Dem Hexenkessel getrotzt: TSB Gmünd hält das Aufstiegsrennen spannend

Im Stile eines Spitzenteams setzt sich der TSB Gmünd vor ausverkaufter Halle bei der MTG Wangen mit 34:30 (20:14) durch. Der dritte Tabellenplatz in der Regionalliga ist damit schon sicher, auch der ganz große Traum lebt weiter.

Als Spieler hatte Aaron Fröhlich den TSB Gmünd einst unter die Top Vier im baden-württembergischen Oberhaus geführt. Seine erste Saison als Cheftrainer wird mit einer neuen Bestplatzierung zu Ende gehen, mindestens auf dem dritten Rang. Ein „herausragendes Ergebnis“, findet der 34-Jährige: „Darüber sind wir natürlich stolz. Aber jetzt ist noch nicht der Zeitpunkt, um sich feiern zu lassen. In den nächsten fünf Spielen haben wir noch viel vor.“ Die Bilanz von nunmehr 42:8 Punkten – ebenfalls ein TSB-Rekord – wäre sogar eines Aufsteigers würdig, wenn da nicht der TV Bittenfeld II (45:5) und die SG Köndringen/Teningen (48:0) wären.
 
Vom Klassenprimus hatten die Gmünder zuletzt mit 31:36 die Grenzen aufgezeigt bekommen, sorgen aber dafür, dass das Rennen um den zweiten Aufstiegsrang weiterhin spannend bleibt. Konkurrent Bittenfeld hatte am Freitagabend mit einem 29:22-Derbysieg über Waiblingen vorgelegt, der TSB hielt dem Druck stand und zog tags darauf nach. Im Allgäu gelang ein souveräner Pflichtsieg, der aber keinesfalls einfach war. Die MTG Wangen kämpft noch mit aller Macht um den Klassenerhalt und warf den Jets laut Fröhlich „alles entgegen, was sie haben.“ Allen voran ihr lautstarkes Publikum: Die als „Hölle Süd“ berüchtigte Argenhalle war mit rund 500 Zuschauern bis auf den letzten Platz besetzt.
 

Ein Stresstest vor vollen Rängen

Besonders in den ersten 20 Minuten hatte der Favorit Schwerstarbeit zu verrichten, geriet aber nie in Rückstand. Der TSB erspielte sich gute Chancen, verwarf aber auch einige davon und so war eine 6:4-Führung (13.) schnell dahin. Ab dem 9:9 (19.) steigerten sich die Jets von Aktion zu Aktion und setzten zu einem wegweisenden Lauf an. Entscheidend: Die aufmerksame Abwehrabeit. Wichtige Ballgewinne wurden sofort in schnelle Tore umgemünzt, Tormann Daniel Mühleisen gelang neben mehreren Paraden auch ein eigener Treffer. Innerhalb von nur sechs Minuten zog der TSB auf 18:12 (26.) davon. Kai Schäffner erzielte noch vor der Pause den 20. Treffer.
In dieser Phase stand Tom Abt an der Spitze einer offensiven 5-1 Abwehr, auch vorne gewann der Spielmacher seine Zweikämpfe und schaffte seinen Nebenleuten so den nötigen Freiraum. „Wir waren von jeder Position torgefährlich und haben uns auch nicht von einzelnen Fehlwürfen unterkriegen lassen“, stellte Fröhlich zufrieden fest. Dem Trainer gefielen allen voran die vielen Kreisanspiele auf Jonas Waldenmaier oder Stephan Mühleisen. Auch wenn nicht jede Finte von Erfolg gekrönt war: „ Die Schiedsrichter hatten eine sehr harte Linie, wo unsere Kreisläufer von der gegnerischen Abwehr stark unter Druck gesetzt werden durften.“
 

