Hoffen auf die Überraschung: TSB fährt als Außenseiter nach Neuhausen

Wieder stand die Aufarbeitung einer bitteren Heimniederlage im Fokus der Trainingswoche der TSB-Handballer. „Wir haben unsere Fehler gegen die SG Köndringen-Teningen (26:32) analysiert und Lösungen für unsere Probleme gefunden“, sagt Stefan Klaus. Der TSB-Trainer weiß aber genau, dass nach fünf sieglosen Heimpartien „der entscheidende Klick in den Köpfen der Spieler erfolgen muss“. Deshalb ist es vielleicht sogar hilfreich, dass der TSB am Samstag (Egelsee-Sporthalle, 19.30 Uhr) auswärts beim haushohen Favoriten TSV Neuhausen antreten muss.

Der Drittligaabsteiger liegt mit 15:5 Punkten auf Platz 2 hinter Spitzenreiter SG Pforzheim-Eutingen (19:1) und will nach der überraschenden 34:36-Auswärtsniederlage beim TSV Weinsberg gegen den TSB gewinnen, soll die Rückkehr in die 3. Liga nicht aus dem Blick geraten.

„Wir haben auf den Fildern nichts zu verlieren und können befreit ausspielen“, macht Stefan Klaus seinen Jungs Mut, „vielleicht gelingt uns dann eine Überraschung wie beim 29:29 in Pforzheim“. Der TSB-Coach hat am Samstag wieder seinen kompletten Kader zur Verfügung. Sven Petersen, der seine Erkältung auskuriert hat, und Thomas Grau, der wegen Kniebeschwerden pausierte, sind am Donnerstag wieder ins Training eingestiegen. Nach der praktischen Arbeit auf dem Feld bat Klaus zur Videostudie des TSV. Dabei wies er vor allem auf zwei TSV-Spieler hin: Timo Durst, der mit 96 Treffern die Torjägerliste der Obeliga anführt (Aaron Fröhlich liegt mit 72 Toren auf Rang 5), und Kapitän Hannes Grundler, der Denker und Lenker im Rückraum. Aber auch Philipp Keppeler, Leon Pabst, Moritz Hipp, Luis Sommer, Daniel Roos, Roman Fleisch und Patrick Letzgus sind in dieser Liga Ausnahmespieler, ganz zu schweigen vom bundesligaerfahrenen Torwart Magnus Becker.

Mit diesem Kader soll, so das Ziel des Sportlichen Leiters Bernd Locher, dem Trainerduo Markus Locher und Alexander Trost der Aufstieg gelingen. Die 3. Liga mussten die „MadDogs“ nach verlorenen Entscheidungsspielen gegen den TV Willstätt verlassen. In der Folge gingen neben Coach Eckard Nothdurft auch einige langjährige Spieler von Bord. Deshalb wurde der Kader deutlich verjüngt. Der Trainer hat in der Vorbereitung großen Wert auf eine stabile Abwehr gelegt. Das fruchtete besonders bei den Heimspielen. In keiner der bisher fünf Partien kassierten die Neuhäuser mehr als 28 Gegentreffer. Nur gegen die SG Pforzheim-Eutingen setzte es vor heimischer Kulisse mit 23:26 eine Niederlage. Auch auswärts zeigt sich der TSV mit 7:3 Punkten sehr stabil.

„Dennoch haben wir einige Schwächen beim TSV entdeckt“, verrät Klaus, „vielleicht können wir unsere Bilanz gegen die Filderstädter verbessern“. Von bisher vier Begegnungen verlor der TSB drei. Nur beim 31:31 in der Saison 2017/18 gelang ein Punktgewinn.

Der TSB-Kader: Sebastian Fabian, Daniel Mühleisen, Stephan Mühleisen, Wolfgang Bächle, Aleksa Djokic, Yannik Leichs, Christian Waibel, Thomas Grau, Aaron Fröhlich, Sven Petersen, Jonas Waldenmaier, Tom Abt, Max Dangelmaier und Tim Albrecht

© Gmünder Tagespost 14.11.2019 18:31 / Winfried Hofele

Blick auf den Gegner: Das ist der TSV Neuhausen/Filder

Hintere Reihe von links: Physiotherapeutin Sabine Kober, Timo Durst, Luis Sommer, Leon Pabst, Patrik Letzgus, Hannes Grundler und Moritz Hipp.

Vordere Reihe von links: Co-Trainer Alexander Trost, Roman Fleisch, Philipp Keppeler, Julian Reinhardt, Magnus Becker, Niklas Prauss, Philipp Bader, Daniel Roos und Trainer Markus Locher.

Oben eingeklinkt: Sportlicher Leiter Bernd Locher, Betreuerin Susan Zsoter, Physiotherapeut Martin Kober, Physiotherapeut Florian Müller, Physiotherapeut Magnus Heinrich, Gabriel Anders Gomez, Daniel Maier und Timo Siemer.

Es fehlt: Florian Distel.

Vereinsfarben: Rot-Weiß

Spitzname: "MadDogs" nach US-amerikanischem Vorbild; die Damenmannschaft nennt sich "Mad Cats"

Ortskunde: Die Fasnetshochburg Neuhausen auf den Fildern (11.893 Einwohner), im Volksmund gerne auch "Katholisch-Nuihausa" genannt, liegt in unmittelbarer Nähe zum Stuttgarter Flughafen.

