Der Meister lässt die Gegenwehr vermissen

Dieses Saisonfinale war eines Meisters nicht würdig: Beim Tabellenzweiten TSV Wolfschlugen kassierte der stark ersatzgeschwächte TSB Gmünd eine zwar bedeutungslose, aber dennoch herbe 28:36 (14:16) – Klatsche und verkaufte sich dabei insbesondere in der zweiten Halbzeit weit unter Wert. Für Trainer Stefan Klaus war es der Warnschuss zum richtigen Zeitpunkt kurz vor dem Duell mit Fellbach um die württembergische Meisterschaft.

Der Erste gastierte beim Zweiten, doch ein Spitzenspiel war dieses Duell nur noch auf dem Papier. Zum einen ging es für beide Teams rein tabellarisch um nichts mehr, zum anderen ließen die mit ihrem allerletzten Aufgebot angereisten Gmünder am Sonntagabend jeglichen Biss vermissen. Angesichts von lediglich zehn Feldspielern im Kader mussten Stefan Klaus und Patrick Schamberger auf der Trainerbank viel improvisieren. Denn neben den etatmäßigen Spielmachern Aaron Fröhlich und Yannik Leichs, der mit der Göppinger A-Jugend beim Viertelfinal-Rückspiel um die deutsche Meisterschaft in Flensburg unterlag, mussten auch der angeschlagene Christian Waibel sowie der erkrankte Tormann Giovanni Gentile aussetzen. Defensivstratege Waibel, der ebenso wie Fröhlich über Schmerzen an der Achillessehne klagte, wäre "im Notfall" einsatzbereit gewesen. Ein unnötiges Risiko wollte Klaus nicht eingehen, obwohl er später eingestand, "dass es uns mit diesen Umstellungen nie wirklich gelungen ist, die Abwehr zu stabilisieren."
 
In fremder Halle lief der TSB von Beginn an einem Rückstand hinterher, der sich aber immerhin bis zum 2:3 (6.Minute) in Grenzen hielt. Im Angriff fand die Klaus-Sieben trotz der Personalnot immer wieder gute Lösungen und forcierte dabei insbesondere das Kreisläuferspiel mit Jonas Waldenmaier und Hendrik Prahst, der mit letztlich sechs Treffern seinen bislang besten Auftritt im TSB-Dress zeigte. Im Abwehrverhalten jedoch fanden die Gmünder zu keiner Zeit den richtigen Zugriff und luden die Wolfschlugener Rückraumschützen, darunter auch ihren künftigen Mitspieler Tim Albrecht, zum fröhlichen Torewerfen ein. Tormann Sebastian Fabian verhinderte mit einigen Glanztaten zunächst sogar Schlimmeres, ehe sein Trainer beim Stand von 4:9 (13.) die Notbremse zog. Nach der Auszeit kämpften sich die Gäste zurück und lagen nach drei Toren in Folge wieder auf Tuchfühlung, da Jan Häfner und Dominik Sos ihre Freiräume im Rückraum effizient nutzten. Sven Petersen, der dritte verbliebene Rückraumspieler, markierte wenig später sogar den 11:12-Anschlusstreffer (22.), ehe Lukas Waldenmaier bei einem Konter die große Chance auf den Ausgleich kläglich vergab. Stattdessen zogen die Hausherren das Tempo noch einmal und erhöhten innerhalb von nur 180 Sekunden auf 12:16 (26.). Immerhin verkürzte der TSB unmittelbar vor der Pause noch auf 14:16, als Prahst ein No-Look-Zuspiel seines langjährigen Bartenbacher Mitspielers Lukas Kauderer verwertete.
Da beide Defensivreihen ihre Arbeit zunehmends einstellten, erlebten die 400 Zuschauer im zweiten Durchgang ein munteres Scheibenschießen. Alleine in den ersten fünf Minuten nach Wiederanpiff zappelte die Kugel zehnmal im Netz. Doch wer weiterhin auf einen offenen Schlagabtausch hoffte, nachdem Sos mit aller Kraft zum 19:21 (36.) getroffen hatte, wurde enttäuscht. Vielmehr waren die Gmünder in der Folgezeit völlig von der Rolle, leisteten sich haarsträubende Abspielfehler und ermöglichten ihrem Gegner zahlreiche Tempo-Gegenstöße. "Wir haben vorne nicht druckvoll gespielt und Wolfschlugen zu vielen einfachen Tore eingeladen", kritisierte sich Klaus. Die "Hexabanner" wussten das zu nutzen, setzten sich beim 19:26 (42.) vorentscheidend ab und lenkten die Begegnung somit frühzeitig in sichere Bahnen. Der TSB ließ die Gegenwehr vermissen, vielleicht auch weil die Kraftreserven davon geschwunden waren, und auch Schlussmann Fabian bekam in dieser Phase kaum noch eine Hand an den Ball. Bis zum 25:34 (55.) schraubte der TSV das Resultat in die Höhe und glänzte darüber hinaus zweimal mit einem gelungenen Kempa-Trick. Der an diesem Abend enttäuschenden Meistermannschaft aus dem Remstal gelang nur noch ein wenig Schadensbegrenzung. Prahst setzte mit dem Treffer zum 28:36 den Schlusspunkt unter eine sehr fair geführte Partie, in der die beiden Unparteiischen keine einzige Zeitstrafe aussprechen mussten.
 
