„Ergänzungsspieler sind gar keine Ergänzungsspieler“: TSB überzeugt mit breiter Bank

Mit 36:30 (19:16) gewinnt der TSB Gmünd nicht nur seinen zweiten Test, sondern auch viele neue Erkenntnisse. Gegen den mutig auftretenden Württembergliga-Aufsteiger TV Oeffingen zeigen die jungen Talente, dass sie in der neuen Saison mehr als nur eine Alternative sein können.

Oberliga-Fünfter gegen Verbandsliga-Meister – eine klare Sache? Ganz und gar nicht. Vor 100 Zuschauern in der Großen Sporthalle hat der TV Oeffingen dem TSB Gmünd am Donnerstagabend alles abverlangt. „Körperlich war es ein guter Gegner, der sich hier top präsentiert hat und woran wir besonders in der ersten Halbzeit auch zu knabbern hatten“, zollte TSB-Trainer Michael Stettner den Gästen seinen Respekt. Besonders im Spiel gegen die offensive Abwehr sei zu sehen gewesen, dass die Priorität im Training bislang auf Athletik und Ausdauer liegt: „Bis zum Ligastart haben wir noch genügend Zeit, um die spielerischen Feinheiten einzuüben. Doch wir machen die Testspiele genau dafür, damit die Jungs schon jetzt neue Aufgaben zu lösen haben.“
Durch einen verwandelten Strafwurf von Nicola Rascher gingen die Gmünder zwar sofort in Führung, doch Oeffingen spielte mutig mit und drehte die Partie beim 6:7 (12.) sogar kurzzeitig. Offensiv überzeugte der TSB zwar durch schöne Spielzüge sowie die Wurfgewalt von Tom Abt und Rascher aus dem Rückraum. „Doch in der Abwehr waren wir einen Tick zu brav und haben den Gegner viel zu viel machen lassen“, befand Stettner. Das eigene Umschaltspiel hingegen gefiel dem neuen Coach gut: „Ärgerlich war allerdings, dass wir das schnelle Anspiel so oft gebraucht haben.“ Zu oft und zu einfach kamen die Oeffinger frei zum Wurf.
Einige der TSB-Talente schafften es indes, sich in den Vordergrund zu spielen. Als Eric Zimmermann eine Verschnaufpause erhielt, gelangen dem A-Jugendlichen Jonas Schwenk zwei blitzsaubere Treffer von der für ihn ungewohnten Linksaußenposition. Der erst 19-Jährige Neuzugang Moritz Werner wurde einige Male schön in Szene gesetzt und traf ebenfalls zweimal, nachdem er im ersten Testspiel noch torlos geblieben war. Nur zwei Beispiele, die zeigen, dass trotz dem personellen Aderlass im Sommer genügend Alternativen aus dem eigenen Unterbau bereit stehen. „Die sogenannten Ergänzungsspieler sind gar keine Ergänzungsspieler“, findet sogar Co-Trainer Volker Haiser: „Wir sind nicht von einem oder zwei Spielern abhängig, sondern können vieles auffangen. Jeder hat seine Rolle in der Mannschaft.“
Dennoch kristallisieren sich als absolute Fixpunkte im Angriff immer mehr Abt (7 Tore) und Rascher (6) heraus. Das Duo warf den TSB beim 16:14 (27.) erstmals mit zwei Toren in Front, nachdem die Partie bis dahin völlig ausgeglichen verlaufen war. Am Kreis waren Jonas Waldenmaier und Stephan Mühleisen stets anspielbereit. Rascher glänzte auch als Vorbereiter und setzte gedankenschnell Rechtsaußen Wolfgang Bächle in Szene, der mit dem Pausenpfiff das 19:16 (30.) erzielte. Vorne gut, hinten ausbaufähig – so lautete das Zwischenfazit nach diesem munteren Schlagabtausch auf Augenhöhe.
