Bei Sieg im Topspiel gibt´s Maultaschen

Der TSB Gmünd will am Samstag um 19 Uhr beim TSV Deizisau die Tabellenführung verteidigen – und der Mannschaft der Stunde die Laune beim Faschings-Meeting vermiesen.

Die Einladung hört sich vielversprechend an: „Meets Fasching“ in der Hermann-Ertinger-Sporthalle in Deizisau steht in großen Lettern auf dem bunten Veranstaltungsplakat, und darunter sind in fetter Schrift die Programmpunkte aufgeführt: „Maultaschen – made bei RettichBar“, „Barbetrieb – mit dem M-1-Team nach dem Spiel“ und „Fan Dialog im Foyer“. Ganz unten in etwas magerer Schrift erfährt man den eigentlichen „Main Event“: Württembergliga Süd, TSV Deizisau gegen den TSB Schwäbisch Gmünd. Anwurf ist an diesem Samstag bereits um 19 Uhr. Damit anschließend noch genügend Zeit zum Feiern beim Faschings-Meeting bleibt. Wer dazu mehr Grund hat, ist völlig offen.

Denn in diesem Topspiel gibt es keinen Favoriten. Zwar liegt der TSB mit 32:6 Punkten an der Tabellenspitze, doch ist der TSV Deizisau zweifellos derzeit die Mannschaft der Stunde. Die faschingsverrückten Handballer aus dem 6700-Einwohnerflecken im Landkreis Esslingen haben aus den letzten zehn Spielen satte 17:3 Punkte geholt und sich als Tabellenvierter mit nunmehr 26:12 Zählern im spannenden Rennen um einen Aufstiegsplatz in Schlagdistanz zum TSV Heiningen (30:8) und zum TSV Wolfschlugen gebracht (26:10). Der Blick auf den Punktestand zeigt aber auch: Der TSV Deizisau, der mit dem TSB in der vergangenen Runde aus der Baden-Württemberg-Oberliga abstieg, muss unbedingt gewinnen, soll die angestrebte Rückkehr in die vierthöchste deutsche Handballklasse nicht um ein Jahr verschoben werden.

Stefan Klaus hat Respekt vor dem Leistungsaufschwung der Deizisauer, die nach 9:9 Punkten aus den ersten neun Spielen schon im Mittelmaß zu versinken drohten. Doch der TSB-Chefcoach sagt auch selbstbewusst: „Wenn wir Tabellenführer bleiben wollen, müssen wir in diesem für uns wohl wichtigsten Auswärtsspiel der Runde auch die Big Points machen.“ Diese neue Zuversicht hat sich Stefan Klaus aus dem jüngsten 36:25-Sieg seiner Jungs im Derby bei der HSG Winzingen-Wißgoldingen-Donzdorf gezogen.
Der war nicht nur vom Ergebnis her bemerkenswert, sondern vor allem von der Einstellung – wie die Gmünder die bittere 29:32-Heimniederlage eine Woche zuvor gegen den TSV Heiningen aus dem Hemd schüttelten. Dass nun am Samstag ausgerechnet jener TSV Deizisau der Gegner ist, der durch seinen deutlichen 36:31-Erfolg über den Gmünd-Besieger TSV Heiningen den TSB wieder auf Tabellenplatz eins schubste, macht die Partie besonders pikant.

„Deizisau ist ein ganz anderes Kaliber als WiWiDo, das wissen wir genau“, sagt Stefan Klaus. Der TSB-Coach meint damit die individuelle Qualität der TSV-Stammspieler – zum Beispiel Torwart Spiller, der gegen Heiningen über sich hinaus wuchs, Rechtsaußen Friedel, Kreisläufer Kosak, der Linkshänder Liebing oder die Rückraumkanoniere Baumann, Taxis, Killat und vor allem Torjäger Patrick Kleefeld. Und Stefan Klaus weiß auch um die mentale Stärke der Deizisauer: „Die haben nach den unerwarteten Siegen gegen Heiningen und eine Woche davor mit 38:32 beim SKV Unterensingen einen richtigen Lauf und sprühen förmlich vor lauter Selbstvertrauen.“

Mit 32:29 Toren gewann der TSB das Hinspiel; dieses Ergebnis drückt aber die Kräfteverhältnisse nicht richtig aus. „Wir waren klar überlegen“, erinnert sich Stefan Klaus, „machten aber in der Abwehr zu viele leichte Fehler“.

