Hohe Fehlerquote wird gnadenlos bestraft
Im zwölften Saisonspiel hat es den TSB dann doch erwischt: Als "Nonplusultra" und "Übermannschaft" vom Hallensprecher empfangen, verließen die Gmünder später mit hängenden Köpfen die Bettwiesenhalle. Während Unterensingen den starken Eindruck der vergangenen Wochen bestätigte ist und zum siebten Male in Folge ungeschlagen blieb, war es für die Gäste ein bittere Rückschlag im Aufstiegsrennen. Stefan Klaus musste für sein Team eingestehen, "dass wir an diesem Tag einfach nicht gut genug waren, um Punkte mitzunehmen."
Der TSB hatte von Beginn an große Mühe mit dem Vorjahresdritten, der nach einem Fehlstart immer besser zu seiner Form findet. Die frühe Führung durch Jonas Waldenmaier wandelte der SKV in ein 2:1, ehe die Gmünder mit drei Toren in Folge zunächst den Maßstab für den weiteren Verlauf setzen. Mit einer konzentrierten Vorstellung gelang es dem Klaus-Team, jeweils einen Zwei Tore-Vorsprung aufrecht zu erhalten. Erkennbar war aber dennoch die Anfälligkeit für Konter, wodurch die Hausherren nach knapp einer Viertelstunde beim 10:10 erstmals wieder gleichzogen. Der wiedergenesene Dominik Sos und Rechtsaußen Wolfgang Bächle warfen ihre Farben aber umgehend wieder mit 10:13 in Front. Tormann Sebastian Fabian hielt seinen Mannen mit mehreren Paraden sowie einem gehaltenen Siebenmeter gegen Ex-Drittligaspieler Mike Pracht den Rücken frei. Obwohl sie sich nicht wirklich absetzen konnten, verliefen zumindest die ersten 25 Minuten durchaus nach Plan für die Gmünder. im ersten Durchgang, dennoch war bereits die Anfälligkeit für Konter zu erkennen. Den Unterensinger Anschlusstreffer beantwortete TSB-Spielmacher Aaron Fröhlich mit seinem bereits 100.Saisontor zum 14:16. Viereinhalb Minuten verblieben noch bis zur Pause, doch genau dieser kurze Zeitraum sollte sich als Wendepunkt erweisen. Der TSB verlor den Faden und machte einen ohnehin schlagkräftigen Gegner durch zahlreiche technische Fehler noch stärker. Die schnellen Gegenstöße und auch die zweite Welle spielte der SKV gnadenlos aus: Mit einem Doppelpack sorgte Johannes Hablitzel für den Ausgleich, Tobias Klenner dann sogar für das 17:16. Per Gewaltwurf traf Fröhlich zum 17:17, sein letzter Versuch vor der Pausensirene war allerdings zu hoch angesetzt.
Stefan Klaus´ Ansage in der Pause, die eigene Fehlerquote endlich zu minimieren, verhallte ungehört. Jonas Waldenmaier sorgte unmittelbar nach dem Seitenwechsel zwar noch einmal für die Gmünder Führung, dennoch kippte die Partie nun. Unterensingen gelang es nun stets, mindestens ein Tor vorzulegen. Sven Petersen konnte beim 21:21 letztmals ausgleichen, mit zwei weiteren Kontern stellten die Gastgeber auf 23:21 und so sah sich der TSB-Trainer zu einer Auszeit gezwungen. Obwohl Klaus in personeller Hinsicht nahezu aus den Vollen schöpfen konnte, brachten seine Umstellungen nicht den gewünschten Erfolg. "Sven Petersen lag unter der Woche mit Fieber im Bett und hat sich aufoperungsvoll reingehängt, war aber sicher nicht im Vollbesitz seiner Kräfte", so Klaus, der seinen Linkshänder in der Schlussviertelstunde vom Feld nahm und stattdessen Lukas Waldenmaier in den rechten Rückraum beorderte. Das Selbstverständnis der vergangenen Wochen, für alle Situationen eine Lösung parat zu haben, war verloren. Die nötige Konsequenz im Angriff fehlte dem TSB, auch weil Spielmacher Fröhlich trotz seiner neun Tore ebenso wie das ganze Team keinen guten