Mit neuem Mut zum ersten Heimsieg - Was lässt sich das neue Trainergespann für Fellbach einfallen?

Reset bei den Oberliga-Handballern des TSB Gmünd. Nach 6:16 Punkten und sechs sieglosen Spielen in Folge zogen Abteilungsleiter Michael Hieber und Sportlicher Leiter Jürgen Rilli, wie berichtet, die Reißleine. Viel Zeit blieb dem neuen Trainer-Dreiergespann um Hieber nicht, um das verunsicherte Team auf das nächste Spiel vorzubereiten. Und das ist ein ganz wichtiges: Am Samstag um 19.30 Uhr erwartet der TSB um 19.30 Uhr in der Großsporthalle den Tabellenletzten SV Fellbach.

Jenen SV Fellbach, den die Gmünder am 19. Mai im Finale der Württembergligameisterschaft (der TSB war Meister der Süd-, die Fellbacher der Nordgruppe) souverän mit 35:23 besiegten. Es war damals „ein Sieg des Willens“, wie diese Zeitung titelte. „Genau diese Eigenschaft müssen wir auch am Samstag aufs Parkett bringen“, sagt Wiedereinsteiger Michael Hieber, der in dieser Woche mit den Spielern viele Einzelgespräche führte und ihnen vor allem Mut zusprach. Voll integriert ins Trainingsprogramm waren Andreas Rascher und Christof Elser. „Besonderen Wert in der Vorbereitung haben wir auf die Fitness und auf die Abwehrarbeit gelegt, 40 Gegentore wie in Neuhausen, das geht einfach nicht“, berichtet Hieber. An der von Stefan Klaus praktizierten Formation will Hieber „zunächst mal nur Kleinigkeiten ändern“. Das will er der Mannschaft beim zusätzlichen Training am Freitag vermitteln. Hieber hofft, alle Mann an Bord zu haben. Jonas Waldenmaier und Aaron Hieber, die in Neuhausen in der zweiten Halbzeit verletzt zuschauten, waren im Training wie alle anderen voll dabei.

Der SV Fellbach ist alles andere als ein „typischer“ Tabellenletzter, auch wenn das 1:21 Punkte vermuten lassen. Doch das Torverhältnis von 328:351 zeigt, dass der Mitaufsteiger schon „ein besonderes Händchen“ haben muss, Spiele hauchdünn zu verlieren. Beispielsweise mit einem oder zwei Treffern Differenz gegen TSV Weinsberg, SG Köndringen-Teningen, TVB Stuttgart II und SG Herrenberg oder gegen TSG Söflingen, TuS Schutterwald, SG Neuenbürg und SGS Baden-Baden: Gegen den TV Zizishausen hieß es 28:31 aus und lediglich beim Spitzenreiter SG Pforzheim-Eutingen mussten die Fellbacher mit 18:32 Lehrgeld bezahlen. Den einzigen Punkt gab es gegen den TV Weilstetten (36:36).

Dass die Fellbacher nun gegen den TSB „den Bock umstoßen wollen“, ist naheliegend. Sie wollen eine ähnliche Erfolgsserie wie in der Vorsaison - da blieb der SV 17 Spiele nacheinander ungeschlagen und sicherte sich so den Meistertitel. Spielertrainer Andreas Blodig, selbst ein gefürchteter Torjäger, und Co-Trainer Thilo Burkert können am Samstag auf ihren kompletten Kader bauen. Sie wollen mit ihrem bekannten Tempospiel basierend auf einer 6:0-Abwehr in Gmünd zum Erfolg kommen. Der SV hat gegenüber der letzten Saison nur ein leicht verändertes Gesicht: Für Benjamin Krotz (Karriereende) und Jan Sedlacek (Beruf) stehen Marc Krammer (SG Schorndorf) und das Eigengewächs Hannes Steiner im Tor. Von den Feldspielern haben nur Daniel Rauch (Deizisau) und Nico Bauer (TVB Stuttgart II) den SV verlassen. Dafür sind Cedrik Freudenreich aus der eigenen Jugend und Maximilian Kapp vom TV Öffingen dazu gekommen. Die Leistungsträger Constantin Schäfer, Moritz Schäfer, Maximilian Pfeil, Felix und Till Wente blieben dem SV treu. Bemerkenswert: Zehn Spieler des 15-köpfigen Kaders haben als Mnis beim SV das Handballspielen gelernt.

Der TSB-Kader: Sebastian Fabian, Daniel Mühleisen, Stephan Mühleisen, Wolfgang Bächle, Aleksa Djokic, Yannik Leichs, Christian Waibel, Thomas Grau, Aaron Fröhlich, Sven Petersen, Jonas Waldenmaier, Tom Abt, Tim Albrecht, Max Dangelmaier.

