In der letzten gemeinsamen Trainingswoche sorgte Dragoș Oprea nochmals für ein Novum. Bislang hatte sich der scheidende TSB-Trainer stets geweigert, tabellarische Ziele auszusprechen. Doch vor dem letzten Saisonspiel steht ein Wunsch ganz oben auf der Liste: „Wir wollen unseren vierten Platz verteidigen.“ Denkbar knapp ist der Vorsprung der Gmünder (36:22 Punkte) auf den HC Neuenbürg und den TSV Weinsberg (beide 35:23). Gegner Herrenberg (39:19 Punkte) kann von den Jets zwar nicht mehr eingeholt werden, dennoch verspricht das Spitzenspiel Vierter gegen Dritter einen ähnlich spannenden Schlagabtausch wie bereits im ersten Aufeinandertreffen. In fremder Halle hatte der TSB einen Sechs Tore-Rückstand aufgeholt und sich ein 26:26-Remis verdient.
„Herrenberg ist nicht umsonst Dritter, doch wir haben ihre Schwachstellen gefunden und werden diese wieder angreifen“, erklärt Oprea selbstbewusst. Für ihn zählt nichts anderes als ein Sieg, um eine „überragende Runde“ würdig abzuschließen: „Da kommt viel Qualität auf uns zu. Doch wenn sich meine Jungs auf ihre eigenen Stärken konzentrieren, ist dieser Gegner ebenso schlagbar wie jeder andere in dieser Liga.“ Allerdings könnte die personelle Situation einen Strich durch die Rechnung machen, wie der Trainer befürchtet. Nicola Rascher hat sich beim jüngsten 38:36-Auswärtserfolg in Schmiden eine Handverletzung zugezogen, kurz danach wurde der Torjäger von einem grippalen Infekt erwischt. Auch hinter dem Einsatz von Bruder Marian, der im Training umknickte, steht noch ein Fragezeichen. „Doch ich kenne meine Raschers“, gibt sich Oprea hoffnungsvoll: „Die beiden sind schon oft über ihre Schmerzgrenze hinweggegangen. Wenn es möglich ist, werden sie auflaufen.“
Der Ex-Nationalspieler wird zum vorerst letzten Mal auf der Gmünder Bank Platz nehmen, bevor er seine neue Aufgabe beim Drittligisten TSB Heilbronn-Horkheim antritt. Für Oprea ein ähnlich schwerer Moment wie 2015, als er sich nach 15 Jahren von Bundesligist Frisch Auf Göppingen verabschiedete: „Die Leidenschaft und die Emotionen, die ich immer verlangt habe, habe ich auch selbst vorgelebt. Deshalb werde ich jede Minute noch einmal umso mehr genießen.“ Gleichzeitig heißt es auch für insgesamt sechs Spieler Abschied zu nehmen. Tormann Devin Immer wird in der kommenden Saison beim künftigen Oberligarivalen TSG Söflingen zwischen den Pfosten stehen, Marian Rascher als spielender Co-Trainer des Bezirksligisten TSV Bartenbach auftreten. Eigengewächs Sven Petersen beendet seine Karriere aufgrund der beruflichen Belastung mit erst 23 Jahren.
Völlig unvorstellbar wären die Erfolge des vergangenen Jahrzehnts ohne Abwehrchef Christian Waibel, Keeper Sebastian Fabian und Aaron Fröhlich gewesen. Es sind die letzten drei Spieler, die beide Oberliga-Aufstiege 2014 und 2019 miterlebt haben – das Herrenberg-Spiel wird zum letzten Auftritt dieser „alten Garde.“ Weit mehr als bloß Kapitän und treffsicherer Spielmacher ist Fröhlich für den TSB. Seit 2012 war er der absolute Charakterkopf des Teams, parallel hat er als langjähriger Jugendtrainer die neue Generation des TSB herangezogen. „Seit der D-Jugend ist er mit ganzem Herzen und voller Leidenschaft für uns da“, erklärt Youngster Tom Abt, der mit seinen Teamkameraden aus dem Jahrgang 2002 die Zukunft prägen soll: „Das Besondere an Aaron ist, dass er uns nicht nur handballerisch, sondern auch menschlich enorm weitergebracht hat.“
Die rasante Entwicklung der eigenen Talente, menschlich wie auch sportlich, ist für Fröhlich „der allergrößte Erfolg“. Gleichzeitig liegt darin auch ein Hauptgrund, um nun selbst einen Schlussstrich zu ziehen und den Umbruch einzuläuten: „Die Jungs, die jetzt nachkommen, haben enormes Potenzial und können meine Spielzeit ganz gut brauchen. Deshalb ist das die beste Lösung.“ Der frischgebackene Familienvater ist keinesfalls unglücklich mit dieser Entscheidung, dennoch sei es ein komisches Gefühl, die Große Sporthalle nun letztmals als Spieler zu betreten. „Meistens merkt man erst hinterher, was einem fehlt“, gesteht er. Doch der eigene Körper lässt eine weitere Saison ohnehin nicht mehr zu, immer wieder bereitete ihm die lädierte Achillessehne erhebliche Probleme: „Wenn man fast nur noch mit Schmerzen Sport betrieben kann, dann macht einen das auf Dauer mürbe.“
Was aber nichts daran ändert, dass Fröhlich seine sportliche Klasse noch einmal aufblitzen lassen und bestenfalls sogar sein 1000.Oberliga-Tor erzielen möchte. „Doch wenn es bei den aktuellen 996 Toren bleibt, könnte ich auch ruhig schlafen“, meint der 31-Jährige schmunzelnd. So oder so wird es ein krönender Abschluss sein. Immerhin hat sich der TSB – als Abstiegskandidat gestartet – in der Spitzengruppe einsortiert und den eigenen Punkterekord aus der Saison 2016/17 längst überboten. Damals schnupperten die Gmünder sogar am Aufstieg in die 3.Liga, bevor der Achillessehnenriss des Spielmachers alle Träume beendete.
