Knapp 25 Gmünder Fans hatten ihre Mannschaft auf die weite Fahrt nach Vorarlberg begleitet und sie wurden in keinster Weise enttäuscht. Von Beginn ließ die Klaus-Sieben keine Zweifel daran aufkommen, wer die Herrenriedhalle als Sieger verlassen würde. Dominik Sos eröffnete den Torreigen mit einem platzierten Wurf aus spitzem Winkel, nach dem kurzzeitigen Ausgleich stellten Sven Petersen und Aaron Fröhlich auf 1:3 (4.Minute). Während der TSB mit seiner Bestbesetzung – ausgenommen Hendrik Prahst und Lukas Kauderer, die mit den A-Junioren des TSV Bartenbach zeitgleich einen 48:22-Kantersieg gegen Fridingen/Mühlheim feierten – das Geschehen von Beginn an diktierte, machte den Hausherren die Personalnot erheblich zu schaffen. Drei mit einem Doppelspielrecht ausgestattete Akteure vom Kooperationspartner Bregenz HB waren ebenso nicht einsatzbereit wie der an der Patellasehne verletzte Neuzugang Christian Jäger und Stammtorhüter Roland Ropoli musste nach der blauen Karte im vorangegangenen Match auf der Tribüne Platz nehmen. Stark ersatzgeschwächt entfaltete nur ein Hohenemser konstant Torgefahr aus dem Rückraum: Der Litauer Dilys Daugirdas erzielte in den ersten 20 Minuten fünf der sieben Treffer gegen einen stabile Gästeabwehr, so dass sich der Rückstand anfangs noch einigermaßen in Grenzen hielt. Obwohl seine Mannen die Richtung klar vorgaben, war TSB-Coach Stefan Klaus nicht restlos zufrieden: „Wir haben aus meiner Sicht zu viele Rückraumtore bekommen und haben in der Abwehr oftmals den Schritt heraus zum Gegenspieler nicht gemacht.“ Obwohl Unruheherd Daugirdas erst mit zunehmender Spieldauer unter Kontrolle gebracht wurde, war die Gmünder Überlegenheit unverkennbar und jeder gegnerische Fehler wurde kaltschnäuzig bestraft. Mit schnellen Gegenstößen und bemerkenswerter Effizienz im Angriff schüttelte der TSB seinen Kontrahenten frühzeitig ab. Auch Tormann Sebastian Fabian beteiligte sich am munteren Toreschießen und traf mit seinem zweiten Versuch aus knapp 40 Metern zum 5:12 (16.) ins verwaiste Gehäuse. Schnell war klar: Hohenems war kein Maßstab für den Tabellenführer, der über seine kleineren Nachlässigkeiten nur müde lächeln konnte. Beispielsweise, als Jan Häfner einen Konter vergab oder Fröhlich einen Strafwurf erst im Nachwurf zum 11:18 (25.) verwandelte. Zwischen den Pfosten durfte sich Youngster Giovanni Gentile über viel Spielzeit freuen und musste in den letzten sechs Minuten vor der Pause kein einziges Mal hinter sich greifen. Auf der Gegenseite sorgten Jonas Waldenmaier sowie Jan Häfner für einen leistungsgerechten 11:20-Zwischenstand.
