Der TSB demontiert den Vizemeister

Mit einer auf ganzer Linie überzeugenden Kollektivleistung hat der TSB Gmünd seinen Erfolgslauf fortgesetzt. Bei der HSG Langenau/Elchingen erzielten die Blau-Gelben einen auch in dieser Höhe vollkommen leistungsgerechten 38:30-Erfolg, der amtierende Vizemeister war chancenlos. Der TSB blieb auch im siebten Ligaspiel unter der Regie von Trainer Stefan Klaus ungeschlagen -und sendete mit diesem Kantersieg zugleich ein eindrucksvolles Zeichen an die Konkurrenz.



"Über 60 Minuten hinweg gesehen war das unsere bislang beste und auch konstanteste Saisonleistung", resümierte Stefan Klaus nach Spielende hochzufrieden. Für den Gmünder Chefcoach war das Gastspiel in der Langenauer Pfleghofhalle zugleich eine Rückkehr zur alten Wirkungsstätte, so war Klaus doch in der Rückrunde 2000/01 ein halbes Jahr für die HSG am Ball: "Ich habe sehr gerne vor diesem enthusiastischen Publikum gespielt und damals nach meiner Verletzung wichtige Spielpraxis gesammelt." Auch an den vergangenen Samstagabend wird der 41-Jährige wohl gerne zurückdenken. "Langenau ist in eigener Halle eigentlich sehr schwer zu schlagen", musste Klaus noch einmal betonen. Doch sein Team hatte beim vermeintlichen Härtetest gegen den Zweiten der Vorsaison über weite Strecken leichtes Spiel.

 

Die Gmünder Vorstellung im ersten Durchgang war lehrbuchmäßig. Dank der Durchschlagskraft von Aaron Fröhlich und Sven Petersen lagen die Gäste von Beginn an in Front. Die HSG konnte bis zum 5:3 (5.) nur einigermaßen Schritt halten, in der Folgezeit sorgte der TSB für klare Verhältnisse und erspielte sich nach 13 Minuten erstmals einen Fünf Tore-Vorsprung. In der Anfangsphase hatten die Stauferstädter zwar noch Schwierigkeiten, Langenaus "schnelle Mitte" zu unterbinden. "Langenau lebt von diesen Gegenstößen durch die Mitte", so Klaus, doch mit zunehmender Spieldauer schafften es seine Mannen, den Gastgebern den Wind aus den Segeln zu nehmen und die pfeilschnellen Außenspieler nicht mehr zur Entfaltung kommen zu lassen. Hochkonzentrierte Gmünder, die mit Ausnahme von Kreisläufer Hendrik Prahst, der aus privaten Gründen passen musste, in Bestbesetzung angetreten waren, offenbarten ein enormes Leistungsvermögen. Kaum technische Fehler, praktisch kein Fehlwurf im Verlauf der ersten Hälfte und zwischenzeitlich auch das nötige Abschlussglück verhalfen dem TSB zu einem sicheren Polster. Während der starke Tormann Sebastian Fabian zweimal nacheinander auch das Aluminium auf seiner Seite, sprang Fröhlichs zweiter Siebenmeterwurf vom Innenpfosten zum 15:8 ins Netz. Die Gmünder trafen quasi nach Belieben, über 17:9 (21.) und 22:12 (27.) wurde das Resultat immer weiter in die Höhe geschraubt. "Das läuft wie am Schnürchen", meinten einige der knapp 450 Zuschauer anerkennend. Langenau hatte der spielerischen Dominanz der Gäste erschreckend wenig entgegenzusetzen und verzeichnete offensiv nur eine allzu geringe Durchschlagskraft. Der TSB profitierte einmal mehr von der überragenden Spielsteuerung durch Aaron Fröhlich, der seine Nebenspieler im Rückraum ebenso wie die Kreisläufer immer wieder gut in Szene setzte – und mit acht eigenen Treffern im ersten Durchgang selbst äußerst torgefährlich war. Den Dreh- und Angelpunkt des Gmünder Spiels bekamen die Langenauer zu keiner Zeit unter Kontrolle. Die Machtdemonstration des Oberliga-Absteigers beim amtierenden Vizemeister wurde mit der 24:13-Pausenführung belohnt – zweifellos war es die beste Halbzeit des TSB seit langem. Zum Vergleich: Bei den bisherigen beiden Auswärtsspielen in Ostfildern und Heiningen standen jeweils zum Spielende 25 Gmünder Treffer zu Buche. Die Vorentscheidung war damit bereits gefallen.

