"Den Frust von der Seele geredet" - Zuversichtlicher TSB empfängt den Rekorddrittligisten

Fünftes Heimspiel – folgt gegen die SG Köndringen/Teningen endlich das erste Erfolgserlebnis vor eigenem Publikum? Noch nie trafen bisher beide Vereine aufeinander, die Südbadener sind deutscher „Rekorddrittligist“ und spielten meist höherklassiger als der TSB. Auch in der laufenden Oberligarunde ist die SG (12:8 Punkte) besser platziert als der TSB (6:12) – das muss allerdings nichts über die Favoritenrolle sagen.


Denn der Blick auf das Torverhältnis offenbart erstaunliche Fakten: Mit ihren 270 erzielten Treffern durften die Gmünder nur einmal weniger jubeln als ihre Gäste, die mit 292 gegenüber den 279 des TSB sogar 13 Gegentreffer mehr schlucken mussten. Das heißt: In der Abwehr muss die SG Köndringen-Teningen Probleme haben. „Wir haben die Schwächen des Gegners genau analysiert und rechnen uns durchaus Siegchancen aus“, gibt sich Stefan Klaus trotz zuletzt vier sieglosen Spielen recht selbstbewusst.

Der Grund: Beim Training in dieser Woche hatte der Gmünder Coach erstmals alle Mann an Bord: „Alle waren hoch konzentriert dabei, teilweise war sogar eine gehörige Portion Wut im Bauch zu spüren.“ Unzufrieden waren die TSBler darüber, dass bei den Unentschieden beim Spitzenreiter SG Pforzheim-Eutingen und gegen den TSV Zizishausen sowie bei den Niederlagen gegen die HSG Konstanz II und auch zuletzt beim deftigen 25:35 in Baden-Baden unnötig Punkte durch eigene Fehler liegen gelassen wurden.

„Mannschaft, Trainer und Verantwortliche haben sich in dieser Woche zusammengesetzt“, lässt Stefan Klaus wissen, „und jeder hat sich einmal den Frust von der Seele geredet.“ Die Aussprache sei „offen und konstruktiv“ gewesen. Stefan Klaus hofft, „dass sich daraus neue Motivation ergibt, damit wir unserem Publikum endlich den ersten Heimsieg schenken können“. Denn schließlich seien der Anspruch und die Qualität seiner Truppe höher als die bisherigen Leistungen, sagt der Trainer.

Gegen die SG Köndringen-Teningen können die Gmünder personell aus dem Vollen schöpfen. Torwart Sebastian Fabian ist wieder an Bord, auch Aleksa Djokic, Sven Petersen und Christian Waibel haben ihre Erkältungen auskuriert. Neuzugang Max Dangelmaier kommt nach langer Verletzungspause wieder in Schwung, und Jugendspieler Tom Abt hat nun schon zweimal bewiesen, dass er im Rückraum für frischen Schwung sorgen kann. „Wir sind jetzt breiter aufgestellt, die Last im Angriff liegt nicht mehr allein auf Aaron Fröhlich und Yannik Leichs, wobei damit zu rechnen ist, dass die SG Fröhlich in Manndeckung nimmt“, sagt Klaus.

Freilich wird der Schlüssel zum (erhofften) ersten Heimsieg in der Abwehr liegen. „Mit dem Mittelblock um Christian Waibel, Thomas Grau und Stephan Mühleisen sind wir körperlich stark besetzt, wir müssen nur mehr kommunizieren und uns gegenseitig helfen“, fordert Klaus. Aber das soll nach dem „Brainstorming“ vom Montag ja besser werden. Die SG Köndringen-Teningen ist ein Handballklub mit großer Tradition. Teningen liegt im Herzen des Breisgaus, 20 Kilometer von Freiburg entfernt, im Drei-Länder-Eck von Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Die Gemeinde im Landkreis Emmendingen mit ihren etwa 11 700 Einwohnern entstand 1975 durch den Zusammenschluss der Ortsteile Teningen, Köndringen, Landeck, Nimburg, Bottingen und Heimbach. Am 30. Juli 1972 schlossen sich die Handballabteilungen der TuS Teningen und der TV Köndringen zur Spielgemeinschaft Köndringen/Teningen zusammen.

