Derbysieger und Tabellenführung: Doppelter Grund zur Freude für den TSB

Der TSB Gmünd hat ein über weite Strecken einseitiges Nachbarschaftsduell bei der HSG Winzingen-Wißgoldingen-Donzdorf ungefährdet mit 36:25 (20:9) gewonnen und ist damit eindrucksvoll in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Den Grundstein hierfür legte das Team von Trainer Stefan Klaus dank einer erheblich verbesserten Abwehrleistung bereits in der ersten Hälfte. Zugleich eroberte die TSB die Tabellenführung zurück, da Konkurrent Heiningen zeitgleich in Deizisau unterlag.


Die große Frage vor dem Derby lautete zweifellos, wie sich der TSB eine Woche nach der schmerzhaften 29:32-Heimpleite gegen den TSV Heiningen präsentieren würde. „Das war ein Knacks, der uns kurz den Boden weggezogen hat“, meint Stefan Klaus rückblickend. Doch seine Mannen gaben am Samstagabend die richtige Antwort und sicherten sich mit einer über 60 Minuten völlig überzeugenden Leistung zwei ganz wichtige Punkte für das Aufstiegsrennen. Für den Trainer war es nicht nur in sportlicher Hinsicht eine besondere Partie: Der 41-Jährige, selbst wohnhaft in Donzdorf, traf in der mit 600 Zuschauern gut besuchten Lautertalhalle auf zahlreiche Bekannte und seine Tochter, die bei den F-Junioren der HSG den Handballsport erlernt, begleitete die Heimmannschaft als Einlaufkind aufs Feld. Später freuten sich beide gemeinsam über den TSB-Erfolg, der Vater lobte sein Team zurecht für eine „sehr vernünftige Leistung, mit der wir diesem Spiel unseren Stempel in aller Deutlichkeit aufgedrückt haben.“ Wobei er selbst den Elf Tore-Unterschied keinesfalls erwartet hätte: „Denn wir können nicht davon ausgehen, auswärts dermaßen klar zu gewinnen – noch dazu gegen einen heimstarken Gegner, der mit Peter Schnepf oder Fabian Schneider hervorragende Einzelspieler in seinen Reihen hat.“

Diese Qualitäten wussten die Gmünder allerdings weitestgehend einzudämmen. Vor allem Linkshänder Schnepf, mit 89 Saisontreffern zweitbester HSG-Schütze, hatte gegen aufmerksame Verteidiger einen schweren Stand und ging nach einer knappen Viertelstunde bereits auf die Ersatzbank. „Ihn haben wir sehr gut im Griff gehabt“, betonte Klaus. So starteten die Hausherren zwar hochmotiviert, doch der TSB nahm ihnen schnell den Wind aus den Segeln. Wolfgang Bächle und Hendrik Prahst eröffneten den Torreigen innerhalb der ersten 70 Sekunden, beim 8:3 (11.) hatten sich die Gäste schon frühzeitig ein Polster erspielt. Kurzzeitig verkürzte WiWiDo zwar auf 8:6, doch diese kurze Schwächephase, in der Spielmacher Aaron Fröhlich seinen ersten Siebenmeterwurf vergab, ließ der TSB schnell hinter sich. Mit einem 9:0-Lauf, wobei alleine vier Tore auf das Konto des starken Bächle gingen, zogen die Gmünder unaufhaltsam davon. „Das hat dem Gegner das Genick gebrochen“, so Klaus. Basis hierfür war eine deutlich verbesserte Abwehrleistung, einen von Beginn an glänzend aufgelegten Rückhalt Sebastian Fabian eingeschlossen. Nach zuletzt drei Ligaspielen in Folge mit über 30 Gegentoren hatte der Gästecoach im Training die Zügel angezogen und taktisch umgestellt. Hendrik Prahst bildete gemeinsam mit Christian Waibel den Mittelblock, während Lukas Waldenmaier aufgrund seiner Rückenprobleme geschont wurde. Gegen die offensive Deckung fand die HSG nur selten die richtigen Mittel. Trainer Andreas Rascher nahm innerhalb von nur vier Minuten zwei Auszeiten und musste trotzdem hilflos mit ansehen, wie sein Team deutlich ins Hintertreffen geriet. Erst nach elf Minuten ohne eigenen Treffer brach Fabian Schneider den Bann – da stand es aus Gastgebersicht bereits 7:17 (25.). Auf der Gegenseite markierte Kreisläufer Prahst kurz vor der Pause den 20.Gmünder Treffer und setzte einer rundum gelungenen ersten Halbzeit damit das Sahnehäubchen auf.

