War das der erhoffte Befreiungsschlag für den TSB Gmünd nach der Rückkehr in die Oberliga? Es war zwar kein Spiel, der einen Schönheitspreis verdient hätte, doch das Klaus-Team überzeugte im Gastspiel beim TSV Weinsberg mit einer hervorragenden kämpferischen Einstellung und entführte verdientermaßen beide Male. Der nervenstarke Aleksa Djokic war mit seinen 13 Treffern der Matchwinner beim am Ende zu deutlich ausgefallen 37:30 (15:14) – Auswärtserfolg.
Die Erleichterung stand Stefan Klaus nach Spielende förmlich ins Gesicht geschrieben. „Ich wusste, was für eine schwere Aufgabe auf uns zukommt und bin deshalb sehr froh über zwei Auswärtspunkte, die für uns insgesamt noch sehr wichtig sein werden“, resümierte der TSB-Coach, der eingestand, im Vorfeld „einige Bauchschmerzen“ verspürt zu haben. Denn nach den vorherigen beiden Niederlagen standen die Vorzeichen alles andere als günstig, im Abschlusstraining standen lediglich acht Feldspieler bereit. Die Weinsberger hingegen hatten anstelle ihres verletzten Stammkeepers Tobias Krems kurzfristig den langjährigen Drittliga-Torwart des TV Oppenweiler, Stefan Merzbacher, reaktiviert.
Vor 450 Zuschauern in der stimmungsvollen Weibertreuhalle stand aber zunächst dessen Gegenüber Sebastian Fabian besonders im Fokus. Der TSB-Kapitän hielt die ersten beiden Würfe auf sein Gehäuse und sorgte ebenso wie Yannik Leichs mit seinem frühen Doppelpack, dass die Gmünder nicht erneut von Beginn an in Rückstand gerieten. Erstmals in dieser Saison präsentierte sich die Klaus-Sieben hellwach von Beginn an, diktierte das Geschehen und lag bis auf zwei Ausnahmen beim 6:6 (10.) und 9:9 (15.) stets vorne. Es mangelte allerdings vorne wie hinten zunächst an der nötigen Konsequenz, um die Führung weiter auszubauen. Youngster Leichs, der im Rückraum neben Aaron Fröhlich glänzend Regie führte und Verantwortung übernahm, sorgte beim 11:14 (21.) erstmals für ein kleines Polster. In einer hektischen Partie ließen sich die Hausherren aber nicht abschütteln, gelangten beim 15:16 (28.) erneut zum Anschluss und ärgerten sich zudem darüber, dass ein Röhrle-Strafwurf lediglich an den Querbalken klatschte. Direkt vor dem Pausenpfiff leistete sich der TSB im Angriff zwei Ballverluste, konnte sich aber glücklicherweise auf Fabian verlassen. Der Tormann vereitelte im Duell mit Alexander Ruck den Tempo-Gegenstoß und rettete seinen Mannen somit die knappe, aber dennoch verdiente Pausenführung.
Nach Wiederanpfiff waren zunächst die Hausherren am Drücker und erzielten beim 18:17 (33.) ihre erste, aber auch einzige Führung. Die Gmünder aber kämpften sich mit aller Entschlossenheit durch diese schwierige Phase und eroberten die Spielkontrolle zurück. Leichs musste dabei kräftig einstecken, wurde in einer Aktion gleich zweimal ins Gesicht getroffen und holte somit eine doppelte Zeitstrafe gegen Jan König sowie Benedikt Baumann heraus. Mit zwei Mann mehr auf der Platte drehte der TSB den Spielstand um, Dominik Sos vollendete einen Konter zum 18:19 (35.). In den folgenden Minuten schlug die Stunde des starken Rückhalts und der nervenstarken Außenspieler: Während Fabian zweimal überragend parierte, vollstreckten Wolfgang Bächle und Aleksa Djokic im direkten Gegenzug eiskalt zum 20:24 (44.). Weinsberg aber blieb weiterhin hartnäckig und erzielte umgehend wieder den 23:24-Anschluss (46.). Zu allem Überfluss sah TSBler Stephan Mühleisen glatt Rot, nachdem er Jan König unsanft aus der Luft geholt hatte. Fortan verteidigte Thomas Grau an der Seite von Christian Waibel im defensiven Mittelblock – und das mit Erfolg.
