"Wir müssen mutig sein": Mit vollem Einsatz soll der zweite Heimsieg gelingen

Ein Sieg, eine Niederlage, aber Handball, der sich sehen lassen kann. „Fehler dürfen passieren“, sagte Dragoș Oprea nach der 26:29-Niederlage in Bittenfeld vergangene Woche. Die richtige Richtung ist laut dem Trainer auf jeden Fall schon eingeschlagen. Deshalb wollen die Handballer des TSB Gmünd am Sonntag in der heimischen Großen Sporthalle den nächsten Sieg einfahren. Zu Gast ist die Neckarsulmer Sport-Union, Anpfiff ist um 17 Uhr.


Die knappe 26:29-Niederlage in Bittenfeld will Trainer Dragos Oprea nicht an die große Glocke hängen. „Ich habe meinen Spielern gesagt, sie sollen nicht mit hängenden Köpfen aus der Halle gehen.“ Über weite Strecken hätten sie schließlich sehr guten Handball gezeigt. In der ersten Halbzeit sei die Mannschaft nicht aggressiv genug gewesen: „Die Aggressivität, die uns in der Abwehr ausmacht, konnten wir nicht aufs Feld bringen.“

Anders verlief die zweite Halbzeit. Es war ein Spiel auf Augenhöhe und der TSB zeigte Dominant, spielte sich nach einem Rückstand wieder zurück, hatte Chancen, in Führung zu gehen. Deshalb gilt nun für das Spiel am Sonntag: abliefern. Leistung zeigen, die das Oberliga-Team besitzt, Ziele verfolgen, nicht aus der Bahn bringen lassen, im Training Vollgas geben, um top vorbereitet zu sein. „Wir haben gesehen, wir müssen abliefern, was wir können. Sobald wir vom Plan abweichen, bekommen wir Schwierigkeiten.“

Deshalb erwartet der Coach vollen Einsatz seiner Mannschaft. „Sie müssen von Anfang der Woche voll da sein, in jeder Trainingseinheit alles geben. Nur so kann es auch im Spiel funktionieren.“ Im Spiel gegen die Neckarsulmer Sport-Union wollen sich die Gmünder Handballer Respekt verschaffen. „Wir möchten eine Macht werden zu Hause. Und wir werden eine Macht sein zu Hause.“ Zum Auftakt gegen Weinsberg ließ der TSB den Worten Taten folgen, legte einen beeindruckenden Startschuss hin. Der nächste Schritt soll am Sonntag gemacht werden.

Mit der Neckarsulmer Sport-Union ist eine körperlich starke Mannschaft zu Gast. „Sie haben groß gewachsene Spieler, große Rückraumspieler. Die sind kräftig. Danach werden wir unsere Taktik ausrichten. Aber wichtig ist unsere Abwehr in Verbindung zum Torwart.“ Und wichtig sei vor allem auch, die Dinge von Anfang an an umzusetzen. „Wir müssen mutig sein“, so Oprea. „Fehler dürfen passieren, aber wir dürfen sie nicht wiederholen.“

In ihren ersten beiden Oberliga-Spielzeiten sicherten sich die Neckarsulmer den Klassenverbleib, im Frühjahr 2020 profitierte der Tabellenviertletzte ebenso wie der TSB vom coronabedingten Saisonabbruch. Auch der Start in die neue Saison misslang: Sowohl in Fellbach (30:31) als auch gegen Zizishausen (31:34) setzte es bittere Niederlagen. Nichtsdestotrotz sollte der TSB gewarnt sein. Denn die „Blue Boys“ entwickelten sich in den vergangenen Jahren zu einem Angstgegner der „Jets“: Sechs der bisherigen sieben Duelle gingen verloren, letztmals behielten die Gmünder im Herbst 2012 (36:34) die Oberhand.

Die personelle Situation sieht bei den Gmündern schon besser aus als noch vergangene Woche. „Ich bin guter Dinge“, so Oprea. Marian Rascher hat diese Woche wieder mittrainiert. Zwar war der ein paar Monate raus aus dem Training, aber „ich rechne mit seinem Einsatz. Wie lange der dauert, wird man sehen.“ Fraglich ist der Einsatz von Tom Abt. Der nimmt am Donnerstagabend am Training teil. „Wir müssen sehen, wie sein Körper das annimmt. Seine Gesundheit geht vor, aber ein paar Schmerzen hält man als Handballer schon aus.“

© Gmünder Tagespost 15.10.2020 16:33 / Sarah Schwellinger

Unser Gegner: Die Neckarsulmer Sport-Union

5. Reihe (von links): Felix Trumpp, Kevin Matschke, Benjamin Schreider

4. Reihe (von links): Heike Walk, Niklas Brake, Maximilian Staib, Robin Matschke, Robin Mahl,

3. Reihe (von links): Markus Walk, Silas Hemmer, Din Kandic, David Track, Elias Castiello

2. Reihe (von links): Luca Kazmeier, Moritz Kerner, Sandro Gohly, Felix Hofacker, Jonas Heilmann

1. Reihe (von links): Michael Bognar, Lutz Kubach, Max Kerner, Alexander Bartelmann, Thomas Auerbach, Clemens Borchardt

Es fehlt: Henning Tittel

 