Auch im zweiten Durchgang blieb der TSB stets Herr der Lage. Hohenems verkürzte zwar zunächst durch die Treffer von Daugirdas und Spielertrainer Gernot Watzl, doch Fröhlich wiederum hatte mit zwei humorlosen Schlagwürfen die passende Antwort parat und stellte den Neun Tore-Abstand umgehend wieder her. Obwohl sich der Liganeuling weiterhin nach Kräften wehrte, stand fortan nur noch die Höhe des Resultates zur Debatte. Was den TSB-Trainer ganz besonders freute war, dass sein Team einen sehr reifen Auftritt ohne Schwächephase zeigte: „Im Unterschied zu manch anderem Spiel in der Vorrunde haben wir nicht nachgelassen und den Vorsprung kontinuierlich ausgebaut“, so Klaus. Beim 14:24 (35.) durch Sos lagen die Remstäler erstmals mit zehn Toren in Front, beim 15:30 (45.) standen dann sogar doppelt so viele Treffer wie auf dem Konto als beim Gegner. Der TSB präsentierte sich den knapp 300 Zuschauern ganz im Stile eines Spitzenteams: Konzentriert, kaltschnäuzig und mit viel Routine marschierten die Gmünder ihrem deutlichsten Pflichtspielerfolg seit April 2014 entgegen. Damals wurde, knapp einen Monat vor dem Oberliga-Aufstieg, der Absteiger HC Wernau mit 31:13 aus der eigenen Halle hinaus gefegt. Ebenso wie vor vier Jahren verdiente sich Dominik Sos Bestnoten beim Schützenfest, beim 19:35 (54.) gelang dem Rechtshänder sein 10.Torerfolg. Bei 16 Toren Differenz beließen es die gnadenlosen Gmünder, für die die einzige kleine Enttäuschung darin bestand, nicht die 40 Tore-Marke geknackt zu haben. Rückhalt Gentile durfte sich noch einmal auszeichnen, als er einen Siebenmeter von Daugirdas bravourös parierte (58.), ehe Jonas Waldenmaier vom Kreis den Schlusspunkt zum 22:38 setzte.
Mit dem dritten Sieg in Folge marschiert der TSB an der Württembergliga-Spitze weiterhin vorneweg, lediglich der punktgleiche TSV Heiningen kann derzeit Schritt halten. Der in Vorarlberg erzielte Kantersieg besitzt angesichts der ungleichen Kräfteverhältnisse allerdings nur eine geringe Aussagekraft. Stattdessen haben die Gmünder ihr nächstes Zwischenziel dicht vor Augen: „Wir wollen keine Punkte mehr liegen lassen und als Tabellenführer in die Winterpause gehen“, blickt Torgarant Sos voraus. Im Wege steht dabei nur noch die HSG Ostfildern, die am kommenden Samstag (19:30 Uhr) zum Jahresfinale in der Großen Sporthalle ihre Visitenkarte abgibt. „Ich bin froh, dass wir dieses Spiel so kurz vor Weihnachten noch haben“, betont Stefan Klaus, „denn wir sind gut drauf, haben keine Verletzungsprobleme und wollen unseren Lauf fortsetzen.“ Mit zwei weiteren Pluspunkten wäre die Bescherung bereits zwei Tage vor dem Fest gelungen, das weiß auch Sos: „Wir geben noch einmal Vollgas, um den ganz entspannt unterm Weihnachtsbaum zu feiern. Die folgende Pause wird uns gut tun, um den Reset-Knopf zu drücken und dann Mitte Januar mit dem gleichen Elan weiter anzugreifen.“
HCH: Julius Grießer. Christopher Winkler – Dilys Daugirdas (8/2), Dominik Wetzel (4), Gernot Watzl (3), Kevin Jenni (3), Manuel Maier (2), Johannes Nicolussi (1), Simeon Rappitsch (1), Rainer Nachbauer, Sebastian Wolfgang
TSB: Sebastian Fabian (1), Giovanni Gentile - Dominik Sos (10/4), Aaron Fröhlich (8/1), Jan Häfner (5), Sven Petersen (5), Felix Häfner (3), Wolfgang Bächle (2), Jonas Waldenmaier (2), Christian Waibel (1), Lukas Waldenmaier (1), Yannik Leichs
Siebenmeter: HCH 3/2 – TSB 6/5
Zeitstrafen: HCH 8 Minuten – TSB 2 Minuten
Schiedsrichter: Paul Berger, Giuseppe Tona (TV Brenz)
Zuschauer: 350
„Das Spiel über 60 Minuten beherrscht“ - Stimmen zum Spiel
Auf der Rückfahrt aus Vorarlberg herrschte im Gmünder Lager nüchterne Zufriedenheit, dass der TSB der eigenen Favoritenrolle gerecht geworden ist. Überbewerten wollte diesen Kantersieg aber niemand.