Tag erwischt hatte. Youngster Yannik Leichs übernahm zwischenzeitlich Fröhlichs Rolle, aber ohne durchschlagenden Erfolg. Unterensingen beweis die bessere Tagesform und erspielte sich ein Drei Tore-Polster, das ausreichen sollte. Kreisläufer Jonas Waldenmaier und auch immer wieder Bächle hielten den TSB zwar bis zum 27:26 im Rennen, das Spielglück lag aber auf Seiten der Hausherren. Johannes Hablizel, die vergangenen sechs Jahre noch für Oberligist TV Plochingen aktiv, war ebenso nicht in den Griff zu bekommen wie auch der pfeilschnelle Tobias Klenner, der es am Ende auf zehn Treffer bringen sollte. Fröhlich hingegen scheiterte zweimal am starken SKV-Rückhalt Marc Vogel und verpasste den Ausgleich. Auf der Gegenseite wurde das Gmünder Risiko in Unterzahl bestraft, als Florian Mäntele mit einem Distanzwurf ins leere Gehäuse den alten Abstand wieder herstellte. Bis in die Schlussphase hinein agierten die Gmünder zu fehlerhaft, um die erste Saisonniederlage doch noch abzuwenden. Fabian vereitelte zwar noch zwei Konter, war dann aber doch machtlos, als der SKV mit dem 36:32 vier Minuten vor dem Ende alles klar machte. Bächle und Fröhlich verkürzten abermals, ehe Klenner den 38:34-Endstand markierte. Dass Dominik Sos nach Ablauf der Spielzeit aus sieben Metern an Vogel scheiterte, war nur noch eine Randnotiz. Die "Spitzmäuse" bejubelten ausgelassen ihren Coup gegen den Spitzenreiter, der unterm Strich hoch verdient war. Mit einem Lauf von 13:1 Punkten ist der SKV Unterensingen derzeit zweifellos die Mannschaft der Stunde, als Tabellensechster aber weiterhin sieben Zähler von der Tabellenspitze entfernt.
Für den TSB bedeutete die erste Niederlage im 14.Pflichtspiel unter der Regie von Stefan Klaus einen Rückschlag, aus Trainersicht aber dennoch kein Beinbruch. "Unsere 20:4 Punkte kommen nicht von ungefähr, wir sind immer noch in guter Position", so Klaus, der mit einem Lächeln hinzufügte, "dass die Liga so vielleicht noch ein bisschen interessanter wird." Die Gmünder grüßen weiterhin von der Spitze, allerdings haben der TSV Wolfschlugen und TSV Heiningen nun gleichgezogen und die nächsten beiden Prüfsteine stehen unmittelbar bevor. Kommenden Samstag steht das stets brisante Derby bei der SG Lauterstein auf dem Programm, eine Woche darauf das Topspiel in heimischer Halle gegen Wolfschlugen. "Um eine Chance zu haben, müssen wir auf jeden Fall unsere Fehlerquote minimieren", fordert Klaus.
SKV: Marc Vogel, Edis Camovic – Tobias Klenner (10/2), Johannes Hablizel (7), Simon Hablizel (6), Maximilian Schlau (5), Florian Mäntele (4), Mike Pracht (3/1), Jannik Buck (2), Oliver Hihn (1), Lukas Keppeler, Tim Paßmann, Moritz Bürker
TSB: Sebastian Fabian (1), Giovanni Gentile – Aaron Fröhlich (9/1), Wolfgang Bächle (7), Jonas Waldenmaier (6), Dominik Sos (5/1), Sven Petersen (4), Yannik Leichs (1), Jan Häfner (1), Lukas Kauderer, Hendrik Prahst, Christian Waibel, Lukas Waldenmaier, Felix Häfner
Siebenmeter: SKV 5/3 – TSB 4/2
Zeitstrafen: SKV 8 Minuten – TSB 10 Minuten
Schiedsrichter: Edmund Krieg (TV Mögglingen), Lars Stief (TSV Bartenbach)
Zuschauer: 350
"Ein Dämpfer zum richtigen Zeitpunkt" - Stimmen zum Spiel
Erstmals in dieser Saison ist der TSB leer ausgegangen. Unterensingen bejubelte einen unterm Strich verdienten Heimerfolg gegen den Aufstiegsaspiranten. Die konsternierten Gmünder hingegen sparten nicht an Selbstkritik, ertrugen ihre erste Niederlage aber dennoch mit Fassung.
