Die Vorentscheidung im Titelkampf?

Mehr Brisanz, mehr Spannung geht nicht. Am Samstag ab 19.30 Uhr wird die Großsporthalle im Schwerzer in ihren Grundfesten erbeben: Zum Schlagerspiel in der Württembergliga Süd treffen der Spitzenreiter TSB Gmünd (30:4 Punkte) und der Tabellenzweite TSV Heiningen (28:6) aufeinander. Die Trainer, Spieler und Fans beider Mannschaften fiebern diesem Traditionsderby entgegen wie schon lange nicht mehr – es könnte ein vorentscheidendes Spiel um die Meisterschaft und den direkten Aufstieg in die Oberliga sein.


Doch das wollen sowohl TSB-Coach Stefan Klaus als auch Heiningens Trainer Markus Graf so nicht stehen lassen – es ist erst das 18. von 28 Spielen in der laufenden Runde, die für den TSB am 5. Mai mit der Auswärtspartie beim TSV Wolfschlugen endet.

Fakt aber ist: Der Termin für dieses Topduell ist für den TSB nahezu ideal. Mit einem Sieg könnten sich die Klaus-Jungs nicht nur um vier Punkte gegenüber dem TSV absetzen, sie würden auch im Direktvergleich vorne liegen. Der, und nicht die Tordifferenz, entscheidet am Saisonende bei möglichem Punktgleichstand nämlich über die Platzierung. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Heininger. Das Hinspiel in der Voralbhalle endete 25:25, in der Schlussminute wehrte TSB-Keeper Sebastian Fabian einen Siebenmeter ab, dann verhinderte der Heininger Abwehrblock in letzter Sekunde den Gmünder Siegtreffer. Und um den Spannungsbogen weiter zu spannen – bei einem erneuten Remis würde die Zahl der Auswärtstore den Ausschlag geben.
Nicht nur der Heimvorteil, auch das psychologische Momentum spricht für die Gmünder: Sie gewannen am letzten Freitag in Esslingen bei der HSG Hegensberg-Liebersbronn (He-Li) mit 32:31 glücklich, der TSV verlor zum Jahresauftakt zu Hause gegen den SKV Unterensingen mit 31:32 sehr unglücklich, weil Felix Kohnle in der letzten Sekunde einen Siebenmeter nicht verwertete.

Aber die Heininger werden nicht umsonst die „Staren“ genannt. Gewitzt und intelligent wie es diesem Vogel zugeschrieben wird, wollen sie das Spiel in Gmünd angehen. Coach Markus Graf gab auf dem regionalen TV-Kanal „Filstalwelle“ unmittelbar nach der Heimniederlage gegen den SKV Unterensingen kämpferisch und trotzig die Parole aus: „Dann holen wir eben diese beiden verlorenen Punkte in Schwäbisch Gmünd zurück!“

Das will der TSB natürlich verhindern. „Wir wissen, dass wir am letzten Freitag in Esslingen noch nicht an unsere Form aus den Wochen vor der Winterpause anknüpfen konnten, aber wir haben gewonnen und haben unsere Schlüsse aus diesem Spiel gezogen“, sagt Stefan Klaus selbstbewusst. Der TSB-Coach legte in dieser Trainingswoche vor allem großen Wert auf ein stabiles Abwehrverhalten: „Wir wissen, dass der TSV mit Felix Kohnle, Julian de Boer, Marc Dannenman und Chris Zöller brandgefährliche Torschützen in seinen Reihen hat, deshalb müssen wir hinten kompakt stehen und den Gegner nicht so leicht wie in Esslingen zum Abschluss kommen lassen“ – die Mittelblocker Christian Waibel und Lukas Waldenmaier sowie Torwart Sebastian Fabian sind damit in erster Linie gefordert.

Aber Stefan Klaus stellte seine Jungs auch gezielt auf das bevorzugte Abwehrverhalten der Heininger ein: „Die decken variabel, entweder im 3-2-1-System offensiv oder geschlossen in der 6-0-Variante.“ Das bedeutet im Klartext, dass die Heininger möglicherweise mit einer Manndeckung gegen den Gmünder Spielmacher Aaron Fröhlich agieren werden. „Darauf sind wir vorbereitet“, sagt Stefan Klaus, „und wir haben Lösungen dafür.“ Zum Beispiel mit dem jungen Yannik Leichs, der gegen He-Li im Aufbauspiel viel Verantwortung übernahm. Oder mit dem stets torgefährlichen Dominik Sos und dem in derzeit Hochform aufspielenden Rechtsaußen Wolfgang Bächle, der mit seiner Schnelligkeit bei Tempogegenstößen nicht zu bremsen ist. Auch Jan und Felix Häfner sind jederzeit in der Lage, über die linke Seite für Tore zu sorgen. Allerdings spielt Leichs am Samstagnachmittag noch für die A-Jugend von Frisch Auf Göppingen, wird aber ebenso wie die beiden Bartenbacher A-Jugendlichen Lukas Kauderer und Hendrik Prahst am Abend in der Halle sein. Damit wäre der TSB komplett: „Lediglich unser Kreisläufer Jonas Waldenmaier musste in dieser Woche im Training etwas kürzer treten“, ließ Stefan Klaus wissen, „er wird aber am Samstag auflaufen können.“