Nicht optimal verlief die Vorbereitung beim TSB auf die Partie in Deizisau. Der Trainer selbst lag mit einer heftigen Magen-Darm-Erkrankung drei Tage flach im Bett. Am Montag stand Kraftaufbau und Relaxing im Squash & Fit in Waldstetten auf dem Programm, am Dienstag leitete Co Patrick Schamberger die Übungseinheit. Abschlusstraining ist an diesem Freitag, weil Spielmacher Aaron Fröhlich die Woche über auf einer beruflichen Weiterbildung in Eisenach weilte. Bis auf Abwehrspezialist Lukas Waldenmaier, den eine hartnäckige Rückenverspannung plagt, und den erkrankten Lukas Kauderer sind beim TSB aber alle Mann an Bord. Die hat im Falle eines Sieges der TSB-Coach zum Maultaschenessen beim „Meets Fasching“ in Deizisau eingeladen. Stefan Klaus weiß als gebürtiger Donzdorfer nämlich wie Fasnet geht...

TSB: Sebastian Fabian, Giovanni Gentile – Wolfgang Bächle, Yannik Leichs, Hendrik Prahst, Jan Häfner, Christian Waibel, Aaron Fröhlich, Lukas Waldenmaier, Felix Häfner, Sven Petersen, Dominik Sos und Jonas Waldenmaier

© Gmünder Tagespost 14.02.2019 18:44 / Winfried Hofele

Blick auf den Gegner: TSV Deizisau
  • Vereinshistorie: Die 1925 gegründete Handballabteilung des TSV war bis ins Jahr 2010 noch in der Regionalliga Süd vertreten und klopfte zwischenzeitlich sogar an der Tür zur 2.Bundesliga. Innerhalb von nur zwei Jahren wurde man dann jedoch in die Württembergliga durchgereicht, nach vier Oberliga-Spielzeiten (2014-2018) ist der TSV nun wieder zurück in der Fünftklassigkeit).

  • Vereinsfarben: Rot-Weiß

  • Ortskunde: Die Gemeinde Deizisau (6870 Einwohner) liegt am Neckar zwischen den Städten Plochingen und Esslingen am Neckar.

  • Heimspielstätte: Hermann-Ertinger-Sporthalle (Altbacher Straße 9, Deizisau)

  • Anfahrtsweg: 42 Kilometer (ca. 40 Minuten) über B297 und B10 via Göppingen

  • Platzierung 2017/18: Zu keinem Zeitpunkt hatte man sich aufgegeben und musste dennoch als Vierzehnter mit 21:39 Punkten den bitteren Gang in die WL Süd antreten.

  • Württembergliga-Erfahrung: Drei Spielzeiten war Deizisau bereits in der Fünftklassigkeit vertreten und verließ diese durch die Meisterschaft 2014 – mit einem Punkt Vorsprung auf den TSB.

  • Letzte Duelle mit dem TSB: Nach dem gemeinsamen Oberliga-Aufstieg 2014 konnten sich die Gmünder in den direkten Duellen viermal und der TSV dreimal durchsetzen, ein weiteres Mal wurden die Punkte geteilt.

  • Saisonziel 2018/19: Oberes Mittelfeld, eine neue Mannschaft formen

  • Trainer: Olaf Steinke (1.Jahr, zuvor SG Weinstadt)

  • Top-Spieler: Kapitän und Kreisläufer Dennis Prinz wird sich nach seinem Karriereende künftig um Kaderplanung und Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Große Hoffnungen setzt man in die junge Garde, allen voran Eigengewächs Yannik Taxis (Jg.1998), der es in der Oberliga-Abstiegssaison bereits auf über 100 Tore brachte.

  • Ex-TSB-Spieler: Fabian Juhnke (von 2015-17 in Gmünd), stand in der vergangenen Runde noch für Deizisau zwischen den Pfosten, hat seine Karriere aber nun vorerst beendet und hat als Torwarttrainer bei den Frauen der TG Nürtingen angeheuert.

  • Besonderes: Für das Teambuilding verbrachte der TSV in der Vorbereitungsphase ein Wochenende im Kleinwalsertal – auf der Deizisauer Hütte versteht sich.

  • Internet: www.tsv-deizisau.de/handball

    (Nico Schoch)