"Ganz unverwundbar sind die Pforzheimer nicht" - TSB gastiert beim Klassenprimus

Man kann es mit einem Schuss Sarkasmus so sagen: Gott sei Dank kein Heimspiel. Nach der dritten Heimniederlage in Folge am vergangenen Sonntag gegen die HSG Konstanz II (26:29) müssen beziehungsweise dürfen die Gmünder TSB-Handballer bereits an diesem Freitagabend (Spielbeginn 20 Uhr, Bertha-Benz-Halle) bei der SG Pforzheim-Eutingen antreten.

Die Badener stehen mit 12:0 Punkten nach sechs Spieltagen an der Tabellenspitze. „So ganz unverwundbar sind die Pforzheimer aber nicht“, sagt Stefan Klaus mutig. Der TSB-Trainer verweist darauf, dass der Spitzenreiter „in einigen Spielen schon ein bisschen das Glück auf seiner Seite hatte“. Das trifft besonders auf den Saisonstart zu: 27:26 bei TuS Schutterwald, 27:25 über die SG Köndringen/Teningen und 26:23 beim TSV Neuhausen lauteten die Ergebnisse. Doch Siege, und sind noch so glücklich, schaffen Selbstvertrauen. Gegen den Mitfavoriten TSG Söflingen (26:18) und gegen den TV Zisishausen (28:18) landeten die Pforzheimer Kantersiege, beim jüngsten 24:21-Erfolg in Neckarsulm war es aber wieder „etwas zäher“.

Alle Spielergebnisse belegen zwei Tatsachen: Die Pforzheimer haben eine superstarke Abwehr mit einem überragenden Torwart Bastian Rutschmann, der nach Bundesligastationen Frisch Auf Göppingen und Bergischen HC wieder zu seinem Heimatverein zurückgekehrt ist. Die SG um Kapitän Ingo Catak spielt ihre Angriffe vom System her lange aus, ehe der Abschluss erfolgt. Manuel Mönch und Jonathan Buck sind dabei besonders treffsicher. Aber: In keinem einzigen Spiel kamen die Pforzheimer bisher an die 30-Tore-Marke heran. Doch das ist ein Luxusproblem, wenn man Tabellenführer ist.

Und „oben mitmischen“ ist auch das aktuelle Saisonziel des SG-Trainerteams Alexander Lipps und Matthias Cullman. In der letzten Runde hatte die SG bis zum Schluss auf einen Relegationsplatz gehofft – doch am Ende stand der fünfte Platz zu Buche. Zu viele und zu langwierige Verletzungen machten die Aufstiegschance zunichte.

Über den Sommer gab es bei der SG einen personellen Umbruch: Jan Strehlau, Nicolai Gerstner und Marius Hufnagel suchten neue Herausforderungen, Felix Lobedank beendete seine Karriere. Vier neue Spieler stießen dazu. Neben Bastian Rutschmann Jan Wörner (TUS Ferndorf), Jonathan Buck (TV Bittenfeld II) und kurz vor Rundenbeginn noch der 193 cm große Kreisläufer Slavisa Lacmanovis aus Montenegro, der zuletzt für den HC Maccabi Motzkin in der 1. Liga in Israel spielte. Aus der A-Jugend rückten Benjamin Löckel, Leon Gerstner, Nick Kusch und Vincent Wohlfahrt auf.

TSB-Coach Stefan Klaus konnte im Training in dieser Woche wieder auf Dominik Sos zurückgreifen, dagegen fehlten Aaron Fröhlich, der sich die Schulter prellte, und Sebastian Fabian. Der Torhüter zog sich beim Spiel gegen die HSG Konstanz II eine Bänderdehnung zu und wird in Pforzheim nicht spielen können. Dagegen hofft Klaus, dass Fröhlich bis Freitagabend wieder fit ist. „Wir müssen über unsere Grenzen gehen“, hat Klaus seinen Spielern eingeschärft, „und endlich einmal stabil über die vollen 60 Minuten bleiben.“ Gelingt das, ist eine Überraschung nicht ausgeschlossen. Der TSB Gmünd hat ja kein Heimspiel.

TSB-Kader: Daniel Mühleisen, Giovanni Gentile (Tor); Stephan Mühleisen, Wolfgang Bächle, Aleksa Djokic, Yannik Leichs, Christian Waibel, Thomas Grau, Aaron Fröhlich, Tom Abt, Dominik Sos, Jonas Waldenmaier, Tim Albrecht.

© Gmünder Tagespost 17.10.2019 17:33 / Winfried Hofele

Blick auf den Gegner: Das ist die SG Pforzheim/Eutingen

Vereinsfarben: Gelb-Blau

Ortskunde: Im Unterschied zum Stadtrivalen, Drittligist TGS Pforzheim, hat die SG ihre Wurzeln im Stadtteil Eutingen. Dort spielte man auch bis 2015, ehe man in die neue Bertha-Benz-Halle inmitten der Goldstadt am Schwarzwaldrand umzog.