Beide Gmünder Abwehrsysteme funktionieren

Auch nach der Pause marschierte der TSB voran. Auf den Halbpositionen brachen Schäffner und Stefan Scholz immer wieder kraftvoll durch, um das Sechs Tore-Polster zu behaupten. Auch der Routinier Wolfgang Bächle war gut aufgelegt. Vom 20:14 (30.) bis zum 25:19 (43.) waren die Gmünder jederzeit Herr der Lage. Denn das Abwehrbollwerk stand auch im gewohnten 6-0-System sicher. Andreas Maier und Stephan Mühleisen gelang es auch, den Schlüsselspieler der MTG Wangen zu kontrollieren. Aaron Mayer hatte zwar früh in der Partie zweimal getroffen, war danach aber für lange Zeit abgemeldet.
Das änderte sich in der Schlussviertelstunde, als die Hausherren das Tempo erhöhten. Spielmacher Mayer brachte Wangen auf 26:22 (48.) und 27:24 (52.) heran. Der Lautstärkepegel schoss noch einmal in die Höhe, doch der TSB blieb ruhig. So auch Aaron Fröhlich, der mit einer Auszeit beschwichtigend einwirkte: „Bis auf diese kurze Ausnahme war es eine sehr kontrollierte Leistung von uns. Der Sieg war zu keinem Zeitpunkt wirklich in Gefahr.“
 

Nervenstark in der Schlussphase

Nach Zeitstrafen gegen Stefan Scholz und Niklas Burtsche verspürte Wangen zwar kurzen Aufwind, doch im Stile eines Spitzenteams schlug der TSB zurück. Näher als auf 29:26 (54.) ließ man die Gastgeber nicht herankommen. Dann nahm Abt das Kommando wieder in die eigene Hand und sorgte mit zwei genialen Einzelaktionen für die endgültige Entscheidung. Als der starke Niklas Burtsche seinen achten Treffer zum 33:28 (58.) erzielte, verstummte die „Hölle Süd“. Mit 34:30 feierte der TSB seinen elften Auswärtssieg – noch ein Novum in dieser bislang stärksten Viertliga-Runde.
Um die Rekordsaison sogar noch mit dem Sprung in die 3. Liga zu krönen, sind die Gmünder an den verbleibenden fünf Spieltagen allerdings auf fremde Schützenhilfe angewiesen. An solche Szenarien verschwendet der Erfolgscoach jedoch keinen Gedanken. „Für uns geht einfach nur darum, noch einen Entwicklungsschritt zu machen und wenn möglich, fünf Siege zu holen“, blickt Aaron Fröhlich voraus: „Wenn wir weiterhin diese Leistungen liefern, dann brauchen wir uns keine Vorwürfe machen, selbst wenn es nicht für ganz oben reicht. Auch dann können wir gut damit leben und können uns am Saisonende über das Erreichte freuen.“
 

Der TSB denkt weiterhin nur von Spiel zu Spiel

Am kommenden Sonntag (17 Uhr / Große Sporthalle) wartet mit dem Tabellenvierten HSG Ostfildern der nächste harte Brocken. Erst am 12.April kommt es dann ebenfalls in eigener Halle zum wohl alles entscheidenden Duell um den Aufstieg gegen den TV Bittenfeld II.
MTG Wangen – TSB Gmünd 30:34 (14:20)
MTG: Lukas Hölle, Niclas Hommel – Aaron Mayer (9/3), Simon Natterer (5), Moritz Sellschopp (3), Leopold Plieninger (3), Michel Fischer (2), Fabian Pentzlin (2), Elias Preuschl (2), Manuel Kuhnt (2), Robin Straub (1), Luis Gapp (1), Christian Vonier, Marius Mücke, Elia Mayer
TSB: Daniel Mühleisen (1), Devin Immer – Niklas Burtsche (8/1), Tom Abt (7), Kai Schäffner (6), Wolfgang Bächle (4), Stefan Scholz (3), Stephan Mühleisen (3), Jonas Waldenmaier (2), Andreas Maier, Louis Waldraff, Arian Pleißner, Patrick Watzl, Jonas Schwenk
Siebenmeter: MTG 3/3 – TSB 2/1
Zeitstrafen: MTG 8 Minuten – TSB 8 Minuten
Schiedsrichter: Sven Beck, Fabian Hochstuhl (TV Sandweier)
Zuschauer: 500

(Text: Nicolas Schoch - Archivfotos: Enrico Immer)