Auch in Unterzahl behielten die Gäste in hitziger Atmosphäre einen kühlen Kopf. Ganz besonders Linksaußen Djokic, der seine vier Siebenmeter allesamt verwandelte und mit einem sehenswerten Lupfer wieder auf 25:28 (50.) erhöhte. Bis dahin war Schwerstarbeit in einer ausgeglichenen Partie von Nöten, doch die zahlreichen Kontersituationen nutzte der TSB eiskalt, um spät doch noch für klare Verhältnisse zu sorgen. Weinsberg ging volles Risiko und wurde dafür gnadenlos bestraft, als Grau und Djokic mit zwei Treffern ins verwaiste Gehäuse zum 27:33 (55.) trafen. Es war der Punkt, an dem alles entschieden war. „Uns hat die Überzeugung gefehlt, das nötige Feuer in die Schlussphase mitzunehmen“, haderte TSV-Trainer Markus Kübler. Djokic hingegen krönte seine überragende Leistung mit dem 13.Treffer und wurde von den knapp 50 mitgereisten Gästefans mit Sprechchören gefeiert. Letztlich stand ein zu deutlich ausgefallener, aber umso bedeutsamer 37:30-Auswärtssieg für den TSB auf der Anzeigetafel.
Mit 4:6 Punkten wendete der Neuling nicht nur einen möglichen Fehlstart in dieses Saison ab, sondern rückte zugleich auf den zehnten Rang vor. Am kommenden Sonntag (18 Uhr) folgt in der heimischen Großsporthalle die Begegnung mit dem Tabellennachbarn HSG Konstanz 2. Die Zweitliga-Reserve, welche die jüngste Mannschaft der Oberliga stellt, setzte mit dem 27:17-Heimerfolg über den TV Bittenfeld 2 übrigens ein dickes Ausrufezeichen. So erwartet beide Teams ein richtungsweisendes Duell um zwei Punkte, die enorm wertvoll sein werden, um sich vom Tabellenende zu distanzieren.
TSV: Stefan Merzbacher, Philipp Rupprecht – Jan König (4), Sven König (4), Felix Reichert (4), Benjamin Röhrle (4/4), Moritz-Lukas Lanig (3), Alexander Ruck (3), Moritz Wahl (3), Maximilian Schulze (2), Marius Braun (2), Benedikt Baumann (1), Florian Frank, Mert Daranczik
TSB: Sebastian Fabian, Daniel Mühleisen – Aleksa Djokic (13/4), Yannik Leichs (7), Wolfgang Bächle (4), Aaron Fröhlich (4/1), Jonas Waldenmaier (3), Thomas Grau (3), Stephan Mühleisen (2), Dominik Sos (1), Christian Waibel, Tim Albrecht
Siebenmeter: TSV 5/4 – TSB 6/5
Zeitstrafen: TSV 8 Minuten – TSB 8 Minuten
Rote Karte: Stephan Mühleisen (TSB/46./Grobes Foulspiel)
Schiedsrichter: Stefan Schmid-Denzinger, Tobias Hägele (TV Altbach)
Zuschauer: 450
Trainerstimmen
Markus Kübler, TSV Weinsberg: „Am Ende sind die zwei Punkte für Gmünd nicht völlig unverdient. Es war ein ausgeglichenes Spiel. Wir haben uns schwer getan Zugriff zu finden auf die linke Angriffsseite des TSB. Es war schon in der ersten Halbzeit ein ganz großes Problem, dass wir für meinen Geschmack zu viele Tore kassiert haben. Wir haben uns im Angriff schwer getan und der Gegner hat das mit Nadelstichen sofort ausgenutzt Es gab zwar immer wieder Momente, in denen wir das Spiel mithilfe unseres Tempospiels und der Unterstützung der Zuschauer zum kippen bringen können. Doch die ganz normalen Automatismen haben nicht gegriffen und wir haben es nicht geschafft, das Spiel zu unseren Gunsten zu drehen.“
Stefan Klaus, TSB Gmünd: „Ich kann meiner Mannschaft heute nur ein Kompliment machen. Mit dem Ergebnis bin ich rundum zufrieden, aber man muss auch ganz klar anmerken, dass wir wieder 30 Gegentore bekommen haben. Ansonsten haben wir heute einen kühlen Kopf bewahrt und in den entscheidenden Phasen die richtigen Entscheidungen getroffen. Wir haben auch von Weinsbergs individuellen Fehlern profitiert und konnten so in der zweiten Halbzeit davonziehen. Wir haben die Punkte drei und vier geholt, deshalb aber keinen Quantensprung in der Tabelle gemacht. Wir müssen uns jetzt festbeißen und schauen, dass wir Woche für Woche die Punkte holen, um uns in dieser ausgeglichenen Liga möglichst frühzeitig von den hinteren Tabellenplätzen zu distanzieren.“
(Text: Nico Schoch / Bilder: Jens Körner, Nico Schoch, Ralf Watzl)
(Text: Nico Schoch / Bilder: Jens Körner, Nico Schoch, Ralf Watzl)