© Gmünder Tagespost 21.11.2019 18:16 / Winfried Hofele

Blick auf den Gegner: Das ist der SV Fellbach
Hinten von links: Co-Trainer Thilo Burkert, Constantin Schäfer, Max Kapp, Alexander Schuhbauer, Magnus Dierl, Moritz Schäfer, Juri Sawada
Vorne von links: Maximilian Pfeil, Felix Wente, Daniel Toth, Hannes Steiner, Marc Krammer, Till Wente, Patrick Brunner, Spielertrainer Andreas Blodig
Auf dem Bild fehlen: Cedric Freundenreich, Physiotherapeutin Saskia Müller

Vereinsfarben: Rot-Weiß
Ortskunde: Mit mehr als 46.000 Einwohnern ist Fellbach die zweitgrößte Stadt im Rems-Murr-Kreis und besonders für seine Weingärtner bekannt.
Heimspielstätte: Zeppelinhalle (Thomas-Mann-Straße 53, Fellbach)
Anfahrt: 42 Kilometer (ca. 30 Minuten via B29)
Vereinshistorie: 1999 gelang mit der Meisterschaft in der Oberliga Württemberg erstmals der Sprung in die damalige Regionalliga. In der dritthöchsten Spielklasse schnitten die Fellbacher mit den Plätzen 6, 7, 13 und 10 durchaus achtbar ab. 2004 allerdings verabschiedete sich der SVF als Schlusslicht aus der Regionalliga, stieg 2010 auch aus der BW-Oberliga und 2015 schließlich sogar in die Landesliga ab. Nach zwei Jahren gelang die Rückkehr in die Württembergliga, auch dort hielt es die Fellbacher nur zwei Saisons und so freut man sich nach neun Jahren Abstinenz wieder auf die BWOL.
Größter sportlicher Erfolg: Fünf Jahre in der Regionalliga Süd (1999-2004)
BWOL-Erfahrung: Der SVF geht in seine siebte Oberliga-Spielzeit. Zwischen 2004 und 2010 belegte man viermal in Folge den sechsten und dann den fünften Rang, ehe man in der Saison 2009/10 als Tabellenzwölfter mit 23:37 absteigen musste. In der ewigen Tabelle belegen die Fellbacher mit 207:161 Punkten den 18.Platz.
Saison 2018/19: Mit viel Demut startete der SVF in das „verflixte zweite Jahr“ nach dem Wiederaufstieg und fand sich zum Abschluss der Hinrunde mit 15:13 Punkten als Tabellensechster wieder. Wirklich herausragend verlief die Rückserie, welche die Rot-Weißen ohne Niederlage und bei nur zwei Minuspunkten überstanden. Am Ende stand die vorzeitige Meisterschaft in der Nordstaffel.
Beste Torschützen 2018/19: Constantin Schäfer 166/44 Tore, Moritz Schäfer 126/16 Tore, Andreas Blodig 110/4 Tore
Bisherige Duelle mit dem TSB: Gerade einmal ein halbes Jahr ist es her, da sicherte sich der TSB durch einen 35:23-Heimerfolg gegen die Fellbacher den Titel des Württembergischen Meisters. Das letzte reguläre Ligaspiel liegt bereits über sieben Jahre zurück. Am 14.Januar 2012 trennten sich beide Teams in der Zeppelinhalle mit einem 36:36-Remis. Die weiteren drei Begegnungen in den Saison 10/11 und 11/12 entschied der TSB allesamt für sich (30:28, 26:23, 37:30) – statistisch gesehen besteht also eine weiße Weste gegen Fellbach.
Spielertrainer: Andreas Blodig (33 Jahre, 3.Jahr), Co-Trainer Thilo Burkert (1.Jahr)
Saisonziel: Klassenerhalt
Neuzugänge: Marc Krammer (SG Schorndorf), Hannes Steiner, Cedric Freudenreich (beide eigene Jugend)
Abgänge: Benjamin Krotz (Karriereende), Maximilan Kapp (Oeffingen), Jan Sedlacek (berufliche Gründe), Daniel Rauch (TSV Deizisau), Nico Bauer (TV Bittenfeld 2)
Aktueller Tabellenplatz: 16.Platz – 1:21 Punkte – 308:337 Tore
Bisherige Bilanz: 0 Siege – 1 Unentschieden (36:36 gegen Weilstetten) – 10 Niederlagen
Top-Torschützen 2019/20: Andreas Blodig 70/20 Tore, Moritz Schäfer 43/9 Tore, Till Wente 43 Tore
Top-Spieler: Andreas Blodig ist in vielerlei Hinsicht der herausragende Akteur des SV Fellbach. Nicht nur, dass es der Spielmacher in dieser Saison auf durchschnittlich acht Treffer pro Spiel bringt. Vielmehr hat der mittlerweile 32-Jährige, der von Kindesbeinen an bis 2007 für den SVF spielte, auch eine beeindruckende Vita aufzuweisen: Nach Zwischenstationen in der 3.Liga bei der SG H2Ku Herrenberg und dem TSB Horkheim sowie drei höchst erfolgreichen Jahren bei der SG BBM Bietigheim, gekrönt vom Bundesliga-Jahr 2014/15, kehrte Blodig 2017 zu seinem Heimatverein zurück.
Besonderes: „Handball made in Fellbach“ – diesen Slogan kann man wörtlich nehmen, betrachtet man das Mannschaftsaufgebot. Betrachtet man den 14-köpfigen Spielerkader mit insgesamt neun waschechten Eigengewächsen, die das Handballspielen bei den Minis des SVF begonnen haben, zeigt sich die besonders gute Jugendarbeit der letzten Jahre. Diese Quote ist in der BWOL sicherlich einzigartig.
Internet: www.fellbach-handball.de

(Nico Schoch)