Die neuen Corona-Regeln treffen den Breitensport hart: Der Beschluss der Bundesregierung führte zur Unterbrechung der laufenden Saison, seit Anfang November befinden sich die Amateurvereine deutschlandweit in der Zwangspause. TSB-Neuzugang Marian Rascher spricht im Interview mit handball-world.news über die coronabedingte Zwangspause, Spiele vor leeren Rängen und seine Hoffnung, dass der Spielbetrieb noch einmal aufgenommen wird.
Marian, die Saison wurde Anfang November nach den Beschlüssen der Bundesregierung unterbrochen. Wie habt ihr das in eurem Team aufgenommen?
Wir hatten über Social Media natürlich schon mitbekommen, was uns erwartet - und dann wurde die Lage auch intern im Verein kommuniziert. Auf der einen Seite sind wir natürlich alle traurig, denn die Saison hatte gerade erst begonnen - nach einer so langen Vorbereitung wie noch nie. Generell haben wir alle im Jahr 2020 noch nicht viele Spiele bestritten. Wir waren daher natürlich besonders heiß auf diese Saison. Auf der anderen Seite ist es für uns alle verständlich - und in dieser Situation der richtige Schritt.
Ihr konntet bis zur Unterbrechung vier Spiele austragen. Wie bewertest du als Neuzugang euren Start in die Saison?
Ich bin genauso wie Moritz Knück und mein Bruder Nicola neu zum TSB Gmünd gekommen; wir hatten also schon einen kleinen Umbruch im Team. Unser Saisonziel ist es daher ganz klar, den Klassenerhalt zu sichern. Mit den zwei Heimsiegen sind wir in der Hinsicht auf jeden Fall zufrieden. Bei den Auswärtsspielen haben wir ein bisschen geschwächelt - da wäre vielleicht mehr drin gewesen. An sich kann man jedoch von einem positiven Start sprechen. Wir haben Leistungen gezeigt, auf die wir aufbauen können.
Eins eurer Spiele musstet ihr ohne Zuschauer austragen. Wie fühlt es sich an, vor leeren Rängen zu spielen?
Unsere beiden Heimspiele sowie das Spiel in Weilstetten konnten wir Gott sei Dank mit Zuschauern spielen. Sowohl die Sparkassen-Arena in Balingen als auch unsere Halle in Gmünd sind groß genug, dass ein paar Zuschauer zugelassen wurden. Einzig das Auswärtsspiel in Bittenfeld musste leider ohne Zuschauer stattfinden.
Für mich war das ungewohnt - es hatte mehr einen Trainingsspielcharakter. Wir kennen den Sport natürlich mit Zuschauern; sie geben jedem Spieler noch mal eine Extramotivation und pushen einen nach vorne. In der jetzigen Zeit war und ist es leider verständlicherweise nicht immer realisierbar, die Halle zu füllen. Das ist eine Situation, auf die man sich als Mannschaft einstellen muss, aber das ist besser, als gar nicht spielen zu können.
Der Trainingsbetrieb ist bis Ende November verboten - entsprechend steht für euch Heimtraining an. Welche Anhaltspunkte hat euch Trainer Dragos Oprea mit auf den Weg gegeben?
Es gab ein paar Vorgaben und Wünsche vom Coach. Wir sollen im Kraftbereich und konditionell so gut arbeiten, wie es momentan geht, um uns fitzuhalten. Die Schließung aller Fitnessstudios und Sportanlagen macht das natürlich schwierig.
Nach dem Saisonabbruch im März ist der Spielbetrieb nun erneut stillgelegt. Welche Unterschiede gibt es - trainingsspezifisch oder mental - im Vergleich zum Frühjahr?
Die letzte Saison war schon weiter fortgeschritten, aber auch da wusste keiner, wie es weiter geht. Das ist jetzt ähnlich. Ich denke, wir werden dieses Jahr kein Spiel mehr haben - und ob der Trainingsbetrieb wieder aufgenommen werden darf, wird erst noch entschieden.
Die Trainingsinhalte für das Heimtraining sind ähnlich, aber mental ist es auf jeden Fall eine andere Belastung. Unter dem On und Off leidet nicht nur der Wettkampf, sondern auch die Motivation. Nach der langen Vorbereitung war jeder heiß, wieder auf der Platte zu stehen und sich mit den Gegnern zu messen.
Mit der jetzigen Situation geht jeder anders um. Die einen gönnen dem Körper vielleicht ein bisschen Ruhe und fokussieren sich nur auf die essentiellen Inhalte, um das Niveau zu halten. Andere zielen auf eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Januar und bekommen einen richtigen Motivationsschub.
Im Gegensatz zum Amateursport darf der Spielbetrieb in den Profiligen unter Ausschluss der Zuschauer fortgesetzt werden. Was hältst du von der Ausnahmeregelung?
Das finde ich in Ordnung, solange die Hygienekonzepte befolgt und alle Regeln eingehalten werden. Bei uns im Breitensport ist es leider schwierig, Maßnahmen wie wöchentliche Corona-Tests umzusetzen.
Du hast es eben schon gesagt: Du glaubst nicht, dass ihr in diesem Jahr noch spielen werdet. Hast du dennoch Hoffnung, dass die Saison Anfang des nächsten Jahres wiederaufgenommen wird?
Natürlich hoffe ich auf den Wiederbeginn im Januar. Es ist allerdings schwer abzuschätzen, wie die Saison weitergeht und was für Regelungen vereinbart werden. In der Oberliga Baden-Württemberg haben wir ohnehin ein hohes Pensum. Schon bei einem normalen Saisonverlauf gehen die Spiele bis Mitte/Ende Juni, hetzt müssen noch zahlreiche Spiele nachgeholt werden. Ich bin sehr gespannt, wie das geregelt wird!
Du nutzt die Saisonunterbrechung für eine Operation am Knie. Wie sehen deine persönlichen Ziele aus für das Comeback aus?
Ich muss schauen, wie das Knie mitmacht und verheilt. Ich bin erst vor einer Woche operiert worden und darf erst in zwei Wochen überhaupt aufs Fahrrad steigen. Ich lasse mir jetzt Zeit und mache mir keinen Druck.
Ich wünsche dir alles Gute bei der Rehabilitation und drücke dir die Daumen, dass du möglichst bald am hoffentlich wieder aufgenommenen Spielbetrieb teilnehmen kannst. Vielen Dank für das Gespräch.
Quelle: https://www.handball-world.news/o.red.r/news-1-1-77-127897.html / Dana Bleckmann / Bilder: Nico Schoch (5), Jörg Frenze (1)