"Wir haben konzentriert gearbeitet": Gegen Weilstetten soll der erste Heimsieg gelingen

Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen! Auch im zweiten Heimspiel (Sonntag, 18 Uhr, Große Sporthalle) treffen die Handballer des TSB Gmünd auf eine Mannschaft, die sich „Füchse“ nennen, „Lochenfüchse“. Anders als gegen die „Foxes“ des HC Neuenbürg (28:31) wollen die „Jets“ aber gegen den TV Weilstetten keine Bruchlandung hinlegen, sondern den beim bemerkenswerten 29:21-Sieg bei der SG H2Ku Herrenberg gestarteten Steigflug fortsetzen.

Die Grundlagen dafür wurden beim Training in dieser Woche gelegt: „Wir haben konzentriert gearbeitet“, berichtet Stefan Klaus. Der TSB-Trainer hat bei seinen Jungs festgestellt, „dass die Köpfe wieder oben sind und das Selbstvertrauen zurückgekehrt ist“. Zur guten Stimmung beigetragen hat auch, dass sich der Verdacht auf einen Riss des Syndesmosebandes bei Sven Petersen nicht bestätigt hat. Die MRT-Untersuchung am Dienstag hat „nur“ eine schwere Bänderdehnung ergeben. Der kraftvolle Linkshänder wird aber mindestens noch drei Wochen fehlen. Dafür kann Stefan Klaus wieder mit Dominik Sos rechnen, der berufsbedingt zwar unter der Woche nicht am Training teilnehmen kann, aber am Sonntag zumindest auf der Bank sitzen wird.

Ob der TSB-Trainer wie in Herrenberg Yannik Leichs auf der rechten Rückraumposition für Petersen bringen wird, ist noch offen: „Das können auch Thomas Grau und Tim Albrecht“, meint Stefan Klaus. Beide Neuzugänge überzeugten in Herrenberg. Damit wäre Leichs wieder frei für seine angestammte Position im linken Rückraum, von wo aus er torgefährlicher ist und mit Aaron Fröhlich, der in Herrenberg nicht nur wegen seiner zehn Tore sein wohl bestes Spiel im TSB-Dress abgeliefert hat, die Fäden ziehen.

Ebenso wie im rechten Rückraum will Klaus bei der Besetzung zweier weiterer Schlüsselpositionen die „Trainingseindrücke und mein Bauchgefühl“ entscheiden lassen: Im Tor sind der jahrelange Stammkeeper Sebastian Fabian und Daniel Mühleisen, der in Herrenberg durchspielte, ebenso auf Augenhöhe wie die Kreisläufer Jonas Waldenmaier und Stephan Mühleisen. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir so charakterstarke Spieler haben, dass es keine Probleme gibt, wenn man einer auf der Bank sitzt“, freut sich der Sportliche Leiter Jürgen Rilli.

Fest unter den ersten Sieben sind die torgefährlichen Flügelflitzer Wolfgang Bächle und Aleksa Djokic – und natürlich Christian Waibel in der Abwehrmitte. „Eine kompakte Defensivarbeit wie in Herrenberg wird auch gegen den TV Weilstetten der Schlüssel zum Erfolg sein“, weiß Stefan Klaus, der gleichzeitig hofft, „dass uns das 3-2-1-Deckungssystem des TV Weilstetten entgegen kommen könnte“.

Doch das TV-Trainer-Gespann Sascha Ilitsch, der schon Athletik-Trainer in der Bundesliga war, und René Wismar, ist versiert und erfahren genug, die Taktik auf den jeweiligen Gegner anzupassen. Das war zum Saisonauftakt, trotz der 34:37-Niederlage beim Meisterschaftsfavoriten TSG Söflingen schon zu sehen. Und auch beim 30:27-Heimerfolg gegen die Neckarsulmer Sportunion. 64 Tore in zwei Spielen sind schon mal eine Ansage. „Wir haben es gegen Neckarsulm geschafft, über 60 Minuten eine vernünftige Abwehr zu stellen“, freute sich TVW-Coach René Wismar, „vor allem eine, die dem Gegner über die Dauer des Spiels den Zahn gezogen hat.“ So habe man 18 technische Fehler erzwungen und diese „dann auch gewusst, zu nutzen“.

