Weiterer Titel für den TSB?

Beide Mannschaften haben ihr großes sportliches Ziel bereits erreicht – den Aufstieg in die Oberliga Baden-Württemberg, die vierthöchste Handball-Liga in Deutschland. Doch nun wollen der TSB Gmünd als Meister der Württembergliga Süd und der SV Fellbach als Meister der Nordgruppe die Saison 2018/19 noch krönen. Mit dem Titel eines Württembergischen Meisters.


Am Samstag um 19.30 Uhr kommt es in der Gmünder Großsporthalle zum großen Finale. „Wir wollen uns bei unserem fantastischen Publikum und bei unseren Sponsoren nochmals mit einem tollen Handballspiel bedanken und unseren Fans den Titel schenken“, gibt TSB-Coach Stefan Klaus die Marschroute vor und impft gleichzeitig seinen Jungs seine eigene Philosophie vom Leistungssport ein: „Ich will grundsätzlich jedes Spiel gewinnen.“

Entsprechend zog der Gmünder Übungsleiter in dieser Woche die Zügel beim Training nochmals an. Und alle Mann waren eifrig mit an Bord – mit Ausnahme von Aaron Fröhlich. Beim TSB-Spielmacher und Torjäger sind die Entzündungen an beiden Achillessehnen noch nicht abgeklungen. „Aaron wird auf der Bank nahe beim Team sein, ob er aber auf dem Spielfeld helfen kann, ist eher unwahrscheinlich“, lässt Stefan Klaus wissen. Denn: „Wir werden kein Risiko eingehen, wir brauchen ihn in der nächsten Saison.“

Fürs Finale ist Stefan Klaus ganz entspannt: „Dominik Sos und Yannik Leichs haben in den letzten Wochen bewiesen, dass sie die Rolle von Aaron übernehmen können“. Im Übrigen vertraut der Gmünder Trainer darauf, „dass wir wieder als geschlossenes Team auftreten und über eine kompakte Abwehr unser schnelles Konterspiel ins Laufen bringen.“ Torwart Sebastian Fabian, der Abwehrmittelblock mit Christian Waibel, Lukas Waldenmaier, Felix Häfner und Hendrik Prahst, die Rückraumstrategen Dominik Sos, Yannik Leichs und Sven Petersen sowie die „Spitzen“ Wolfgang Bächle, Jonas Waldenmaier und Jan Häfner sollen „die Weichen auf Sieg stellen“.

Dabei warnt Stefan Klaus eindringlich davor, einen Heimsieg gegen den SV Fellbach als selbstverständlich anzusehen: „Die Fellbacher haben eine Riesensaison gespielt und schwimmen jetzt auf einer Welle der Euphorie.“ Tatsächlich hatten die wenigsten Handballexperten den Jungs von Spielertrainer Andreas Blodig den Meistertitel zugetraut. Aber weil die eigentlichen Aufstiegsfavoriten SV Leonberg/Eltingen, der TSV Schmiden und der VfL Waiblingen sich im Endspurt den einen und anderen Patzer erlaubten, gingen die Fellbacher nach 18 Spielen ohne Niederlage in Folge als Erster über den Zielstrich – und hinauf in die Oberliga. Nach einem fulminanten 34:18-Sieg gegen die HSG Fridingen/Mühlheim hatte der SV Fellbach im letzten Saisonspiel die Sensation perfekt gemacht.

Die Garanten des SVF für den Aufstieg waren eine konstant stabile Abwehr mit dem überragenden Torspieler Benjamin Krotz, die pfeilschnellen Außen Constantin Schäfer und Juri Sawada sowie der Torschütze vom Dienst, Andreas Blodig.

Vor dem Finale werden beim TSB Abteilungsleiter Sven Kienhöfer und Jürgen Rilli, der Sportliche Leiter, vier Meisterakteure mit einem Geschenkkorb verabschieden. Lukas Kauderer wird beim Landesligisten TG Reichenbach auf mehr Spielanteile hoffen, Felix Häfner und Jan Häfner werden sich künftig mehr auf den Beruf beziehungsweise auf die Ausbildung konzentrieren, aber als „Stand-by“ zur Verfügung stehen. Und Hendrik Prahst beginnt eine Lehre in Waiblingen.

