Bundesligahandball in Gmünd: Ein Freundschaftsspiel mit Eventcharakter

Es ist ein erster Heißmacher für die neue Saison: Der TSB Gmünd begrüßt am Dienstagabend (19:30 Uhr) in der Großen Sporthalle den TVB 1898 Stuttgart zu einem Freundschaftsspiel und freut sich insbesondere auf das Wiedersehen mit seinem Eigengewächs Max Häfner. Für den sich im Umbruch befindenden Bundesligisten geht eine spannende Saisonvorbereitung der Zielgeraden entgegen.

Zum bereits dritten Mal in jüngerer Vergangenheit empfängt der TSB einen großen Namen zur Saisoneröffnung: 2014 führten die Gmünder zur Halbzeit sogar mit 14:13 gegen Frisch Auf Göppingen und schlug sich trotz der 23:31-Niederlage mehr als achtbar, im Jahr darauf gab sich der schwedische Meister IFK Kristianstad die Ehre und behielt mit 35:23 die Ehre. Knapp elf Jahre ist es übrigens her, dass der TV Bittenfeld letztmals mit seiner ersten Garde in der Großen Sporthalle auflief. In einem flotten Freundschaftsspiel setzte sich der damalige Zweitligist mit 39:29 durch, wobei Kai Häfner als 19-Jähriger sechs Treffer gegen seine ehemaligen Teamkameraden erzielte.
 
Auch dieses Mal findet sich im Aufgebot der Blau-Weißen, die sich mittlerweile TVB 1898 Stuttgart nennen, der Name Häfner – bekanntlich aber der jüngere Bruder Max. Die Beziehungen zwischen beiden Verein sind gut und so ließ der stellvertretende TSB-Abteilungsleiter Michael Hieber bei der Terminvereinbarung seine freundschaftlichen Kontakte spielen. Nicht vergessen werden darf, dass der TVB bislang stets direkt von der Gmünder Talentschmiede profitierte: Im Jahr 2007 wagte Kai Häfner, damals bereits Torschützenkönig in der Verbandsliga-Meistermannschaft des TSB und mittlerweile gestandener Nationalspieler, beim Sprung in die 2.Bundesliga. Den gleichen Schritt ging 2013 Djibril M´Bengue. Der Rückraumshooter war maßgeblich am Erstliga-Aufstieg des TVB beteiligt, seit vergangenem Sommer profitiert die portugiesische Spitzenmannschaft FC Porto von seiner Wurfkraft. Für beide stellte Bittenfeld das optimale Sprungbrett in den internationalen Handball dar. Den gleichen Karriereweg verfolgt auch Max Häfner, der bis 2017 noch das TSB-Dress trug und in seiner nunmehr dritten Bundesliga-Saison immer größere Verantwortung übernehmen soll (siehe Interview). Erstmals nach seinem Wechsel wird der 23-Jährige nun wieder dort auflaufen, wo die Handballexperten erstmals auf ihn aufmerksam wurden.
 
Zurück zur Gegenwart: Häfner gehört mittlerweile zu den Konstanten, zumal die Stuttgarter vor ihrer fünften Saison in der „stärksten Liga der Welt“ ihren bislang wohl größten Umbruch bewältigen müssen. „Eine Fluktuation hatten wir früher auch schon“, sagt Jürgen Schweikardt, der als Trainer und Geschäftsführer eine wohl einmalige Doppelfunktion einnimmt. Der große Unterschied dieses Mal sei, dass der TVB Spieler verliere, die wichtige Rollen eingenommen hätten im Gefüge der Mannschaft. „Und einige waren das Gesicht des TVB.“ Unter den sieben Abgängen finden sich auch die langjährigen Leistungsträger Michael Schweikardt (Karriereende), Bobby Schagen (TBV Lemgo) und Tobias Schimmelbauer (HSV Hamburg). Auch Simon Baumgarten hat sich aus der Bundesliga verabschiedet. Ihn werden die TSBler jedoch bald schon begegnen, denn der aus Wißgoldingen stammende Kreisläufer wird künftig die Zweite Mannschaft des TVB in der BW-Oberliga anführen. Bei aller Wehmut sei der Umbruch auch eine Chance für die jüngeren, insgesamt sechs Neuzugänge, die in diese Rollen schlüpfen sollen, so Jürgen Schweikardt: „Handballerisch wird die Integration einige Zeit in Anspruch nehmen, doch ohne Risiko werden wir nicht vorankommen. Ich hoffe, dass die Fans neugierig sind, unseren Weg mitgehen und Geduld haben mit dem Team.“ Saisonziel werde es erneut sein, schnellstmöglich den Klassenerhalt zu sichern.
 
Was sich im Kader des TVB, der weiterhin sieben aktuelle oder ehemalige Nationalspieler umfasst, weiterhin fortsetzt ist der mutige Trend zu Spielern aus der Region: Nachwuchstormann Nick Lehmann ist seit der D-Jugend im Verein, Dominik Weiß stammt von der SG Schorndorf, Patrick Zieker aus Ludwigsburg, U19-Nationalspieler Luis Foege wuchs in Ostfildern auf und hinzu kommen der langjährige Göppinger Manuel Späth sowie Max Häfner. „Star“ der Mannschaft ist zweifelsohne Tormann Johannes „Jogi“ Bitter, Weltmeister von 2007.
 
