Andreas Maier ist der Kopf der stärksten Abwehr in der Handball-Regionalliga und bleibt dem TSB Gmünd ein weiteres Jahr treu. Vor dem Topspiel bei seinem Ex-Club TV Bittenfeld II (Freitag, 19:30 Uhr) erteilt der 23-Jährige allen Wechsel- oder Aufstiegsambitionen eine klare Absage.
Das Heimspiel gegen die HSG Albstadt war für Andreas Maier schon nach 18 Minuten beendet, doch die „Nachspielzeit“ gehörte ganz alleine dem Defensivspezialisten. Unmittelbar nach dem 32:27-Heimsieg gab er der Mannschaft seine vorzeitige Vertragsverlängerung bekannt – verbunden mit dem Versprechen, künftig weniger Rote Karten zu sammeln. Über seine persönliche Wandlung spricht das TSB-Eigengewächs im Interview mit Nico Schoch und begründet, warum er für seinen Heimatverein sogar auf einen zweiten Kanada-Trip verzichtet.
Andi, die Jets sind derzeit doppelt so gut wie in der vergangenen Saison. Weißt du, warum?
Maier: Nein, warum?
Schon vor dem letzten Hinrundenspiel habt ihr 13 Siege auf dem Konto und damit genauso viele wie in der gesamten Vorsaison.
Echt? Das war mir so noch gar nicht bewusst. Wenn du einmal im Flow bist, dann machst du dir keinen Kopf mehr. Natürlich haben wir auch am vergangenen Samstag unseren Sieg kräftig gefeiert. Doch als wir am Montag wieder ins Training gegangen sind, war alles egal, was davor war. Es steht nur das nächste Spiel im Fokus, das wir natürlich gewinnen wollen.
Als Tabellenzweiter hat der TSB alle Erwartungen übertroffen. Musst du dich ab und zu selber kneifen?
Wir wussten alle um die harte Situation, da mit Nico Rascher die Führungsperson der letzten Jahre weggebrochen war. Doch wir haben in der Vorbereitung den Grundstein gelegt, sind topfit und haben gleich zum Auftakt in Waiblingen gewonnen, wo niemand mit einem Sieg von uns gerechnet hat. Dann kommt eins zum anderen. Selbst als wir in Blaustein mit fünf Toren hinten lagen, sind wir nicht ins Grübeln gekommen. Das Selbstvertrauen ist gerade riesig. Das macht es uns leicht.
Ursprüngliches Ziel war der Klassenerhalt. Mit 26 Punkten lässt sich da vorzeitig ein Haken dran machen, oder?
Rechnerisch vielleicht noch nicht (lacht). Immer wieder bekomme ich von Leuten gesagt, dass wir jetzt ein Spitzenteam sind und aufsteigen können. Doch wir tun ganz gut daran, weiter nur von Spiel zu Spiel zu denken. Das ist unsere unglaubliche Stärke. Wenn wir jetzt abheben und neue Ziele ausrufen, dann kann das ganz schnell nach hinten los gehen. Dieses Sprüche können gerne andere Mannschaften ausrufen.
Am Freitagabend (19:30 Uhr) treffen mit dem TV Bittenfeld II und dem TSB die punktgleichen Tabellenzweiten aufeinander. Die Bedeutung ist ja ganz klar: Es geht um den zweiten Aufstiegsplatz.
Wir haben es uns einfach verdient, vier Tage vor Weihnachten so ein Spitzenspiel zu bestreiten. Die kleine Halle wird bestimmt überfüllt sein. Die Bittenfelder sagen selbst, dass sie unbedingt aufsteigen wollen. Wir wollen einfach nur dieses Spiel gewinnen. Wie gesagt, wir denken derzeit nicht lange nach und das macht uns gerade so stark.
Da ist es dir wohl auch nicht schwer gefallen, deinen Vertrag beim TSB um ein weiteres Jahr bis 2026 zu verlängern?
Ehrlicherweise habe ich überlegt, nochmals für eine längere Zeit nach Kanada zu gehen, bevor ich nach meinem Studium richtig ins Berufsleben einsteige. Doch nach ein paar Tagen war klar, dass ich diese geile Truppe nicht verlassen kann. Wir sind lauter Kumpels, der Zusammenhalt ist einzigartig. Der aktuelle Erfolg macht es dann doppelt so schwer, eine andere Entscheidung zu treffen.
Selbst ein Wechsel in eine höhere Liga wäre also keine Option gewesen?
Tatsächlich wurde ich von anderen Vereinen angesprochen. Sportlich würde es mich schon reizen, nach oben zu schauen. Doch ich denke, dass der TSB diese Chance irgendwann selbst hat. Ohne das Thema 3.Liga jetzt zu groß zu machen: Wir haben ein extrem junges Team und wenn wir noch ein paar Jahre zusammenbleiben, dann ist vieles möglich.
Vor zwei Jahren habe ich dich als härtesten Abwehrspieler der Liga betitelt. Der neue Trainer Aaron Fröhlich will aus dir stattdessen den besten Abwehrspieler der Liga machen. Welchen Weg hat er dir da aufgezeigt?
Wir hatten viele Gespräche und Aaron hat mir ein Stück weit die Augen geöffnet. Ganz sicher habe ich mich in der Vergangenheit oftmals nicht clever angestellt. Wenn ich als Abwehrchef 40 Minuten lang von draußen zuschauen muss, dann schade ich damit meiner eigenen Mannschaft. Ich muss weiterhin Härte und Aggressivität einbringen, aber weniger Strafen riskieren. Ich denke, das gelingt mir bislang ganz gut.
Richtig, die Zeitstrafen sind deutlich weniger geworden. Trotzdem hast du im Heimspiel gegen Albstadt (32:27) zum dritten Mal in dieser Saison die Rote Karte gesehen.
Die Erste gegen Plochingen war ganz sicher berechtigt. Ob man die anderen beiden geben muss, ist eine andere Frage. Aber ich will den Schiedsrichtern keinen Vorwurf machen. Sie haben sich gegen Albstadt von der Hektik anstecken lassen und ihre anfangs extrem harte Linie beibehalten.
Von 2018 bis 2021 hast du beim TV Bittenfeld den Sprung in den Aktivenbereich geschafft und sogar Bundesliga-Luft geschnuppert. Wie viel müssen deine Ex-Kollegen beim Wiedersehen am Freitagabend einstecken?
(schmunzelt) Mein erstes Ziel ist es, über 60 Minuten auf der Platte zu stehen. Meine Beziehungen sind immer noch sehr gut, gerade mit Spielmacher Maurice Widmaier treffe ich mich immer wieder auf ein paar Kaltgetränke. Ich erinnere mich gerne an die Zeit zurück und bin dem Verein sehr dankbar. Bittenfeld hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Dass ich schon als A-Jugendlicher in den Innenblock der Zweiten Mannschaft gestellt wurde, zeugt von extrem großem Vertrauen.
Allerdings hast du mit dem TSB deine bisherigen vier Spiele gegen Bittenfeld allesamt verloren. Was wird entscheidend sein, um diese Bilanz zu kippen?
Irgendwann ist immer das erste Mal und wir werden alles daran setzen, dass das am Freitag passieren wird. Bittenfeld will unbedingt aufsteigen. Mit diesem Druck müssen sie dann auch klar kommen. Individuell sind sie aber extrem stark besetzt, weshalb wir es nur mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung stemmen können. Unsere Abwehr ist bestens darauf vorbereitet.