Wer Erster ist, will auch Erster bleiben

Zwischenbilanz: Der TSB Gmünd hat den Abstieg abgehakt und hat die Oberliga wieder im Visier – weil Coach Stefan Klaus seine Jungs geschickt weiterentwickelt und so zusammen mit seinem Co-Trainer Patrick Schamberger aus einem Absteiger gleich wieder einen Titelkandidaten gemacht hat.


Plan übererfüllt – Genau im Plan - Hinter Plan. So kann man die Zwischenbilanzen der drei Württembergligisten TSB , HSG Winzingen-Wißgoldingen-Donzdorf (Wi-Wi-Do) und TSV Alfdorf-Lorch zum Jahreswechsel überschreiben. Wie berichtet, ist in der Nordgruppe der von Verletzungen arg gebeutelte TSV Alfdorf-Lorch (9:21) zuversichtlich, in der Rückrunde den Klasserhalt zu sichern. In der Württembergliga-Süd liegt Wi-Wi-Do mit 15:15 Zählern im Soll. Das Team von Trainer Andreas Rascher hat mit dem Abstieg nichts mehr am Hut. Spannend wird es an der Spitze. Den TSB Gmünd und den TSV Heiningen (beide 28:4) können nur noch der Wolfschlugen (20:8) und der SKV Unterensingen (18:10) abfangen.

Die Gmünder haben den Abstieg aus der Oberliga Baden-Württemberg und den Wechsel des Trainergespanns von Michael und Andreas Hieber auf den neuen Chefcoach Stefan Klaus mit Co Patrick Schamberger erstaunlich schnell abgehakt. 28:4 Punkte, 529:428 Tore (im Schnitt 33 erzielte Treffer), 13 Siege, zwei Unentschieden und nur eine einzige Niederlage – das ist Spitze. „Natürlich sind wir mit dieser Zwischenbilanz zufrieden“, sagt Jürgen Rilli, der zum Saisonbeginn das neue Amt des Sportlichen Leiters beim TSB übernahm. Das Wort Wiederaufstieg nimmt Rilli nicht in den Mund, obwohl der frühere Bartenbacher, den Michael Hieber zum TSB holte, in Gmünd „viel Potenzial für höherklassigen Handballsport“ sieht. Er will aber den Trainer nicht unter Druck setzen.

Den spürt Stefan Klaus von außen zwar nicht, aber der Oberstudienrat für Sport und Geografie aus Donzdorf, der bei Frisch Auf Göppingen spielte, setzt ehrgeizig und selbstbewusst die Messlatte selbst hoch: „Wer nach 16 Spielen Erster ist, will das natürlich bleiben. Daran arbeiten wir. Wir werden alle unser Bestes geben“. Und das Beste heißt Rückkehr in die Oberliga.

Dass der TSB am Jahreswechsel so gut dasteht, war im September noch nicht absehbar. Aus dem Oberligakader fielen nämlich zwei Rückraumstammkräfte heraus. Jonas Leinß begann ein Studium in den USA und Philipp Schwenk, den Rückenschmerzen plagten, ging zu seinem Heimatverein SG Bettringen zurück. Neu hinzu kamen lediglich (mit Zweitspielrecht) die A-Jugendlichen Hendrik Prahst und Lukas Kauderer vom TSV Bartenbach; Yannik Leichs, der dritte Youngster mit Erstspielrecht für das A-Jugend-Bundesligateam von Frisch Auf Göppingen, war schon in der Oberliga dabei. Es war also ein kleiner (aber feiner) Kader, mit dem Klaus und Schamberger in die Saison starteten; zudem fehlte Jan Häfner acht Spiele wegen eines Daumenbruchs und Jonas Waldenmaier lag zunächst krankheitsbedingt auf Eis. Deshalb waren die ersten vier Spiele wackelig: Den Pflichtsiegen gegen den HC Hohenems und die HSG Ostfildern folgten zwei Remis – zuhause gegen die SG Hegensberg-Liebersbronn (35:35) und beim TSV Heiningen (25:25). Das waren zwei unnötige Punktverluste, weil der TSB jeweils einen Dreitorevorsprung zum Schluss verspielte.

