Der TSB Gmünd schickt sich am Sonntag (17 Uhr / Weibertreuhalle) dazu an, dem TSV Weinsberg die erste Saisonniederlage beizubringen. Beim Spitzenreiter ragt ein Brüderpaar heraus, die Jets setzen trotz Verletzungsmisere auf ihren Teamgeist.
Mit dem kommenden Gegner verknüpft Dragoș Oprea richtig gute Erinnerungen. Gegen den TSV Weinsberg feierte der Ex-Nationalspieler vor einem Jahr seine Premiere als TSB-Trainer, gekrönt durch einen überlegenen 34:27-Heimsieg. Diesen Erfolg zu wiederholen, dürfte sich am Sonntagabend allerdings weitaus schwerer gestalten. Nach dem siebten Spieltag der Saison herrscht in der Tabelle zwar ein dichtes Gedränge und der TSB Gmünd liegt als Achter mit 7:7 Punkten genau mittendrin. Weinsberg (13:1) hingegen marschiert mit einem kleinen Polster an der Spitze vorneweg. „Der TSV steht dort nicht umsonst“, sagt Oprea über die aktuellen Überflieger der Oberliga: „Die 13 Punkte wurden ihnen nicht vom lieben Gott geschenkt, sondern sie haben sich diese hart erarbeitet.“
Seit 2016 ist der TSV fester Bestandteil der Oberliga, erreichte sogar gleich zweimal einen herausragenden fünften Rang in der Endabrechnung. Kurios verläuft die aktuelle Saison für den Tabellenführer ohnehin. Eine Lücke im Tornetz kostete den Auftaktsieg gegen Herrenberg (26:26), gegen Neuenbürg (36:33) hatte es von der Decke getropft und beim Kantersieg über Birkenau (33:21) fiel zwischenzeitlich die Beleuchtung in der Weibertreuhalle aus. "Die Quote, dass hier irgendetwas Außergewöhnliches passiert, liegt aktuell bei 75 Prozent“, witzelte der neue TSV-Trainer Michael Stettner anschließend. „Jetzt haben wir dann alles durch. Ich wüsste nicht, was als nächstes noch kommen sollte – hoffentlich schneit es hier nicht rein.“
Trotz dieser kleinen Malheure sind die Weinsberger derzeit das Nonplusultra in der Liga. Trotz der überragenden Bilanz sind Drittliga-Ambitionen zumindest öffentlich ein Tabuthema für Stettner: "Wir wollen einfach weiter im Flow bleiben, unsere kleine Serie noch ein bisschen ausbauen. Vom definitiven Ziel kann man zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt mal sprechen - nicht mehr 2021.“ Daran änderte auch der verblüffend souveräne 35:29-Sieg beim Verfolger SG Köndringen/Teningen vom vergangenen Sonntag nichts. Spielmacher Jan König fiel zwar krankheitsbedingt aus, stattdessen erzielte der zwei Jahre jüngere Bruder Sven herausragende 14 Tore. „Wenn vor einem solchen Spiel in einer vollen Halle der Hallensprecher durchsagt, dass hier der ungeschlagene Tabellenführer mit dem besten Angriff der Liga kommt, dann wird die Brust gleich noch ein bisschen breiter“, erklärte der TSV-Kapitän anschließend, fügte aber sofort hinzu: „Uns fliegt nichts zu. Wir liefern Spiel für Spiel richtige Knochenarbeit ab. Über das Thema Aufstieg brauchen wir aktuell nicht nachdenken.“
Dass die Weinsberger nun sechs Siege in Serie feierten und im Schnitt 34 Treffer pro Partie erzielen, beeindruckt auch Oprea. Verstecken wollen sich die Gmünder vor dem Klassenprimus und dessen starken Rückraumschützen keinesfalls. „Sie haben zwei Könige, aber unser König ist das Team“, gibt der Trainer schmunzelnd zu Protokoll: „Ich brauche immer sieben Könige auf dem Spielfeld, die wie die Löwen kämpfen. Das sind wir, das ist der TSB.“
