Wer startet besser - Jets oder Foxes?

Startschuss zur Saison 2019/20 in der Oberliga Baden-Württemberg: Am Sonntag um 18 Uhr erwartet der TSB Gmünd in der Großsporthalle den Mitaufsteiger HC Neuenbürg. Coach Stefan Klaus mahnt seine Jungs zu Demut an.


Die Fans der Gmünder TSB-Handballer fiebern dem Saisonauftakt entgegen – wie schlägt sich das neu formierte Team des Trainergespanns Stefan Klaus und Patrick Schamberger als Aufsteiger? Eines ist sicher: Die Zuschauer werden am Sonntag ab 18 Uhr in der Großsporthalle bequemer sitzen und besser informiert sein als vor den Sommerferien. 1052 neue Schalensitze wurden auf der Tribüne eingebaut, gegenüber ist auf einer LED-Anzeigentafel der Spielstand jetzt deutlich ablesbar.

Unsicher ist aber der Spielausgang. Weil der Integrationsprozess der Neuzugänge ins TSB-Team, das sich jetzt „Jets“ nennt, noch nicht abgeschlossen und der Gegner HC Neuenbürg relativ unbekannt ist. Noch nie haben beide Vereine gegeneinander gespielt. „Wir werden zwar als Favorit gehandelt“, sagt Stefan Klaus, „aber wer sich in der Badenliga durchsetzt und aufsteigt, der muss einiges drauf haben“. Deshalb warnt der TSB-Coach davor, von den „Jets“ Höhenflüge zu erwarten, und rät zu Demut: „Wir unterschätzen unsere Gäste auf keinen Fall und gehen konzentriert ins Spiel“.

Neuenbürg. Wo liegt das? Neuenbürg ist eine 8200-Einwohner-Stadt im Enzkreis, 12 Kilometer südwestlich von Pforzheim. Die ehemalige württembergische Oberamtsstadt an der Enztal-Eisenbahn von Pforzheim nach Bad Wildbad gelegen, besteht aus den vier Ortsteilen Kernstadt, Dennach, Arnbach und Waldrennach.

Der HC Neuenbürg wurde im Jahr 2000 durch Ausgliederung aus dem Mehrspartenverein TV Neuenbürg gegründet. Mit diesem „fuchsschlauen“ Trick war gewährleistet, dass die „Foxes“ aus dem württembergischen Neuenbürg beim Handballverband Baden bleiben durften.

In der vergangenen Saison setzte sich der HC in der Badenliga mit 758:684 Toren und 38:14 Punkten vor der SG Heidelsheim/Helmsheim durch und schaffte erstmals den Aufstieg in die Oberliga. Die HC-Torschützen-Liste führte Jonas Kraus mit 155 Treffern an. Auch Marco Langjahr und Julian Frauendorff erzielten über 100 Tore. Nach der Meisterschaftsfeier haben die Routiniers Artur Pietrucha und Paul Nonnenmacher angekündigt, eine Pause einzulegen. Diese Lücken sollen sechs Neuzugänge schließen: Raphael Blum (Bruchsal), Philipp Karasinski (SG Heidelsheim/Helmsheim), Colin Sandkühler (BSV Phönix Sinzheim), Xaver Nitzke, (HSG Eltingen), Nikolaj Unser (SG Baden-Baden) und Phil Burkhardt aus der 2. Mannschaft. HCN-Trainer Erkan Öz, der 2018 vom TV Knielingen kam und taktisch eine offensive Abwehr bevorzugt, musste in der Vorbereitung viel improvisieren. Die Trainings- und Spielstätte Stadthalle Neuenbürg war wegen einer Dachsanierung geschlossen.

Stefan Klaus ist nach der Vorbereitungsphase zuversichtlich: „Wir haben viel und gezielt gearbeitet“. Dennoch sei die Integration der Neuzugänge „noch nicht abgeschlossen“. Das Abwehrverhalten müsse noch stabilisiert werden. Dafür ist Klaus mit dem von Kapitän Aaron Fröhlich und dem immer stärker werdenden Yannik Leichs gelenkten Angriffsspiel „sehr zufrieden“. Der TSB-Trainer will am Sonntag möglichst alle Neuzugänge einsetzen: Aleksa Djorkic vom TSV Heiningen auf Linksaußen, Thomas Grau vom TSV Zizishausen im Rückraum, Stephan Mühleisen von der SG Lauterstein am Kreis und Daniel Mühleisen vom SV Remshalden im Tor sind fit. Rückraumspieler Tim Albrecht vom TSV Wolfschlugen ist leicht an der Schulter lädiert, Linksaußen Max Dangelmaier von der SG Lauterstein fällt nach einer Schulter-OP länger aus und Youngster Tom Abt darf erst ab Oktober spielen, wenn er 17 Jahre alt ist.