Auch Stefan Klaus weiß: „Der TV hat schnelle und kräftige Spieler, die allesamt Tore machen können.“ Überhaupt ist Weilstetten „Handball-Kompetenz pur“. In seiner über 100-jährigen Vereinsgeschichte hat sich der TV aus dem drittgrößten Stadtteil von Balingen (35 500 Einwohner) im Zollernalbkreis am Fuße der Schwäbischen Alb einen guten Ruf weit über Baden-Württemberg hinaus erworben. Die Handballmannschaft des TV Weilstetten fusionierte im Jahr 2002 mit der TSG Balingen zur HBW Balingen-Weilstetten. Seit 2007 gehört diese Spielgemeinschaft, mit einjähriger Unterbrechung, der 1. Bundesliga an. Vor einigen Jahren hat der TV Weilstetten wieder eine eigene „Amateurmannschaft“ herausgegliedert, die inzwischen in der Oberliga eine feste Größe ist.

TV Weilstetten: Makowski, Seeger; Kübler, F. Saueressig, Weckenmann, N. Single, Z. Single, Singer, Lösch, Kaunz, F. Mayer, Bischoff, Wagner, Narr
TSB Gmünd: Sebastian Fabian, Daniel Mühleisen, Stephan Mühleisen, Wolfgang Bächle, Aleksa Djokic, Yannik Leichs, Christian Waibel, Thomas Grau, Aaron Fröhlich, Tim Albrecht, Dominik Sos, Jonas Waldenmaier, Max Dangelmaier und Giovanni Gentile

© Gmünder Tagespost 19.09.2019 19:47 / Winfried Hofele

Blick auf den Gegner: Das ist der TV Weilstetten


Hintere Reihe von links: Eric Single, Daniel Weckenmann, Tim Singer, Nick Bischoff, Benjamin Kipp, Silas Wagner, Felix Narr, Jonas Lösch

Mittlere Reihe von links: Abteilungsleiter Dietmar Kipp, Physiotherapeut Jochen Sauter, Trainer Sascha Ilitsch, Trainer René Wismar, Betreuer Michael Fischer

Vordere Reihe von links: Felix Saueressig, Zappa Single, Micha Kübler, Erik Seeger, Marco Makowski, Phillip Kaunz, Nick Single, Fabian Mayer

Es fehlt: Torwarttrainer Mark Jenter


Vereinsfarben: Blau-Weiß

Spitzname: „Lochenfüchse“, in Anlehnung an den Balinger Hausberg Lochen (962 m)

Ortskunde: Die 3695-Einwohner-Gemeinde ist der drittgrößte Stadtteil von Balingen auf der Schwäbischen Alb und wurde 1936 aus den selbstständigen Orten Weilheim und Waldstetten gebildet. Eingebettet in die Zollernalb am Fuß des Lochenpasses und am Austritt der Eyach hat sich Weilstetten zu einer wahren Handball-Hochburg entwickelt.

Heimspielstätte: Längenfeldhalle, Gymnasiumstraße 32, 72336 Balingen

Anfahrt: 128 Kilometer (92 Minuten) über B29 und B27 via Stuttgart und Tübingen

Vereinshistorie: Von den 1950er-Jahren an war der TVW Stammgast in der Oberliga Württemberg und von 1990 an sogar ohne Unterbrechung in der Regionalliga Süd vertreten, ehe man 2002 mit der TSG Balingen zum jetzigen Erstligisten HBW Balingen-Weilstetten fusionierte. Unabhängig vom namhafteren HBW führten die "Füchse" ihre eigene Männermannschaft weiter – und das mit einem klar erkennbaren Trend nach oben. 2008 gelang der Wiederaufstieg in die Landesliga und ab 2011 trat der TVW in der Württembergliga Süd an, gekrönt von der souveränen Meisterschaft und dem BWOL-Aufstieg 2017.

