Der TSB erledigt seine Hausaufgaben - aber nicht fehlerfrei

Der Erfolgslauf hält weiter an: Auch im Auswärtsspiel beim Tabellenvorletzten SG Herbrechtingen-Bolheim ließ der TSB Gmünd nichts anbrennen und erarbeitete sich mit dem letztlich ungefährdeten 35:21-Erfolg seinen vierten Sieg in Serie. Lange Zeit hatte das Team von Trainer Stefan Klaus dabei allerdings mehr Mühe, als es das deutliche Endresultat aussagt.

Nahezu in Bestbesetzung hatten die Gmünder den Weg ins Brenztal angetreten. Lediglich Doppelspielrechtler Hendrik Prahst stand nicht zur Verfügung. Jan Häfner wiederum kehrte nach überstandener Daumenverletzung in den Kader zurück, fand sich aber zunächst auf der Ersatzbank wieder und verfolgte von dortaus die beeindruckende Anfangsphase seiner Kollegen. In der ersten Viertelstunde ließ der TSB keinerlei Zweifel an seiner Favoritenrolle aufkommen und dominierte das Geschehen. Mit einem 5:0 sorgten die Gäste schnell für klare Verhältnisse, Tormann Sebastian Fabian war erst nach acht Minuten mit einem Siebenmeterwurf zu überwinden. Beinahe ohne Gegenwehr durften die Gmünder schalten und walten, gegen die Durchschlagskraft des Rückraum-Trios Dominik Sos, Aaron Fröhlich sowie Sven Petersen fand die SG zunächst keine Mittel. Nach knapp einer Viertelstunde besorgte wiederum Kreisläufer Jonas Waldenmaier, von Fröhlich glänzend in Szene gesetzt, das 10:3. Schon jetzt erkannten die knapp 250 Zuschauer in der Bibrishalle, dass die Hausherren in spielerischer Hinsicht keinen Gradmesser für den formstarken Oberliga-Absteiger darstellten. "Wir müssen kratzen, beißen und kämpfen", hatte Interimstrainer Michael Kling im Vorfeld angekündigt. Doch erst langsam kämpfte sich sein Team in die Partie hinein und vermochte es dann mit zunehmender Spieldauer, dem TSB einige Steine in den Weg zu legen. Insbesondere die Manndeckung gegen Fröhlich verfehlte ihre Wirkung nicht, nur fünf weitere Treffer gelangen den Gmünder bis zur Pause. Mit mehr Konsequenz im Abschluss wäre mehr möglich gewesen, so aber verlor die Klaus-Sieben allmählich den Schwung ihres starken Starts und machte sich das Leben selbst schwer. Der Gastgeber verkürzte durch einige Rückraumtreffer, die TSB-Abwehr musste Schwerstarbeit verrichten. Völlig überzeugend war die Leistung der Gäste nicht. So blieb der anfängliche Fünf Tore-Unterschied weiterhin konstanter Maßstab der ersten Hälfte. In äußerst turbulenten Schlusssekunden bot sich der SG sogar noch die Chance, auf drei Tore zu verkürzen: Am Ende eines langen Angriffs versenkte Ex-TSBler Janis Bauer einen Freiwurf zwar sehenswert im Winkel, doch die Unparteiischen hatten den Ball noch nicht freigegeben. Aufgrund lautstarker Reklamation handelte sich Kling an der Seitenlinie eine Zeitstrafe gegen das eigene Team ein, im zweiten Anlauf beförderte Bauer den direkten Freiwurf weit über das Ziel.

 