Dafür kann der TSB sechs Neuzugänge präsentieren: Kreisläufer Stephan Mühleisen von der SG Lauterstein, seinen Bruder Daniel Mühleisen, der zuletzt bei der SV Remshalden das Tor hütete, Linksaußen Alexander Djokic vom TSV Heiningen, Linkshänder Tim Albrecht vom TSV Wolfschlugen, Rückraumspieler Thomas Grau vom TV Zizishausen und Linksaußen Max Dangelmaier von der SG Lauterstein. „Auch Yannik Leichs zähle ich zu den Neuzugängen“, sagt Jürgen Rilli. Denn: Das Supertalent aus Straßdorf spielte in der laufenden Saison in erster Linie für die A-Jugend-Bundesligamannschaft von Frisch Auf Göppingen. In der kommenden Runde wird sich Leichs voll auf den TSB konzentrieren.

Der Kader des TSB fürs Finale: Sebastian Fabian, Giovanni Gentile, Wolfgang Bächle, Yannik Leichs, Lukas Kauderer, Jan Häfner, Christian Waibel, Aaron Fröhlich (?), Lukas Waldenmaier, Felix Häfner, Sven Petersen, Hendrik Prahst, Dominik Sos und Jonas Waldenmaier.

© Gmünder Tagespost 16.05.2019 18:20 / Winfried Hofele

Blick auf den Gegner: SV Fellbach

Vereinshistorie: Der im Jahr 1890 gegründete Sportverein Fellbach gehört mit seinen über 4950 Mitgliedern und 17 Abteilungen zu den größten Sportvereinen im Rems-Murr-Kreis. Die großen Erfolge der Handballer traten zur Jahrtausendwende ein: 1999 gelang mit der Meisterschaft in der Oberliga Württemberg erstmals der Sprung in die damalige Regionalliga. In der dritthöchsten Spielklasse waren die Fellbacher fünf Spielzeiten in Folge vertreten und schnitten dort mit den Plätzen 6, 7, 13 und 10 durchaus achtbar ab. 2004 allerdings verabschiedete sich der SVF als Schlusslicht aus der Regionalliga, stieg 2010 auch aus der BW-Oberliga und 2015 schließlich sogar in die Landesliga ab. Nach zwei Jahren gelang die Rückkehr in die Württembergliga, auch dort hielt es die Fellbacher nur zwei Saisons und so freut man sich nach neun Jahren Abstinenz wieder auf die BWOL.
Vereinsfarben: Rot-Weiß
Ortskunde: Mit mehr als 46.000 Einwohnern ist Fellbach die zweitgrößte Stadt im Rems-Murr-Kreis und besonders für seine Weingärtner bekannt.
Heimspielstätte: Zeppelinhalle (Thomas-Mann-Straße 53, Fellbach)
Anfahrtsweg: 42 Kilometer (ca. 30 Minuten via B29)
Platzierung 2017/18: Als Aufsteiger schnupperte der SVF lange Zeit an der Relegation zur Oberliga, gab sich dann aber auch mit einem nach eigener Aussage „sensationellen“ vierten Platz bei 30:22 Punkten zufrieden.
Württembergliga-Erfahrung: In der zweigleisigen Württembergliga, wie sie in ihrer heutigen Form nur noch für die kommende Saison besteht, verbrachten die Fellbacher sieben äußerst wechselhafte Jahre. Von 2010 an gehörte man stets zum Mittelfeld, 2015 ging es hinab in die Landesliga. Nach der Rückkehr meldete sich der SVF mit Rang vier und nun der Meisterschaft eindrucksvoll zurück.
Letzte Duelle mit dem TSB: Sieben Jahre ist es her, dass sich die Gmünder und SVF letztmals in einem Ligaspiel gegenüber standen. Am 14.Januar 2012 trennten sich beide Teams in der Zeppelinhalle mit einem 36:36-Remis. Die weiteren drei Begegnungen in den Saison 10/11 und 11/12 entschied der TSB allesamt für sich (30:28, 26:23, 37:30) – statistisch gesehen besteht also eine weiße Weste gegen Fellbach. Besser in Erinnerung sind die spannungs- und emotionsgeladenen Duelle in der C-Jugend Landesliga 2016/17, als sich die Gmünder Jungs von Trainer Aaron Fröhlich in einem dramatischen Rückspiel vor fremder Kulisse vorzeitig die Staffel-Meisterschaft sicherten.