Größter sportlicher Erfolg: Deutsche Meisterschaft der A-Junioren 1983, Württembergischer Meister der Herren 2017

Bekannte Ex-Spieler: In Weilstetten wurden die Grundlagen für die späteren Erfolge der "Gallier von der Alb" geschaffen. Die HBW-Legenden Frank Ettwein und Sascha Ilitsch waren bis 2002 für den TVW am Ball. Ex-Nationalspieler Christoph Theuerkauf lief nach Vertragsende beim HBW im Sommer 2016 kurzzeitig für die Lochenfüchse auf, ehe es ihn nach zwei Spielen und drei Toren zum TBV Lemgo weiterzog.

BWOL-Erfahrung: In den vergangenen beiden Spielzeiten sicherte sich der TVW mit den Plätzen 7 und 12 jeweils den Klassenerhalt.

Saison 2018/19: Mit nur 22:34 Punkten mussten man auf der Zollernalb kräftig zittern. Zunächst genügte der um ein Tor gewonnene direkte Vergleich, um sich in der Endtabelle vor den punktgleichen TuS Steißlingen zu schieben. Letztlich blieb dem TVW der Abstieg nur deshalb erspart, weil sich mit Plochingen und Blaustein beide BWOL-Vertreter in der Aufstiegsrunde zur 3.Liga durchsetzten.

Beste Torschützen 2018/19: Nick Single 164/23 Tore, Micha Kübler 131/62 Tore, Fabian Mayer 78 Tore

Bisherige Duelle mit dem TSB: In den Jahren 1982 bis 1990 standen sich Gmünd und Weilstetten insgesamt 14-mal in der damaligen Oberliga-Württemberg gegenüber – meist mit dem besseren Ende für die Lochenfüchse. In seiner BWOL-Abstiegssaison 2017/18 unterlag der TSB auswärts deutlich mit 24:31, revanchierte sich aber mit einem 33:27-Heimerfolg.

Trainerduo: Sascha Ilitsch (1.Jahr, zuvor Co-Trainer beim HBW), René Wismar (seit 2016)

Saisonziel: Frühstmöglicher Klassenerhalt

Neuzugänge: Tim Singer (HSG Rottweil), Phillip Kaunz (zurück nach Pause), Zappa Single (2.Mannschaft), Nick Bischoff, Silas Wagner (beide eigene Jugend)

Abgänge: Frank Raible (HSG Albstadt), Fabian Pick, Felix Euchner, Moritz König, Mario Bischoff, Lukas Slongo (alle Karriereende)

Bisherige Bilanz 2019/20: 9.Platz, 2:2 Punkte (34:37 in Söflingen, 30:27 gegen Neckarsulm)

Top-Spieler: Aus dem TVW-Kollektiv ragt mit Micha Kübler einer der besten Linksaußen der ganzen Liga heraus. In den vergangenen beiden Spielzeiten war der 23-Jährige zweitbester Torschütze Weilstettens, nach zwei Spieltagen stehen nun schon wieder stolze 20 Treffer (14 Siebenmeter) zu Buche.

Besonderes: Im Nachwuchsbereich arbeitet der TVW weiterhin intensiv mit dem „großen Bruder“ aus der Bundesliga zusammen. Fast alle Akteure im Weilstetter-Kader sind in der JSG Balingen-Weilstetten groß geworden, mit der sich auch der TSB-Nachwuchs schon die eine oder andere heiße Partie lieferte.

Internet: www.tv-weilstetten.de/abteilungen/handball

(Nico Schoch)