Was die Herbrechtinger vor der Pause verpasst hatten, holten sie nach dem Seitenwechsel nach und lagen beim 16:14 wieder in Schlagdistanz. Die Begegnung drohte zur Zitterpartie zu verkommen, doch im genau richtigen Moment vermochten es die Gäste, die Zügel wieder anzuziehen. Beim 17:15 und 19:16 konnte die SG noch ansatzweise mithalten. Dann jedoch parierte Fabian den Strafwurf von Dominik Weller, im direkten Gegenzug brachten Sos und Waldenmaier den Sechs Tore-Vorsprung und damit die Sicherheit zurück ins Gmünder Spiel. In der 42.Minuten gelang der für die Moral wichtigste Treffer: Trotz doppelter Unterzahl verzeichnete der TSB einen immens wichtigen Ballgewinn, mit einem erfolgreichen Distanzwurf ins verwaiste gegnerische Gehäuse markierte Sos das 16:23. In der Folgezeit verkam die zuvor hart umkämpfte Begegnung zu einer eintönigen Angelegenheit. Per Konter sorgte Lukas Waldenmaier erstmals für ein Zehn Tore-Polster und spätestens als Fröhlich neun Minuten vor dem Ende seinen einzigen Siebenmeterwurf kaltschnäuzig zum 30:20 verwandelte, war die Messe gelesen. Für Trainer Stefan Klaus einmal mehr eine willkommene Gelegenheit, den Akteuren aus der zweiten Reihe Spielzeit zu verschaffen. Doch warum überhaupt zweite Reihe? Auch die spät eingewechselten Gmünder fügten sich nahtlos ein und trugen ihren Teil zu einem souveränen Auswärtserfolg bei, auch wenn die Partie natürlich längst entschieden war. Jan Häfner gelang bei seiner Rückkehr direkt ein Treffer, Torwarttalent Giovanni Gentile konnte sich mit drei Paraden auszeichnen und mussten in den letzten sieben Spielminuten kein einziges Mal mehr hinter sich greifen. Auf der Gegenseite schraubte die torhungrige TSB-Offensive das Resultat weiter in die Höhe, 15 Sekunden vor dem Ende setzte Jonas Waldenmaier den Schlusspunkt zu einem mehr als standesgemäßen 21:35-Resultat.

 

Der vierte Sieg in Folge war letztlich ein ungefährdeter für den TSB, dennoch auch verbunden mit einem Warnschuss. Ein stärkerer Gegner hätte zu Beginn des zweiten Durchgangs sicherlich mehr Kapital aus seiner Aufholjagd schlagen können, so aber veredelten die Gmünder ihren lange Zeit mühevollen Auswärtsauftritt mit dem bislang höchsten Saisonsieg und bleiben weiterhin ungeschlagen. Abgesehen von der zwischenzeitlichen Passivität im Abwehrverhalten, fand TSB-Trainer Stefan Klaus daher kaum Kritikpunkte und sprach von einem "vollkommen verdienten Sieg, auch wenn bei weitem nicht alles perfekt war." Sein Gegenüber, SG-Interimscoach Michael Kling, musste neidlos anerkennen, dass die Gmünder für den abstiegsbedrohten Gastgeber eine Nummer zu groß waren: "Phasenweise war zu sehen, wozu die Mannschaft in der Lage sein kann, doch gegen einen absoluten Top-Gegner hat uns das nötige Glück gefehlt."

 

Für den auf Platz zwei vorgerückten TSB fällt der souveräne Auswärtssieg unter die Kategorie Pflichtsieg, weshalb Stefan Klaus auch direkt auf den kommenden Samstag richtete. Mit der viertplatzierten MTG Wangen wartet in heimischer Halle ein weitaus größeres Kaliber auf die derzeit so erfolgsverwöhnten Gmünder. "Eine Schwächephase dürfen wir uns gegen Wangen nicht erlauben", warnt Klaus im Hinblick auf das bevorstehende Spitzenspiel: "Um diesen wiedererstarkten Gegner in die Schranken zu weisen, müssen wir über 60 Minuten in der Abwehr überzeugen und auch das Umschaltspiel wieder zügiger zu gestalten."

 

SG: Steffen Stängle – Janis Bauer (5), Luca Hauser (3), Martin Mäck (3), Dennis Wurelly (3), Fabian Kresse (2), Steffen Zeiher (2/2), Robert-Pavel Rugaci (1), Dominik Weller (1), Hannes Baur (1), Till Klotzbücher

TSB: Sebastian Fabian, Giovanni Gentile – Dominik Sos (9), Aaron Fröhlich (8/1), Sven Petersen (5), Jonas Waldenmaier (5), Wolfgang Bächle (4), Lukas Waldenmaier (2), Yannik Leichs (1), Jan Häfner (1), Anis Bojic, Belmin Nadarevic, Christian Waibel, Felix Häfner

Siebenmeter: SG 3/2 – TSB 1/1

Zeitstrafen: SG 10 Minuten – TSB 6 Minuten

Schiedsrichter: Eduard Huber, Beck Smakaj (TSV Süßen)

Zuschauer: 250

 

"Einen solchen Einbruch dürfen wir uns nicht noch einmal erlauben" - Stimmen zum Spiel

Der am Ende deutlich ausgefallene Favoritensieg ließ keine zwei Meinungen zu. Nach der gelösten Pflichtaufgabe richteten die Gmünder ihren Blick umgehend nach vorne auf die bevorstehenden, deutlich schwereren Aufgaben. Das sagten die Akteure nach der Partie.

