin stehen für den TSB richtungsweisende Spiele gegen direkte Mitbewerber um den Klassenerhalt statt: Nach der Heimpartie gegen Herrenberg am 25. Januar beim TV Weilstetten (11:21), danach zwei Heimspiele am 1. Februar gegen den TVB Stuttgart II (10:22) und am 9. Februar gegen den TSV Weinsberg (14:16). Trotz der prekären Tabellensituation und der Verletzung von Thomas Grau ist der TSB auf dem Spielermarkt nicht aktiv geworden. „Wir haben einen breiten Kader und wir glauben, dass alle unsere Spieler zu einem Leistungssprung fähig sind“, betont Jürgen Rilli. Für Lukas Waldenmaier, Jan und Felix Häfner, die alle drei in der Aufstiegsmannschaft standen, wird es also (vorerst) kein Comeback geben. Auch Ex-Nationalspieler Dragos Oprea, der in der nächsten Saison Cheftrainer beim TSB wird, werde nicht kurzfristig als Spieler eingesetzt, ließ Rilli wissen. Dafür könnten ab Februar wieder die Bosnier Anis Bojic und Belmin Nadarevic zur Verfügung stehen. Sie erhalten in den nächsten Tagen in Sarajewo ein Visum mit Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für Deutschland.

Bei der SG Herrenberg hat der Sportliche Leiter Hansi Böhm über die Feiertage intensiv am Spielerkader gearbeitet. Ab dem übernächsten Spiel gegen den TSV-Weinsberg verstärkt Deividas Grusauskas das Team. Gegen den TSB ist der litauische Juniorennationalspieler noch nicht spielberechtigt. Der Zwei-Meter-Riese kam vom TSV Zizishausen, für den er in der Vorrunde fünf Treffer gegen den TSB erzielte. Die Stammspieler Alexander Zürn, Sandro Münch, Max Fuhrmann, Finn Böhm und Sascha Marquardt stehen kurz vor einer Vertragsverlängerung, wieder dabei ist auch Christian Rau. SG-Trainer Fabian Gerstlauer kann also „mit voller Kapelle“ in Gmünd antreten. Auch die jüngsten Siege beim TV Weilstetten (32:30) und gegen die Neckarsulmer Sportunion (30:26) haben den Herrenbergern einen Schub Selbstvertrauen gegeben. Und dann hat Coach Gestlauern mit den Gmündern noch „ein besonderes Hühnchen zu rupfen“. In der Hinrunde gewann der TSB in Herrenberg mit 29:21 und zeigte dabei sein bestes Saisonspiel. „Eine solche Leistung wollen wir am Sonntag wiederholen“, gibt Hieber vor. Dabei respektiert der TSB-Coach zwar das Herrenberger Team, das auswärts bisher lediglich vier Punkte holte, fordert aber von seinen Jungs: „Wir müssen dominant auftreten, unser Spiel selbst durchziehen - nur so können wir erfolgreich sein."

TSB-Kader: Sebastian Fabian, Daniel Mühleisen, Stephan Mühleisen, Wolfgang Bächle, Aleksa Djokic, Yannik Leichs, Christian Waibel, Aaron Fröhlich, Sven Petersen, Dominik Sos, Jonas Waldenmaier, Tom Abt, Max Dangelmaier, Tim Albrecht, Giovanni Gentile.

© Gmünder Tagespost 16.01.2020 16:53 / Winfried Hofele

Blick auf den Gegner: Das ist die SG H2Ku Herrenberg

obere Reihe von links: Jannis Mezger, Joshua Stöffler, Sascha Marquardt, Jan Kussmann, Maximilian Bröhl, Nick Lange, Maximilian Fuhrmann
mittlere Reihe von links: Fabian Gerstlauer (Trainer), Michael Elsner (Betreuer), Sandro Münch, Marvin Heinz, Nicolas Rhotert, Janne Böhm, Hansi Böhm (sportlicher Leiter), Casandra Kosmehl (Physio-Team), Luca Meschi (Physio-Team)
untere Reihe von links: Finn Böhm, Alexander Zürn, Niko Schnitzler, Dominic Rose, Marvin Seeger, Yannik Schopp, Tobias Will
 

