Die Jagd auf die 40 Punkte beginnt: TSB empfängt den nächsten Abstiegskandidaten

Der Höhenflug des TSB Gmünd hält weiter an. Der Klassenverbleib ist nun auch rechnerisch fix, gerade einmal drei Punkte beträgt der Rückstand auf einen Aufstiegsplatz. Am Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) reist der TuS Schutterwald an, der im Abstiegskampf mit dem Rücken zur Wand steht.

Am Montag erreichte Trainer Dragoș Oprea das Schwabenalter. In den kommenden Wochen will auch seine Mannschaft die 40 voll machen – nur eben auf dem Punktekonto. 30 Zähler stehen aktuell auf der Habenseite, 14 weitere können noch dazukommen. Bisheriger Vereinsrekord sind 37:23 Punkte aus der Saison 2016/17, die der TSB als Vierter abschloss. Auf der gleichen Position starten die Gmünder in diesem Frühjahr in den Saisonendspurt. "Wir wollen beide Spiele vor der Osterpause gewinnen", gibt Oprea die Marschroute voraus. Auf das Duell mit dem abstiegsgefährdeten TuS Schutterwald wartet bereits am Gründonnerstag das Nachholspiel gegen Tabellennachbar TSV Weinsberg. "Bis zuletzt hat keiner daran geglaubt, dass der TSB die 30 Punkte erreicht", stellt der Trainer fest: "Doch wir haben daran geglaubt und wir glauben weiterhin daran, dass das Maximale möglich ist. Aber wir wissen auch, was wir dafür leisten müssen. Den erstenn Schritt dazu müssen wir am Samstag gehen."
Einen weiteren Spaziergang dürfen die "Jets" dabei nicht erwarten. Anders als beim lockeren 35:23-Auswärtserfolg gegen einen ebenso stark dezimierten wie nun beinahe sicher abgestiegenen TSV Zizishausen wird der TSB auf kräftige Gegenwehr stoßen. Ex-Bundesligist TuS Schutterwald liegt derzeit sechs Punkte vom sicheren Nichtabstiegsplatz entfernt und greift mit aller Macht nach seiner allerletzten Chance. Auffällig ist, dass die Südbadener insbesondere den Teams aus der oberen Tabellenhälfte immer wieder das Leben schwer machen. Beim Tabellennachbarn TSV Birkenau holte sich der TuS vor zwei Wochen eine 24:36-Klatsche ab, war dann aber nahe dran den Klassenprimus SG Köndringen/Teningen zu Fall zu bringen. In den letzten 40 Sekunden ließen die selbsternannten "Roten Teufel" die Chance auf den Ausgleich verstreichen und mussten sich denkbar knapp mit 28:29 geschlagen geben.
https://tus-schutterwald.de/wp-content/uploads/2021/11/Herren_1_2021-09-03_TuS_Schutterwald_001-scaled-uai-2064x1201.jpg
"Es war ein Schritt in die richtige Richtung", resümierte Fabian Huck zwar. Doch dem Interimscoach, der Mitte März gemeinsam mit Manfred Derr den einstigen Aufstiegstrainer Nico Baumann abgelöst hatte, war sehr wohl der Frust über einen vergebenen "Big Point" im Abstiegskampf anzuhören. "Es läuft nicht unbedingt in unsere Richtung – wir können alle die Tabelle lesen", kommentierte Huck die Lage. Denn auch die Konkurrenz punktet. „Noch so ein Spieltag, dann haben wir bald keine Chance mehr“, macht sich der 32-Jährige nichts vor.
Dass es für die Gäste bereits sieben Spieltage vor Saisonende um Alles oder Nichts geht, macht die Aufgabe für den TSB alles andere als angenehm. Beim Hinspiel im November konnten sich die Gmünder mit einer Kraftanstrenung knapp mit 28:26 durchsetzen – in erster Linie deshalb, weil Tormann Daniel Mühleisen einen absoluten Glanztag erwischt und jeden zweiten gegnerischen Wurf pariert hatte. Oprea hat im obligatorischen Videostudium sehr wohl erkannt, dass sich seit dem Trainerwechsel einiges am Schutterwälder Spielsystem geändert habe. Die personelle Situation bei den Ortenauern ist zwar angespannt, dafür können die beiden Interimstrainer auf einen starken Nachwuchs zurückgreifen. Die A-Jugend, trainiert vom ehemaligen Herren-Bundestrainer und Schutterwälder Urgestein Martin Heuberger, sicherte sich in der vergangenen Woche die baden-württembergische Meisterschaft. "Wenn diese jungen Spieler die Chance bekommen, sich in der vierten Liga zu beweisen, dann werden sie auf jeden Fall alles abrufen", ist Oprea überzeugt.
