Sie haben die wohl schwierigste Aufgabe gemeistert, die der TSB Gmünd in den vergangenen Jahren zu bieten hatte: Als Spielertrainer-Duo ist es Matthias Czypull (30) und Simon Frey (38) gelungen, die Zweite Mannschaft des TSB wieder auf Kurs zu bringen und fit für die Zukunft zu machen. Mit dem erreichten Zwischenziel, dem Wiederaufstieg und dem anschließenden Verbleib in der Bezirksklasse, gehen die beiden Vereinsurgesteine nach dieser Saison von Bord – zumindest vorerst. Ein Gespräch über die sportlichen Perspektiven der künftigen Oberliga-Reserve, die Vorfreude auf ruhige Abende und einen „Abstiegsausflug“, der für Hoffnung sorgte.
Wie erleichtert seid ihr darüber, dass dem TSB 2 der Klassenerhalt ohne großes Zittern gelungen ist?
Frey: Natürlich macht uns das sehr glücklich. Es war von unserer Seite immer das Ziel, schon vor dem letzten Spieltag gesichert zu sein. Der Rest war egal.
Czypull: Erstaunlicherweise haben wir unser erklärtes Saisonziel früher erfüllt als gedacht, weil wir einige Punkte geholt haben, mit denen nicht zu rechnen war. Die waren am Ende aber auch bitter nötig, da die Liga einfach wahnsinnig ausgeglichen war.
Ist der siebte Platz am Ende ein zufriedenstellendes Resultat?
Frey: Absolut. Ich hätte ich vor der Saison nicht gedacht, dass wir schon vier Spieltage vor Schluss gesichert und in der Tabelle so weit vorne sind. Wobei die Liga auch völlig verrückt war.
Czypull: Wir stehen nach unseren Leistung zurecht dort. Unabhängig davon bin hochzufrieden damit, wie sich die Jungs zusammen als Mannschaft entwickelt haben.
Gab es einzelne Spieler, die es hervorzuheben gilt?
Czypull: Bei unserem hohen Altersschnitt kann man die Spieler ja nicht mehr groß weiterentwickeln, sondern muss eher schauen, dass sie heil durch die Saison kommen (lacht). Erstaunt hat mich unser Tormann Sascha Grützmacher. Ich hatte nicht erwartet, dass er als 18-Jähriger sein Können ohne große Einbrüche abrufen kann. Auch Samuel Glaser oder Max Eichler haben an Konstanz gewonnen und wachsen immer mehr in eine Führungsrolle hinein. Insgesamt denke ich, dass jeder Einzelne einen Schritt nach vorne gemacht hat – das war aber auch notwendig. Denn in den ersten Spielen haben wir Lehrgeld gezahlt und einige Zeit gebraucht, um in der neuen Liga richtig anzukommen.
Was war der Knackpunkt für die Wende, nachdem ihr die Hinrunde als Tabellenletzter abgeschlossen hattet?
Frey: Zum Ende der Hinrunde haben wir gemerkt, dass es alleine mit schön spielen nicht funktioniert, sondern dass wir den Kampf annehmen müssen und zwar miteinander.
Czypull: Wir haben die beiden wichtigen Spiele vor der Winterpause gegen Altenstadt und Bartenbach jeweils ganz knapp mit einem Tor gewonnen. Das kann natürlich auch anders ausgehen. Doch wir haben Selbstvertrauen gesammelt, dass wir doch nicht auf verlorenem Posten stehen und ein enges Spielen mit dem unbedingten Willen umbiegen können. Mit dem wiedergenesenen Daniel Mucha sowie den reaktivierten Patrick Schamberger und Sebastian Göth haben wir zudem eine enorme Qualität hinzu gewonnen.
War der Posten in der Zweiten Mannschaft die schwierigste Aufgabe in eurer langen Zeit beim TSB?
Frey: Unabhängig vom Stellenwert im Verein, herrscht eine ganz andere Mentalität als ich sie in der Ersten Mannschaft erlebt habe. Ich möchte dabei keinem Spieler zu nahe treten. Aber die Einstellung zum Handball ist eine völlig andere und als Trainer musste ich auch lernen können, dass der Sport für den ein oder anderen eben nicht alles ist und er auch mal im Training fehlt.
Czypull: Schwierig war es zweifellos, aber ich habe von Vereinsseite und Team immer eine sehr große Dankbarkeit verspürt. Problematisch war, dass wir es verpasst haben, einige nachrückende Jahrgänge stärker an uns zu binden. Da muss man auch das Gesamtkonzept überdenken, das hat der Verein getan und ist nun auf einem guten Weg. Wir haben die Aufgabe angenommen, um mit einigen erfahrenen Spielern die Zweite Mannschaft am Leben zu erhalten. Ich weiß nicht, wo es hingeführt hätte, wenn wir nein gesagt hätten. Was ich als sehr positiv empfinde, dass sich ein echter Teamgedanke entwickelt hat. Deswegen bin jedem Einzelnen, der diesen Zusatzaufwand auf sich genommen und mitgezogen hat, dankbar.
