"Höchste Zeit, dass wir zuhause gewinnen" - Platzt daheim endlich der Knoten?

Haben die TSB-Handballer einen Heimkomplex? Vor heimischem Publikum kamen die Gmünder bislang nicht in die Gänge. Die ersten beiden Spiele in der eigenen Großsporthalle hat der Wiederaufsteiger in die Baden-Württemberg-Oberliga nämlich verloren. 28:31 gegen den SC Neuenbürg 2000 und 32:37 gegen den TV Weilstetten. Am Sonntag gegen die HSG Konstanz II soll der Knoten endlich platzen.

„Es ist höchste Zeit, dass wir endlich auch einmal zuhause gewinnen und unser treues Publikum versöhnen“, fordert deshalb Stefan Klaus. Der „Jets-Trainer“ ist nach dem 37:30-Sieg seiner Jungs beim TSV Weinsberg recht zuversichtlich: „Wir haben bewiesen, dass wir auch ersatzgeschwächt in der vierthöchsten Spielklasse bestehen können.“

Ähnliche Töne hört man auch von Matthias Stocker, der 31-jährige Trainer der HSG Konstanz II, die am Sonntag um 18 Uhr in der Großsporthalle beim TSB gastiert: „Wir sind jetzt in der Oberliga angekommen.“ Nach den beiden Auftaktniederlagen in Köndringen-Teningen (32:34) und daheim gegen den TV Neuhausen (26:30) blieb die Zweitliga-Reserve zuletzt dreimal nacheinander ungeschlagen: Dem 26:26 beim Titelaspiranten TSG Söflingen folgten gegen die Neckarsulmer Sportunion (33:26) und gegen den TVB Stuttgart II (27:17) zwei klare Siege. Die Basis dazu legte die HSG-Abwehr mit einem überragenden Torwart Moritz Ebert und einem hervorragenden Blockverhalten.

Nur 17 Gegentore in einem ganzen Spiel – davon können die Gmünder Keeper Sebastian Fabian und Daniel Mühleisen nur träumen. Der Blick auf die Torverhältnisse zeigt deutlich, wo bislang der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Kontrahenten vom Sonntag liegt: Die Konstanzer kassierten bisher erst 133 Gegentreffer, der TSB bereits 150. Deshalb reichten der HSG II auch lediglich 144 eigene Torerfolge zu 5:5 Zählern, während die Gmünder mit 154 Treffern nur auf 4:6 Punkte kommen.

Immerhin können die TSBler mit einem Sieg in der Tabelle an den Konstanzern vorbei ziehen. Die Gmünder Fans können sich also auf ein spannendes Match freuen – und vor allem auf die hoch verlangten U23-Spieler eines Vereins, der seit Jahren den Erfolg langfristig plant. „Konstanzer Weg“ nennt sich das Projekt zur Förderung des Spitzensports in der Bodenseestadt. Die HSG kooperiert dabei mit der Exzellenzuniversität Konstanz und der Hochschule Konstanz – und die Stadt Konstanz hat in diesem Jahr nach Wiederaufstieg der Profimannschaft in die 2. Bundesliga einen Sonderzuschuss in Höhe von 117 000 Euro pro Saison für drei Jahre gewährt.

Die HSG Konstanz spielt in jeder Altersklasse der Jugend in der jeweils höchsten Liga (zweimal Bundesliga) und gehört damit zu den erfolgreichsten Jugendförderern der Bundesrepublik. Mit einer zukunftsorientierten Vereinspolitik schafften es die Konstanzer, den Handballsport sowohl in der Breite als auch in der Spitze ganz oben in der Beliebtheitsskala in der über 86 000 Einwohner zählenden Universitätsstadt als klare Nummer eins zu platzieren. Die Handballeuphorie ist trotz zweiter Abstiege aus Liga zwei seit gut 18 Jahren ungebrochen. Die Fans in der fast ständig ausverkauften „Schänzlehölle“ sorgen dort für Gänsehautatmosphäre. Die HSG II spielt in Konstanz keine untergeordnete Rolle, sondern ist ein wichtiger Teil des Konzepts: talentierte, junge U23-Spieler auf die Bundesliga vorzubereiten. Um ein Haar wäre in der vergangenen Runde der HSG U23 als jüngste Mannschaft der Oberliga der Durchmarsch in die 3. Liga geglückt.

Das soll möglichst in der laufenden Saison, trotz des holprigen Starts, nachgeholt werden. Trainer Matthias Stocker geht davon aus, „dass wir schnell unsere bisherige Abschlussschwäche ablegen und unser Tempospiel erfolgreich durchsetzen“. Dreh- und Angelpunkt ist dabei der Passgeber Benjamin Schweda, von dessen Zuspielen besonders Torjäger Patrick Volz profitiert. Stefan Klaus hat vor der Partie am Sonntag für diesen Freitagabend eine zusätzliche Trainingseinheit angesetzt – zur intensiven Videoanalyse der HSG II. Abwehrverhalten, Angriffskombinationen und Kondition waren die Schwerpunkte bei den Übungsstunden am Montag, Dienstag und Donnerstag.

Erfreulich für den Trainer war, dass Rückraumspieler Sven Petersen wieder mitmachen konnte. Dafür trainierte Aaron Fröhlich nach einem Sturz auf die Schulter nur dosiert. Tom Abt, der ab seinem 17.Geburtstag am 13. Oktober eingesetzt werden kann, und Tim Albrecht waren Anfang der Woche noch erkältet. Bis Sonntag, so hofft Klaus, „sind alle wieder fit.“

TSB: Sebastian Fabian, Daniel Mühleisen, Stephan Mühleisen, Wolfgang Bächle, Aleksa Djokic, Yannik Leichs, Thomas Grau, Christian Waibel, Aaron Fröhlich, Sven Petersen, Dominik Sos, Jonas Waldenmaier, Tim Albrecht.