Platzierung 2018/19: 1.Platz – 41:15 Punkte – 856:773 Tore
Bilanz: 19 Siege – 3 Unentschieden – 6 Niederlagen
Saisonverlauf: Mit viel Demut startete der SVF in das „verflixte zweite Jahr“ nach dem Wiederaufstieg und fand sich zum Abschluss der Hinrunde mit 15:13 Punkten als Tabellensechster wieder. Wirklich herausragend verlief die Rückserie, welche die Rot-Weißen ohne Niederlage und bei nur zwei Minuspunkten überstanden. Bemerkenswert: In der Meisterfrage profitierte der SVF davon, dass sich die Hauptkonkurrenten SV Leonberg/Eltingen und TSV Schmiden einige Patzer erlaubten, und dennoch war es eine hauchdünne Entscheidung: Leonberg/Eltingen wurde nur durch den aufgrund der Auswärtstorregel gewonnenen direkten Vergleich (21:22 in Fellbach und 31:30 in Leonberg) auf Rang zwei verwiesen. Bemerkenswert: Seit dem 09.November 2018 ist der SVF ungeschlagen und spielt nach dieser unfassbaren Serie künftig zu Recht in der Oberliga, auch wenn der Aufstieg unerwartet kam.
Deutlichster Sieg: 34:18 am letzten Spieltag bei der HSG Fridingen/Mühlheim
Deutlichste Niederlage: 25:36 beim TSV Schmiden
Top-Torjäger: Constantin Schäfer (23 Jahre, Rückennummer 3, Linksaußen) 166/44 Tore
Moritz Schäfer (27 Jahre, Rückennummer 7, Allrounder) 126/16 Tore
Andreas Blodig (33 Jahre, Rückennummer 18, Rückraum Mitte) 110/4 Tore
Maximilian Pfeil (22 Jahre, Rückennummer 20, Rückraum rechts) 92 Tore
Juri Sawada (28 Jahre, Rückennummer 2, Rechtsaußen) 79 Tore
Daniel Toth (26 Jahre, Rückennummer 92, Rückraum links) 77 Tore
Spielertrainer: Andreas Blodig (33 Jahre, 2.Jahr), Vincent Kesel (29 Jahre, 1.Jahr)
Top-Spieler: Andreas Blodig ist in vielerlei Hinsicht der herausragende Akteur des SV Fellbach. Nicht nur, dass es der Spielmacher in dieser Saison auf durchschnittlich acht Treffer pro Spiel bringt. Vielmehr hat der mittlerweile 32-Jährige, der von Kindesbeinen an bis 2007 für den SVF spielte, auch eine beeindruckende Vita aufzuweisen: Nach Zwischenstationen in der 3.Liga bei der SG H2Ku Herrenberg und dem TSB Horkheim sowie drei höchst erfolgreichen Jahren bei der SG BBM Bietigheim, gekrönt vom Bundesliga-Jahr 2014/15, kehrte Blodig 2017 zu seinem Heimatverein zurück. Ein richtig erfahrener Mann steht auch zwischen den Pfosten: Der Ex-Bittenfelder Benjamin Krotz dürfte den TSB-Fans unter anderem aus den spannenden Relegationsduellen mit der SG Bottwartal aus dem Jahr 2014 bekannt sein. Seit 2017 steht der 33-Jährige mit der Nummer 24 in Diensten des SV Fellbach.
Besonderes: „Handball made in Fellbach“ – diesen Slogan kann man wörtlich nehmen, betrachtet man das Mannschaftsaufgebot. Sieben von 15 Spielern sind waschechte Eigengewächse, also schon seit den Minis beim SVF. Die Jugendarbeit ließ sich auch in der abgelaufenen Saison 2018/19 sehen: Die A-Jugend wurde Dritter in der Württemberg-Oberliga, die B-Jugend Vierter in der Württembergliga und die C-Jugend gehörte als Landesliga-Vierter ebenfalls zur Spitzengruppe. Darüber hinaus befinden sich 13 HVW-Auswahlspieler in den eigenen Reihen.
Internet: www.fellbach-handball.de

(Nico Schoch)