TSB-Perspektivteam: Trotz Niederlage überwiegt der Stolz

Nicht viel fehlte zur ganz großen Überraschung. Lange Zeit lag das Perspektivteam des TSB Gmünd gegen die SG Kuchen-Gingen in Führung, musste sich dem weiterhin verlustpunktfreien Tabellenführer nach einer dramatischen Schlussphase dann aber doch mit 27:28 (16:14) geschlagen geben.

Der perfekte Abschluss einer erfolgreichen englischen Woche war für den Bezirksliga-Neuling zum Greifen nahe. Nach dem 32:28-Auswärtserfolg in Schnaitheim und dem hart erkämpften 27:27-Remis bei der HSG Oberkochen/Königsbronn hätten die Gmünder auch gegen den Klassenprimus mindestens einen Punkt verdient gehabt. Die große Chance dazu bot sich mit der letzten Aktion des Spiels, doch der A-Jugendliche Manuel Menz scheiterte im Tempo-Gegenstoß am Gästekeeper. In Frust und Trauer mischte sich beim TSB aber auch berechtigter Stolz darüber, die SG Kuchen-Gingen an den Rande einer Niederlage gebracht zu haben. „Ich kann meiner Mannschaft überhaupt gar keinen Vorwurf machen“, sagte Trainer Andreas „Rudi“ Rascher: „Wir haben uns als Aufsteiger gegen den Aufstiegsfavoriten gleichwertig präsentiert.“
Nach einem nervösen Beginn und 5:9-Rückstand (17.) hatte der TSB zunehmend die Initiative übernommen. Durch die Rückraumwürfe von Arian Pleißner tasteten sich die Jets heran. Pleißner vergab dann zwar einen Strafwurf, doch Menz verwandelte im Nachwurf zum 10:10-Ausgleich (23.). Von da an sahen die 150 Zuschauer einen Schlagabtausch auf Augenhöhe, wobei sich der TSB durch sein schnelles Umschaltspiel Vorteile erspielte. Keeper Dennis Slonek konnte sich einige Male auszeichnen, per Tempo-Gegenstoß warfen Valentin und Vincent Pick ihr Team mit dem 13:11 (25.) erstmals in Front. Pleißner sicherte den Gmündern schließlich einen verdienten Zwei Tore-Vorsprung zur Pause.
Ebenso rasant starteten die Jets in den zweiten Durchgang, als Dominic Boland auf 18:15 (33.) erhöhte. Bis zum 21:19 (41.) war der TSB Herr der Lage, musste dann aber einen bitteren Nackenschlag verkraften, als Arian Pleißner nach einem Zusammenprall vom Feld humpelte. Die Befürchtung, dass seine gerade erst überstandene Knieverletzung erneut aufgebrochen sei, bestätigte sich jedoch nicht.

Doch neben dem Verlust des Torjägers schmerzte es das Perspektivteam, dass Kuchen-Gingen fortan auf eine offensive 5-1-Abwehr umstellte. „Dagegen haben wir keine richtige Lösung gefunden“, haderte Rascher mit nur noch sechs eigenen Treffern in den letzten 20 Minuten. Beim 21:22 (44.) hatten die Gäste das Spiel gedreht.
Doch der TSB bewies Moral und riss das Ruder abermals herum. Spielmacher Valentin Pick ging mit neun Toren voran, traf zum 23:22 (46.) und 25:24 (51.). Kuchen-Gingen allerdings präsentierte sich im Stile einer Spitzenmannschaft, legte in der Crunch-Time nochmals zu und bestrafte jeden Gmünder Fehler eiskalt. Da der TSB auch noch seinen Routinier Christian Waibel aufgrund der dritten Zeitstrafe verlor, standen in den Schlussminuten gleich drei aktuelle A-Jugendliche auf dem Feld.

Keeper Frederik Füchtner hielt die Jets mit wichtigen Paraden im Rennen. Auf der Gegenseite erzielte Jonathan Leichs das 26:25 (54.), hatte dann aber Pech, dass ihm ein weiterer Treffer wegen Betreten des Kreis aberkannt wurde. Die Gäste drehten den Spielstand erneut auf 27:28 (58.), verpassten es dann aber den Sack zuzumachen. Der TSB scheiterte schließlich an seiner eigenen Chancenverwertung – so auch in der letzten Szene, als Leichs den Ball eroberte und Menz auf die Reise schickte. SG-Keeper Martin Herr hielt den schmeichelhaften siebten Sieg für den Klassenprimus fest
„In so einer entscheidenden Phase fehlt uns vielleicht noch die Cleverness“, meinte Rascher, nahm seine Youngster allerdings bewusst in Schutz: „Es ist super, dass diese Jungs mithelfen und Erfahrungen sammeln dürfen.“ Nach dem Fehlwurf und der Schlusssirene war die gesamte Mannschaft sofort zum sichtlich geknickten Menz geeilt, um ihn aufzubauen. Der Trainer selbst war stolz auf das kämpferische Engagement seines Teams: „Direkt nach Spielende waren wir natürlich alle down, weil wir uns nicht belohnt haben. Doch wir sind dreimal in einer Woche ans Maximum gegangen und haben es geschafft, eine gewisse Konstanz zu erreichen. Wenn wir das aufrecht erhalten können, dann werden wir in dieser Liga noch für die eine oder andere Überraschung sorgen.“ Auch wenn der ganz große Coup gegen den Titelfavoriten ausgeblieben ist.
Das TSB-Perspektivteam hat Fuß gefasst in der Bezirksliga und darf am kommenden Sonntag (17 Uhr / Michelberghalle) selbstbewusst beim TV Altenstadt II antreten. Mit einem Sieg könnten die Gmünder (5:5 Punkte) ihren sechsten Tabellenplatz festigen, gleichzeitig die Gastgeber (4:10) auf Distanz bringen und den Vorsprung zur Abstiegszone weiter ausbauen. „Wir halten den Ball flach, aber wir kommen ins Rollen und können gerne so weiter machen“, blickt Rascher zuversichtlich nach vorne.
TSB: Dennis Slonek, Frederik Füchtner – Valentin Pick (9), Arian Pleißner (6), Dominic Boland (3), Vincent Pick (2), Florian Krazer (2), Lukas Lehle (1), Manuel Menz (1), Christian Waibel (1), Jonathan Leichs (1), Jonas Schmutzert (1), Can Oktay
SG: Martin Heer, Daniel Kautzmannn – Marvin Freichel (8/1), Valentin Priester (3), Boris Ambrosch (3/1), Marc Becker (3/2), Tim Schäffner (2), Nick Scibik (2), Steven Franzisi (2), Paul Dubrowitsch (2), Janis Fetzer (1), Marco Haas (1), Felix Zasada (1), Michel Hamann
Siebenmeter: TSB 2/0 – SG 4/4
Zeitstrafen: TSB 12 Minuten – SG 8 Minuten
Rote Karte: Christian Waibel (TSB/55./Dritte Zeitstrafe)
Schiedsrichter: Helmut Maier, Marius Baur (TV Brenz)
Zuschauer: 150
(Text und Bilder: Nico Schoch)