Hoffen auf eine weitere Leistungssteigerung: Bewährungsprobe in Schutterwald

Der Einstand des neuen Trainergespanns Michael Hieber-Andreas Rascher-Christof Elser beim TSB ist geglückt: Am letzten Samstag gelang mit dem 33:30 gegen den SV Fellbach der erste Heimsieg. „Das war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber wir sind noch lange nicht dort, wohin wir wollen“, sagt Michael Hieber. Am Samstag um 19.30 Uhr steht beim Neuling TuS Schutterwald die nächste Bewährungsprobe an.


30 Gegentore seien gegen den Tabellenletzten zu viel, meint Hieber im Rückblick auf das Spiel gegen den SV Fellbach, „und phasenweise fehlte in unserem Angriff das Tempo.“ An diesen Stellschrauben wurde im Training in dieser Woche gearbeitet. „Alle waren hoch konzentriert dabei“, lobt Hieber seine Jungs. Allerdings konnte Aaron Fröhlich wegen Beschwerden an der Achillessehne nicht mittrainieren, der Spielmacher soll am Samstag aber auf jeden Fall auflaufen.

Das Spiel in der Mörburghalle ist das erste Aufeinandertreffen des TSB Gmünd mit dem TuS Schutterwald. Die Südbadener belegen derzeit mit einem Torverhältnis von 372:373 und 13:11 Zählern den achten Tabellenplatz. Die Punkteausbeute könnte besser sein – aber der TuS musste vor zwei Wochen gegen die TSG Söflingen mit der Schlusssirene noch den 35:35-Ausgleichstreffer hinnehmen und am vergangenen Samstag gelang dem TSV Weinsberg in letzter Sekunde der 35:34-Siegtreffer gegen die Schutterwälder. „Unsere Abwehr war nicht sattelfest, und im Angriff haben wir es verpasst, richtig draufzugehen“, erklärte TuS-Coach Nico Baumann die ärgerlichen Punktverluste.

Das hat auch Michael Hieber in der Video-Analyse erkannt. Der TSB-Coach warnt aber: „Der TuS kann mit hohem Tempo spielen und hat auf der rechten Seite mit Tim Heuberger, Torschützenkönig Christoph Baumann, Mathis Vornholt und Felix Zipf seine auffälligsten Akteure.“ Hieber weiß auch: „Schutterwald – der Name steht für große Tradition und hohe Kompetenz im deutschen Handballsport. Da muss man auf alles gefasst sein“.

Der Turn- und Sportverein im Ortenaukreis wurde im Jahr 1900 als Turnverein gegründet, 1928 kam die Handballabteilung dazu. Die erste Männermannschaft wurde in den 1950er Jahren mehrfach Südbadischer Meister. Ab 1980 prägten bekannte Handballgrößen als Spieler und Trainer die TuS Schutterwald. Zum Beispiel Armin Emrich. Der 27-fache Nationalspieler spielte für Frisch Auf Göppingen, TSG Oßweil und TuS Hofweier in der Bundesliga und war vier Jahre lang Bundestrainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Oder Nationalspieler Arno Ehret, Weltmeister von 1978, der den TuS 1985/86 trainierte und später Nationalmannschaftstrainer der Schweiz und Bundestrainer von Deutschland wurde. Oder Martin Heuberger, ein Schutterwalder Urgewächs, der für den TuS spielte und ihn trainierte; bis 2014 war er deutscher Bundestrainer, derzeit ist der 26-fache Nationalspieler für den Deutschen Handballbund als Trainer der Juniorennationalmannschaft tätig. Oder Oliver Roggisch, der Weltmeister von 2001. Der 205-fache deutsche Nationalspieler ist aktuell Teammanager bei den Rhein Neckar Löwen und bei der deutschen Nationalmannschaft.

