Die erhoffte Überraschung ist ausgeblieben, stattdessen ist der TSB Gmünd im sechsten Spiel in Folge sieglos geblieben. Im Gastspiel beim Drittliga-Absteiger TSV Neuhausen/Filder bekam das Team von Trainer Stefan Klaus gnadenlos die andauernden Abwehrdefizite aufgezeigt und war mit der 32:40 (13:21) – Niederlage sogar noch gut bedient.
„Wir hatten die Hoffnung, dass wir auf Augenhöhe agieren und Neuhausen ärgern können“, erklärte Stefan Klaus nach Spielende. Doch dieser fromme Wunsch sollte unerfüllt bleiben, auch im fünften Vergleich konnte der TSB gegen seinen Angstgegner nicht gewinnen. Dabei war Gegenüber Markus Locher mit großem Respekt in die Partie gegangen. „Ich habe mir mehrere Videos der Gmünder angeschaut und war mir nicht sicher, wie wir dieses Spiel gewinnen sollen“, so der TSV-Coach, „ein solch deutliches Ergebnis hätte ich nicht erwartet.“
Doch bereits in den ersten 15 Minuten der Partie zeigte sich, dass die Filderer, die im Sommer unglücklich nach zwei Entscheidungsspielen aus der 3.Liga abgestiegen waren, in vielen Belangen eine Nummer zu groß für den TSB waren. Klaus sprach von einem „Qualitätsunterschied“, der sich vor allem im Vergleich der beiden Abwehrreihen bemerkbar machte. Die Gmünder gerieten schnell mit 2:5 (5.) ins Hintertreffen und fanden keinen Zugriff auf die agilen Neuhäuser Rückraumspieler. Der in der Vorwoche gut aufgelegte Daniel Mühleisen bekam kaum eine Hand an den Ball und räumte seinen Platz zwischen den Pfosten bereits nach einer Viertelstunde. Doch auch Sebastian Fabian konnte nicht verhindern, dass die Stauferstädter frühzeitig auf die Verliererstraße gerieten. Beim 6:10 (12.) hatte Klaus die erste Auszeit genommen, die allerdings ohne Wirkung blieb. Im Angriff leisteten sich die Gmünder minutenlange Durststrecken und zugleich technische Fehler. Die Einladung zu einfachen Gegenstößen nahm Neuhausen dankbar an, zog über 14:7 (18.) und 18:10 (24.) frühzeitig davon.
Damit noch nicht genug, verlor der TSB verletzungsbedingt gleich zwei Leistungsträger. Spielmacher Aaron Fröhlich, nicht nur aus Lochers Sicht der „überlebenswichtige Mann“ für den TSB, verließ das Spielfeld nach einer Viertelstunde mit Schmerzen an der Achillessehne und wurde fortan geschont. „Wir wollten kein Risiko gehen“, so Klaus, der hofft, dass es sich „nur“ um eine Entzündung und nicht um eine schwerwiegendere Verletzung handelt. Ebenso frühzeitig beendet war die Partie aufgrund von Hüftproblemen für Kreisläufer Jonas Waldenmaier. Auch Thomas Grau bekam einen Schlag ab, konnte aber nach einer Behandlungspause weitermachen. Mehr eine wertvolle Option denn eine Verzweiflungstat bildete die Einwechslung des A-Jugendlichen Tom Abt, der anschließend gemeinsam mit Yannik Leichs ordentlich Regie führte. Beim 21:13-Halbzeitstand zugunsten der Hausherren war allerdings längst die Vorentscheidung gefallen. Da war es nur Schadensbegrenzung, dass Fabian kurz vor der Pausensirene einen Strafwurf von Timo Durst parierte.