 

Stefan Klaus, TSB-Trainer: "Nach dem vermeintlich sicheren Vorsprung haben wir ein wenig die Aggressivität in der Abwehr vermissen lassen, waren zu passiv und haben Herbrechtingen zu einfachen Rückraumtoren eingeladen. Zu Beginn der zweiten Hälfte haben wir den Gegner damit unnötig stark gemacht. Wichtig war, dass wir in puncto Effektivität an die bisherigen Saisonspiele angeknüpft und aus 50 Angiffen 35 Tore erzielt haben. Nun erwarten uns die richtungsweisenden Partien, die zeigen werden, ob wir uns tatsächlich ganz oben in der Tabelle halten können. Zunächst haben wir uns ein schönes Heimspiel gegen Wangen zurechtgelegt, einen wiedererstarkten und sehr eingespielten Gegner."

 

Michael Kling, Interimscoach der SG Herbrechtingen-Bolheim: "Wir wollten das Spiel so lange wie möglich offenhalten, bis zur 40.Minute ist uns das ganz gut gelungen. Phasenweise war zu sehen, wozu die Mannschaft in der Lage sein kann. Der TSB war und ist aus meiner Sicht der Top-Favorit auf den Aufstieg. Das einzige, was diesem Team gefährlich werden könnte ist, dass die Breite auf hohem Niveau fehlt und ein Ausfall schnell schwer wiegen könnte. Für uns wird es nach dieser Niederlage nicht einfacher. Der Plan bis Weihnachten muss aber sein, mit mindestens noch zwei Siegen das Tabellenbild positiver zu gestalten. Natürlich glaube ich weiterhin an die Mission Klassenerhalt. Wir kennen die Situation zu Genüge und werden gemeinsam als Team durch diese schwere Zeit gehen."

 

Jürgen Rilli, Sportlicher Leiter des TSB Gmünd: "Wir haben in diesen 60 Minuten wirklich alle Phasen erlebt. Der Start war sehr überzeugend und selbst der gegnerische Abwehrblock hat unsere attraktive Spielweise und die Tore mit Beifall belohnt. Danach haben wir allerdings gemerkt, dass uns selbst ein vermeintlich schwächerer Gegnmer große Probleme bereiten kann, sobald wir einen Gang zurückschalten und nicht gänzlich konsequent sind. Dieser Lernprozess, dass wir mit nur 80 Prozent Einsatz nicht bestehen können, ist aktuell unsere wichtigste Erkenntnis. In dem Moment, in dem die Abwehr stabil stand und beide Torhüter mehrmals parierten, sind wir wieder besser ins Spiel gekommen. Was die Mannschaft in den letzten 20 Minuten geleistet hat, war einfach überragend."

 

Sven Petersen, TSB-Rückraumspieler: "Wir mussten eine schwierige Situation meistern, weil jeder von uns einen Pflichtsieg erwartet hat. Wenn wir in unserer schwachen Phase ein paar Treffer mehr kassiert hätten, wäre das Spiel möglicherweise anders ausgegangen. Am Ende haben wir es aber souverän heruntergespielt und sind jetzt bereit für Wangen."

 

Jan Häfner, zurückgekehrt nach Verletzungspause: "Für mich persönlich war es schön, dass ich nach acht Wochen Pause die Chance erhalten habe, wieder ins Team zurückzufinden. Wenn es gut läuft, wird man natürlich von der positiven Stimmung mitgetragen. Mannschaftlich war es eine gute Leistung. Doch dass wir nach dem hervorragenden Start kurzzeitig zusammengebrochen sind, kann ich mir nicht so richtig erklären. Zum Glück haben wir es aber wieder geschafft, den Kampf anzunehmen und das Spiel für uns zu entscheiden. Im Ganzen war es ein sehr souveräner Sieg, doch noch einmal dürfen wir uns einen solchen Einbruch nicht erlauben."

 

Dominik Sos, erfolgreichster Gmünder Torschütze: "Unser Rückraum ist derzeit in guter Form, wir bringen unsere Dynamik ins Spiel und nutzen die dadurch entstandenen Räume. Hundertprozentig überzeugend war unsere Leistung lange Zeit nicht, Herbrechtingen hat nie aufgesteckt und so hätte es noch einmal richtig spannend werden können. Um gegen stärkere Gegner zu bestehen, müssen wir künftig das Tempo über 60 Minuten hoch halten und auch in der Abwehr entschlossener auftreten. Die Konsequenz ist das Schlüsselwort."



(Text und Bilder: Nico Schoch - Textveröffentlichung und/oder der Zitate für weitere Veröffentlichung, auch auszugsweise, nur auf Anfrage!)