Was sind die Gründe dafür, dass ihr nach drei gemeinsamen Jahren als Trainergespann nun einen Schlussstrich zieht?
Frey: Bei mir ist es in erster Linie eine Zeitfrage, ich will mich mehr meinem Beruf und vor allem meiner Familie widmen. Bislang war ich immer bis um kurz nach 18 Uhr im Geschäft, bin heimgefahren und habe mich umgezogen, um 19 Uhr war ich beim Training. Jetzt will ich erst einmal kürzer treten und mehr Zeit für Frau und Kinder haben. Schon seit meine Frau mich kennt, haben wir immer alles nach dem Handball ausgerichtet und es gab nie eine Diskussion. Aber irgendwann ist es einfach gut.
Czypull: Mein Doktor sagt mir schon seit längerer Zeit, ich solle wegen meiner anhaltenden Rückenbeschwerden keinen Handball mehr spielen. Und alleine als Trainer weiterzumachen, dafür habe ich nicht die allergrößte Motivation verspürt. Denn zum einen habe ich gemerkt, dass es mir immer schwerer fällt, ins Training zu gehen. Nur 50 Prozent zu leisten, das ist nicht mein Anspruch. Zum anderen war es die Frage, inwieweit sich der Kader verändert. Mit den A-Jugendlichen stehen zwar talentierte Jungs in den Startlöchern, aber sie werden ihren eigenen eng getakteten Spielplan haben. Dass sie nur ab und zu bei der Zweiten dabei sind und ich nicht der Hauptverantwortliche bin, war nicht ganz so interessant für mich. Jetzt, wo auch Simon „Monty“ Frey aufhört, ist es vielleicht ein ganz guter Cut nach drei aufregenden Jahren.
Welche Erfahrungen nehmt ihr mit, welche Momente sind in besonderer Erinnerung geblieben?
Frey: Eine ganz neue Erfahrung für mich war es, den aus der A-Jugend heraus gekommenen Spielern etwas beizubringen. Das ist doch etwas ganz anderes als mit den Älteren, da siehst du gleich viel größere Fortschritte.
Czypull: Der beste Moment war sicherlich unser Abschlussausflug vor zwei Jahren nach Nürnberg, trotz Abstieg haben dort alle ihre beste Saisonleistung gezeigt (schmunzelt). Das hat mir persönlich neue Hoffnung gegeben am Ende einer Saison, in die wir vielleicht alle mit zu großen Erwartungen gestartet sind. Dass wir dann sogar in die Kreisliga durchgereicht werden, war eine große Ernüchterung, aber umso schöner war es, trotzdem diesen Zusammenhalt zu spüren.
Welchen Stellenwert nimmt der direkte Wiederaufstieg in die Bezirksklasse 2018 ein?
Frey: Für den gesamten Verein war das natürlich essentiell. Eine gute Grundlage für die Erste Mannschaft zu schaffen, das ist und bleibt das übergeordnete Ziel.
Czypull: Die gesamte Kreisliga-Saison war wichtig für das Selbstbewusstsein, auch wenn es nicht schön war teilweise schon mittags spielen zu müssen. Doch die Stimmung war immer positiv. Man muss auch ehrlich sagen, dass in den kommenden Jahren keiner unserer Jugendspieler zufrieden damit wäre, nur in der Kreisliga zu spielen. Diesen Jungs, die sogar auf württembergischer Ebene glänzen, muss man in meinen Augen auch eher die Bezirksliga als die Bezirksklasse anbieten. Ein weiterer Aufstieg wird aber nicht nur mit jungen Spielern gelingen. Vier oder fünf gestandene Spieler musst du an den TSB binden, um eine Perspektive zu bieten.
Inwieweit ist der TSB 2 dank dem Unterbau aus der Jugend nun besser aufgestellt und was ist der Truppe künftig zuzutrauen?
Frey: Mit unserer bislang letzten A-Jugend war es relativ hart, so dass wir bei unserem Start vor drei Jahren viel Lehrgeld gezahlt haben. Der Sprung in den Aktivenbereich ist ein wahnsinnig großer. Doch es wird Vieles möglich sein, vorausgesetzt die Jungen bleiben dem Verein treu. Die Frage ist nur, wie schnell sie sich einfügen, immerhin kommen die allermeisten jetzt gerade erst aus der B-Jugend heraus.
