Nur zwei Tage nach dem kräftezehrenden Nachholspiel beim Verfolger HSG Wangen/Börtlingen (23:23) mussten der Spitzenreiter wieder einmal bis zum Schluss zittern. Was Andreas „Rudi“ Rascher allerdings weniger auf den straffen Spielplan zurückführt als darauf, dass „uns ein bisschen die Leichtigkeit und die Lockerheit verloren ging.“ Völlig natürlich ist es für den Trainer, dass ein gewisser Druck vorhanden sei, wenn eben nur noch wenige Schritte bis zum großen Ziel zu gehen sind – besonders bei seiner jungen Mannschaft sei das spürbar. „Genau das müssen die Jungs auch lernen“, findet Rascher: „Einem Titelkandidaten wird bis zum letzten Spiel nichts geschenkt, niemand will einem die Meisterschaft schenken.“ Erst recht nicht sein Ex-Verein, die HSG Winzingen-Wißgoldingen-Donzdorf. Gegen die Zweitvertretung des Verbandsligisten, derzeit Tabellenfünfter, war der TSB bereits im Hinspiel nicht über ein 29:29-Remis hinausgekommen.
Die harte, körperbetonte Gangart der HSG bekamen die Gmünder auch beim erneuten Aufeinandertreffen zu spüren. Valentin Pick und Kai Kiesel warfen zwar innerhalb der ersten 50 Sekunden die ersten beiden Tore, sowohl im Tempospiel als auch über den Kreis wusste der TSB seine Stärken auszuspielen. Als Hannes Kauderer auf 6:3 (11.) erhöhte, hatten die 120 Zuschauer und auch Rascher selbst das Gefühl: „Wir haben das Spiel im Griff, visuell waren wir klar die bessere Mannschaft.“ Doch nach dem guten Start plätscherte die Partie vor sich hin, auf mehr als 11:7 (19.) konnte sich der TSB nicht absetzen. Ganz im Gegenteil sogar, durch einen Doppelpack ihres Torjägers Timo Dangelmaier zogen die Gäste beim 12:12 (25.) erstmals gleich. Für Rascher „der Weckruf“, wonach seine Jungs wieder konsequenter in der Abwehr als auch in der Chancenverwertung agierten. Durch zwei Kontertore von Jonas Schmutzert legte der TSB wieder vor, Aaron Wild sorgte mit einer feinen Einzelaktion für ein 17:13-Polster in der Halbzeitpause.
Nach Wiederanpfiff sorgte Kiesel sogar für ein Fünf Tore-Polster und somit blieb aus Gmünder Sicht das leicht trügerische Gefühl, dass hier eigentlich nichts mehr anbrennen kann. Während einer unkonzentrierten Phase des TSB rückte WiWiDo nochmals auf 21:19 (41.) heran. „Doch wenn wir die Tore machen mussten, dann haben wir sie auch gemacht“, stellte Rascher fest. Die Brüder Valentin und Vincent Pick stellten den alten Abstand wieder her, nachdem zuvor Torwart Sascha Grützmacher mit wichtigen Paraden glänzte. Das 21-jährige Eigengewächs bestritt an diesem Abend seine vorerst letzte Begegnung für den TSB, denn ihn zieht es studiumsbedingt nach Freiburg. Als die Gmünder mit 28:23 (50.) vorne lagen und Grützmacher sich bei der Auswechslung seinen verdienten Applaus abholte, war für den Trainer „das Ding eigentlich durch.“
Doch die Gäste zögerten den erlösenden Jubel beim designierten Meister noch weiter hinaus. Den A-Jugendspielern des TSB war am Tag nach der Württembergischen Meisterschaft noch die Müdigkeit anzumerken. Völlig in Ordnung für Rascher: „Ich habe ihnen gesagt, sie sollen richtig feiern, denn so einen Erfolg erleben sie nur einmal.“ Allerdings drohte das Derby nochmals unnötig spannend zu werden, als die HSG auf 30:28 (56.) verkürzte. Arian Pleißner sorgte mit seinem sechsten Treffer wieder für etwas Sicherheit, bevor Fabian Burkhardtsmaier abermals verkürzte. HSG-Rechtsaußen traf sogar noch zum Anschluss, doch direkt danach ertönte die Schlusssirene.
„Wir haben zum Schluss ein paar blöde Tore gekriegt, aber generell war es aus meiner Sicht nicht mehr gefährlich“, resümierte Rascher nach dem knappen 31:30-Heimsieg: „Letztendlich haben wir eine solide Leistung abgeliefert – mehr aber auch nicht. Aber das ist auch okay. Wichtig war es zu gewinnen und das haben wir mit einer soliden mannschaftlichen Leistung geschafft.“ Denn aus den vier verbleibenden Partien fehlt dem TSB-Perspektivteam nun nur noch ein einziger Punkt, um die Meisterschaft in der Bezirksklasse perfekt zu machen – und der soll bereits am kommenden Samstag (17:30 Uhr / Voralbhalle) beim Vorletzten TSV Heiningen 3 eingefahren werden.
TSB 2: Sascha Grützmacher, Frederik Füchtner – Valentin Pick (8), Arian Pleißner (6/3), Vincent Pick (4), Kai Kiesel (4), Hannes Kauderer (3), Jonas Schmutzert (3), Aaron Wild (1), Jonas Schwenk (1), Moritz Kienzle (1), Louis Waldraff, Florian Krazer, Can Oktay
HSG 2: Kevin Krumpschmied, Marius Baur – Timo Dangelmaier (8/2), Patrick Knab (5), Fabian Burkhardtsmaier (5), Michael Kowatzki (3), Dennis Diwald (3), Yunus Tahan (2), Justin Frey (2), Sven Mader (1), Peter Wahl (1), Marcel Klaus, Sebastian Barth, Lenny Binder
Siebenmeter: TSB 3/3 – HSG 2/2
Zeitstrafen: TSB 2 Minuten – HSG 12 Minuten
Rote Karte: Sven Mader (HSG/33./Dritte Zeitstrafe)
Schiedsrichter: Sammy Domene Fernandez (TV Altenstadt)
Zuschauer: 120
(Text und Bilder: Nico Schoch)