Der TSB Gmünd spielt die beste Hinrunde seiner Geschichte. Was liegt da näher, als die Zusammenarbeit mit dem erfolgreichen Trainernovizen vorzeitig zu verlängern? Wobei nicht alleine die anhaltende Siegesserie entscheidend war, wie der Sportliche Leiter Jürgen Rilli durchblicken lässt: „Sondern die Art und Weise, wie er mit der Mannschaft umgeht und wie er auf der Bank agiert. Innerhalb kürzester Zeit hat sich Aaron damit auch bei den Gegnern großen Respekt erworben.“
Die Identifikationsfigur des TSB hatte ohnehin schon über dieses erste Jahr hinaus gedacht. „Ich bin mir sicher, dass wir als Mannschaft und Verein in der nächsten Zeit viel gestalten können“, sagt Aaron Fröhlich und zieht dabei seinen Co-Trainer Simon mit ein, der ebenfalls an Bord bleibt.
Nervenaufreibend für die Zwillingsbrüder verlief das letzte Heimspiel des Jahres, das den 700 Zuschauern wirklich alles bot. Nach gerade einmal 18 Minuten waren schon zwei Schlüsselspieler mit glatt Rot vom Feld geflogen, erst Albstadts Spielmacher Julian Thomann und kurz darauf TSB-Abwehrchef Andreas Maier. Während die Gäste anfangs vorlegten, beschlich Fröhlich das Gefühl, „dass sie unsere junge Mannschaft mit einer übertriebenen Härte beeindrucken wollte.“ Linkshänder Stefan Scholz wurde bei seinem Sprungwurf zum 5:7 (10.) unsanft aus der Luft gerissen. Für Ex-Bundesligaprofi Thomann, der bis dahin schon dreimal getroffen hatte, war die Partie damit vorzeitig beendet.
Niklas Burtsche ließ sich nicht beeindrucken und sorgte mit schnellen Gegenstößen dafür, dass die Gmünder stets in Schlagdistanz blieben. Doch defensiv klafften beim TSB noch zu viele Lücken, die Albstadt konsequent nutzte. Von der Seitenlinie versuchte der Trainer erst mit ruhiger Hand zu korrigieren, bevor auch er sich von der Hektik anstecken ließ. Der Grund: Maier hatte seinen Gegenspieler beim Wurf gepackt, woraufhin die HSG Albstadt für eine Hinausstellung protestierte – mit Erfolg. Aus Fröhlichs Sicht hingegen „wurde hier nicht mit gleichem Maß gemessen“. Was der 34-Jährige den Schiedsrichtern auch lautstark mitteilte und dafür mit einer Zwei Minuten-Strafe belegt wurde. „Der Zeitpunkt war sicher nicht optimal“, so Fröhlich, dessen Team in doppelter Unterzahl mit 9:13 (20.) ins Hintertreffen geriet: „Doch rückblickend war es richtig, das in Kauf zu nehmen. Ich wollte meine Jungs schützen, die da sehr hart bearbeitet wurden.“
Der TSB nahm den Kampf nicht nur an, sondern drehte ihn noch vor der Pause auf seine Seite. Während die Gäste gleich zweimal das leerstehende Gmünder Tor verfehlte, starteten Burtsche und Tom Abt im Alleingang einen 6:0-Lauf. Der für Maier eingewechselte Stephan Mühleisen stabilisierte die Abwehr erheblich, zwischen den Pfosten war sein Bruder Daniel neun Minuten lang nicht zu überwinden. Zwar sorgte die HSG Albstadt nach der Halbzeitpause nochmals für eine kurze Wende. „Doch wir haben ihre Stärken immer besser kontrolliert“, analysierte Fröhlich, „weshalb die Chance für uns höher war, Bälle zu gewinnen.“
Nachdem Abt mit einer Energieleistung den erneuten Rückstand egalisiert hatte, eröffnete der TSB sein gefürchtetes Umschaltspiel. Der aufmerksame Patrick Watzl sicherte erst einen schon verloren geglaubten Ball für Nebenmann Scholz, dann traf er selbst zum 20:18 (37.). Entscheidend absetzen konnten sich die Gmünder allerdings noch nicht, da neben Mühleisen auch der HSG-Keeper Edis Camovic glänzend aufgelegt war. Umso wertvoller war es, dass Watzl zwei Abpraller verwandelte und Burtsche von der Siebenmeterlinie eiskalt vollstreckte. Dennoch war der hart erarbeitete Drei Tore-Vorsprung beim 25:25 (50.) wieder aufgebraucht, nachdem sowohl Burtsche als auch Abt an Camovic gescheitert waren.
Ein Torwartwechsel hatte beim TSB in dieser Saison bislang Seltenheitswert. Eigentlich sollte Daniel Mühleisen vor der Crunch-Time auch nur eine kurze Pause bekommen, wie Fröhlich später gestand: „Doch wir haben eben auch einen sehr guten zweiten Torhüter, der hinter Dani ein hartes Los hat, aber im richtigen Moment einen Riesenbeitrag geleistet hat.“ Aus diesem großen Schatten trat Devin Immer nun heraus und avancierte in den letzten zehn Minuten zum Matchwinner. Reaktionsschnell wehrte der Youngster einen Schlagwurf von Alilovic ab, den nächsten Versuch von Kreisläufer Fabian Mayer lenkte er mit den Fingerspitzen an den Pfosten.
Seine Vorderleute bedankten sich mit den entscheidenden Gegenstößen. Als Wolfgang Bächle nach seinem 29:25 (55.) mit ausgestreckten Armen vor dem euphorisierten Publikum abdrehte, war das die Entscheidung. Mit einem frechen Heber legte Burtsche seinen zwölften Treffer zum 32:27-Endstand nach.
„Als Team kann uns nichts umwerfen, weil wir wie ein Mann zusammenstehen“, resümierte der Trainer nach dem erfolgreichen Kraftakt: „Und das wird von den Fans honoriert.“ Die Begeisterung ist weiter gestiegen vor dem Hinrundenfinale beim punktgleichen TV Bittenfeld II am kommenden Freitag (19:30 Uhr / Gemeindehalle). Dass es das direkte Duell um den zweiten Aufstiegsplatz sein wird, ist für Fröhlich nur nebensächlich: „Für uns geht es nur um den Sieg gegen eine absolute Top-Mannschaft.“ Zu denen zählt längst auch die Überflieger aus Gmünd. Ein Weg, den nicht nur die beiden Trainer, sondern auch die Spieler fortsetzen werden. Die haben mit ihren Leistungen längst Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen geweckt und bleiben dem TSB dennoch treu. „Ein tolles Zeichen“, findet Aaron Fröhlich: „Es ist derzeit einfach ein perfektes Match für uns.“
Diese Erfolgsgeschichte wird fortgesetzt – mindestens bis ins Jahr 2026.