Vereinsfarben: Rot-Blau
Ortskunde: Knapp 30 Kilometer südwestlich von Stuttgart, inmitten der Ausläufer von Schwarzwald und Schönbuch liegt Herrenberg. Wahrzeichnen der 31.000-Einwohner-Stadt ist die von 1276-1493 erbaute Stiftskirche, die auch im SG-Wappen zu sehen ist. Aufgrund ihrer Lage am Schlossberghang wird sie scherzhaft in Anlehnung einer über ihre Küken wachenden Henne auch "Glucke" genannt.
Heimspielstätte: Markweghalle, Schießtäle, 71083 Herrenberg
Anfahrt: 88 Kilometer (69 Minuten) über B29 und A81 via Stuttgart
Vereinshistorie: Gegründet im Jahr 1993, mauserte sich die Herrenberger Spielgemeinschaft, zusammengesetzt aus dem VfL Herrenberg und den Handballern der Stadtteile Haslach und Kuppingen-Oberjesingen, schnell zu einem Erfolgsmodell. Die erste Herrenmannschaft als Aushängeschild etablierte sich von 2002 an in der Regionalliga Süd, gekrönt von der Meisterschaft 2010. Die 2.Bundesliga mussten die Herrenberger allerdings nach nur einem Jahr wieder verlassen und stürzten 2016 sogar in die Viertklassigkeit ab.
Größter sportlicher Erfolg: Meister Regionalliga Süd 2010
Bekannte Ex-Spieler: Rückraumspieler Cornelius Maas (Jugend-Nationalspieler und zwei Einsätze in der B-Nationalmannschaft) war von 2016 bis 2018 für Herrenberg am Ball, ehe es ihn nach Zizishausen weiter zog. Der heutige DHB-Sportdirektor Axel Kromer trainierte die SG von 2009 bis 2012.
BWOL-Erfahrung: 192:104 Punkte aus fünf Spielzeiten bedeuten den 19.Platz in der ewigen Tabelle der BWOL. Bestes Ergebnis war der zweite Rang in der Saison 2001/02, der zum Aufstieg in die 3.Liga berechtigte.
Saison 2018/19: 9.Platz – 28:28 Punkte – 14 Siege, 14 Niederlagen – 845:822 Tore
Beste Torschützen 2018/19: Sascha Marquardt 131 Tore, Sandro Münch 125/3 Tore, Christian Dürner 118/33 Tore
Bisherige Duelle mit dem TSB: Erstmals traf der TSB in der Verbandsliga-Saison 2004/05 auf die Herrenberger und bezwang deren zweite Mannschaft mit 34:28 und 24:23. Beim Hinspiel im September 2019 bot der TSB seine bislang beste Saisonleistung und fügte den Hausherren eine empfindliche 21:29-Schlappe zu. In den vorherigen Oberliga-Duellen hatte die SG mit 31:27 und 31:26 beide Male in der heimischen Markweghalle die Oberhand behalten, unterlag aber wiederum in Gmünd mit 23:31 und 29:31.
Trainer: Fabian Gerstlauer (1.Jahr, zuvor Jugendkoordinator)
Saisonziel: Oben mitspielen
Aktueller Tabellenplatz: 10.Platz - 12:20 Punkte - 438:468 Tore
Bisherige Bilanz: 6 Siege - 10 Niederlagen
Beste Torschützen 2019/20: Sandro Münch 89/18 Tore, Marvin Seeger 63/20 Tore, Maximilian Bröhl 43 Tore
Top-Spieler: Kreisläufer Sascha Marquardt (24) und Linksaußen Marvin Seeger (23) haben bei der SG alle Jugendmannschaften durchlaufen, mittlerweile haben sich die beiden Eigengewächse als zuverlässige Torgaranten in der Oberliga etabliert. Marquardt allerdings fehlt seinem Team derzeit aufgrund einer hartnäckigen Schulterverletzung.
Besonderes: Aushängeschild der SG ist die Frauenmannschaft, die seit 2014 durchgängig in der 2.Bundesliga vertreten ist. Zwischen den Pfosten steht dort übrigens ab dieser Spielzeit Laura Waldenmaier aus Bargau, jüngere Schwester von TSB-Kreisläufer Jonas.
Internet: www.sgh2ku.de

(Nico Schoch)