Heimspielstätte: Egelsee-Sporthalle 1, Rupert-Mayer-Straße 74, 73765 Neuhausen/Filder

Anfahrt: 55 Kilometer (49 Minuten) über B297, B10 und A8 via Göppingen und Wendlingen/Neckar

Vereinshistorie: Der im Jahr 1898 gegründete Turn- und Sportverein hat aktuell über 2600 Mitglieder in neun Abteilungen, von denen Handball die erfolgreichste und überregional bekannteste darstellt. 2005 gelang erstmals der Sprung in die damalige Regionalliga Süd. In den folgenden Jahren geriet der TSV zur Fahrstuhlmannschaft zwischen vierter und dritter Liga, stieg jeweils viermal ab und wieder auf. Mehr als zwei Jahre in Folge waren den "Mad Dogs" in der 3.Liga Süd nie vergönnt.

Größter sportlicher Erfolg: 5. Platz in der Regionalliga Süd und Erreichen der 2. Runde des DHB-Pokals (Saison 2007/08)

Bekannte Ex-Spieler: Linksaußen Dragos Oprea (1999-01) und Kreisläufer Manuel Späth (2004-06) etablierten sich nach ihrer Zeit in Neuhausen jeweils beim Bundesligisten Frisch Auf Göppingen und schafften schließlich sogar den Sprung in die deutsche Nationalmannschaft.

BWOL-Erfahrung: Mit acht Jahren Zugehörigkeit und 356:128 Punkten belegt Neuhausen den zweiten Platz in der ewigen Tabelle der BWOL (seit 2000). Meisterehren wurden dem TSV zwar nie zuteil, doch insgesamt fünfmal und das in regelmäßigen Abständen gelang als Zweitplatzierter der Sprung in die Drittklassigkeit (2005, 2007, 2011, 2013, 2017).

Saison 2018/19: Im an Dramatik nicht zu überbietenden Abstiegskampf nahm der TSV eine tragische Hauptrolle ein. Erst am letzten Spieltag konnten die Filderer (20:40 Punkte) mit dem am rettenden Ufer liegenden TV Willstätt gleichziehen und somit zwei Entscheidungsspiele erzwingen. Dabei unterlagen die Filderer allerdings mit 21:27 und 26:29 – der fünfte Abstieg in die BWOL war besiegelt.

Beste Torschützen 2018/19: Hannes Grundler 187/37 Tore, Timo Durst 106/24 Tore, Louis Mönch 106/11 Tore

Bisherige Duelle mit dem TSB: In den bisherigen vier Aufeinandertreffen sprang für die Gmünder bislang noch kein Sieg heraus. 2016/17 unterlag der TSB in beiden Partien jeweils mit 27:30. Im folgenden Jahr reichte es zwar in fremder Halle zu einem 31:31-Remis, das Rückspiel am letzten Spieltag endete mit einer letztlich bedeutungslosen 21:36-Schlappe gegen den Aufsteiger.

Trainer: Nach dem Abstieg übernahm der bisherige Co-Trainer Markus Locher die Nachfolge von Eckard Nothdurft und startet damit in seine zweite Amtszeit nach 2003-2010. Als Co-Trainer fungiert der bisherige Spieler und Ex-Profi Alexander Trost.

Saisonziel: Um den Aufstieg mitspielen

Neuzugänge: Magnus Becker (VfL Pfullingen)

Abgänge: Sebastian Arnold (SV Kornwestheim), Nicolas Gross (Zweitspielrecht Frisch Auf Göppingen / VfL Pfullingen)

Aktueller Tabellenplatz: 2.Platz – 15:5 Punkte – 342:260 Tore

Bisherige Bilanz: 7 Siege – 1 Unentschieden – 2 Niederlagen (23:26 gegen Pforzheim und 34:36 in Weinsberg)

Top-Torschützen 2019/20: Timo Durst 96/26 Tore, Hannes Grundler 48 Tore, Philipp Keppeler 38 Tore

Top Spieler: Stärkster Mannschaftsteil der "Mad Dogs" ist zweifellos der Rückraum um Mittelmann Timo Durst (Jg.1993), Linkshänder Timo Flechsenhar (Jg.1986) und Youngster Louis Mönch (Jg.1999). Die große Konstante ist Kapitän Hannes Grundler (Jg.1992), der von der Königsposition im linken Rückraum mit insgesamt 1000 Treffern in den vergangenen sieben Spielzeiten hervorstach, aktuell jedoch aufgrund einer Bänderverletzung ausfällt.

Besonderes: Findige Statistikfreunde haben nachgerechnet, dass 15 Prozent der Drittliga-Absteiger den direkten Wiederaufstieg schaffen. Rechnet man den Dauerauf- und -absteiger von den Fildern aus der Statistik heraus, sind es nur noch sieben Prozent. Die Rückkehr dürfte also eine schwere Mission werden, doch haben die Neuhausener oft genug gezeigt, dass sie dem Trend trotzen können.

Internet: www.tsvneuhausen-handball.de

(Nico Schoch)