Der TSB Gmünd startet traumhaft in die neue Regionalliga-Saison. Mit dem Drittliga-Absteiger VfL Waiblingen liefern sich die „Jets“ zuerst einen hektischen Schlagabtausch und drehen den 16:17-Halbzeitrückstand dann in einen überraschend deutlichen 33:27-Auswärtssieg.
Zwingend zu erwarten war der Gmünder Coup vorab nicht. Immerhin peilen die routinierten Waiblinger den Sprung zurück in die 3.Liga Süd an. Der TSB musste ohne Wolfgang Bächle (Urlaub) sowie die verletzten Tobias Klemm und Arian Pleißner antreten, trat aber bemerkenswert selbstbewusst auf. „Warum war der Sieg nicht erwartbar?“, fragte Allzweckwaffe Andreas Maier kurz nach Spielende: „Wir wissen, was wir können und dass wir schnell spielen können.“
Auf genau diese Art und Weise wurde der vermeintliche Favorit bereits in den ersten Minuten überrumpelt. Defensiv packten Maier und seine Kollegen ordentlich zu, nutzten dies zu schnellen Gegenstößen. Tom Abt, Stefan Scholz und Kai Schäffner erzielten innerhalb von nur 43 Sekunden die ersten drei Tore. Abermals Abt und der neue Linksaußen Niklas Burtsche erhöhten auf 5:1 (7.). Ein Traumstart, den die Gäste zunächst aber nicht fortsetzen konnten. Während Burtsche und Patrick Watzl von Außen an VfL-Torwart Yannick Seeger scheiterten, drehte Waiblingen die Partie von 3:6 (10.) auf 7:6 (13.). Beim Stand von 7:9 (17.) aus Gmünder Sicht musste Trainer Aaron Fröhlich reagieren und nahm seine erste Auszeit. Prompt folgte der erste Glanzpunkt, als Scholz einen Kempa-Trick von Abt sehenswert verwandelte.
Der TSB ließ sich nicht abschütteln, sondern bot den rund 300 Zuschauern einen Kampf auf Augenhöhe. Burtsche übernahm bei seiner Viertliga-Premiere sofort die Verantwortung und von der Siebenmeterlinie und glich aus, wenig später eroberte der aufmerksame Maier den Ball und verwandelte im Gegenstoß zum 15:15 (28.). Dennoch gerieten die „Jets“ mit dem Pausenpfiff wieder ins Hintertreffen, als Tobias Maurer unbedrängt aus dem Rückraum werfen durfte – symbolisch für diese Phase, in der Fröhlich mit der Abwehrleistung ganz und gar nicht einverstanden war. „Wir identifizieren uns über die Abwehr“, betont er: „Eine Halbzeit mit 17 Gegentoren tut uns und unserer Denkweise deshalb schon weh.“
Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Mit einem 7:1-Lauf nach Wiederanpfiff stellte der TSB die Weichen auf Sieg. Die Gmünder Abwehr bändigte die „Tiger“, wie sich die Waiblinger Handballer selbst bezeichnen. Den Kreisläufer Jan Hellerich (7 Tore) bekam man nun immer besser in den Griff, zudem steigerte sich Torwart Daniel Mühleisen erheblich. Dessen Paraden waren die Initialzündung, um vorne genauso selbstsicher wie konsequent aufzutrumpfen. Abt war der Denker und Lenker im Offensivspiel, an seiner Seite wusste auch Linkshänder Scholz zu überzeugen und traf mit einem kraftvollen Unterarmwurf zum 19:19 (35.). Als Rechtsaußen Watzl auf 23:19 (44.) erhöhte, war die Überraschung schon greifbar.
Waiblingen fand auch in der Schlussviertelstunde keine Mittel mehr gegen die furios aufspielenden TSBler. Ganz im Gegenteil, die junge Gmünder Mannschaft machte es richtig deutlich. Erst traf Daniel Mühleisen über das gesamte Feld hinweg ins leerstehende Gehäuse, mit einem Doppelpack zum 29:22 (55.) machte Abt alles klar. Bemerkenswert: In den 25 Minuten seit der Halbzeitpause hatte der TSB nur fünf Gegentore hinnehmen müssen. Der flinke Schäffner allein traf zum Schluss noch dreimal für den TSB und machte den auch in dieser Höhe verdienten 33:27-Erfolg perfekt.
Entsprechend begeistert war der Gmünder Anhang, mit Bundesligaprofi Max Häfner vom TVB Stuttgart und Matthias Czypull hatten auch zwei langjährige TSBler mitgefiebert. „Nach der ersten Halbzeit hätte ich nicht gedacht, dass es so deutlich wird“, befand Czypull, der inzwischen als Trainer beim Landesligisten HABO Bottwar II tätig ist: „Aber mit dieser starken Abwehr konnte eigentlich nichts mehr schief gehen.“ Diese lobenden Worte hat sein langjähriger Mitspieler Aaron Fröhlich gerne zur Kenntnis genommen. Vieles, was sich der neue TSB-Trainer vorgenommen und seinem Team mit auf den Weg gegeben hatte, ist an diesem Abend aufgegangen. „Wir haben uns fest vorgenommen, hier einen Sieg zu holen und das haben wir mit viel Überzeugung umgesetzt“, resümierte Fröhlich. Eine selbstbewusste Marschroute – seine Spieler haben das verinnerlicht und das erste dicke Ausrufezeichen in dieser Saison gesetzt.
Daran gilt es anzuknüpfen, um die Begeisterung auch in der eigenen Halle zu entfachen: Und zwar am kommenden Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) gegen den TSV Weinsberg, der zu Auftakt eine krachende 26:43-Pleite gegen den Titelanwärter SG Köndringen/Teningen kassiert hat.