Vierte Fahrt, vierter Sieg? TSB Gmünd peilt den perfekten Auswärtslauf an

Nach dem Coup beim Spitzenreiter Willstätt will der TSB Gmünd am Samstag (20:15 Uhr / Rundsporthalle) im Regionalliga-Derby beim VfL Waiblingen nachlegen. Der Tabellenzweite kann sein Mammutprogramm mit dem vierten Auswärtssieg in Folge krönen – trifft dabei aber auf einen erfahrenen Gegner mit Wut im Bauch.
 
Dieses Ausrufezeichen war in der gesamten Liga laut und deutlich zu vernehmen. Mit einem spektakulären 41:36-Erfolg hat der TSB Gmünd den bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer HSG Willstätt/Hanauerland in die Knie gezwungen und ist spätestens jetzt ein ernsthafter Titelanwärter. Auf die Tabelle schaut Aaron Fröhlich überhaupt nicht. Doch wenn es nach dem TSB-Trainer geht, dann haben seine Mannen in Willstätt sogar das dritte Ausrufezeichen nacheinander gesetzt. Denn die Jets meistern ihren Auswärts-Marathon bislang bravourös, hatten zuvor schon in der stimmungsvollen Halle der MTG Wangen (34:24) sowie bei der hochgehandelten HSG Albstadt (38:32) bestanden.
 
„Wir haben auch Sachen gesehen, die wir gegen Spitzenteams nicht so gut machen“, bilanziert Fröhlich: „Wir nehmen aus jedem Spiel und jedem Training unsere Lehren mit. Aber nach den guten Leistungen gibt es keinen Grund, etwas total zu verändern.“ Mit 10:2 Punkten haben sich die Gmünder abermals ganz oben festgebissen. Nur Willstätt (12:2) steht aktuell besser, hat aber auch schon eine Partie mehr absolviert. Hinter dem Führungsduo herrscht dichtes Gedränge vom Tabellendritten HSG Ostfildern (9:5) – kommende Woche zu Gast beim TSB – bis hin zum Neunten HC Neuenbürg (8:6). Es bestätigt sich jene vage Prognose, die Fröhlich schon vor Saisonbeginn getroffen hatte: „Es gibt sechs oder sieben Mannschaften, die gegen jeden gewinnen können – und zu dieser breiten Gruppe wollen wir auch weiterhin gehören.“
 

Die Handschrift eines Spitzenteams

Da lassen sich die Gmünder auch nicht davon abbringen, dass sie die weitesten und vermeintlich schwersten Auswärtsspiele fast ausschließlich schon in der Vorrunde bestreiten müssen. „Was für uns positiv ist“, so Fröhlich, „dass wir ein Gefühl dafür haben, trotz manchmal beschwerlicher Anreise gut in die Spiele reinzufinden. Vor Auswärtsspielen muss uns nicht bange sein – und das nächste ist ja auch nicht so weit.“
Nur eine halbe Stunde Fahrt durch das Remstal ist es bis zum VfL Waiblingen, mit dem die Jets noch eine Rechnung aus dem Januar offen haben. Damals unterlag der TSB vor heimischer Kulisse in letzter Sekunde mit 28:29 – übrigens eine von bislang nur fünf Niederlagen in Fröhlichs Amtszeit. „Wir waren damals nicht gut vorbereitet und sind an diesem Tag nicht an unsere Leistung herangekommen“, blickt der Chefcoach zurück: „Deshalb hat das weniger etwas mit dem Gegner selbst zu tun. Sondern dass wir uns selbst beweisen, dass wir es besser können.“
 

Kriselnde Waiblinger mit Wut im Bauch

Doch auch der Gegner ist auf Wiedergutmachung aus. Nach nur zwei Siegen aus den ersten sieben Partien hinken die „Tigers“ tabellarisch hinterher und sind noch auf der Suche nach ihrer gewohnten Form. Besonders heftig wirkt die Niederlage vom vergangenen Wochenende: Beim TVS Baden-Baden lagen die Waiblinger zur Pause mit 10:15 zurück, gefolgt von einem 2:10-Negativlauf in den zehn Minuten nach Wiederanpfiff. Eine solche 22:35-Abreibung macht einen ohnehin starken Gegner erfahrungsgemäß nur noch einen Tick gefährlicher. Das weiß auch Fröhlich, der sein Team aber mehr inhaltlich als mental auf die nächste schwere Aufgabe vorbereitet. „In der stehenden Abwehr war schon eine gewisse Qualität zu sehen“, hat der 35-Jährige im obligatorischen Videostudium beobachtet: „Nur haben es die Waiblinger nicht geschafft, eine anständige Anzahl an eigenen Toren zu werfen und durch viele Konter ging es recht deutlich aus. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass sie wieder so einen Tag haben.“
Trotz einem gravierenden Umbruch – sechs Neuzugänge und acht Abgänge gab es im Sommer – können die Tigers noch immer auf ein erfahrenes Grundgerüst zurückgreifen. Namentlich ragen die 38 und 33 Jahre alten Brüder Evgeni und Alexej Prasalov, einstmals beim TV Bittenfeld aktiv, heraus. Derzeit sind Kreisläufer Jan Hellerich (29 Saisontore) sowie die beiden Außen Niklas Leukert (27) und Lars Berlich (26) die besten Werfer. Auch auf das gefährliche Duo im rechten Rückraum, Martin Lübke und Nick Bischoff (kam vom TV Plochingen) gilt es aufzupassen. „Zu großen Teilen ist es die Mannschaft, die vorige Saison ganz vorne mitgespielt hat“, so Fröhlich, „und das traue ich ihnen über den Saisonverlauf auch zu, dass sie sich nach vorne arbeiten. Nur hoffentlich nicht in diesem Spiel.“
 

TSB mit Rückenwind und fast vollem Kader

Mit Ausnahme von Patrick Watzl (Meniskus-OP) und Arian Pleißner (Auslandssemester) kann der Gmünder Trainer erneut aus den Vollen schöpfen. Spielmacher Tom Abt ist nach überstandenem Muskelfaserriss wieder voll einsatzfähig, womit sich die personelle Situation im Rückraum wieder entspannt hat. Wobei Fröhlich explizit die Entwicklung des vor dieser Saison zurückgekehrten Yannik Leichs hervorhebt: „Er war fünf Jahre weg und kam aus einer Phase, in der er im Ausland war und lange nicht gespielt hat. Trotzdem hat Yannik gar nicht so lange gebraucht wie gedacht und bringt jetzt schon eine unglaublich hoch einzuschätzende Leistung im Angriff wie in der Abwehr.“
Ohne Anlaufschwierigkeiten war Leichs gemeinsam mit Kai Schäffner in die Bresche gesprungen, nachdem der eigentlich unverzichtbare Abt kurzzeitig ausgefallen war. „Wir können aktuell nicht klagen“, meint Fröhlich, „jetzt gilt es einfach diesen Weg weiterzugehen, den wir gerade eingeschlagen haben.“ Mit dieser Geschlossenheit will der TSB beim Derby in Waiblingen den nächsten Glanzpunkt setzen – und seine perfekte Auswärtstour vollenden.
 
TSB: Immer, Klemm, D. Mühleisen – Abt, J.Leichs, Y. Leichs, Maier, Schäffner, Neumaier, Scholz, Abele, Bächle, Burtsche, S. Mühleisen, Waibel, Waldenmaier
 
(Text: Nicolas Schoch - Archivbilder: Frank Bieg)