Heimspielstätte: Bertha-Benz-Halle, Kiehnlestraße 25, 75172 Pforzheim

Anfahrt: 105 Kilometer (78 Minuten) über B29 und A8 via Stuttgart und Rutesheim

Vereinshistorie: Die 1879 gegründeten Stammvereine TV Eutingen und TB Pforzheim vereinigten sich 1996 zu einer Spielgemeinschaft. 1999 gelang der Aufstieg in die Badenliga und nur zwei Jahren darauf sogar der Sprung in die BWOL, wo sich die SG zügig etablierte. Von 2004-06 sowie in den Spielzeiten 2010/11 und 2016/17 war man sogar in der Drittklassigkeit vertreten, in der man sich jedoch nie lange halten konnte. 2018 verpasste die SG punktgleich mit Willstätt nur um Haaresbreite den direkten Wiederaufstieg.

Größter sportlicher Erfolg: Oberliga-Vizemeister und Aufstieg in die Drittklassigkeit 2004, 2010 und 2016

Bekannte Ex-Spieler: Nationalspieler Patrick Groetzki (Jg.1989) durchlief von 1994 bis 2007 die Jugend der SG, ehe es ihn zu den Rhein-Neckar Löwen zog. Dort schwang sich der Rechtsaußen zum vereinsinternen Bundesliga-Rekordspieler auf. Auch Rechtsaußen Sascha Pfattheicher (1997), seit 2017 beim TVB Stuttgart aktiv, wurde bei der SG in der dortigen C-und B-Jugend groß.

BWOL-Erfahrung: In den 14 Jahren der Zugehörigkeit war die SG stets in der oberen Tabellenhälfte zu finden und nie schlechter als Rang acht platziert. Der Lohn: Platz 1 in der ewigen Tabelle der BWOL mit 535:305 Punkten.

Saison 2018/19: Die Pforzheimer blieben hinter den eigenen Erwartungen zurück, am Ende reichte es mit 35:21 Punkten nur zum fünften Platz.

Beste Torschützen 2018/19: Manuel Mönch 133 Tore, Julian Broschwitz 121/30 Tore, Max Lupus 106/40 Tore

Bisherige Duelle mit dem TSB: Fünfmal zog der TSB den Kürzeren, bei den drei Gastspielen in der Goldstadt jeweils deutlich mit sechs bis acht Toren Unterschied. Einmal überraschte der TSB, im April 2016 gelang ein überzeugender 28:26-Heimsieg gegen den späteren Drittliga-Aufsteiger.

Trainer: Alexander Lipps ist der "Tausendsassa" der SG und zugleich einziger hauptamtlicher Übungsleiter. Er coacht zugleich auch die Bundesliga-A-Jugend.

Saisonziel: Oben mitmischen

Neuzugänge: Bastian Rutschmann (Bergischer HC), Jan Wörner (TuS Ferndorf), Jonathan Buck (TVB Stuttgart II), Leon Gerstner, Nick Kusch, Vincent Wohlfahrt, Benjamin Löckel (alle eigene A-Jugend)

Abgänge: Nicolai Gerstner (TGS Pforzheim), Marius Hufnagel (SV Leonberg/Eltingen), Jan Strehlau (BSV Phönix Sinzheim), Felix Lobedank, Florian Eitel (beide Karriereende)

Bisherige Bilanz 2019/20: 6 Spiele – 6 Siege – 12:0 Punkte

Top-Spieler: Nach einer beeindruckenden Vita mit acht Stationen in 17 Jahren kehrte Torwart Bastian Rutschmann im Sommer zurück zu seinen Wurzeln. Der heute 37-Jährige, geboren in Karlsruhe, wechselte in der B-Jugend zur SG Pforzheim/Eutingen und anschließend zur damaligen SG Kronau/Östringen. Über die HG Oftersheim/Schwetzingen, Wilhelmshavener HV und TV Bittenfeld gelang ihm 2011 der Sprung in die 1.Bundesliga zu Frisch Auf Göppingen. Mit Unterbrechung bei HBW Balingen-Weilstetten und den Rhein Neckar-Löwen wurde Rutschmann mit den Göppingern dreimaliger EHF-Pokalsieger 2012, 2016 und 2017. Die vergangenen beiden Spielzeiten stand er beim Bergischen HC zwischen den Pfosten.

Besonderes: Fast alle Spieler im Kader entstammen der eigenen Talentschmiede, die auf beeindruckende Erfolge zurückblicken kann. Das ist wohl einmalig im ambitionierten Amateurhandball.

Internet: www.sg-pforzheim.de

(Nico Schoch)