Das Perspektivteam des TSB Gmünd träumt vom Durchmarsch in die Landesliga. Diese Mission will Trainer Andreas „Rudi“ Rascher spätestens in der kommenden Saison vollenden und weiterhin die Entwicklung der jungen Talente vorantreiben.
Als Andreas Rascher vor zwei Jahrzehnten beim TSV Bartenbach seine Trainerlaufbahn begann, da waren viele seiner jetzigen Spieler noch nicht einmal geboren. Da ist es nur verständlich, dass der frischgebackene Großvater nach einer ebenso langen wie erfolgreichen Zeit am Spielfeldrand einmal kürzertreten möchte. Der 54-Jährige, der von allen nur „Rudi“ gerufen wird, liebäugelte ganz offen mit einem Abschied vom TSB Gmünd in diesem Sommer. „Nachdem ich 20 Jahre am Stück jedes Wochenende für den Handball investiert habe, will ich mich künftig mehr um die Familie um den Enkel kümmern“, gibt Rascher zu.
Nun aber hat sich Rascher doch noch einen Ruck und die Zusage für eine weitere Spielzeit beim TSB II gegeben. Unter seiner Leitung ist aus dem Oberliga-Unterbau, der zuvor sogar bis in die Niederungen der Kreisliga abgesunken war, weit mehr geworden als eine klassische Zweite Mannschaft. Das „spannende Projekt“ Perspektivteam reizt auch den Trainer zu sehr, als dass er sich jetzt schon in den Handball-Ruhestand begeben könnte. „Mir sind diese Jungs ziemlich ans Herz gewachsen und durch sie habe ich das Feuer für meine Aufgabe wiederentdeckt“, erklärt Rascher, der im November 2019 zunächst als Co-Trainer der Ersten Mannschaft angeheuert wurde.
In der ersten vollständigen Saison nach der Corona-Zwangspause sicherte sich Raschers Team ungeschlagen die Meisterschaft in der Bezirksklasse. Auch eine Liga höher befindet sich der Aufsteiger derzeit auf einem Höhenflug und darf sich nach acht Siegen in Serie berechtigte Hoffnungen auf den Durchmarsch machen. Am Erfolg mangelt es nicht, ebenso wenig an positivem Feedback von der Mannschaft. „Das war ein Hauptgrund für meine Entscheidung“, so Rascher, der gleichzeitig auch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den beiden Oberliga-Coaches Michael Stettner und Volker Haiser hervorhebt.
Nachdem Stettner und Haiser bereits zugesagt haben, ist Raschers Verbleib der nächste wichtige Meilenstein für die Zukunftsplanung beim TSB. „Wir haben nochmals die Kurve gekriegt“, lacht Jürgen Rilli. Der Sportliche Leiter hatte sich zwischenzeitlich schon nach einem Nachfolger umgesehen und freut sich nun umso mehr, dass der alte Weggefährte aus Bartenbacher Zeiten entgegen seiner ursprünglichen Pläne an Bord bleibt: „Zum einen ist das für mich persönlich super, doch allen voran die Spieler freuen sich auf die Fortsetzung des Weges. Für den Verein ist das die allerbeste Lösung.“
Die Entwicklung des Perspektivteams, das fast komplett aus TSB-Eigengewächsen besteht, spricht für sich. „Es ist nicht alles von alleine gelaufen“, spielt Rilli auf den holprigen Start in der Bezirksliga an: „Doch mittlerweile spielen wir attraktiven und erfrischenden Handball, so dass wir tatsächlich den nächsten Aufstieg anpeilen können.“ Dieser Erfolg sei aber nur möglich dank der Weiterentwickelung der jungen Spieler. „Somit haben wir beide Zielsetzungen erfüllt“, betont Rilli.
Rückraumspieler Arian Pleißner sei hierfür das Paradebeispiel. Als Torschützenkönig in der vergangenen Bezirksklassen-Runde empfahl sich der 19-Jährige für den Oberliga-Kader, sammelt aber weiterhin regelmäßig Spielpraxis im Perspektivteam. „Er hat uns ganz klar signalisiert, dass er Rudi viel zu verdanken hat“, berichtet Rilli. Ebenso große Schritte hätten auch Louis Waldraff, Vincent Pick oder Jonas Schwenk gemacht.
An Talenten mangelt es dem TSB derzeit nicht, diese möchte Rascher weiterhin fördern. Ob es denn bei diesem einen weiteren Jahr als Coach bleibt? „Das ist noch zu weit weg“, lässt er sich weder ein klares Ja noch Nein entlocken. Spätestens im kommenden Jahr möchte Rascher den nächsten Aufstieg feiern – damit abzutreten, wäre sicherlich nicht die schlechteste Art. Wobei der B-Lizenzinhaber eigentlich schon gerne in dieser Saison mindestens den zweiten Platz und damit die Aufstiegsrunde erreichen möchte: „Unsere Zielsetzung ist klar. Wir haben gesehen, dass wir da oben mitspielen können.“ Durch einen weiteren Sieg gegen den Tabellenvierten HSG Oberkochen/Königsbronn am Samstagabend (17:15 Uhr / Große Sporthalle) würde der TSB II (21:5 Punkte) den beiden Führenden SG Kuchen-Gingen (30:4) und TSV Heiningen II (24:4) ganz dicht auf den Fersen bleiben.
Unabhängig von der Ligazugehörigkeit setzt das Gmünder Perspektivteam auf Kontinuität im Kader. Einige A-Jugendliche werden aufrücken, während hingegen Hannes Kauderer zum TSV Bartenbach heimkehren und Robert Heer sowie Lukas Lehle ihre Handballschuhe vorerst an den Nagel hängen werden. „Doch sonst bleiben alle an Bord“, fiebert Rascher voller Zuversicht seinem 21.Trainerjahr entgegen.
(Text und Bilder: Nico Schoch)