„Wir waren auf dem Höhepunkt unseres sportlichen Schaffens“, blickt Fröhlich zurück. Der direkte Oberliga-Wiederaufstieg nach dem Abstieg 2018 sei „eine Genugtuung“ gewesen: „Auch wenn es nicht ganz nahtlos funktionieren konnte, ist es uns doch geglückt, Abgänge wie etwa von Max Häfner durch unseren eigenen Nachwuchs abzufedern.“ Dass an seiner Seite nicht nur der heutige Bundesliga-Profi Häfner, sondern ebenso Yannik Leichs (heute TV Plochingen) und der erst 19-jährigen Abt von Talenten zu Leistungsträgern reiften, daran trägt Fröhlich mit seiner Führungsstärke großen Anteil.
„Wir waren auf dem Höhepunkt unseres sportlichen Schaffens“, blickt Fröhlich zurück. Der direkte Oberliga-Wiederaufstieg nach dem Abstieg 2018 sei „eine Genugtuung“ gewesen: „Auch wenn es nicht ganz nahtlos funktionieren konnte, ist es uns doch geglückt, Abgänge wie etwa von Max Häfner durch unseren eigenen Nachwuchs abzufedern.“ Dass an seiner Seite nicht nur der heutige Bundesliga-Profi Häfner, sondern ebenso Yannik Leichs (heute TV Plochingen) und der erst 19-jährigen Abt von Talenten zu Leistungsträgern reiften, daran trägt Fröhlich mit seiner Führungsstärke großen Anteil.
An seine Spielerlaufbahn setzt der 31-Jährige nun einen Haken, doch er will weiter seinen Teil dazu beitragen, den Klub und das Umfeld voranzubringen. „Jeder weiß, dass bei mir jederzeit die Bereitschaft da ist, verschiedene Aufgaben zu übernehmen“, betont Fröhlich. Sein Wunsch ist es, dass der familiäre Zusammenhalt beim TSB weitergelebt wird. „Das ist auf diesem Niveau nicht immer ganz einfach“, weiß er zwar: „Doch wenn das drumherum stimmt, dann kommen die Erfolge meistens von alleine. Ich hoffe, es kommt zeitnah eine Mannschaft, die noch besser wird, als wir es damals waren.“
Vorerst bleibt offen, in welcher Rolle der bisherige Kapitän an dieser Zukunftsvision mitwirken wird. „Das ist unser Wunsch und es gibt sicherlich Möglichkeiten, allerdings noch nichts konkretes“, erklärt der Sportliche Leiter Jürgen Rilli. Fröhlich selbst ist zunächst glücklich darüber, einen erfolgreichen Abschied erleben zu dürfen: „Der Verein steht sportlich besser da, als ich ihn vor zehn Jahren angetroffen habe. Das ist das Allerwichtigste.“
Vorerst bleibt offen, in welcher Rolle der bisherige Kapitän an dieser Zukunftsvision mitwirken wird. „Das ist unser Wunsch und es gibt sicherlich Möglichkeiten, allerdings noch nichts konkretes“, erklärt der Sportliche Leiter Jürgen Rilli. Fröhlich selbst ist zunächst glücklich darüber, einen erfolgreichen Abschied erleben zu dürfen: „Der Verein steht sportlich besser da, als ich ihn vor zehn Jahren angetroffen habe. Das ist das Allerwichtigste.“
Für diese Leistung, mit der zugleich die Basis für die nächsten Jahre gelegt ist, zollt ihm auch Dragoș Oprea großen Respekt. Das Trio Waibel – Fröhlich – Fabian habe „TSB-Geschichte geschrieben“, findet der Trainer und stellt sich auf einen emotionalen Samstagabend ein: „Alle haben ihren Job beim TSB mit Herz und Leidenschaft erfüllt. Dann ist es doch klar, dass zum Abschied die Gefühle und Erinnerungen hochkommen.“ Zuvor aber soll mit einem Sieg und Platz vier der perfekte Rahmen für die Rekordsaison geschaffen werden. „Wenn uns im Laufe des Spiels die nötigen fünf bis zehn Prozent fehlen, dann hoffen wir darauf, dass uns diese von den Fans in einer hoffentlich vollen Halle übertragen werden“, so Oprea.
TSB: Daniel Mühleisen, Devin Immer, Sebastian Fabian – Sven Petersen, Tom Abt, Marian Rascher, Nicola Rascher, Aaron Fröhlich, Philipp Schwenk, Valentin Pick, Arian Pleißner, Wolfgang Bächle, Eric Zimmermann, Jonas Waldenmaier, Christian Waibel, Stephan Mühleisen, Kai Kiesel
Bisherige Duelle (aus TSB-Sicht): 3 Siege, 1 Unentschieden, 3 Niederlagen
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)