Mehrfach pendelte der TuS zwischen 1. und 2. Liga hin und her. Probleme mit der Sponsorensuche führten zu zunehmenden finanziellen Schwierigkeiten. Die wurden auch durch die Gründung einer Spielgemeinschaft mit dem Lokalrivalen TV Willstätt nicht beseitigt. 2005 wurde diese aufgelöst. Mit der Beteiligung an der HR Ortenau in der Spielzeit 2008/2009 der 2. Bundesliga wurde ein weiterer Versuch unternommen, Leistungshandball in der Region mit einer Spielgemeinschaft zu etablieren; dieser Versuch scheiterte aus wirtschaftlichen Gründen schon nach einer Saison. Die erste Männermannschaft des TuS Schutterwald spielte in der Saison 2018/19 in der fünftklassigen Südbadenliga und stieg nun in die Oberliga Baden-Württemberg auf.

Der Kader des TSB: Sebastian Fabian, Daniel Mühleisen, Stephan Mühleisen, Wolfgang Bächle, Aleksa Djokic, Yannik Leichs, Christian Waibel, Thomas Grau, Aaron Fröhlich, Sven Petersen, Jonas Waldenmaier, Tom Abt, Max Dangelmaier, Tim Albrecht

© Gmünder Tagespost 28.11.2019 18:02 / Winfried Hofele

Blick auf den Gegner: Das ist der TuS Schutterwald

Hintere Reihe v.l.n.r.: Karlheinz Wolpert (Trainer), Timo Erlenwein, Matthias Langenbacher, Morris Strosack, Tim Heuberger, Fabian Huck, Nico Baumann (Trainer)
Mittlere Reihe v.l.n.r.: Lena Jochheim (Physiotherapeutin), Sven Heuberger (Betreuer), Christoph Baumann, Finn Weiser, Andreas Bachmann, Philipp Harter, Julian Seigel, Felix Zipf, Felix Heuberger (Sportlicher Leiter), Alfons Quarti (Betreuer)
Vordere Reihe v.l.n.r.: Steven Heintz, René Wöhrle, Steffen Dold, Raphael Herrmann, Tobias Moser, David Körkel, Mathis Vornholt

Es fehlen: Michael Herzog, Bastian Hug, Dominik End, Simon Seigel, Johannes ‚Hans‘ Schley (TW-Trainer)