Steffen Rost, SKV-Trainer: "Um ein Spitzenteam wie Gmünd zu schlagen, muss vieles zusammenkommen. Bei uns hat fast alles funktioniert, was wir uns vorgenommen haben. Unsere Verteidigung hat dafür gesorgt, dass die starken Spieler im gesamten Gmünder Rückraum sich nur selten durchsetzen konnten und wir immer wieder Ballgewinne verzeichnen konnten. Es war ein brutal intensives Spiel, Gmünd hat uns alles abverlangt und wir haben ihnen alles abverlangt. Wir mussten einen hohen Kraftaufwand betreiben und sind deshalb sehr froh über die beiden Punkte, auch wenn das Spiel aus meiner Sicht nicht so klar war, wie es der Vier Tore-Abstand am Ende aussagt. Dennoch haben wir in der Tabelle noch genügend Abstand zur Spitze und das noch aufzuholen, ist kein ganz realistisches Ziel."
Stefan Klaus, TSB-Chefcoach: "Dass ich Unterensingen zu einem verdienten Sieg gratulieren muss, tut mir am meisten weh. Denn wir haben viel zu viele Fehler gemacht und es an diesem Tag auch nicht verdient, dieses Spiel zu gewinnen. Erschwerend hinzu kam, dass wir mit Klenner und Hablizel die überragenden Einzelspieler nicht in den Griff bekommen haben. Bei uns hätte alles funktionieren müssen, damit wir 39 Tore schießen. Wir dürfen uns trotzdem nicht verrückt machen lassen. Wir haben gegen eine Mannschaft verloren, die nach einem unglücklichen Fehlstart in die Spur zurückgefunden hat und mit einer solchen Top-Leistung sicherlich kein Heimspiel mehr abgeben wird. Dass wir mal wieder ein Spiel verlieren, habe ich sicher nicht gehofft, aber es war irgendwann auch mal wieder zu erwarten. Wir werden hoffentlich positiv gestärkt aus diesem Dämpfer herauskommen und kommende Woche in Lauterstein alles daran setzen, um wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren."
Johannes Hablizel, SKV-Torgarant: "Wir wollten unsere Chancen eiskalt nutzen, das ist uns gelungen. Den misslungenen Saisonstart haben wir weggesteckt, jetzt läuft es richtig gut und wir dürfen nach dieser starken Leistung zurecht nach oben blicken."
Yannik Leichs, TSB-Youngster: "Nach dem Spiel war die Stimmung natürlich ganz unten, aber es war vielleicht ein Dämpfer zum richtigen Zeitpunkt. Wir haben es nicht geschafft, Lücken in die gegnerische Abwehr zu reißen und insgesamt zu viele falsche Entscheidungen getroffen. Letztendlich haben wir zu wenig den Kampf angenommen, um den Rückstand noch aufzuholen."
Jonas Waldenmaier, TSB-Kreisläufer: "Wir waren in den vergangenen Wochen auf einem sehr guten Weg. Nun aber hatten wir einen schlechten Tag, an dem einiges zusammenkam. Wir haben zu viele technische Fehler gemacht. Hätten wir unsere Leistung zu 100 Prozent abgerufen, hätte es wahrscheinlich anders ausgesehen."
Wolfgang Bächle, TSB-Rechtsaußen: "Das ist eine neue Situation für uns, weil wir schon lange kein Spiel mehr verloren haben. 34 Tore müssen eigentlich reichen, um auswärts zu gewinnen und dennoch haben wir zurecht verloren. Der Knackpunkt waren unsere vielen Ballverluste, mit denen wir den Gegner zu Tempo-Gegenstößen und einfachen Toren eingeladen haben. Die Unterensinger haben einen super Lauf, die volle Halle hat sicher noch einmal für einen Adrenalinschub gesorgt. Wir müssen anerkennen, dass der Gegner dieses Mal besser war, doch im Rückspiel werden wir uns revanchieren."
Aaron Fröhlich, TSB-Spielmacher: "Das war einer dieser Tage, an denen es nicht so läuft wie man es sich vorstellt. Die Niederlage schmerzt nicht nur aufgrund unserer Situation, in der wir ganz vorne dabei bleiben wollen. Unsere Leistung war nicht gut, auch für mich persönlich war es kein Glanztag. Im Angriff haben wir zu wenig Druck aufgebaut und die Zweikämpfe nicht richtig geführt, so dass sich die gegnerische Abwehr nicht fürchten musste und brillieren konnte. An dem Punkt, als wir knapp im Rückstand waren, hätte ich mir gewünscht, dass wir selbstsicherer auftreten und auf das Selbstvertrauen der vergangenen Wochen zurückgreifen. Das haben wir nicht geschafft und so waren wir am Ende auch nicht mehr in der Lage, zurückzuschlagen."
(Text und Bilder: Nico Schoch)