Diese Leidenschaft und Entschlossenheit, die der 39-Jährige verlangt, bekam er von seinen Mannen im Heimspiel gegen Neuenbürg allerdings erst im zweiten Durchgang zu sehen. Den 11:16-Pausenrückstand holte der TSB rasch auf und am Ende ein verdientes 27:27-Remis. „Entscheidend ist, dass wir unser volles Potenzial abrufen, von Anfang an präsent und heiß sind und dann mit einem kühlen Kopf in die Entscheidungen gehen“, fordert der Trainer deshalb. Positiv ist, dass die Gmünder aufgrund der Tabellensituation nicht den ganz großen Druck verspüren. Für die bisherige Leistung zollt Oprea seiner Mannschaft Respekt: „Keine Frage, bislang haben wir eine gute Saison gespielt. Doch wir fahren nicht Weinsberg, nur um ein schönes Spiel abzuliefern. Wir wollen die Ersten sein, die diesem Gegner beide Punkte anknöpfen.“
Oprea freut sich für seine Jungs, sich nun mit dem Tabellenführer messen zu dürfen. „Das wird schön sein für uns zu sehen, wie weit wir sind und wo wir tatsächlich stehen“, sagt er. Um den favorisierten Hausherren tatsächlich ein Bein zu stellen, braucht es eine Fortsetzung der starken zweiten Hälfte aus dem Neuenbürg-Spiel. Und sicherlich einen ebenso gut aufgelegten Tormann Daniel Mühleisen, der mit 18 Paraden das Unentschieden festhielt. „Er war ein ganz starker Rückhalt für uns, darauf wird es wieder ankommen“, so Oprea: „Doch wir müssen auch in der Abwehr hart arbeiten, um die Gegner zu stoppen und auch zu weniger guten Würfen zu zwingen.“
Vor der Auswärtsfahrt in die Nähe Heilbronns bereitet dem TSB-Chefanweiser lediglich eine Sache Kopfzerbrechen: Denn die Verletzungs- und Krankenmisere reißt nicht ab. Philipp Schwenk und Marian Rascher waren erkältet und mussten zu Wochenbeginn aussetzen. Rechtsaußen Wolfgang Bächle fällt sicher aus. Ebenso wie Jonas Waldenmaier, der mit einer Bänderverletzung außer Gefecht gesetzt ist. Somit könnte Youngster Kai Kiesel am Kreis zu einer echten Alternative werden, doch auch Stephan Mühleisen wusste zu überzeugen. Erschwerend hinzu kommt, dass Kapitän Aaron Fröhlich nach einem Zusammenprall im Training gehandicapt ist und auch Sven Petersen – neben Patrick Watzl der einzig verbliebene Linkshänder – zuletzt mit Schmerzen spielte. Wie der Kader wirklich aussieht, wird sich deshalb erst am Sonntag entscheiden.
Nichtsdestotrotz wollen die Jets in Weinsberg unbedingt punkten. Die angespannte Personalsituation darf, wie Oprea schon in den vergangenen Wochen stets betonte, keine Ausrede darstellen: „Das trifft uns zwar. Doch von den Spielern, die dabei sind, erwarte ich jetzt erst recht, dass sie über ihr Limit gehen.“ Dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass seine „Gmünder Könige“ dem Spitzenreiter einen heißen Tanz liefern werden.
TSB: Daniel Mühleisen, Sebastian Fabian – Patrick Watzl, Sven Petersen, Aaron Fröhlich (?), Tom Abt, Philipp Schwenk, Jonas Schwenk, Marian Rascher, Nicola Rascher, Valentin Pick, Arian Pleißner, Eric Zimmermann, Hannes Kauderer, Stephan Mühleisen, Christian Waibel, Kai Kiesel
Bisherige Duelle (aus TSB-Sicht): 6 Siege, 5 Niederlagen
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)