Vereinsfarben: Rot-Weiß
Spitzname: "Die Roten Teufel aus der Ortenau"
Ortskunde: Die 7215 Einwohner-Gemeinde im Ortenaukreis, sechs Kilometer vor Offenburg in der Rheinebene gelegen, ist eine echte Handballhochburg und ein beliebtes Touristenziel. Wer die für die Halle namensgebende Mörburg besichtigen will, dürfte allerdings schwer enttäuscht werden. Von der aus dem 12.Jahrhundert stammenden Anlage ist seit der Einebnung des Burghügels im Jahr 1882 nichts mehr erhalten.
Heimspielstätte: Mörburghalle, Im Kirchfeld 26, 77746 Schutterwald
Anfahrt: 196 Kilometer (131 Minuten) über B29, A8 und A5 via Karlsruhe und Offenburg
Vereinshistorie: Seit 1928 wird beim Turn- und Sportverein Handball gespielt – und das überregional erfolgreich. Der mehrfache südbadische Meister der Nachkriegszeit etablierte sich von 1974 an in der Regionalliga, qualifizierte sich 1981 für die 2.Bundesliga und pendete ab 1987 regelmäßig zwischen Ober- unter Unterhaus. Auf insgesamt zwölf Erstligajahre kann man zurückblicken, die letzten drei davon als SG Willstätt/Schutterwald. Doch auch die Gründung dieser Spielgemeinschaft und der HR Ortenau 2008/09 konnten die finanziellen Probleme nicht lösen. Mit dem Zwangsabstieg aus der 2.Liga 2009 endete die Profihandball-Zeit in Südbaden. Schutterwalds erste Mannschaft steckte für zehn Jahre in der Südbadenliga fest und schrammte mehrmals nur haarscharf an der Meisterschaft vorbei.
Größter sportlicher Erfolg: Erreichen des Viertelfinal Play-Off um die deutsche Meisterschaft 1991 und 1992
Bekannte Ex-Spieler: Zwei große Namen kommen dem Handballfan sofort in den Sinn, wenn es um Schutterwald geht. Martin Heuberger (26 Länderspiele), von 2002-2011 Co- und dann bis 2014 Cheftrainer der deutschen Nationalmannschaft ist ein Urgewächs, der für den TuS spielte und ihn coachte. Der gefürchtete Abwehrspezialist Oliver Roggisch (205 Länderspiele) begann seine Karriere in Schutterwald, ehe es ihn 1998 nach Göppingen sowie später nach Magdeburg und zu den Rhein-Neckar Löwen verschlag. Dort fungiert der Weltmeister von 2007 seit seinem Karrierende 2014 als Sportlicher Leiter und in Personalunion als Teammanager der Nationalmannschaft.
BWOL-Erfahrung: Nachdem der TV Willstätt 2003 die Bundesliga-Spiellizenz übernommen hatte, trat man zwei Jahre als SG Willstätt/Schutterwald II und dann vier Jahre als TuS Schutterwald in der Oberliga an. 2009 musste der Traditionsverein als Vorletzter den Gang in die Südbadenliga antreten. Bis zur Rückkehr brauchte es zehn Jahre und vier Vize-Meisterschaften.
Saison 2018/19: Eigentlich hatte man die Meisterschaft bereits abgehakt, doch im dramatischen Saisonfinale zeigte Konkurrent HGW Hofweier Nerven und verspielte seine glänzende Ausgangsposition. Am letzten Spieltag unterlag der HGW überraschend beim Drittletzten in Steinbach, der TuS schob sich durch den 40:25-Kantersieg beim Vierten in Altenheim mit einem Punkt Vorsprung an die Spitze.
Beste Torschützen 2018/19: Christoph Baumann 208/78 Tore, Felix Zipf 127/13 Tore, Philipp Harter 91/13 Tore
Bisherige Duelle mit dem TSB: Noch nie in Pflichtspielen aufeinander getroffen
Trainer: Nico Baumann (3.Jahr)
Saisonziel: Einstelliger Tabellenplatz
Neuzugänge: Mathis Vornholt (SG Menden-Sauerland), Michael Herzog (HGW Hofweier), Matthias Langenbacher (SG Hornberg/Lauterbach/Triberg), Steffen Dold (TV Oberkirch)
Aktueller Tabellenplatz: 8.Platz – 13:11 Punkte – 372:373 Tore
Bisherige Bilanz: 5 Siege – 3 Unentschieden – 4 Niederlagen
Top-Torschützen 2019/20: Christoph Baumann 105/22 Tore, Tim Heuberger 52 Tore, Philipp Harter 49 Tore
Top-Spieler: Der im Rückraum flexibel einsetzbare Christoph Baumann ist weit mehr als der klassische Torjäger und hat seine herausragende Form aus der Südbaden- mit in die Oberliga genommen. In der BWOL war der 31-Jährige auf seinen Zwischenstationen in Willstätt (2010) und bei der TGS Pforzheim (2014/15) nicht glücklich geworden, stattdessen stand er nach einem Knorpelschaden mit 19 Monaten Pause sogar kurz vor dem Karriereende. Nach einer "Probesaison" beim Heimatverein HTV Meißenheim stand 2017 die Erkenntnis, es noch einmal höherklassig probieren zu wollen – in Schutterwald ist Baumann unverzichtbar für den Erfolg.
Besonderes: Mitten in der Saisonvorbereitung gab es eine schöne Überraschung für den TuS. Philipp Harter hatte sich nach dem Aufstieg eigentlich zum Ligarivalen HSG Konstanz 2 verabschiedet, kehrte aber nur eine Woche nach seinem Umzug an den Bodensee wieder zurück in die Ortenau. Auf den letzten Drücker hatte der 19-Jährige einen Studienplatz in Offenburg erhalten und löste deshalb seinen Vertrag in Konstanz auf.
Internet: www.tus-schutterwald.de

(Nico Schoch)