Gernot Watzl, Spielertrainer Hohenems: „Zum Rückrundenstart hätten wir wohl kein schwereres Los bekommen können. Gmünd ist einer der stärksten Anwärter auf den Meistertitel, wir haben diese Qualität erneut knallhart zu spüren bekommen. Nach der deutlichen Hinspielniederlage hatten wir uns viel vorgenommen, müssen aber neidlos anerkennen, dass der TSB erneut in allen Belangen eine Klasse besser war. Wir haben uns mit einer Rumpftruppe wacker geschlagen, aber Gmünd lässt sich die Kohlen natürlich nicht aus dem Feuer nehmen. Unser Fokus richtet sich jetzt schon auf das kommende Frühjahr. Um das Ziel Klassenerhalt noch zu realisieren, sollte sich aber endlich das Lazarett lichten. Nur mit einem vollen Kader können wir unser spielerisches Konzept umsetzen.“
Stefan Klaus, TSB-Trainer: „Wir haben nach vorne wahnsinnig effektiv gespielt, aber hinten aus meiner Sicht zu viele Rückraumtore kassiert. Dennoch haben wir uns frühzeitig einen Vorsprung erarbeitet und diesen kontinuierlich ausgebaut. Ehrlicherweise muss man erwähnen, dass es ein ganz anderes Spiel geworden wäre, wenn Hohenems personell aus den Vollen schöpfen kann. In der gegebenen Konstellation jedoch war es für uns eine leichte Hürde, die wir aber trotzdem sehr konsequent angegangen sind. Wir haben das Spiel über 60 Minuten beherrscht und unsere Aufgaben auf allen Positionen erfüllt, das war wirklich spitzenmäßig. Nun wollen wir unseren Lauf mitnehmen und daheim die weiße Weste wahren. Mit zwei weiteren Punkten gegen Ostfildern wäre unser erstes Halbjahr absolut perfekt.“
Dominik Sos, TSB-Torjäger: „Es war ein rundum gelungener Ausflug für uns. Das, was wir uns in drei Stunden Busfahrt gepredigt haben, haben wir auch aufs Feld gebracht. Mit einer stabilen Abwehr haben wir den Grundstein gelegt und nach der Pause genau dort weiter gemacht, wo wir zuvor aufgehört haben. Wichtig war, dass wir den Vorsprung nicht nur verwalten, sondern weiter ausdehnen. Wir sind konzentriert geblieben und haben das Spiel auch in dieser Höhe verdient gewonnen. So muss es und so soll es weitergehen.“
Lukas Waldenmaier , TSB-Abwehrspezialist: „Wenn man als Erster beim Letzten antritt, muss man dem Spiel seinen Stempel aufdrücken und hat es selbst in der Hand, wie sehr der Gegner zur Entfaltung kommt. Wir haben es geschafft, vom Anfang bis zum Ende die Spannung aufrecht zu halten. Da wir körperlich überlegen waren und Hohenems nur einen torgefährlichen Spieler in seinen Reihen hatte, war es insgesamt eine sehr dankbare Aufgabe für unsere defensive 6-0-Abwehr. Es war aber dennoch kein Selbstläufer. Wir müssen diese vermeintlich einfachen Spiele weiterhin konsequent angehen, um erfolgreich zu sein.“
Aaron Fröhlich, TSB-Regisseur: „Natürlich war dieser Gegner kein Gradmesser. Es hat sich gezeigt, dass wir in der Tabelle nicht zu Unrecht ganz oben und Hohenems ganz unten steht. Für uns war es sicher von Vorteil, dass wir die längeren Fahrten noch aus den Oberligajahren gewohnt sind und somit weniger Probleme hatten, in das Spiel hinein zu finden. Wir waren klar die bessere Mannschaft und haben es sehr souverän gestaltet.“
(Text und Bilder: Nico Schoch)