Spannend wird sein, ob am Samstag einer der Trainer seinen Kollegen mit einem besonders taktischen Kniff überraschen kann – Stefan Klaus, Markus Graf und sein Co Mike Wolz, der im nächsten Jahr Cheftrainer wird, kennen sich in- und auswendig. „Mit Mike habe ich in Kornwestheim, Göppingen und Söflingen schon zusammen gespielt, wir sind bis heute befreundet“, verrät Stefan Klaus. So wird viel davon abhängen, welche Mannschaft ihre Nerven besser im Griff hat und kampfstärker agieren wird.
Beim TSV Heiningen traten gegen den SKV Unterensingen unabhängig vom System grundsätzliche Abstimmungsprobleme in der Abwehr auf. Aber die Staren haben einen 13:18-Rückstand zur Pause mit unbändigem Ehrgeiz fast noch aufgeholt. „Wir setzen natürlich darauf, dass unsere Zuschauer die Großsporthalle zu einem Tollhaus machen, wir Spieler werden uns jedenfalls zerreißen, um die Punkte in Gmünd zu behalten“, verspricht Aaron Fröhlich.

Der TSB-Kader: Sebastian Fabian, Giovanni Gentile, Wolfgang Bächle, Yannik Leichs, Lukas Kauderer, Jan Häfner, Hendrik Prahst, Christian Waibel, Aaron Fröhlich, Lukas Waldenmaier, Felix Häfner, Sven Petersen, Dominik Sos, Jonas Waldenmaier

© Gmünder Tagespost 31.01.2019 19:46 / Winfried Hofele

Blick auf den Gegner: TSV Heiningen
  • Vereinshistorie: Größter Erfolg der 90-jährigen Historie waren die drei Spielzeiten in der 2.Bundesliga (1982-85). In den Folgejahren ging es für den TSV jedoch bergab und man rutschte bis in die Verbandsliga ab. Durch die deutsche Meisterschaft der A-Jugendlichen konnten die Heininger 1993 aber erneut auf sich aufmerksam machen. 2011 gelang dem Traditionsverein der Aufstieg in die Oberliga, doch nur zwei Jahre darauf musste man in die WL Süd zurückkehren. Trainer Marcus Graf ist es anschließend gelungen, aus einer am Boden liegenden Mannschaft wieder eine schlagkräftige Einheit zu formen, die an frühere Erfolge anknüpfen soll.

  • Vereinsfarben: Blau-Weiß

  • Ortskunde: Die Gemeinde Heiningen (5093 Einwohnern) liegt im Landkreis Göppingen, direkt am Fuße der Schwäbischen Alb.

  • Heimspielstätte: Voralbhalle (Krautgarten 1, Heiningen)

  • Anfahrtsweg: 28 Kilometer (ca. 37 Minuten) über B297/Göppingen

  • Platzierung 2017/18: Lange Zeit im Aufstiegsrennen vertreten, reichte es letzten Endes doch „nur“ zum vierten Platz in der Endabrechnung.

  • Württembergliga-Erfahrung: In den vergangenen zehn Jahren war der TSV stets in der Spitzengruppe zu finden, das mit Abstand schlechteste Abschneiden erlebte man 2016/17 mit Rang zehn.

  • Letzte Duelle mit dem TSB: Dieses Derby ist ein echter „Evergreen“ und wurde seit 2003 bereits 17-mal in Verbands- und Württembergliga ausgetragen. Siebenmal hatten die Gmünder das bessere Ende für sich, in den bislang letzten Aufeinandertreffen 2013/14 musste sich der spätere Aufsteiger allerdings beide Male (26:31, 22:25) geschlagen geben. In einem dramatischen Hinspiel konnten ersatzgeschwächte Gmünder ein 25:25-Remis erringen.

  • Ergebnisse gegen Heiningen aus TSB-Sicht: Saison 2013/14: 26:31 (H), 22:25 (A); Saison 10/11: 26:30 (H), 31:37(A); Saison 09/10: 26:24 (H), 25:30 (A); Saison 08/09: 34:38 (A), 31:39 (H); Saison 07/08: 36:29 (A), 36:26 (H); Saison 06/07: 34:30 (H), 27:24 (A); Saison 05/06: 27:26 (A), 32:28 (H); Saison 03/04: 31:31 (H), 31:32 (A)
  • Saisonziel 2018/19: oben mitspielen

  • Aktueller Tabellenplatz: 2.Platz – 28:6 Punkte, 517:451 Tore

  • Bisherige Bilanz: 13 Siege – 2 Unentschieden – 2 Niederlagen (26:29 gegen Lauterstein und 31:32 gegen Unterensingen)

  • Beste Torschützen: Felix Kohnle (Nummer 44, Rückraum links) 112/27 Tore; Chris Zöller (Nummer 3, Rechtsaußen) 83/25 Tore; Marc Dannenmann (Nummer 10, Rückraum Mitte) 76 Tore

  • Trainer: Marcus Graf (seit 2013)

  • Top-Spieler: Der linke Rückraumspieler Felix Kohnle war 2017 vom Oberligisten TSG Söflingen nach Heiningen zurückgekehrt und schwang sich dort zum besten Feldtorschützen (128 Tore) auf. Treffsicherer war nur der Ex-Göppinger Julian de Boer (166/71).

  • Ex-TSB-Spieler: Andreas Fuß (54), der von 2009 bis 2011 als Back-up für den lange Zeit verletzten Sebastian Fabian das Gmünder Gehäuse hütete, ist seit 2014 als Torwarttrainer für den TSV Heiningen tätig.

  • Besonderes: Die Heininger tragen den traditionellen Spitznamen „die Staren“, abgeleitet von dem intelligenten und gewitzten Vogel, der gerne auch als geselliges Multitalent bezeichnet wird.

  • Internet: www.heiningen-handball.de

    (Nico Schoch)