© Gmünder Tagespost 10.10.2019 20:03 / Winfried Hofele

Blick auf den Gegner: Das ist die HSG Konstanz 2

(Aufgrund von Lieferschwierigkeiten bei den neuen Trikots gibt es leider noch kein neues Mannschaftsbild der HSG II für die Saison 2019/20)


Vereinsfarben
: Blau-Gelb

Spitzname: Die Macht vom Bodensee

Ortskunde: Die Geschichte der an der Zunge des Bodensees gelegenen Universitätsstadt (84.760 Einwohner) reicht bis in die römische Zeit zurück. Das romanische Münster, das Konzilsgebäude und das Rosgartenmuseum zählen zu den bekannten Sehenswürdigkeiten. Mit der Schweizer Nachbarstadt Kreuzlingen ist Konstanz derart zusammengewachsen, dass die Staatsgrenze mitten zwischen Häusern, Straßen und Bächern hindurch verläuft.

Heimspielstätte: Schänzle-Sporthalle (1417 Sitzplätze), Winterersteig 23, 78462 Konstanz

Anfahrt: 226 Kilometer (141 Minuten) über B29, A81 und B33 via Stuttgart und Singen

Vereinshistorie: Durch den Zusammenschluss von TV und HC DJK Konstanz im Jahr 1980 begann ein kontinuierlicher Aufstieg, der den Regionalliga-Dauergast insgesamt dreimal in die 2.Bundesliga führte. In der Saison 2018/19 gelang nach dem erneuten Gewinn der Süddeutschen Meisterschaft über die Relegation gegen Rostock der direkte Wiederaufstieg ins Unterhaus. Ein bemerkenswerter Werdegang liegt hinter der Zweiten Mannschaft, die von 2011 bis 2015 aus der Bezirksklasse in die BWOL durchmarschierte und nach dem überraschenden Abstieg 2017 umgehend wieder zurückkehrte.

Größter sportlicher Erfolg: Südbadischer Meister 2015 & 2018

BWOL-Erfahrung: Mit 87:89 Punkten aus drei Spielzeiten belegt die HSG II den 42.Platz in der ewigen Tabelle. Eine ordentliche Premierensaison 2015/16 beendete die HSG 2 mit ausgeglichenem Punktekonto auf dem neunten Rang, ziemlich unerwartet folgte ein Jahr darauf der bittere Abstieg.

Saison 2018/19: In Jahr eins nach dem Wiederaufstieg schüttelte die Zweitliga-Reserve einen Negativlauf in der Hinrunde ab, und erreichte mit 20:4 Punkten nach der Winterpause einen stolzen dritten Rang in der Endabrechnung – nur drei Zähler hinter den Aufstiegsplätzen.

Beste Torschützen 2018/19: Samuel Löffler 130 Tore, Patrick Volz 122/6 Tore, Joel Mauch 94/54 Tore

Bisherige Duelle mit dem TSB: In den Spielzeiten 15/16 und 16/17 begegneten sich Gmünd und Konstanz erstmals auf dem Handballfeld. In zwei hitzigen, hektischen und bis zum Schluss spannenden Heimspielen rang der TSB die HSG jeweils hauchdünn mit 27:24 und 23:22 nieder, unterlag am Bodensee aber beide Male mit 21:26 und 34:35.

Trainer: Matthias Stocker (31), langjähriger Spielmacher der Ersten Mannschaft, trainiert die HSG II seit Sommer 2017 mit großem Erfolg. Als Co-Trainer steht ihm Zweitliga-Kreisläufer Fabian Wiederstein zur Seite.

Saisonziel: Top Fünf

Neuzugänge: Benjamin Schweda (eigene 1.Mannschaft), Felix Fehrenbach, Moritz Ebert, Balthes Reiff, Robat Sahin (alle eigene Jugend)

Abgänge: Manuel Both (Sportfreunde Söhre), Joschua Braun (1.Mannschaft)

Bisherige Bilanz 2019/20: 2 Siege – 1 Unentschieden – 2 Niederlagen

Top-Spieler: Benjamin Schweda (25), Ausnahmekönner auf der Spielmacherposition, kam aus der ersten Mannschaft hinzu und wurde vom Team sogleich zum Kapitän bestimmt. Ebenfalls nach langer Leidens- und Verletzungszeit ist auch Rückraum-Shooter Jonas Löffler (22) in den Kader zurückgekehrt.

Besonderes: Als einer der führenden Jugendförderer Deutschlands unterhält die HSG bundesweit einzigartige Kooperationen mit den Hochschulen und der Exzellenzuniversität Konstanz zur Förderung des Spitzensports, in deren Rahmen exklusive Stipendien an junge, leistungswillige Talente vergeben werden. Da verwundert es nicht, dass die mit vier Talenten aus der eigenen Bundesliga A-Jugend verstärkte U23 bei einem Durchschnittsalter von 21 Jahren abermals die jüngste Mannschaft der Oberliga stellt. Hochattraktiven Tempohandball „mit Vollgas nach vorne“ erwartet der Trainer von seiner blutjungen Truppe.

Internet: www.hsgkonstanz.de

(Nico Schoch)