Die Erfolge blieben nicht aus. Die SG gehörte meist der dritthöchsten Liga an, in der Saison 1986/87 sogar der 2. Bundesliga. Mehrmals gewann die SG den Südbadischen Vereinspokal. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass der Vorjahresvierte den Aufstieg in die 3. Liga anvisiert, obwohl Alexander Welz, der beste Torschütze der letzten Runde, zum Schweizer B-Ligisten SV Möhlin wechselte.

Mit Axel Simak, Jozef Hantak, Illia Hreblek oder Jan Philipp Valda hat Coach Ole Andersen, der von 1992 bis 1993 Trainer der dänischen Nationalmannschaft war und später den Bundesligisten TV Willstädt betreute, viele körperlich starke und torgefährliche Typen in seiner Multi-Kulti-Truppe.

Die hatte in dieser Saison besonders auswärts Anlaufprobleme. Nach drei Niederlagen in Herrenberg (29:41), Neuhausen (17:32) und Pforzheim (25:27) und einem 22:22 in Baden-Baden gab es erst am letzten Samstag mit 38:37 beim TVB Stuttgart II den ersten Auswärtssieg. Dabei verspielten die Südbadener in der Schlussphase fast noch einen Neuntore-Vorsprung.

Mangelnde Konstanz über 60 Minuten war auch in diesem Match die Achillessehne der Breisgauer – ähnlich wie beim TSB Gmünd. Das Team, das am Samstagabend mehr Stabilität zeigt, dürfte deshalb auch der Sieger sein.

Der TSB-Kader: Sebastian Fabian, Daniel Mühleisen, Wolfgang Bächle, Stephan Mühleisen, Aleksa Djokic, Yannik Leichs, Christian Waibel, Thomas Grau, Aaron Fröhlich, Sven Petersen, Jonas Waldenmaier, Tom Abt und Max Dangelmaier.

© Gmünder Tagespost 07.11.2019 18:24 / Winfried Hofele

Blick auf den Gegner: Das ist die SG Köndringen/Teningen

hintere Reihe v.l.: Axel Simak, Jan-Philipp Valda, Jozef Hantak, Felix Tscherner, Fabrizio Spinner, Felix Weise, Markus Keune (1. Vorstand)
mittlere Reihe v.l.: Elke Minder (Zeitnehmer), Ole Andersen (Trainer), Werner Minder (Betreuer), Reinhold Kopfmann (sportlicher Leiter), Karl-Anton Keune, Mykola Melnyk, Maurice Bührer, Lukas Zank, Jannis Deneke (Athletik Coach), Detlev Frers (Torwarttrainer), Pia Fischer (Physio)
vordere Reihe v.l.: Nils Boutes, Sebastian Kiki, Dominik Merz, Vincent Lutz, Paul Blank

 

Vereinsfarben: Schwarz-Gelb

Ortskunde: Die Gemeinde im Landkreis Emmendingen (11.700 Einwohner) liegt im Herzen des Breisgaus, knapp 20 Kilometer von Freiburg entfernt, und entstand 1975 durch den Zusammenschluss der Ortsteile Teningen, Köndringen, Landeck, Nimburg, Bottingen und Heimbach. Die Doppelburg Landeck prägt den Ortsteil Köndringen und gilt als schönste Burganlage des Breisgaus.

Heimspielstätte: Ludwig-Jahn-Halle, Ludwig-Jahn-Straße 5, 79331 Teningen

Anfahrt: 244 Kilometer (152 Minuten) über B29, A8 und A5 via Stuttgart und Offenburg

Vereinshistorie: Einer der klingenden Namen des südbadischen Handballs gibt sich erstmals in Gmünd die Ehre. Am 30. Juli 1972 schlossen sich die Handballabteilungen der TuS Teningen und der TV Köndringen zur Spielgemeinschaft Köndringen/Teningen zusammen. Von 1981 an war die SG Dauergast in der damaligen Regionalliga Süd und zugleich Führender der ewigen Tabelle, gekrönt von der Meisterschaft 1986 und dem einjährigen Ausflug in die 2.Bundesliga Süd. Nach der verpassten Regionalliga-Qualifikation 2000 und dem Abstieg 2002 gehörte man zum festen Inventar der Drittklassigkeit und war zumeist im Mittelfeld zu finden. 2017/18 folgte dann eine Saison zum Vergessen, als abgeschlagener Letzter war der dritte Absturz in die Oberliga die logische Konsequenz.