"Wir unterschätzen niemanden", unterstreicht der Gmünder Übungsleiter die Ernsthaftigkeit, mit der man die vermeintliche Pflichtaufgabe in eigener Halle angeht. Schutterwald muss zwar auf den verletzten Kapitän Christoph Baumann (65/5 Saisontore) verzichten, mit dem am Fuß verletzten Tim Heuberger (54) steht ein weiterer Leistungsträger auf der Kippe. Doch Oprea verweist auf den ebenso treffsicheren Rückraumlinken Daniel Heppner (55) sowie die beiden Linkshänder Michael Herzog (112/51) und Philipp Harter (67): "Das sind echte Granaten." In der Abwehrzentrale verfüge der TuS über "starke und harte Spieler, die richtig zupacken können." Auf die harte Gangart eines Abstiegskandidaten, der mit dem Rücken zur Wand steht, will sich der TSB gezielt vorbereiten. "Wir haben die Spieler für genau solche Spiele, in denen wir die Härte noch mehr brauchen als ohnehin", nimmt Oprea seinen Mittelblock in die Pflicht. Dort hat sich mit Nicola Rascher und Stephan Mühleisen zuletzt ein neues Duo formiert, durch die Rückkehr von Philipp Schwenk und Christian Waibel stehen zwei weitere Alternativen bereit. "Wir wissen, wie wir gegen einen solchen Gegner anzukämpfen haben und werden mit adäquaten Mitteln dagegenhalten", verspricht Oprea.
Für ihn könnte sich die Kadersituation kaum besser gestalten. Zum ersten Mal seit Saisonbeginn hat der Trainer keine personellen Hiobsbotschaften zu vermelden: "Wir können wieder mit der vollen Kapelle ins Abschlusstraining und dann auch ins Heimspiel gehen." Lediglich Torwart Sebastian Fabian steht nicht zur Verfügung. Große Hoffnungen stecken die Gmünder allerdings in die Rückkehr von Rückraum-Lenker Aaron Fröhlich, der vergangene Woche erstmals seit Mitte Januar wieder auf dem Spielfeld mitwirken konnte. Auch während seiner Verletzungspause sei der Kapitän immer vorangegangen, lobt Oprea: "Er war bei allen Trainingseinheiten und Spielen bei der Mannschaft, von der Bank konnte er immer einige gezielte und gute Impulse setzen. Das ist eine vorbildliche Geschichte." Die lädierte Achillessehne habe das Comeback gut weggesteckt, so dass Fröhlich inzwischen wieder das volle Programm durchzieht. "Er ist natürlich selbst nicht zufrieden mit seiner Misere und ist bereit, auf die Zähne zu beißen", sagt Oprea: "Wir wissen alle, wie wichtig Aaron für uns ist und was er kann, wenn er fit ist. Auf dieses Level möchte er zurückkommen."
Mit der Unterstützung des Kapitäns und des eigenen Publikums möchte der TSB die Hürde Schutterwald nehmen. Für Oprea ist es ein Schlüsselspiel, um den Platz in der Spitzengruppe bis zum Ende zu behaupten: "Wir müssen unseren Heimvorteil nutzen und die Fans dazu animieren, dass sie uns die nötigen Prozentpunkte geben und ein Stück weit zum Sieg tragen." Mit durchschnittlich 401 Zuschauern liegt der TSB ligaweit an der Spitze. Durch den Wegfall der Corona-Beschränkungen erhofft sich der Trainer einen weiteren Schub, würde er vor seinem Wechsel im Sommer zum Drittligisten TSB Heilbronn-Horkheim nur allzu gerne auch einmal vor "700 bis 800 Zuschauern" jubeln.
Setzen die "Jets" ihren Höhenflug auch in den verbleibeiden sieben Spielen fort, dann wäre neben der 40 Punkte-Marke sogar noch der ganz große Wurf möglich. Gerade einmal drei Punkte trennen den TSB vom zweiten Aufstiegsplatz – woran intern aber niemand einen Gedanken verschwendet. "Wir sind ganz gut damit gefahren, dass wir nur von Spiel zu Spiel denken. Warum sollten wir diesen Plan jetzt ändern?" Mehr lässt sich Oprea hierbei nicht entlocken. Doch wie immer gilt: Gerne darf´s ein bisschen mehr sein.
TSB: Daniel Mühleisen, Devin Immer – Patrick Watzl, Sven Petersen, Tom Abt, Marian Rascher, Nicola Rascher, Aaron Fröhlich, Philipp Schwenk, Valentin Pick, Arian Pleißner, Wolfgang Bächle, Eric Zimmermann, Christian Waibel, Kai Kiesel, Jonas Waldenmaier, Stephan Mühleisen
Bisherige Duelle (aus TSB-Sicht): 1 Sieg, 1 Niederlage
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer, TuS Schutterwald)