Das junge Perspektivteam des TSB Gmünd gewinnt den Krimi beim Meisterschaftsfavoriten SG Kuchen-Gingen mit 31:30 (16:14). Fünf Spiele vor Saisonende halten die „Jets“ damit weiterhin alle Trümpfe in der eigenen Hand.
„Wahnsinn“ ist gerade das Wort der Stunde, das sowohl TSB-Abteilungsleiter Michael Hieber als auch Trainer Andreas „Rudi“ Rascher mit Blick auf das Bezirksliga-Team entfährt. Mit zwölf Siegen in Serie hat der TSB II eine rasante Aufholjagd in Richtung Tabellenspitze hingelegt. Fünf weitere Siege fehlen noch, um diesen Wahnsinn mit dem Durchmarsch in die Landesliga zu krönen. „Ich bin unwahrscheinlich stolz auf die Truppe“, zeigte sich Rascher überwältigt, nachdem die jungen Gmünder am Samstagabend den mit Spannung erwarteten Showdown vor 300 begeisterten Zuschauern in der Kuchener Ankenhalle hauchdünn für sich entscheiden konnten. „Einen solchen Krimi, in dem es vor allem zum Schluss auf jede Kleinigkeit ankommt, haben wir nun zum ersten Mal erlebt“, sagte der Trainer: „Ein Wahnsinnsspiel.“
Anders als noch im ersten Aufeinandertreffen erzwang der TSB dabei das glückliche Ende. Im Oktober hatten die Gmünder noch in letzter Sekunde den Ausgleich vergeben, im Rückspiel bot sich Kuchen-Gingen die selbe Chance. Nachdem sich der mit elf Toren herausragende Arian Pleißner seinen letzten Wurf knapp neben das Tor gesetzt hatte, blieben den Hausherren noch knapp zehn Sekunden für einen Tempo-Gegenstoß – doch Marco Haas scheiterte mit dem freien Wurf an TSB-Rückhalt Dennis Slonek. Grenzenlos daraufhin der Jubel bei den Gästen. „Solche Geschichten schreibt eben nur der Handball“, so Rascher zur Schlussszene. Der Puls beim Trainer: Ganz weit oben.
Denn 60 Minuten lang hatten sich die beiden Titelrivalen ein rasantes Duell auf Augenhöhe geliefert. Der TSB konnte dabei zwar meist vorlegen, sich aber nie so richtig absetzen. Nach einem verhaltenen Beginn – 6:6 stand es nach einer Viertelstunde – stellten sich die Gmünder immer besser auf die körperlich präsente, sehr defensive 6-0 Abwehr des Gegners ein. Spielmacher Valentin Pick und seine Nebenleute brachten die SG-Defensive immer wieder ins Laufen und Pleißner warf einen Drei Tore-Vorsprung heraus, der beim 9:9 (21.) aber sofort wieder dahin war. Der gewohnt treffsicheren Rechtsaußen Vincent Pick warf die Jets mit 12:11 (24.) und 16:13 (30.) wieder in Front, doch abermals wurden hochkarätige Chancen für ein höheres Polster liegen gelassen. Direkt nach Wiederanpfiff kam Kuchen-Gingen zum Anschluss.
Das alles führte dazu, dass den Gmündern das Spiel Mitte der zweiten Halbzeit fast doch noch entglitten wäre. Den von Dominic Boland und Louis Waldraff erzielten 20:17-Abstand (36.) egalisierten die Hausherren innerhalb von nur 75 Sekunden. Beim 23:24 und 24:25 (47.) geriet der TSB sogar kurzzeitig ins Hintertreffen, ließ sich davon aber nicht nervös machen. Während Tormann Dennis Slonek einen Strafwurf von Marvin Reichel parierte, übernahm Pleißner auf der Gegenseite weiterhin Verantwortung und drehte den Spielstand auf 26:25 (49.).
Bis zum Ende blieb es ein hektischer Schlagabtausch auf Messers Schneide. Pleißner wurde von Kuchen-Gingen in Manndeckung genommen, stattdessen trafen Valentin Pick und Boland zum 28:27 (54.). Geschwächt durch eine Zeitstrafe, drohte der TSB beim 29:30 (57.) auf die Verliererstraße zu geraten. Doch wiederum Pleißner setzte die Schlusspointe: Bei seinem Ausgleichstreffer erzwang er eine Zeitstrafe für seinen Gegenspieler (58.) und verwandelte 90 Sekunden vor dem Abpfiff den entscheidenden Strafwurf zum 31:30 (59.). Danach hieß es Zittern auf der Gmünder Bank, bevor die Revanche perfekt und das erste von zwei Endspielen gemeistert war.
Wobei das TSB-Perspektivteam seit Monaten „nur noch Endspiele“ hat, wie Rascher bemerkt: „Denn es gibt keinen Plan B mehr.“ Bei nur einem Patzer in den verbleibenden fünf Partien wäre der hart erkämpfte Sieg im Topspiel plötzlich gar nichts mehr wert. Im Dreikampf mit dem TSV Heiningen II (34:4 Punkte) und der Kuchen-Gingen (32:6) befinden sich die Gmünder (29:5) nach wie vor in der Rolle des Jägers, haben aber alles in der eigenen Hand. „Die anderen haben mehr zu verlieren als wir“, betont der Trainer: „Als Aufsteiger haben wir jetzt schon mehr erreicht als erhofft. Nach den ersten Spielen hätte niemand gedacht, dass wir uns nun in dieser Situation befinden. Das haben sich die Jungs genauso hart erarbeitet wie auch den Respekt in der Liga.“
Bevor es am 01.April in Heiningen zum zweiten, wohl alles entscheidenden Showdown kommt, gilt es am Sonntag (14:45 Uhr / Große Sporthalle) die Pflichtaufgabe gegen den Tabellenletzten TV Altenstadt II zu lösen. Vom deutlichen 30:20-Hinspielerfolg will sich Raschers Team dabei nicht täuschen lassen: „Wir müssen das genauso fokussiert und konsequent angehen. Wobei ich nicht glaube, dass die Jungs da zu locker sind. Alle sehen diese unglaubliche Chance, die wir uns da erarbeitet haben.“ Es wäre fahrlässig, sie nicht zu ergreifen. Der Wahnsinn soll noch lange nicht beendet sein.