Größter sportlicher Erfolg: Meister Regionalliga Süd 1985/86 und Aufstieg in die 2.Bundesliga Süd

Bekannte Ex-Spieler: Gleich drei National- und Bundesligaspieler haben die Südbadener hervorgebracht. Domenico Ebner (2011-16 bei der SG, aktuell TSV Hannover-Burgdorf) hütet das Tor der italienischen Auswahl, Jens Schöngarth (bis 2007, aktuell HSV Hamburg) war zuletzt in Göppingen aktiv und Felix Danner (bis 2007, aktuell MT Melsungen) spielt als Dauerbrenner der Nordhessen Seite an Seite mit unserem Gmünder Sprössling Kai Häfner.

BWOL-Erfahrung: Der Rekord-Drittligist kann auf drei Spielzeiten in der Viertklassigkeit zurückblicken. Der unangefochtenen Meisterschaft in der Premierensaison 2000/01 folgte, nach dem direkten Wiederabstieg, die Vizemeisterschaft 2003 und damit der erneute Aufstieg.

Saison 2018/19: Nach einer schwachen Hinrunde steigerte sich die SG zwar, zum direkten Wiederaufstieg reichte es aber trotz dem starken Schlussspurt nicht. Am Ende blieb man als Tabellenvierter mit 36:20 Punkten hinter den eigenen Erwartungen zurück.

Beste Torschützen 2018/19: Alexander Velz 217/55 Tore, Jan-Philipp Valda 127 Tore, Axel Simak 101 Tore

Bisherige Duelle mit dem TSB: Noch nie in Pflichtspielen aufeinander getroffen

Trainer: Ole Andersen (9.Jahr, von 1992-93 Trainer der dänischen Nationalmannschaft)

Saisonziel: Oben mitspielen

Neuzugänge: Dominik Merz (TGS Pforzheim), Timo Grafmüller (eigene 2.Mannschaft), Kolja Melnyk (Sala / Slowakei), Ilya Greblev (Ukraine), Nils Boutes, Karl-Anton Keune (beide eigene Jugend)

Abgänge: Alexander Velz (SV Möhlin / Schweiz), Johannes Silberer (TuS Schuttern), Daniel Fahrländer (SG Waldkirch/Denzlingen), Patrick Schumacher (HU Freiburg), Eimantas Mikucionis (TB Kenzingen), Jan-Lennart Beering (TV Willstätt)

Beste Torschützen 2019/20: Jan-Philipp Valda 65 Tore, Axel Simak 42 Tore, Jozef Hantak 39/21 Tore

Top-Spieler: Bereits in seiner ersten Saison nach hat sich Jan-Philipp Valda als unverzichtbar im linken Rückraum erwiesen. Den Sprung vom Südbadenligisten SG Muggensturm/Kuppenheim meisterte der wurfgewaltige Rechtshänder ohne große Anlaufzeit und befindet sich aktuell auf bestem Wege, seine 127 Treffer des Vorjahres zu übertreffen. Zur Marschroute der SG hat der 22-Jährige eine klare Meinung: „Einen Fehlstart wollen und können wir uns dieses Jahr nicht erlauben. Wir alle wollen uns von Spiel zu Spiel steigern, um damit unsere hoch gesteckten Ziele zu erreichen.“

Besonderes: Als Rekordsieger des Südbadischen Pokals qualifizierte sich die SG bereits mehrmals für den DHB-Pokal und erreichte 2005 sogar das Achtelfinale. Von 2000 bis 2014 behielten die Schwarz-Gelben mit nur einer Ausnahme 2007 den Cup immer bei sich.

Internet: www.sg-kt.de

(Nico Schoch)