Final Four als Zugabe erreichen

Die Punkterunde genießt zwar Priorität, doch auch im HVW-Pokal will der TSB Gmünd trotz erschwerter Vorbereitung Großes erreichen: Fünf Tage bevor die Mission Wiederaufstieg weitergeht, gastiert das Team von Trainer Stefan Klaus zum Viertelfinale am Sonntag (16 Uhr / Rundsporthalle) beim VfL Waiblingen. "Das Final Four wäre für uns sportlich und finanziell äußerst reizvoll", sagt Jürgen Rilli, sportlicher Leiter des TSB.


Eine Handball-Weltmeisterschaft, zumal im eigenen Land, fordert nicht nur dem Bundestrainer volle Konzentration ab. Auch für die Übungslehrer aller Handballvereine steht in dieser Zeit immense Mehrbelastung an: Genau live oder über TV beobachten, wie sich die Sportart auf Weltniveau entwickelt, neue Trends und Erkenntnisse aufsaugen und versuchen, diese in die eigene Trainingsarbeit zu integrieren. Nichts anderes tut derzeit Stefan Klaus. Der Chefcoach des TSB Gmünd analysiert penibel die Spiele der laufenden WM und bereitet gleichzeitig genau so fokussiert seine Jungs auf die restlichen 14 Spiele in der Württembergliga Süd vor – mit einem einzigen großen Ziel: „Wir sind mit 28:4 Punkten Tabellenerster und wollen das auch bleiben“, sagt Stefan Klaus.

Bevor am 25. Januar für die Gmünder das erste Punktsiel des neuen Jahres bei der SG Hegensberg-Liebersbronn auf dem Programm steht, dem am 2. Februar bereits das wahrscheinlich vorentscheidende Match gegen den punktgleichen TSV Heiningen in der Gmünder Großsporthalle folgt, wartet auf die Gmünder eine ebenso reizvolle wie schwierige Aufgabe.

Am kommenden Sonntag um 16 Uhr tritt das Klaus-Team in der rundum renovierten Rundsport-Halle in Waiblingen im Viertelfinale des HVW-Pokals beim dortigen VfL an, dessen Handballer sich „Tigers“ nennen.

Die wollen im Pokal nach den beiden Siegen gegen die Ligarivalen SKV Oberstenfeld (30:28) und den TSV Schmiden (33:25) besonders bissig ans Werk gehen, weil ihre hochgesteckten Ziele in der Württembergliga Nord sich wahrscheinlich nicht mehr (oder zumindest nur sehr schwer) realisieren lassen. Die Meisterschaftshoffnungen der Tigers erhielten nach einer Serie fulminanter Heimsiege nämlich ausgerechnet im letzten Spiel des Jahres 2018 vor eigener Kulisse einen gewaltigen Dämpfer. Das Topspiel gegen den Erzrivalen TSV Schmiden ging mit 23:30 Toren deutlich verloren. So fielen die Waiblinger mit aktuell 22:10 Punkten hinter dem TSV Schmiden (27:5), der SG Leonberg-Eltingen (24:6) und den SF Schwaikheim (24:8) auf den vierten Rang zurück. „Das war unsere schlechteste Saisonleistung“, gestand Tigers-Trainer Tim Baumgart, der aber die Punkterunde noch längst nicht abgehakt hat.

Dafür spricht auch, dass es dem Sportlichen Leiter Maik Hammelmann gelungen ist, bereits während der Winterpause einen Großteil der VfL-Mannschaft für die Spielsaison 2019/20 weiter zu verpflichten. Darunter sind auch die „Eckpfeiler“ Yannick Seeger und Ruben Keller im Tor, die Rückraumstrategen Sascha Laurenz, Lukas Ader und Mark Leinhos, der Flügelflitzer Jan Hellmann und Kreisläufer Lukas Baumgarten. Auch das Trainergespann Tim Baumgart und Carlo Mangone wird weiterhin die kontinuierliche positive Aufwärtsentwicklung der Tigers vorantreiben.

Für Stefan Klaus hat die Punkterunde klar Priorität, doch der Gmünder Trainer will die Pokalrunde keineswegs abschenken. Nach den Siegen in Steinheim (35:30) und dem souveränen 36:27-Heimerfolg im Achtelfinale gegen den Nachbarn TSV Alfdorf/Lorch winkt nun bei einem Sieg in Waiblingen der Einzug ins Final Four, um dessen Ausrichtung sich Gmünds Sportlicher Leiter Jürgen Rilli im Erfolgsfall bewerben will: „Dieses Turnier ist für uns sportlich und finanziell reizvoll.“ Die beiden Finalisten der Pokalrunde qualifizieren sich für Runde eins um den DHB-Pokal – da winken dann den unterklassigen Vereinen attraktive Gegner auch aus der 1. Bundesliga. Württembergischer Pokalmeister war der TSB Gmünd übrigens zuletzt im Jahr 1985 durch einen 25:18-Sieg über den VfL Pfullingen, der danach in die 1. Bundesliga durchmarschierte.

Stefan Klaus, der in Waiblingen ein „enges Spiel“ erwartet, hätte sich eine bessere Vorbereitung auf das Pokalspiel in Waiblingen gewünscht. Er musste nämlich in der ersten vollen Trainingswoche des Jahres auf eine Reihe von Stammkräften verzichten: Keeper Sebastian Fabian fällt wegen einer Entzündung in der Schulter aus, Ersatztorwart Giovanni Gentile verdrehte sich das Fußgelenk, Jan Häfner und Christian Waibel waren erkältet, bei Wolfgang Bächle klemmte sich ein Nerv ein, Yannik Leichs zog sich eine Blessur in einem A-Jugendspiel für Frisch Auf Göppingen zu, und Aaron Fröhlich war zwei Wochen lang in Eisenach auf einem beruflichen Kompaktseminar. Deshalb mussten Spieler aus der Zweiten Mannschaft und aus der B-Jugend einspringen, um überhaupt ein halbwegs ordentliches Training durchführen zu können. „Wir werden am Samstag nochmals eine Extra-Vorbereitungseinheit einschieben“, kündigte Stefan Klaus an, „ich hoffe, dass bis dahin die meisten wieder fit sind.“

Und der Gmünder Trainer setzt natürlich darauf, dass die nachträgliche Berufung von Kai Häfner in den Kreis der Nationalmannschaft seine früheren TSB-Mitspieler so puscht, dass sie in Waiblingen eine Extra-Schippe drauf legen können.

Der voraussichtliche TSB Kader: Markus Beirle, Giovanni Gentile (?), Wolfgang Bächle (?), Yannik Leichs (?), Lukas Kauderer, Hendrik Prahst, Jan Häfner (?), Christian Waibel (?), Aaron Fröhlich, Lukas Waldenmaier, Felix Häfner, Sven Petersen, Dominik Sos, Jonas Waldenmaier.

© Gmünder Tagespost 17.01.2019 20:56 / Winfried Hofele