„In der zweiten Halbzeit haben wir es dann geschafft, endlich giftiger in der Abwehr aufzutreten“, freute sich Stettner. So fand auch Tormann Daniel Mühleisen richtig in die Partie herein und die große Stärke aus der vergangenen Saison kam richtig zur Geltung: Das überfallartige Konterspiel über die Flügelzange Zimmermann und Bächle. Mit einem 5:0-Lauf zogen die Gmünder vorentscheidend auf 26:20 (44.) davon. Auch mit der offensiven Abwehr der Oeffinger kam der TSB nun besser zurecht, schaffte es immer öfter seine Rückraumschützen in Position zu bringen.
Trotz einer harten Trainingswoche machten die Gmünder letztlich den frischeren Eindruck. Die starke Bank gab dabei den Ausschlag. Auch A-Jugendkeeper Frederik Füchtner fügte sich mit der ersten Parade gleich hervorragend ein.
Weiter davonziehen konnte der TSB allerdings nicht, weil sich Oeffingen noch mit letzter Kraft dagegenstemmte und auf beiden Seiten Abwehrdefizite bestanden. Das sei zu diesem frühen Zeitpunkt in der Vorbereitung jedoch ganz normal, wie die beiden TSB-Coaches finden: „Obwohl wir ähnlich viele Gegentore bekommen haben, standen wir in der zweiten Halbzeit besser und waren deutlich aggressiver.“ Den Schlusspunkt zum 36:30-Endstand setzten Rascher mit einem Distanzwurf ins leere Gehäuse sowie Bächle mit einem feinen Dreher von Rechtsaußen.
Nach dem 33:28 beim TSV Schmiden war es der zweite Sieg innerhalb einer Woche gegen einen klassentieferen Gegner, den Stettner allerdings nicht überbewerten möchte: „Das Ergebnis ist zweitrangig. Natürlich wollen wir immer gewinnen, aber darauf liegt momentan noch nicht die Priorität. Wir haben gesehen, welche Dinge in der Abstimmung schon gut funktionieren und woran wir noch weiter arbeiten müssen.“ Im Vergleich zum Test in Schmiden sei nicht nur das Umschaltspiel besser geworden, sondern auch die technischen Fehler wurden weiter minimiert: „Wir haben strukturierter von hinten herausgespielt. Nach der Pause haben wir uns zwar ein paar Fehlwürfe geleistet. Das ist aber nichts, wovon wir uns jetzt verrückt machen lassen.“
Noch eine weitere Woche wird beim TSB nun an der Kondition für die Mammutsaison mit 34 Oberliga-Spielen gearbeitet. „Das wird ein knackiges Programm“, kündigt Stettner an. Anschließend folgen zunächst zwei Wochen Urlaubspause, in denen sich die Spieler an einem individuellen Trainingsplan orientieren sollen. „Dann geht es an den taktischen Feinschliff“, so der TSB-Trainer mit Blick auf das Trainingslager im Allgäu (25. - 28.August) und die Generalprobe gegen die SG Lauterstein (01.September, 20 Uhr / Große Sporthalle). Am 10.September geht es zum ersten Oberliga-Spieltag nach Großsachsen.
TSB: Daniel Mühleisen (1.-50.Minute), Frederik Füchtner (50.-60.) – Wolfgang Bächle (7), Tom Abt (7), Nicola Rascher (6/1), Andreas Maier (3), Stephan Mühleisen (3), Jonas Waldenmaier (3), Eric Zimmermann (3), Jonas Schwenk (2), Moritz Werner (2), Arian Pleißner
TVO: Marco Schreiner, Anton Rothwein – Sebastian Bürkle (7/6), Bastian Treiber (5), Timo Zoller (5), Markus Lang (3), Lucas Frey (2), Julian Maier (2), Philipp Hohman (2), Luca Bohl (2), Manuel Paul (1), Paul Saur (1), Julius Bähr, Andreas Dunz
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)