Nach dem Seitenwechsel blieb der TSB souverän, wie man es von einem Aufstiegsaspiranten erwartet, und zugleich torgefährlich von allen Positionen. Die Verteilung der Torschützen spricht Bände: Fröhlich und Dominik Sos waren aus dem Rückraum jeweils fünfmal erfolgreich, auch die beiden Youngster Sven Petersen und Yannik Leichs wussten mit vier Treffern zu überzeugen. Herausragender Akteur war derweil Bächle, der es allen voran durch die schnellen Kontertore auf insgesamt neun eigene Torerfolge brachte. Zum Vergleich: Sein Gegenüber Andreas Pfeilmeier verzweifelte an TSB-Keeper Fabian und ging leer aus. HSG-Torjäger Schnepf erzielte letztlich zwar ebenso wie Bächle neun Tore, das bedeutete in einer unspektakulären zweiten Hälfte aber lediglich Ergebniskosmetik. Beim 14:27 (43.) und 18:31 (49.), beide Male war Jan Häfner der Schütze, war das Polster der Gäste am deutlichsten. „Danach war die Luft raus“, resümierte Klaus, „es war dann ein besseres Freundschaftsspiel, in dem wir viel ausprobieren konnten. Allerdings hätte ich mir ein wenig mehr Konsequenz von der Abwehr gewünscht, damit wir weniger Gegentore bekommen.“ So pendelte sich das Resultat bei einem auch in dieser Höhe leistungsgerechten 25:36 ein. Dass HSG-Akteur Karl Matthias Müller in der Schlussminute noch aufgrund seiner dritten Zeitstrafe disqualifiziert wurde, bedeutete nur noch eine Randnotiz zum Ende dieses einseitigen Derbys.

Mit dem zweiten souveränen Sieg in dieser Saison gegen die im gesicherten Mittelfeld rangierende HSG Winzingen-Wißgoldingen-Donzdorf festigte der TSB weiter seine Vormachtstellung in der Region. Viel mehr lohnte sich für das Klaus-Team anschließend noch der Blick zu den weiteren Schauplätzen der Liga: Die beiden direkten Konkurrenten TSV Heiningen (30:8 Punkte, 31:36 in Deizisau) und TSV Wolfschlugen (26:10 Punkte, 28:31 in Lauterstein) gingen leer aus, so dass die Gmünder (32:6) dank dieser Schützenhilfe an die Tabellenspitze zurückkehrten. „Dieser Spieltag ist aber nur eine Momentaufnahme“, warnte Stefan Klaus, „es ist derzeit ein Auf und Ab, nächste Woche kann sich das Blatt schon wieder wenden.“ Beim TSV Deizisau erwartet den TSB am Samstag (19:30 Uhr / Hermann-Ertinger-Sporthalle) ein echtes Spitzenspiel, denn auch der Oberliga-Mitabsteiger liegt als Tabellenvierter (26:12 Punkte) weiterhin in Schlagdistanz zur Spitze. Dass der TSV nach dem Sieg über Heiningen mit breiter Brust antreten wird, steht für Klaus außer Frage: „Sie haben den bisherigen Tabellenführer geschlagen, warum sollten sie nicht auch den neuen Tabellenführer schlagen? Genau das müssen wir verhindern, um unsere Position zu halten.“

 

HSG: Felix Krieg, Florian Lehrmann – Peter Schnepf (9), Fabian Schneider (4), Fabian Thrun (3), Kim Schmid (3/1), Christian Corces (2), Karl Matthias Müller (2), Michael Hommel (1), Dennis Schmid (1), Janik Baur, Andreas Pfeilmeier, Nico Heilig, Kim Schmid, Jonas Brühl
TSB: Sebastian Fabian, Giovanni Gentile - Wolfgang Bächle (9), Aaron Fröhlich (5/1), Dominik Sos (5/1), Sven Petersen (4), Yannik Leichs (4), Jan Häfner (3), Jonas Waldenmaier (3), Hendrik Prahst (2), Felix Häfner (1), Christian Waibel, Lukas Waldenmaier
Siebenmeter: HSG 2/1 – TSB 3/2
Zeitstrafen: HSG 12 Minuten – TSB 2 Minuten
Rote Karte: Karl Matthias Müller (HSG/60./Dritte Zeitstrafe)
Schiedsrichter: Thomas Freundt, Matthias Haug (TV 1861 Rottenburg)
Zuschauer: 600

(Text: Nico Schoch - Bilder: Jörg Frenze)