 

So genügte der Klaus-Sieben nach dem Seitenwechsel eine Leistung im Schongang, um den deutlichen Vorsprung souverän zu verwalten und zwischenzeitlich sogar auf 13 Tore auszubauen. Immer wieder waren es Sven Petersen und Felix Häfner, welche die HSG-Defensive düpierten. Spannung keimte in keinster Weise mehr auf, bei den Zwischenständen von 17:30 (39.) und 20:33 (46.) bahnte sich für Langenau/Elchingen ein Debakel ein heimischer Halle an. TSB-Trainer Klaus nutzte die günstige Gelegenheit, um munter durchzuwechseln und jedem seiner Akteuere Spielpraxis zu verschaffen. Rechtsaußen Belmin Nadarevic zahlte das Vertrauen mit seinem Treffer zum 21:35 zurück, damit erreichte die Gmünder Überlegenheit elf Minuten vor dem Ende ihren Höhepunkt. Dass die Remstäler in der Schlussphase schwächelten und die HSG das Resultat zumindest ein wenig aufhübschen durfte, war durchaus zu verschmerzen. "Wir wollten Kraft sparen und alle Spieler möglichst gleichmäßig belasten", gab Klaus später zu Protokoll: "Jeder Einzelne braucht die Spielminuten und die Erfahrungen, um uns zukünftig weiterhelfen zu. Außerdem war es klar, dass Langenau irgendwann eine Reaktion zeigen muss." Auf den erhofften 40.Treffer warteten die knapp 50 mitgereisten Gästefans deshalb vergeblich. Felix Häfner sorgte mit seinem siebten Torerfolg an einem für das gesamte Team rundum gelungenen Abend für das 38:28, in den verbleibenden zwei Spielminuten gelang Langenau/Elchingen ein wenig Ergebniskosmetik hin zum 38:30-Endstand. Ein kleiner Wermutstropfen bedeutete es aus Gmünder Sicht, dass Lukas Kauderer nach einer Wurfaktion unglücklich aufkam und verletzt vom Feld musste. "Es ist vermutlich nichts schlimmes, nach einer Woche Pause wird alles wieder gut sein", äußerte sich der 18-Jährige aber zuversichtlich.

 

Mit dem Auswärtserfolg, der in dieser Deutlichkeit nicht zu erwarten war, manifestiert der TSB seine Position als Spitzenteam und ist mit 12:2 Punkten vorerst auf Rang zwei vorgerückt. "Unsere Ausbeute ist absolut in Ordnung und entspricht unserem Leistungsvermögen, aber um auf die Tabelle zu schauen, ist es noch ein wenig zu früh", sagte Stefan Klaus mit gewohnter Zurückhaltung. Nur so viel ließ sich der Trainer entlocken: "Dieser Sieg tut richtig gut im Hinblick auf die kommenden Aufgaben. Wir haben uns in Position gesetzt und unter Beweis gestellt, dass wir zurecht vorne dabei sind." Sein 18-Jähriges Rückraumtalent Yannik Leichs bringt das Selbstvertrauen innerhalb der Mannschaft auf den Punkt: "Wir können mit diesem Saisonstart sehr zufrieden sein. Jetzt wollen wir dafür sorgen, dass es möglichst lange bei nur zwei Minuspunkten bleibt." Am kommenden Wochenende sind die Gmünder spielfrei, eine Woche darauf folgt bei der SG Herbrechtingen-Bolheim das nächste Auswärtsspiel. Doch zunächst einmal richtet sich der Fokus auf das bevorstehende Derby im Verbandspokal gegen den TSV Alfdorf/Lorch (Dienstag, 20 Uhr / Große Sporthalle). "Wir wollen diese Aufgabe konzentriert angehen und zuhause siegen", so gibt Stefan Klaus die klare Devise voraus: "Die Begegnung besitzt für uns zwar nicht den Stellenwert eines Ligaspiels, aber dennoch nehmen wir den Pokalwettbewerb sehr ernst und wollen diesen vernünftig nutzen, um unseren Spielrhythmus beizubehalten." Immerhin bietet sich dem TSB auch die Chance, ins Verbandspokal-Viertelfinale einzuziehen. Die Favoritenrolle werden die Gmünder vor dem Dienstagabend wohl kaum ablegen können – erst recht nicht, nach der eindrucksvollen Vorstellung in Langenau.