Mit fünf Partien innerhalb von nur sieben Tagen befinden sich die Stuttgarter bereits in der heißen Phase der Vorbereitung, dürften aber wohl auch mit schweren Beinen nach Gmünd fahren. Beim Sparkassen-Cup in Altensteig absolvierte der TVB insgesamt drei Partien und schied im Halbfinale gegen Turniersieger HSG Wetzlar (21:37) aus, am Donnerstag geht es in Waiblingen mit einem hochkarätigen Testspiel gegen den FC Porto weiter. Ärgerlich ist es daher für Schweikardt, dass mit Robert Markotic (Knie) sowie David Schmidt (Leiste) das gesetzte Duo aus dem rechten Rückraum ebenso fehlt wie Neuzugang Rudolf Faluvegi nach seiner Sprunggelenks-OP. Den erste Härtetest für den verjüngten TVB bildet am 17.August die erste DHB-Pokalrunde gegen Zweitligist HSC Coburg, am 29.August folgt der Bundesliga-Auftakt beim HC Erlangen.
Wesentlich mehr Zeit verbleibt derweil dem TSB Gmünd bis zum ersten Oberliga-Spieltag am 08.September gegen Mitaufsteiger HC Neuenbürg. Für Stefan Klaus bedeutet das Kräftemessen mit dem Erstligisten den Auftakt zur handballerischen Vorbereitung auf die neue Runde. „Wir haben die vergangenen Wochen dazu genutzt, unseren stark veränderten Kader zu einem eingespielten Team zu formen und an der Fitness zu arbeiten“, so der TSB-Coach. Auch wenn die Gmünder beim Höhepunkt ihrer Saisonvorbereitung aller Voraussicht nach als Verlierer vom Feld gehen werden, so möchte Klaus die Profitruppe doch vor einige Aufgaben stellen. „Unser Ziel ist es, dass wir uns bestmöglich verkaufen und weitere Erkenntnisse ziehen können, welche Konstellationen in Abwehr und Angriff funktionieren“, so lautet die Devise, doch auch der Spaßfaktor soll im Vordergrund stehen: „Man spielt schließlich nicht jeden Tag gegen einen Bundesligisten und ganz besonders Max Häfner, dem einige unserer Jungs auch zeigen wollen, was sie drauf haben.“

Die Hausherren werden allerdings keinesfalls in Bestbesetzung auflaufen. Christian Waibel weilt noch im Urlaub, seinen Part im Abwehrzentrum sollen sich Jonas Waldenmaier sowie die Neuzugänge Thomas Grau und Stephan Mühleisen aufteilen. Ein dickes Fragezeichen steht noch hinter Aaron Fröhlich und Dominik Sos, die am Montag berufsbedingt nach Eisenach bzw. Köln aufgebrochen sind. „Beide werden in den ersten Gesprächen am Montag versuchen, ob sie nicht doch noch für das Spiel freigestellt werden“, hofft Klaus. Interessant wäre das vor allem für Spielmacher Fröhlich, dessen Arbeitgeber Allianz das Freundschaftsspiel sponsort.
 
Nichtsdestotrotz verspricht der TSB-Trainer, dass „wir unser Bestes versuchen werden und zwar unabhängig davon, wie es ausgeht.“ Oberliga-Rivale SG H2Ku Herrenberg unterlag dem TVB am vergangenen Freitag mit 22:37, mit einem ähnlichen Differenzbereich wäre Klaus angesichts des Drei-Klassen-Unterschieds durchaus einverstanden: „Ehrlicherweise muss man sagen, dass ein solches Resultat standesgemäß wäre. Wir werden darauf achten, in der Defensive kompakt zu stehen und durch ein gutes Zusammenspiel mit den Torhütern möglichst wenig zuzulassen.“
 
Ebenfalls unabhängig vom Endresultat ist der Eventcharakter für den TSB enorm. „Wir wollen uns sportlich von unserer besten Seite zeigen, unser neuformiertes Team dem Publikum vorstellen und Lust auf die neue Oberliga-Saison machen“, so fiebert Michael Hieber dem Dienstagabend entgegen und hofft auf eine gut besetzte Tribüne. In der Halbzeitpause dürfen sich die Zuschauer zudem auf einen Auftritt der Tanzschule KULTURwerk freuen. Die Gruppe „Crew Battle Invasion“ unter der Leitung des vierfachen Weltmeisters Memi Demiri (Crew Dreamscapes) belegte bei einem internationalen Contest in Polen 2018 den herausragenden vierten Platz. Das Gastspiel des TVB 1898 Stuttgart soll in jeder Hinsicht zu einem Highlight für die Fans in der Region werden.
 
Eintrittskarten zum Spiel gibt es weiterhin im Vorverkauf bei Schlüssel Hieber (Buchstraße 117) und bei der Allianz-Vertretung Eisele und Madyse (Türlensteg 37) sowie an der Abendkasse. Der Eintrittspreise beträgt 7 Euro bzw. ermäßigt 5 Euro für Schüler, Studenten und Rentner.
 
Der Kader des TSB: Sebastian Fabian, Daniel Mühleisen, Giovanni Gentile – Sven Petersen, Tim Albrecht, Aaron Fröhlich (?), Yannik Leichs, Thomas Grau, Dominik Sos (?) – Wolfgang Bächle, Aleksa Djokic – Jonas Waldenmaier, Stephan Mühleisen

Der Kader des TVB: Johannes Bitter, Nick Lehmann – David Schmidt, Robert Markotic, Luis Foege (Neuzugang aus der eigenen Jugend), Max Häfner, Elvar Ásgeirsson (UMF Afturelding / Island), Dominik Weiß, Adam Lönn (HK Malmö / Schweden), Rudolf Faluvégi (Cesson-Rennes Métropole HB / Frankreich) – Tim Roman Wieling (TSV Bayer Dormagen), Sascha Pfattheicher, Samuel Röthlisberger, Patrick Zieker (TBV Lemgo) – Manuel Späth, Žarko Peševski (HK Motor Saporischschja / Ukraine)
 
(Nico Schoch)