Czypull: Wir haben es wieder geschafft, eine Mannschaft zu entwickeln, die viele Aufgaben im Verein übernehmen und in der Bezirksklasse gut mitspielt, aber wir müssen uns sportlich natürlich weiterentwickeln. Im Jugendbereich sind wir hervorragend aufgestellt. Doch ein nächster Schritt wäre es, die Anschlussförderung zu optimieren, da uns nach der A-Jugend immer mehrere Leute studiumsbedingt wegbrechen. Vielleicht müsste man in Gmünd mehr mit den Hochschulen kooperieren, auch um externe Studenten für uns zu gewinnen.
Ihr beiden seid seit Jugendjahren für den TSB aktiv und steht so sehr für Vereinstreue wie nur wenige andere. Wie schwer fällt euch der (vorläufige) Abschied?
Czypull: Ich muss gestehen, dass es zuletzt ein komisches Gefühl war, die letzten Male meine Tasche für das Training zu packen. Ganz realisiert habe ich es noch nicht, immerhin sind es 26 aufregende Jahre gewesen. Am Ende war es aber eine Entscheidung auf Raten. Mir liegt unglaublich viel an diesem Verein, deshalb wollte ich in dieser schwierigen Situation helfen und auch nicht mit dem Abstieg in die Kreisliga aufhören. Das wäre nicht meine Art gewesen.
Frey: Irgendwann muss doch einmal Schluss sein. Nach meinem eigentlichen Karriereende 2015 war ich relativ schnell wieder da, als Not am Mann war und habe in der Ersten, dann in der Zweiten ausgeholfen. Aber jetzt freue ich mich auch einmal auf mehr ruhige Abende.
Werdet ihr eure Trainerkarriere fortsetzen?
Czypull: Der Plan ist es erst einmal, ein Jahr lang nichts zu machen. Denn ich bin an einem Punkt, an dem ich eine Auszeit und ein bisschen Abstand brauche. Wenn sich aber doch eine interessante Aufgabe auftat, wäre ich bereit dafür. Und sei es nur, bei einigen Trainern vorbeizuschauen und Ideen zu sammeln oder auch einmal die Allerjüngsten zu trainieren. Ich bin da wirklich für alles offen. Was mir aber wichtig ist: Ich will eine Mannschaft haben, die immer gewinnen will, und nicht nur eine Thekenmannschaft. Das ist nicht mein Anspruch für den hohen Zeitaufwand.
Frey: Mein vierjähriger Sohn hat jetzt mit dem Handball angefangen. Die Chance ist also gegeben, dass ich über die Trainerschiene in den Jugendbereich hereinkomme. Erst einmal stehen aber private Ziele auf dem Programm. Noch in diesem Jahre möchte ich mit meinem langjährigen Mitspieler Sebastian „Hafa“ Göth einen Halbmarathon absolvieren.
Werden wir euch auch noch in Zukunft beim TSB sehen bzw. wird es eine Rückkehr in anderer Funktion geben?
Czypull: Sven Petersen macht seine Sache zwar hervorragend, dennoch ist die halbrechte Rückraumposition in der Ersten Mannschaft sehr dünn besetzt (lacht). Aber nein, Spaß beiseite: Ich wohne in Fellbach und bin damit sicherlich nicht aus der Welt. Vielleicht bieten sich andere Möglichkeiten, das werden wir zu gegebener Zeit besprechen. Bis dahin schaue ich mir die Spiele gerne als Fan mit einer Apfelschorle von außen an.
Frey: Ich werde auf jeden Fall immer wieder gerne vorbeischauen und gerne im Hintergrund mithelfen. Um es ganz bleiben zu lassen, bin ich ja auch viel zu lange dabei. Ich möchte nur nicht mehr ganze Tage und Abende komplett in der Halle verbringen .
Was wünscht ihr dem TSB und speziell seiner Zweiten Mannschaft für die Zukunft?
Czypull: Ich wünsche den Jungs, dass sie die selben Erfahrungen sammeln, wie auch ich es durfte. Dass der TSB ein Verein ist, bei dem der Zusammenhalt gelebt wird und man sich als Mensch entwickeln kann. Genau das war ausschlaggebend dafür, dass ich mich in der B-Jugend einst gegen den Fußball entschieden habe. Ich kann bei jedem einzelnen Mitspieler nur bedanken für die schöne Zeit, mit den meisten bin ich bereits seit Kindertagen befreundet.
Frey: Das große Ziel von der Dritten Liga ist über kurz oder lang sicherlich machbar, wenn die dementsprechenden Weichen gestellt werden. In der Zweiten haben wir mittlerweile einen relativ guten Stamm an Spielern, der durch die Jugend nach und nach ergänzt wird. Daher bin ich überzeugt, dass auch hier der Weg nach vorne führen wird.
(Text und Bilder: Nico Schoch)
(Text und Bilder: Nico Schoch)