Aber – und das erklärt die danach beginnende Dominanz des TSB: Der Chefcoach entwickelte seine Jungs weiter, besonders beim variablen Angriffsspiel war seine Handschrift deutlich zu sehen. Stefan Klaus ließ offensiv einen „flüssigen Ball“ mit hohem Tempo bei Gegenstößen spielen. Es wurde viel in Kleingruppen trainiert, so lernten die Spieler, eigenständig richtige Entscheidungen zu treffen. In der Defensive war Klaus´ Konzept auf frühes Stören und verschiedene Varianten angelegt. Die Arbeit fruchtete: Sieben Siege in Folge sprechen Bände. Erst am 24. November bei der einzigen Saisonniederlage (34:38 in Unterensingen), konnten die TSB-Angreifer nicht die ab und an fehlende Aggressivität in der Abwehr kompensieren. Aber auch daraus lernte der TSB: Beim 25:23 gegen den Verfolger TSV Wolfschlugen und beim höchsten Sieg in Hohenems (38:22) stand der Gmünder Abwehrblock felsenfest. Erst gegen die HSG Ostfildern (43:33) wurde wieder „geschludert“, dafür klingelte es vorne im 83-Sekunden-Takt.

„Der TSB hat das individuell bestbesetzte Team der Liga“, urteilten die gegnerischen Trainer in schöner Regelmäßigkeit. Zwei Akteure ragten heraus: Torwart Sebastian Fabian und Spielmacher Aaron Fröhlich, der in der Torjägerliste mit 139 Treffern ganz oben steht. „Dass Sebi und Aaron wieder zur alten Stärke zurückfanden, war ausschlaggebend für unsere Topserie“, sagt Klaus. Die Trainer (Schamberger kümmert sich um die Torhüter, wovon Nachwuchskeeper Giovanni Gentile sehr profitiert) haben mit ihrer Art der sensiblen Teamführung daran großen Anteil. Doch das verschweigt Klaus bescheiden. Auch bei Wolfgang Bächle, Sven Petersen, Dominik Sos, Jonas Waldenmaier, Jan und Felix Häfner sowie den Abwehrrecken Lukas Waldenmaier und Chistian Waibel war eine stetige Formsteigerung klar erkennbar. Ein weiterer Grund für den TSB-Aufschwung: Die Gmünder hatten bis auf Jan Häfner keine Verletzten zu beklagen. Das spricht auch für die gute Arbeit der medizinischen Abteilung. „Ich konnte eigentlich immer auf die Stammformation setzen“, sagt Stefan Klaus. In der Rückrunde will der Coach den jungen Spielern mehr Einsatzzeiten geben, auch die Bosnier Anis Bojic und Belmin Nadarevic werden im Frühjahr zurückerwartet. Neuzugänge in der Pause? „Ein weiterer Linkshänder wäre nicht schlecht“, meint Klaus – und Jürgen Rilli „schaut mal...“.

Auch im Pokal überzeugte der TSB. Nach Siegen beim TV Steinheim (35:30) und gegen den TSV Alfdorf-Lorch (37:26) stehen die Gmünder im Viertelfinale. Am 14. Januar um 16 Uhr geht es beim VfL Waiblingen um den Einzug ins „Final Four“. Zum ersten Punktspiel im Jahr 2019 muss das Klaus-Team am 25. Januar (20.30 Uhr) bei der SG Hegensberg-Liebersbronn antreten. Am 2. Februar (19.30) kommt der TSV Heiningen zum Topspiel in die Großsporthalle. Da kann eine Vorentscheidung fallen, wer direkt aufsteigt oder wer den Weg über die Relegation gehen muss.

Die Spieler-Bilanz des TSB (Spiele/Tore/davon Siebenmeter)
Torhüter: Sebastian Fabian 16/3; Giovanni Gentile 16/1.
Feldspieler: Aaron Fröhlich 16/139/36; Wolfgang Bächle 16/84; Dominik Sos 15/82/7; Sven Petersen 16/72; Jonas Waldenmaier 15/54; Felix Häfner 16/34; Yannik Leichs 13/14; Lukas Waldenmaier 16/14; Jan Häfner 10/11; Christian Waibel 15/6; Hendrik Prahst 7/4; Belmin Nadarevic 8/2; Anis Bojic 9/2; Lukas Kauderer 6/1.

© Gmünder Tagespost 30.12.2018 17:51