Bereit für das schwerste Spiel: Wie der TSB Gmünd den Tabellenführer zu Fall bringen will

Der TSB Gmünd sucht die maximale Herausforderung – und findet genau diese am Samstag (20 Uhr) bei der HSG Willstätt/Hanauerland. Der Ex-Bundesligist steht mit perfekter Startbilanz an der Spitze, doch die „Jets“ reisen als Tabellenzweiter mit großem Selbstvertrauen an.

Zufriedenheit ist ein Fremdwort für Aaron Fröhlich. Der ehrgeizige Gmünder Trainer sieht sein Team trotz starker Zwischenbilanz noch lange nicht am Limit. Vier Siege und nur eine Niederlage – das liest sich stark. Aber ausgerechnet beim vermeintlich schwächsten Gegner, dem TV Plochingen, ließ der TSB vor einem Monat mit dem 30:33 zwei Punkte liegen. „Natürlich nervt die Niederlage noch, weil wir da wirklich nicht gut gespielt haben und die Plochinger das an dem Tag gut genutzt haben“, blickt Fröhlich zurück. „Das war ein richtiges Negativerlebnis, aus dem wir uns als Team herausarbeiten mussten.“
 

Kader fast komplett – und bereit für den Gipfel

Der Weckruf zeigte Wirkung: Seither folgten drei Siege in Serie, zwei davon auswärts und zuletzt ein überzeugender 38:32-Erfolg bei der starken HSG Albstadt. „All diese Mannschaften waren kein Fallobst“, betont Fröhlich. „Wenn wir Sachen gut machen, sind wir gut. Wenn nicht, werden wir bestraft.“ Erstmals seit Wochen konnten die Jets wieder komplett trainieren. Nur Patrick Watzl (Meniskus-OP) fehlt nach seiner Meniskus-OP, dafür ist Tom Abt nach seinem Muskelfaserriss zurück und bereit für mehr Einsatzzeit. „Endlich wieder eine geregelte Trainingswoche“, freut sich Fröhlich: „Wir haben auch gemerkt, dass nicht viel mehr passieren dürfte. Unendlich viele Ausfälle können wir nicht auffangen.“
Doch es zeigte sich auch das, was der Trainer schon vor Saisonbeginn angekündigt hatte: „Keiner meiner Spieler bekommt Spielzeiten nur aus Gefälligkeit. Jeder ist in der Lage, uns weiterzuhelfen.“ Daniel Mühleisen und der aus seiner Verletzung zurückgekehrte Tobias Klemm bilden ein Torhütergespann auf Augenhöhe, was dem TSB fast schon ein Luxusproblem beschert. Als der angeschlagene Abt nicht mitwirken konnte, führten Kai Schäffner und Yannik Leichs im Rückraum glänzend Regie. Zugleich drängen sich die beiden Youngster Simon Neumaier und Florian Abele auf dem rechten Flügel weiter auf.
 
Mit 8:2 Punkten ist der TSB auf den zweiten Rang, einen direkten Aufstiegsplatz, vorgerückt und verspürt Rückenwind. Die Jets bestätigen den starken Eindruck aus der vergangenen Saison nahtlos. Oder um es mit Fröhlichs Worten auszudrücken: „„Wir bestätigen, dass wir zu den Mannschaften gehören, die jedes Spiel gewinnen können“, so Fröhlich. „Aber das gilt für sieben, acht Teams in dieser ausgeglichenen Liga. Wie konstant wir das schaffen, müssen wir zeigen.“
 

Großer Name, große Ambitionen

Die HSG Willstätt/Hanauerland (vormals TV Willstätt) ist die Mannschaft der Stunde. Sechs Spiele, sechs Siege – nach Jahren der Stagnation scheint der Traditionsverein endlich seine Qualität auszuschöpfen. Zumal der Vorjahresachte seinen Kader namhaft verstärkt hat. Der frühere Bundesligaspieler Moritz Schade (zuvor Eintracht Hildesheim) ist der neue Fixpunkt am Kreis. Im Angriff sorgt Lennart Cotic (HLZ Friesenheim-Hochdorf) wie schon vor drei Jahren, als er die TGS Pforzheim zur Meisterschaft warf, für Furore. Mit 51 Toren führt der Rückraumlinke die Torschützenliste an, alleine 14-mal traf er am vergangenen Wochenende zum 39:36-Sieg über den Heiningen. „Von mir aus darf Cotic 27 Tore machen – wenn die anderen keins machen, gewinnen wir trotzdem“, gibt sich Fröhlich gelassen.
Der TSB-Chefcoach verweist darauf, dass die eigentliche Qualität des Gegners in der Defensive liegt. Am vergangenen Wochenende musste die HSG den Ausfall von gleich fünf Stammkräften sowie zwei Rote Karten verkraften, doch zwischen den Pfosten überragte der französische Keeper Maxime Duchêne. „Willstätt war auch vergangene Runde schon eine absolute Spitzenmannschaft“, betont Fröhlich deshalb: „Sie hatten damals eine Durststrecke, haben aber gegen alle Topteams gut ausgesehen.“ Auch gegen den TSB, der sich in beiden Partien nach zähem Ringen trotzdem mit 30:26 und 31:29 durchsetzte.
 

Spitzenteam trifft Spitzenteam

„Willstätt hat einen gewissen Handballstil, der sich kaum verändert hat, weil sie ihre Qualitätsspieler behalten haben. Das bleibt eine Top-Mannschaft“, erklärt Fröhlich. „Wir kämpfen mit unseren Waffen, die mit ihren.“ Die Statistik spricht für den TSB: Mit nur 26,4 Gegentoren pro Spiel stellt Fröhlichs Team die stärkste Abwehr der Liga. Die soll erneut das Fundament sein, um die Serie von insgesamt vier Auswärtsspielen weiter erfolgreich zu bestreiten.
Als Zweiter zu Gast beim Ersten, mit der besten Abwehr gegen den zweitstärksten Angriff – prickelnder könnte die Herausforderung nicht sein, auch wenn es eben erst früh in der Saison ist. „Momentan ist das das schwerste Spiel, das man haben kann“, so Fröhlich: „Aber ich denke, wir sind bereit, uns maximal zu messen. Deshalb spielen wir Handball – damit wir immer alles geben müssen, um zu gewinnen. Ich hoffe, dass wir vor einer guten Kulisse gegen eine gute Mannschaft spielen und unsere Leistung bringen. Wir wollen jedes Spiel gewinnen – und das ändert sich auch in diesem Spitzenspiel nicht.“
 
Für den TSB ist das Spiel in Willstätt der nächste Prüfstein auf dem Weg zu einer echten Spitzenmannschaft.
 
TSB: Immer, Klemm, D. Mühleisen – Abt, J.Leichs, Y. Leichs, Maier, Schäffner, Neumaier, Scholz, Abele, Bächle, Burtsche, S. Mühleisen, Waibel, Waldenmaier
(Text: Nicolas Schoch - Archivbilder: Frank Bieg)