Der herausragende TSV-Mittelmann, mit 106 Saisontreffern derzeit Führender in der Oberliga-Torschützenliste, durfte sich im zweiten Durchgang sogar schonen. Die 550 Zuschauer erlebten ein munteres Wettschießen, ohne dass aber wirklich aber Spannung aufkam. Die Gmünder lagen zwischenzeitlich sogar mit elf Toren zurück, bewiesen aber dennoch Moral. „Wir haben uns nicht abschlachten lassen“, lobte Klaus. Der verjüngte Rückraum mit Abt (17 Jahre), Leichs (19) und Petersen (21) spielte befreit auf, erzielte Tor um Tor. Neuhausen ließ es in der Abwehr ruhiger angehen und zeigte sich in keinster Weise beunruhigt vonder offensiveren Ausrichtung der Remstäler. Der stärkste Angriff der Liga lief auch nach zahlreichen Wechseln weiterhin auf Hochtouren und so folgte jedem Gmünder Treffer meist innerhalb weniger Sekunden die prompte Antwort. Als Durst in der letzten Spielminuten aus sieben Metern eiskalt verwandelte, hatte den die Gmünder erstmals in ihrer vierjährigen Oberliga-Historie 40 Gegentreffer kassiert. Auf der Gegenseite setzte Leichs noch den Schlusspunkt zum 40:32 und sorgte zugleich dafür, dass der zweite Durchgang mit einem 19:19 völlig ausgeglichen endete.
Diese statistische Randnotiz hilft dem TSB allerdings nur wenig, denn die Talfahrt hält an. Nach sechs Spielen ohne Sieg auf Rang 13 abgerutscht, wird die Luft im Abstiegskampf allmählich dünn und der Anschluss ans gesicherte Tabellenmittelfeld droht verloren zu gehen. „Wir müssen die Köpfe hochnehmen und auf unseren ersten Heimsieg hinarbeiten, so dass wir in sichere Fahrwasser gelangen“, fordert Stefan Klaus deshalb. Denn auch er weiß, dass die Niederlage beim Aufstiegsaspiranten auf den Fildern durchaus zu verschmerzen ist. Viel bedeutsamer für Psyche und Tabelle wäre ein Erfolgserlebnis am kommenden Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) gegen den noch sieglosen Mitaufsteiger SV Fellbach. Für beide Seiten ist es nach den jüngsten Rückschlägen fast schon ein Schicksalsspiel für das Ziel Klassenerhalt. „Auf dem Papier liegt die leichteste Aufgabe vor uns“, blickt Klaus voraus, nicht aber ohne ausdrücklich vor dem Tabellenletzten zu warnen: „Das wird kein Zuckerschlecken. Wir müssen zusammenstehen und unserem Publikum endlich den ersten Heimsieg schenken.“ In dieser Hinsicht darf der couragierte Auftritt aus der zweiten Hälfte in Neuhausen zumindest als kleiner Mutmacher dienen.
„Nach einer Viertelstunde schon entschieden“ – Stimmen zum Spiel
Bei allem Frust über die deutliche Schlappe beim Aufstiegsaspiranten Neuhausen richtete sich der Blick im Gmünder Lager umgehend nach vorne auf das kommende, wegweisende Heimspiel gegen Schlusslicht SV Fellbach.