Neuzugänge: Maximilian Staib (SG Pforzheim/Eutingen 2), Luca Kazmeier (Zweite Mannschaft), Silas Hemmer (TV Mosbach)

Abgänge: Jan Schenk (TSV 1866 Weinsberg)

 

Zahlen, Daten, Fakten

 

Neckarsulmer Sport-Union

TSB Jets

Position in der letzten Saison:

13.Platz, 12:34 Punkte

14.Platz, 11:35 Punkte

Ewige Tabelle BWOL:

46.Platz (3 Saisons)

33.Platz (5 Saisons)

Facebook-Fans:

692

1698

Instagram-Fans:

869

1105

Saisonziel:

Klassenerhalt

BWOL 2021/22

Der Gefährlichste (Saison 19/20):

Niklas Brake, 87 Tore

Aaron Fröhlich, 146/46 Tore

Zuschauerschnitt (Saison 19/20):

264

446

Der Älteste:

Benjamin Schreider, 31 Jahre

Christian Waibel, 32 Jahre

Der Jüngste:

Silas Hemmer, 18 Jahre

Arian Pleißner, 17 Jahre

 

Durch die Lage an der Mündung der Sulm in den Neckar ist die 27.000 Einwohner-Stadt im Landkreis Heilbronn zu ihrem Namen gekommen. Früher hauptsächlich durch den Weinbau geprägt, entwickelte sich Neckarsulm ab dem späten 19.Jahrhundert zur Industriestadt, bekannt vor allem durch das Unternehmen NSU, das Mitte der 1950er-Jahre der größte Zweirad-Produzent der Welt war und zur selben Zeit große Erfolge im Motorrennsport feierte. Die NSU-Tradition wird durch das Neckarsulmer Audi-Werk fortgesetzt, das mit über 14.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber der Region ist.

 

Auch das Kürzel der Neckarsulmer Sport-Union spielt auf die NSU Motorenwerke an. Der Verein entstand am 01.Januar 2009 durch die Fusion der Sportfreunde Neckarsulm mit der Sportvereinigung Neckarsulm 1946. Für Letztere hatte der ehemalige HVW- (2002-04) und DHB-Präsident Bernhard Bauer jahrelang seine Handballschuhe geschnürt. Nach Zwischenstationen bei den Bundesligisten TSG Oßweil, TV Neuhausen/Erms, SV Kornwestheim und Frisch Auf Göppingen ließ Bauer seine Karriere von 1984-87 beim Heimatverein ausklingen. Für Furore sorgen insbesondere die Bundesliga-Frauen der NSU, die seit 2016 in der 1.Bundesliga antreten und mittelfristig ihre Vision „Europapokal“ realisieren wollen. Auf dem neunten Platz wurde die Saison 2019/20 abgeschlossen, die Nachwuchsförderung im weiblichen Bereich wurde massiv ausgebaut.

 

Doch auch die Erfolge der Handball-Herren lassen sich sehen. 2011 zogen sie erstmals in die Württembergliga ein und etablierten sich dort prompt in der Spitzengruppe. In der Saison 2016/17 reichte es sogar zur Vize-Meisterschaft hinter der SV Remshalden. In der Relegation setzte sich die NSU daraufhin sowohl gegen Zizishausen (33:34, 29:24) als auch gegen die badischen Vertreter aus Birkenau (30:27) und Schutterwald (37:26) souverän durch. In ihren ersten beiden Oberliga-Spielzeiten sicherten sich die Neckarsulmer dank einer fulminanten Rückrunde mit jeweils 28 Punkten den Klassenverbleib, im Frühjahr 2020 profitierte der Tabellenviertletzte ebenso wie der TSB vom corona-bedingten Saisonabbruch. „Wenn diese Scheiß-Situation für uns etwas Gutes hat, dann sicherlich der Ligaverbleib“, befand der Sportliche Leiter Henning Tittel, „unsere Lage war nicht völlig aussichtslos, aber schwierig. Sicher ist, dass die Jungs nun ein Jahr reifer sind."

Doch auch der Start in die neue Saison misslang: Sowohl in Fellbach (30:31) als auch gegen Zizishausen (31:34) setzte es bittere Niederlagen gegen potenzielle Mitkonkurrenten im harten Kampf um den Klassenerhalt. Zu allem Überfluss verletzte sich vergangene Woche auch noch der Halblinke Kevin Matschke am Sprunggelenk, sein Einsatz am heutigen Sonntag erscheint mehr als fraglich. Nichtsdestotrotz sollte der TSB gewarnt sein. Denn die „Blue Boys“ entwickelten sich in den vergangenen Jahren zu einem Angstgegner der „Jets“: Sechs der bisherigen sieben Duelle gingen verloren, letztmals behielten die Gmünder im Herbst 2012 (36:34) die Oberhand. Vergangenen Dezember musste sich der TSB den Neckarsulmern in der Straßdorfer Römersporthalle nach einem zähen Ringen sowie zwei Roten Karten gegen Stephan Mühleisen und Dominik Sos mit 29:33 geschlagen geben.

(Nico Schoch)