Unsicher ist der Einsatz von Dominik Sos, der sich unglücklich verletzte. „Aber wir haben uns ja deshalb breiter aufgestellt“, sagt der Sportliche TSB-Leiter Jürgen Rilli, „damit wir Ausfälle besser kompensieren können“.

© Gmünder Tagespost 05.09.2019 19:21 / Winfried Hofele

Blick auf den Gegner: HC Neuenbürg 2000

Vereinsfarben: Blau-Gelb

Spitzname: "Foxes"

Ortskunde: Das 7.500-Einwohner Städtchen liegt im Nordschwarzwald, zwölfter Kilometer südwestlich von Pforzheim. Nachweislich schon zur Keltenzeit entstanden, besitzt Neuenbürg drei markante historische Sehenswürdigkeiten: Die Burgruine der im 12.Jahrhundert erbauten, namensgebenden "Neuen Burg", das Museum im Schloss Neuenbürg einschließlich einer multimedialen Inszenierung von Wilhelm Hauff´s "Das kalte Herz" sowie das Besucherbergwerk Grube Frischglück.

Heimspielstätte: Stadthalle Neuenbürg, Hohlohstraße 5, 75305 Neuenbürg

Anfahrt: 118 Kilometer (84 Minuten) über B29 und A8 via Stuttgart und Pforzheim

Vereinshistorie: Insgesamt dreimal, so auch 2018, scheiterten die Enztäler jewiels knapp am Aufstieg in die höchste Spielklasse Baden-Württembergs.

Größter sportlicher Erfolg: Badenligameister und Aufstieg in die BWOL 2019

BWOL-Erfahrung: Keine. Der HC betritt in der BWOL absolutes Neuland und freut sich nach eigener Aussage auf ein "wirkliches Abenteuer".

Saison 2018/19: Mit dem Ziel gestartet, die Top Drei-Platzierung der Vorsaison zu wiederholen, führte der HC die Badenliga fast über die gesamte Saison an, erzielte durchschnittlich über 30 Treffer pro Partie und verlor vor heimischer Kulisse lediglich einmal. Nach dem 34:30-Erfolg über Stutensee-Weingarten am vorletzten Spieltag war der lang ersehnte Aufstieg perfekt. Mit 38:14 Punkten kam der HC letztlich drei Zähler vor Vizemeister Heidelsheim/Helmsheim ins Ziel.

Beste Torschützen 2018/19: Jonas Kraus 155/63 Tore, Marco Langjahr 116 Tore, Julian Frauendorff 102 Tore

Bisherige Duelle mit dem TSB: Noch nie in Pflichtspielen aufeinander getroffen. Es erwartet uns also eine echte Premiere!

Trainer: Erkan Öz (42 Jahre, 2.Saison)

Saisonziel: Klassenerhalt

Neuzugänge: Xaver Nitzke (HSG Ettlingen), Philipp Karasinski, Raphael Blum (beide SG Heidelsheim/Helmsheim), Nikolaj Unser (TVS 1907 Baden-Baden), Phil Burkhardt (eigene Zweite Mannschaft)

Abgänge: Artur Pietruchka (Polen), Paul Nonnenmacher (berufliche Pause)

Top Spieler: Der flinke Linksaußen Jonas Kraus (Jahrgang 1991) gehört seit seinem Wechsel von der SG Pforzheim/Eutingen 2017 zu den zuverlässigsten HC-Torschützen, insbesondere von der Sieben Meter-Linie. Der robuste Kreisläufer Nikolaj Unser erzielte in der BWOL-Saison 17/18, damals noch in Diensten des TVS Baden-Baden, bereits einmal fünf Tore gegen den TSB.

Besonderes: Aufgrund der Sanierungsmaßnahmen am Dach der heimischen Stadthalle und einer einhergehenden nicht eingeplanten Verzögerung, konnten die „Foxes“ in ihrer Vorbereitungsphase keine einzige Trainingseinheit in der eigenen Halle durchführen. Stattdessen hießen die Trainingsorte Walzbachtal, Gaggenau oder gar das 50 Kilometer entfernte pfälzische Kuhardt, nachdem bei den Nachbarorten keine Möglichkeit einer Hallennutzung bestand. "Nach unserer abenteuerlichen Vorbereitung in fernen Halle starten wir nun unser wirkliches Abenteuer Oberliga", verkündete der HCN deshalb vor wenigen Tagen auf seiner Facebook-Seite.

Internet: www.hcn-2000.de

(Nico Schoch)