Stefan Klaus, TSB-Trainer: „Wir verlieren dieses Spiel in der ersten Halbzeit. Wir hatten uns vorgenommen, unsere Abwehr zu stabilisieren und wollten aus der soliden 6-0-Formation heraus gegen die Offensivmaschinerie von Neuhausen verteidigen. Das ist uns nicht gelungen, weder im stehenden Angriff noch bei der schnellen Mitte. Ein Knackpunkt war, dass wir es nicht geschafft haben, die nötige Aggressivität entgegenzustellen. So weh es mir auch tut, müssen wir uns ehrlicherweise eingestehen, dass ein Qualitätsunterschied zu sehen war. Mit den Verletzungen kamen noch ein paar Faktoren hinzu. Dennoch haben wir den Kopf nicht hängen lassen. Kompliment an meine Mannschaft, sie hat Charakter bewiesen und die zweite Hälfte ausgeglichen gestaltet. Das ist in unserer Lage auch nicht unbedingt selbstverständlich.“
Markus Locher, TSV-Trainer: „Viele Mannschaften haben in dieser Saison schon erlebt, dass wenn wir ins Laufen kommen, dann kann es innerhalb von zehn Minuten Schlag auf Schlag gehen. Was wir in der ersten Halbzeit in Verbindung Abwehr, Torwart und Gegenstoß gezeigt haben, war wirklich klasse. In 29 Angriffen haben wir nur drei technische Fehler gemacht. Bei dem Tempo, mit dem wir spielen, ist das ein überragender Wert. Obwohl Gmünd in einer entscheidenden Phase mit Aaron Fröhlich seinen überlebenswichtigen Mann verloren hat, haben sie sich bis zum Ende gewehrt. Mit den acht Toren Unterschied sind wir am Ende mehr als glücklich.“
Sebastian Fabian, TSB-Kapitän: „Das Spiel war nach einer Viertelstunde fast schon entschieden und auch die zweite Halbzeit macht mir nur bedingt Mut, weil wir einfach nicht näher herangekommen sind. Eigentlich hätte man auch nach 38 Minuten abpfeifen können. Die Ausfälle von Aaron und Waldi konnten wir nicht mehr kompensieren.“
Tom Abt, TSB-Youngster: „Mit ein paar Tagen Abstand werde ich mich vielleicht über meine vielen Einsatzzeiten freuen, weil immer noch jedes Spiel ein Highlight ist. Ich freue mich riesig über jede Spielminute, aber so direkt nach dem Spiel ist der Kopf ganz woanders. So eine Niederlage hat, denke ich, vor dem Spiel keiner von uns erwartet. Der Kampfgeist in der Mannschaft ist vorhanden, das kann man nicht leugnen. Aber es ist natürlich auch klar, dass der Gegner bei diesem deutlichen Spielstand nachlässt.“
Timo Durst, TSV-Torjäger: „Unsere Abwehrleistung der ersten 20 Minuten war super. Da haben wir es geschafft, dass Gmünd nur ganz selten durchgekommen ist. Nachdem wir erstmals auf sieben Tore davongezogen sind, ist das Spiel so ein bisschen vor sich hingeplätschert. Wir haben es dann nicht mehr geschafft, unser Abwehrspiel konsequent durchzuziehen. Unser Ziel war es eigentlich, unter 25 Gegentoren zu bleiben, doch Gmünd konnte unsere Angriffe immer wieder neutralisieren. Das spiegelt sich am Ende im Ergebnis wider.“
Sven Petersen, TSB-Rückraumschütze: „Unsere erste Halbzeit war völlig zum Vergessen. Wichtig war für uns dann nur noch, dass wir uns achtbar aus der Affäre ziehen und nicht abschlachten lassen. Wir sind ohne Gegenwehr gestartet, haben dann aber nach der Pause mehr Zugriff auf das Spiel gefunden. Darauf müssen wir aufbauen und die positiven Dinge herausziehen, um mit einem guten Gefühl daheim gegen Fellbach anzutreten. Unterschätzen dürfen wir den Tabellenletzten aber auf gar keinen Fall.“
Tim Albrecht, TSB-Linkshänder: „Die Enttäuschung ist sehr groß. Es hat sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet, dass wir stets zu viele Gegentore bekommen. Neuhausen war dann nochmals ein größeres Kaliber als zuletzt Köndringen. Wir waren angeknockt und so war das Spiel war in der ersten Halbzeit fast schon entschieden. Nach der Pause war die Luft raus. Natürlich lässt sich sagen, dass wir Moral bewiesen haben, aber es kann sicher nicht unser Anspruch sein, nur gegen die zweite Reihe von Neuhausen mithalten zu können.“
(Text und Bilder: Nico Schoch)
(Text und Bilder: Nico Schoch)