 

HSG: Markus Hinkelmann, Jan Schönefeldt – Jan Schaden (5/1), Lars Braun (5/1), Fabian Buntz (4), Henrik Schenk (3), Jens Heinrich (3), Philip Renner (2), Simion Buck (2), Kai Thieringer (2), Simon Schmiedel (2), Felix Junginger (1), Simon Schorn (1), Daniel Ruoff

TSB: Sebastian Fabian, Giovanni Gentile – Aaron Fröhlich (11/4), Felix Häfner (7), Wolfgang Bächle (6), Sven Petersen (6), Dominik Sos (3), Yannik Leichs (2), Belmin Nadarevic (1), Lukas Waldenmaier (1), Jonas Waldenmaier (1), Anis Bojic, Christian Waibel, Lukas Kauderer

Siebenmeter: HSG 3/2 – TSB 4/4

Zeitstrafen: HSG 6 Minuten – TSB 4 Minuten

Schiedsrichter: Michael Hommel, Simon Jakober (FSG Donzdorf/Geislingen)

Zuschauer: 450

 

"Den Gegner 45 Minuten lang beherrscht" - Stimmen zum Spiel

 

Keine zwei Meinungen gab es nach einer über weite Strecken sehr einseitigen Begegnung. Entsprechend zufrieden und zuversichtlich, aber auch selbstkritisch äußerten sich die Gmünder Hauptakteure nach ihrem deutlichen Auswärtserfolg an der Nau.

 

Stefan Klaus (TSB-Trainer): "Wir waren torgefährlich von allen Positionen und haben es vor allem geschafft, mit der schnellen Mitte Langenaus Hauptstärke einzudämmen. Unser Rückzugsverhalten war hervorragend, die Jungs haben alle Vorgaben umgesetzt. Es war eine rundum gute Vorstellung, weshalb ich in keinster Weise den Finger in die Wunde legen möchte. Dass die Differenz am Ende deutlicher hätte sein können, ist überhaupt nicht schlimm. Ich bin einfach sehr froh, dass wir zwei wichtige Auswärtspunkte beim letztjährigen Tabellenzweiten mitgenommen haben. Wir haben den Gegner frühzeitig auf Distanz gebracht und diesen Vorsprung zu verwalten, ist keine Selbstverständlichkeit. Dass wir den Vizemeister 45 Minuten lang beherrscht haben, stimmt uns sehr positiv."

 

Yannik Leichs (TSB-Eigengewächs, zwei Tore): "Wir haben das Spielgeschehen von Beginn an diktiert und nicht mehr aus der Hand gegeben. Wenn wir in der zweiten Hälfte mit voller Stärke weitergemacht hätten, hätten wir noch deutlicher gewinnen können. So ist es für Langenau am Ende ein beschönigendes Ergebnis. Wir sind trotzdem vollzufrieden und es ist natürlich besonders schön für uns junge Spieler, dass der Trainer durchwechseln kann und jeder Einzelne genügend Spielpraxis erhält."

 

Dominik Sos (dreifacher Gmünder Torschütze): "Dass wir die erste Halbzeit dermaßen dominieren würden, damit war nicht zu rechnen. Bei uns hat alles gepasst, alle Zahnräder haben optimal ineinander gegriffen. Wir haben uns viele freie Wurfchancen erspielt, fast alle genutzt und eine grundsolide Abwehr gestellt. Der deutliche Vorsprung hat uns zusätzliche Sicherheit gebracht. Zur Halbzeit war das Spiel bereits entschieden."

 

Lukas Kauderer (TSB-Rückraumspieler): "Wir haben eine spitzenmäßige erste Halbzeit gespielt. Vor allem die Abwehrleistung war top. In der Defensive haben wir anfangs ein paarmal geschlafen, uns danach aber gesteigert. Wenn du bereits zur Pause mit elf Toren Unterschied führst, hast du eigentlich alles richtig gemacht. Über den Start mit 12:2 Punkten können wir uns nicht beschweren, das sieht sehr gut aus und so darf es gerne weitergehen."


(Text und Bild: Nico Schoch)