Obwohl an sich bedeutungslos, schmerzte den TSB-Trainer die dritte Saisonpleite, "weil sie in dieser Deutlichkeit zu verhindern gewesen wäre." Klaus ärgerte sich dabei vor allem über das Auftreten seiner Mannen in der zweiten Halbzeit: "Obwohl es um nichts mehr ging, wurmt es mich ein bisschen, denn wir hätten das Spiel knapper gestalten können statt es einfach so herzuschenken. Doch wir haben uns sowohl vorne als auch hinten nicht genug gewehrt, deshalb geht die Niederlage in Ordnung." Zu viel Kritik üben wollte Klaus trotz alledem nicht, "denn das wäre angesichts der personellen Situation und unserer feststehenden Meisterschaft nicht anfgebracht."
Vielmehr dient dieser misslungener Abschied aus der Württembergliga den Gmünder als lehrreiche Generalprobe für die letzte ausstehende Herausforderung vor der Sommerpause. "Wir müssen nun die Spannung hochhalten und uns gezielt auf diese beiden Spiele vorbereiten", so fiebert auch Stefan Klaus dem bevorstehenden Duell um die württembergische Meisterschaft gegen den Nordstaffel-Primus SV Fellbach entgegen. "Wir wollen das noch einmal genießen und uns diesen Titel holen", betont der TSB-Trainer, "es geht immerhin auch darum, dass wir diese Saison vernünftig zu Ende bringen."
 
TSV: Ricardo Petruzzi, Sebastian Lorenz – Marcel Planitz (10), Jonas Friedrich (5), Samuel Stoll (5), Matthias Kania (5/3), Moritz Völter (3), Johannes Rebmann (2), Michael Kutschbach (1), Florian Rebmann (1), Tim Albrecht (1), Benjamin Hahnloser (1), Marvin Thumm (1), Yannik Heetel (1)
TSB: Sebastian Fabian – Dominik Sos (9/2), Hendrik Prahst (6), Wolfgang Bächle (3), Sven Petersen (3), Jan Häfner (2), Jonas Waldenmaier (2), Felix Häfner (2), Lukas Waldenmaier (1), Lukas Kauderer, Christian Waibel
Siebenmeter: TSV 3/3 – TSB 2/2
Zeitstrafen: Keine
Schiedsrichter: Moritz Laufenberg, Matthias Schwarz (TV Vaihingen/Enz)
Zuschauer: 400

(Text und Bilder: Nico Schoch)